Wünsche

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Die Bibliothek ließ Dís für meine Feier herrichten. Keine bessere Örtlichkeit hätte sie wählen können, denn in kaum einem Raum fühle ich mich wohler als hier. Kerzen brennen überall, das Feuer im riesigen Kamin verbreitet eine wohlige Wärme und auf dem sonst mit Pergamenten, Karten, Büchern und allerlei Gerätschaften vollgestellten langen Tisch wurde so viel Essen serviert, als erwarte sie den ganzen Berg zu Gast. Kuchen und Kekse, Pasteten, Aufläufe, Obst – getrocknet sowie frisch -, Brot, noch dampfende Brötchen, Fisch, Schweinebraten, eine ungeteilte Gans, Puddingtaschen. Pfannkuchen mit Apfelmus. Fleischklöße. Lieblicher Wein und herbes Bier und Met zum Trinken und oh so vieles mehr, dass es Euch mit der Zeit langweilen oder mit knurrenden Mägen zur Speisekammer treiben würde, wenn ich alles aufzählte, zauberte Bombur, der gerade einen letzten Kümmelkuchen auf den zuletzt noch einzig freien Platz stellt.

Unzweifelhaft in Gedanken dies bereits mit Genuss verschlingend, stehen all die wundervollen Zwerge, die ich kennenlernen durfte, um den Tisch herum und applaudieren mir, als wir eintreten. Verlegen senke ich den Blick. So viel an Aufmerksamkeit ist mir unangenehm, aber an solch einem Tag muss ich diese wohl und mit allen Übeln erdulden.

Dís greift jedoch ermutigend nach meiner Hand und lässt das Unbehagen zumindest ein wenig schwinden, indes sie mich weiter in den Raum hinein führt und letztendlich an der Stirnseite der Tafel platziert. Glücklich lächelnd lasse ich den Blick über die Anwesenden gleiten. Alle sind sie hier. Jassin, Fenna, andere Mädchen und Knechte des Hauses, Yrsa, die Meister Skirr, Brander, Rogni und Norgrim des Hohen Rates, Hagrid, Bombur, Bofur, Oin, Gloin, Dori, Nori, Ori, Balin, Fili, Kili, sogar Lórid und Ibûna aus den Feuerhallen blieben nach dem Fest zu Ehren Thorins Hallen hier, um meinen Geburtstag mit mir zu feiern. Nur zwei derer die ich liebe, und an diesem Tag gern um mich hätte, fehlen.

Einer von ihnen zieht mit schmerzenden Herzen durch die kalte Wildnis und allein der Gedanke an ihn und welch schreckliche Gefahren er begegnen könnte, quält das meine. Der andere jedoch - nun, eines Königs unwürdig ist es, einer Feierlichkeit wie dieser beizuwohnen ... so zumindest rede ich mir ein. Wichtige Aufgaben werden ihn davon abhalten. Vielleicht sieht er unsere Verbindung nicht als vertraut genug an, um mir seine hohe Ehre zu erweisen. Nach dem folgenschweren Vorfall, aufgrund dessen Dwalin ging, stellte er mich zudem vorerst vom Dienst frei. Selten sahen wir uns seither und wechselten nur wenige Wörter währenddessen. Absichtslos jedoch die Geschehnisse und ihre Auswirkungen zu thematisieren, die spürbar zwischen uns verweilen wie dichte Nebelschleier an einem kalten Herbstmorgen. Ich weiß gleichwohl nicht, ob sein Gewissen ein Gespräch versucht, zu vermeiden, ob es ihn nicht interessiert oder er die Verantwortlichkeit nicht ebenso - und sei es auch nur ein klein wenig - bei sich sucht, dass sein Freund uns verließ.

Wie dem auch sei, er wird seine Gründe haben nicht hier zu sein und keinerlei Schuld trifft die dagegen Anwesenden, die es daher nicht verdienen, dass sich meine Stimmung deswegen trübt. Darum schnell schiebe ich die schwermütigen Gedanken beiseite und lächle weiter glückstrahlend.

Diener schenken jedem ein Glas Wein ein, indes Dís erneut meine Hand nimmt. Warm und voller Liebe und Stolz ist ihr Blick, mit dem sie mich betrachtet. „Eigentlich", so beginnt sie schließlich, „hatte die Ansprache, derer ich die Ehre habe heute auf dich zu halten, einen anderen Inhalt als nun. Ereignisse traten ein, die es nötig machten zu warten, jedoch die Zeit wird kommen." In Rätseln spricht sie, aber keinerlei Gelegenheit lässt sie mir, um nachzufragen. „Bereits bei unserer ersten Begegnung spürte ich, Großes wird dich erwarten und formen und ich glaube, im Namen aller hier zu sprechen, wenn ich sage, es war uns eine Ehre, dass wir dich während der zurückliegenden Jahre begleiten, leiten und dir Beistand leisten durften. Eine Frau bist du nun. Kein Kind mehr. Ab jetzt allein verantwortlich für deine Taten, kannst auf Reisen gehen, selbst über dein Vermögen walten, öffentliche Ämter annehmen, wählen, wer dir als Gemahl oder Gemahlin auf deinem weiteren Weg zur Seite stehen darf, eigene Kinder bekommen, denen du eine großartige Mutter sein wirst."

Sie holt mit einem wehmutschweren Seufzer Atem. „Ich hoffe und wünsche dir so sehr, dass du dein Glück finden wirst, wie auch immer es Eru Ilúvatar und Mahal für dich vorgesehen haben und erhoffe, wir dürfen dich weiterhin begleiten, leiten und dir Beistand leisten."

Zu Tränen rührten mich ihre Worte und gerne gebe ich das Versprechen, unwissend dessen, was noch kommen mag, aber niemals könnte ich mich von ihnen abwenden, der Schmerz ihres Verlustes wär zu groß in meinem Herzen, als dass ich ihn überleben könnte.

Dís lächelt und greift in die Tasche ihres Kleides, um daraus ein rotes Seidenband hervorzuziehen. „Rein und frei von allem tratst du heute Morgen in die Mündigkeit ein und es ist Tradition, dass Familie und Freunde dir hilfreiche Wünsche mitgeben, symbolisiert durch etwas, mit dem wir dein Gewand schmücken. Sie sollen dich führen und unterstützen." Bisher nicht bekannt war mir dieser Ritus, aber er ist kraftvoll in seiner Einfachheit, das spüre ich sofort, nachdem sie mir das Band um den rechten Arm schnürte. Jassin tritt als zweite vor und befestigt mit wenigen Stichen eine Borte aus auf dunkelblauem Grund goldbestickten Rosenranken am Kragen. Balin überreicht mir eine Anstecknadel in der Form einer hellblauen Kornblume, Yrsa einen dunkelgrünen Gürtel, Gloin eine Schärpe, auf der das Wappen meines Hauses gestickt wurde - ein Schattenwolf, der den Mond mit seinem Geheule huldigt. Überwältigende Geschenke und sie symbolisierende Wünsche werden mir zuteil an diesem Tag und ein freudvolles Fest mit vielen lustigen Gesprächen und Anekdoten, nicht nur aus meinem Leben, Speis und Trank und Lachen wird es.

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Trunken vom schweren Wein und seit vielen Tagen wieder heiterer Stimmung, die die Angst vor der bevorstehenden Nacht schmälert, betrete ich erst spät abends mein Gemach. Ein Feuer brennt als einzige Lichtquelle wärmend in dem der Tür gegenüberliegenden Kamin. Im flackernden Zwielicht scheint alles vertraut und so, wie ich es heute früh verließ, jedoch sofort fällt mir eine kleine Holzschatulle auf, die scheinbar mit voller Absicht unübersehbar auf der Bettdecke platziert wurde.

Begierig zu entdecken, was sich wohl darin befinden mag, lasse ich mich nieder und nehme das Kästchen vorsichtig zur Hand. Faszinierend sind die mit eindeutiger großer Sorgfalt und Liebe zum Material eingebrachten Schnitzereien, die zwei in sich gedrehte Bäume mit starken Wurzeln und üppiger, weitverzweigter Krone zeigen, die einen beinahe geschlossenen Kreis bilden. Einer von ihnen trägt Blätter aus warmen Gold, die des anderen schimmern in hellem Silber. Die Bäume Laurelin und Telperion sind es unverkennbar, die einst vom ewigen Land Valinor aus die Welt beschienen. Nach ihrer Zerstörung durch die Dunkelheit des Bösen vor langer, langer Zeit, entstanden aus mit letzter Kraft gespendeter Frucht und Blüte Sonne und Mond. Heilig sind die Bäume daher allen Wesen, denen sie das Licht von Tag und Nacht verdanken, so auch den Zwergen.

Ehrfürchtig streichen die Fingerspitzen über die Verzierung, bemerken eine kleine Kurbel an der Seite und gleiten dann zu der bronzenen Schließe, damit sich der Deckel öffnen lässt. Ein kleines schwarzes Pferd mit gleichmäßiger Blesse und einen ebenfalls weißen Stiefel am hinteren Linken der kräftigen Beine springt mir entgegen und galoppiert zu einer wunderschönen Melodie – friedlich und dennoch kraftvoll, hell wie Silber und freudig wie das Lachen eines Kindes - im Kreis. Eigenartig bekannt kommt sie mir vor, jedoch so von Gespinsten verklebt wie aus einer Illusion entsprungen, die ich vor langer Zeit erträumte.

„Eine Spieluhr", hauche ich bezaubert.

„Ich hoffe, sie gefällt dir." Zutiefst erschrocken fahre ich herum und greife nach dem Dolch, den Dwalin mir einst schenkte und der immer zur Hand auf dem Nachttisch liegt, als plötzlich eine Stimme aus der Dunkelheit dringt. Kampfbereit starre ich zum Sessel, der dem Kaminfeuer zugedreht steht und somit den wohl darin Sitzenden bislang vor meinen Augen verbarg. Er erhebt sich langsam und kaum einen Atemzug später senke ich den Dolch wieder und zudem ehrfürchtig und entschuldigend den Blick, erkenne ich doch die vertraute Statur Thorins schnell, obwohl sie sich nurmehr verschwommen gegen den flackernden Schein des Feuers abzeichnet.

„Mein Herr verzeiht, dass ich euch bisher nicht entdeckte." Er schreitet näher, die Schritte gedämpft durch den dicken Teppich. Die Matratze beugt sich seinem Körper, als er ihn auf dem Bett mir gegenüber niederlässt. Ich getraue mir nicht aufzusehen. Selten bis nie sucht er die Gemächer der Dienerschaft auf, meine erst recht nicht, ziemt es sich doch nicht für eine Frau Männer, und sei es auch der König, in ihnen zu empfangen.

„Gefällt dir dein Geburtstagsgeschenk?", fragt er schließlich offenkundig mit Verweis auf die Spieluhr, die inzwischen verstummte. Der Blick heftet sich erneut an die Schatulle in der einen und bemerkt den noch immer gehaltenen Dolch in der anderen Hand. Hastig lege ich ihn beiseite.

„Sie ist von Euch?" Fragen bräuchte ich nicht, offensichtlich ist dies, jedoch die Wertschätzung dieser schlichten gleichwohl kostbaren Aufmerksamkeit drängt mich dazu, es genau zu wissen. Thorin antwortet nicht, sondern beugt sich zu mir hinüber, um an der kleinen Kurbel zu drehen. Knackend zieht sich das Spielwerk wieder auf und als er sie loslässt, galoppiert das Pferd erneut zur erklingenden Melodie. Khajmel soll sie unzweifelhaft ähneln, dem Hengst, den er mir einst ebenfalls schenkte.

„Ich hatte gehofft, sie gefällt dir." Noch immer sehe ich nicht auf, obwohl seine Stimme schmerzhaft und kaum für mich ertragbar enttäuscht klingt. Zu düster und schwer hängt das Geschehene weiterhin zwischen uns. Rasch die Zweifel tilgen wollend, streiche ich über den goldenen Rand und nicke eifrig. „Aber ja Herr, sie ist außergewöhnlich schön und von unschätzbarem Wert für mich. In Ehren halten werde ich sie mein Leben lang." Ausgesprochen steif-förmliche Worte, wie nicht nur mir jäh gewahr wird. Seit vielen, vielen Jahren schon nicht mehr richtete ich solcherlei an ihn. Von Respekt und Höflichkeit, der Ehrfurcht seiner Königswürde und Verehrung der Verdienste als Krieger war unser Umgang gleichwohl geprägt, jedoch eine gewisse Leichtigkeit ließ er dennoch besonders in vertrauter Umgebung zu.

Thorin seufzt schwer und streckt die Hand nach mir aus. Leicht streifen schwielige Finger meine Wange, greifen das Kinn und zwingen mich mit der Vehemenz eines Herrschers ihn endlich anzusehen. „Du bist noch böse auf mich." Eine bloße Feststellung dessen, was ich gerade für ihn fühle, ist es, die ich gleichwohl bisher selbst nicht als solche erkannte. Niemals zuvor hegte ich Groll gegen ihn und so ganz weiß ich nicht, ob dieser überhaupt berechtigt ist. Ja, er wollte uns für die Liaison bestrafen, etwas, dass wohl weder Dwalin noch ich noch ihr erwartet hättet, jedoch sein Recht und seine Pflicht war es. Wir missachteten Gesetze mit den leichtfertigen Taten, freilich auch in der Hoffnung, dass er die Verbindung gutheißen wird. Die letztendliche Entscheidung, dieser komplett und für immer zu entsagen, war indes ausschließlich die meine. Allein mit ihr habe ich Dwalin von meiner Seite und aus den heimatlichen Hallen vertrieben. Böse auf mich müsste er demnach sein, und nicht ich auf ihn, denn das Fehlen des Generals der Königsgarde und Mitglied des Rates auf unbestimmte Zeit birgt so einige Misslichkeiten in sich.

„Verzeih mir bitte, nicht so fern, wie er nun klafft, plante ich, den Bruch zu treiben. Trotzdem lag er in meiner Absicht, wollte ich dich doch nur schützen." Die beunruhigende Verwirrung über die Erläuterung ist mir wohl allzu deutlich anzusehen, denn erneut tasten raue Finger nach der Wange und streichen versöhnlich darüber, bevor er sie eingängiger ausführt. „Natürlich war mir schon seit langer Zeit bewusst, wie viel Dwalin dir bedeutete und das dies auf Gegenseitigkeit beruhte. Eindeutig niemanden anderes als dich schloss der verschlossene Krieger enger in sein Herz und freilich sind mir die vernarrten Blicke zwischen euch nicht entgangen. Nichtsdestominder platzierte ich ihm beim letzten Ball an meine Seite, um mir deren ganz sicher zu sein, und du enttäuschtest mich nicht. Als ich euch dann sah ... zusammen ... in diesem Gang ... zu vertraut miteinander umgehend, als das noch irgendwelche Zweifel hätten bestehen können, da ..." Er stockt, senkt den Kopf, scheinbar so, als schäme er sich der nächsten Worte oder benötigt einen Moment, um sie zu bedenken. „Ich reagierte zornig, ja, aber großes Unheil sah ich auf dich zukommen und daher harsch war mein Urteil, das dich, um es abzuwenden, letztendlich dazu bewegte, euch für immer zu entzweien, jedoch nur zu deinem Besten."

Weiterhin verwirrt mich die Erläuterung, obwohl er sich redlich bemühte die Situation zu erläutern. Ich schüttle daher den Kopf und Thorin schaut wieder auf, eine Traurigkeit im Blick, die ich noch nie in seinen Augen schwimmen sah. „Dwalin ist ein Krieger. Fähig, ja, stark, von Mahal mit bemerkenswertem Kriegsgeschick gesegnet ... aber ein Krieger. Du sahst deine Mutter unter der niemals vergehenden Trauer um deinen Kriegervater leiden, du erlebtest mit, wie Dís in die Dunkelheit des Kummers um Vilí fiel und mit welchen Qualen sie den Schmerz ihn verloren zu haben erduldet, wie Fili und Kili, als die Söhne eines Kriegers, seinen Verlust beklagt haben."

Langsam beginne ich zu verstehen. „Ich will dich davor beschützen, irgendwann einmal ein ebensolches Leid erfahren zu müssen." Seine Sorge rührt mich zutiefst. Nachvollziehen kann ich sie. Auch für ihn waren Verluste und das Mitansehen des Kummers von Schwester und Neffen gramvoll zu ertragen. Dwalin von meiner Seite zu nehmen, das einzige Mittel, um mir diesen Schmerz zu ersparen, denn gewiss ist er. Nur sehr wenige Krieger sterben alt und gebrechlich auf ihrem Totenbett und dem Schwert abzuschwören ist ausgeschlossen, besonders für ihn.

Aufkommende Tränen verschleiern die Sicht und ich senke den Blick auf die Spieluhr, die noch immer in meinen Händen ruht. Stil und kostbar. Wie konnte ich ihm nur böse sein. „Habt vielen Dank, Majestät. Sie ist wirklich bezaubernd und Ihr habt mir eine sehr große Freude bereitet. In Ehren werde ich sie halten." An dem begeisterten Lächeln ist erkennbar, dass ihm die Bekundung nun zufriedenstellt.

„Ich habe gleichwohl noch etwas für dich", offenbart er dann allerdings unversehens mit verschmitzten Glitzern in den Augen und greift unter eines der Kissen, um ein längliches Päckchen hervorzuziehen. Nicht damit rechnete ich, noch mehr von ihm zu bekommen, aber er erklärt dies sofort, als er es überreicht. „Natürlich ist mir das Ritual der Wünsche bekannt und auch wenn du solcherlei schon reichlich an deinem Ehrentag erhalten hast, wie man an der opulenten Verzierungen sehen kann, so möchte ich dir gleichermaßen einen übergeben."

Vorsichtig öffne ich das Päckchen und vor Überraschung und Ehrfurcht versagt die Fähigkeit des Atmens. „Majestät, das ... durch welche Ehre hab ich solcherart Geschenk verdient?!" Er lächelt verzückt ob des Erstaunens und nimmt eine der damit gewürdigten Armschienen aus dunkelblauem Leder an sich. „Keine traditionelle Verzierung für ein Kleid ist es, aber auch du bist eine Kriegerin und gehuldigt werden sollte dieser Stellung und der erbrachten Leistungen."

Behutsam nimmt er meinen Arm und legt sie mir an. Das Schnüren mit dem Lederband das durch etliche goldene Ösen gefädelt werden muss, ist langwierig, aber geduldig, mit der gebührenden Konzentration und von Erfahrung sprechendem Geschick, dabei in Gedanken seinen Wunsch für den weiteren Lebensweg an mich übergebend, schafft er es schließlich. So bezaubernd ist sie, dass ich den Blick gar nicht mehr abwenden kann. Ein Platte aus Messing liegt auf dem Leder. In sie geätzt wurden eingefasst von einer Borte aus verkettenden Knoten sich geordnet verzweigende Äste, an denen zarte Blätter sprießen und in deren Schutz zwei Raben verweilen. Bequem ist sie, dick gepolstert, aber dennoch nicht starr, perfekt geeignet zum Kampf mit Schwert und Bogen und bestmöglich das darunter liegende Fleisch schützend.

„Vielen Dank, Majestät", raune ich, nicht fähig unter den fließenden Tränen der Rührung mehr zu sagen, und stattdessen, denn minder scheint mir die Anerkennung der Kostbarkeit über den materiellen Wert hinaus, umarme ich ihn. Er erstarrt ob der überrumpelnden Geste, aber nur kurz, dann schließt er die Arme ebenso um mich, drückt meinen Leib so enger an den seinen. Warm ist er. Flammend gar, als sei er gerade erst der feuerheißen Esse unseres Schöpfers entstiegen. Stark und unnachgiebig wie Stein. Beschützt und wohl fühle ich mich in seiner Umarmung, und so verweilen wir, bis Dunkelheit, der jeder Schrecken genommen wurde, beginnt uns zu umschließen.


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