War es ein Traum?
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Schwer und von einem dumpfen Pochen erfüllt, als hätte ich zu viel eines gehaltvollen aber zur Maßlosigkeit verleitenden schmackhaft süßlichen Weines am Abend zuvor genossen, fühlt sich der benebelte Kopf beim Erwachen. Trunken bin ich von der Leidenschaftlichkeit, die Thorin und ich teilten. Berauscht ob seiner Berührungen und dem stürmischen Feuer in mir, die diese entfachten. Gleichwohl weiterhin trotz aller Nachwirkungen unersättlich dürstend nach den flammenden Küssen, Lauten des Vergnügens und dem Empfinden, dass das Streichen seiner Hände entlang nackter Haut erweckte.
Behäbig nur gelingt es, die Beine über den Rand des Bettes zu schieben. Die unangenehme Kälte des Steinbodens lässt mich erschaudern. Schon so oft nahm ich mir vor, Felle oder einen Teppich besorgen zu lassen, damit sie mir nicht allmorgendlich den ersten Schrecken des Tages einjagt. Jedoch aller Voraussicht nach werde ich künftig nicht mehr allzu viele Nächte in meinen eigenen Gemächern verbringen, waren sie doch in letzter Zeit bereits rar, und Thorins Schlafstube ist mit solcherlei reichlich ausgestattet.
Froh darüber, dass es heute nur eine einzige Besprechung zu bewältigen gilt, richte ich mich dennoch ansehnlich her. Ein Kleid in Thorins Lieblingsfarben, blau und gold, lege ich an, trage eine Ölmischung aus Lavendel, Wachholderbeere, Rosmarin und Jasmin für Haare und Bart auf und flechte mir eine Kette aus Perlen in die hochgesteckte Frisur. Schließlich mit seinem Aussehen zufrieden lächelt mir das eigene Spiegelbild zu und die Melodie der geschenkten Spieluhr, die mich seit meinem Geburtstag jeden Morgen erheitert, verklingt abrupt, kurz bevor ich meine Gemächer verlasse.
Der Kopf schmerzt nicht mehr ganz so arg, als ich mich an den Tisch in der Gesindeküche niederlasse, an dem nur noch wenige Hausangestellte ihr Frühstück einnehmen. Die meisten von ihnen sind bereits mit der Erledigung ihres Tageswerks beschäftigt. Gespannt verfolge ich das Gespräch zwischen Bofur und dem alten Hofschreiner, in dem es um einen kleinen Überfall von Orks auf eine der Handelkarawanen in das benachbarte Reich der Feuerbärte geht. Kaum von Bedeutung war er, schnell von unseren Kriegern abgewendet, die die geringe Anzahl von Feinden ohne eigene Verluste erschlugen, dennoch bereit er Sorgen.
Zwölf Jahre ist es her, dass wir einen erbitterten Kampf gegen die Orks im nahen Abendrotgebirge führten, viele Horte aushoben und die Verbliebenen ihrer verdammten Rasse schwächten. Keine Erwartung hatten wir, dass sie den Gefilden westlich des Nebelgebirges, in denen Nester existieren, die wohl so groß sind wie Zwergenhallen, lange fern bleiben, gleichwohl ihre Rückkehr bereits nach so kurzer Zeit frustriert. Sobald Thorin davon erfährt, wird er Truppen ausschicken, um die hoffentlich erst langsam neu erstarkenden Brutstätten frühzeitig zu bekämpfen. Seinen General und Heeresberater bräuchte er eigentlich für die Planung und Ausführung, jedoch verweilt dieser noch immer im Nirgendwo.
Zum wiederholten Male wie bereits auf den Weg hierher, überprüfe und richte ich das Aussehen, bevor ich die Tür zum großen Beratungssaal durchschreite. Anwesend sind längst alle Ratsmitglieder, ihre Handlanger, eigene Beiräte und Schreiber. Gloin, Rogni und Brander sowie einige andere, die mir wohlgesinnt gegenübertreten, begrüßen mich mit einem respektvollen Kopfnicken. Abarron und sein Berater Mordred, beide mir bis in die Tiefen des Herzens verhasst, bekunden ebenso ihrige Abneigung mit diffamierenden Blicken. Gewohnt bin ich sie gleichwohl und keinerlei Beachtung wert. Meine neue Stellung als Rechte der Hand des Königs sah der Meister des Handels und Handwerks eigentlich für seinen ältesten Sohn vor und so wie mir von Norgrim – dem Meister der Flüsterer - zugetragen wurde, investierte er selbst für seine Verhältnisse nicht gerade geringe Summen in die Bestechung von hochrangigen Personen, die Thorin dahingehend beeinflussen sollten.
Mein Recht sowie Privilege in dieser Stellung ist es unter vielen anderen, als eine der letzten zu den Ratssitzungen zu erscheinen. Balin folgt mir wenig später nach und erst einige Minuten darauf Thorin. Respekterbietend, egal ob ihm loyal ergeben oder nicht, erheben sich die Anwesenden, um sich vor ihren König zu verbeugen. Würdevoll bedankt er sich für das Kommen und als ich unter schweren Wimpern aufschaue, verweilt sein Augenmerk nur kurz auf mir, jedoch ein kaum merkliches Zucken der Mundwinkel verrät, dass er den Blick wohl bemerkte. Er bittet, sich zu setzen. Was erwartete ich auch, welch zu früher Abweichendes mehr an Aufmerksamkeit er mir sonst schenken würde. Viel zu auffällig wäre eine Veränderung des Verhaltens. Doch obwohl ich dies weiß, schwer fällt es mir, ihn nicht ab und an genauer zu beobachten. Jede Bewegung, jedes Wort und jede Geste, die an den zurückliegenden Abend erinnert, entfacht eine Welle an Gefühlen. Zu unterbinden bemühe ich mich, jedoch immer intensiver breitet sich ein angespanntes Kribbeln in meinem Unterleib aus. Unruhig werdend rutsche ich auf den Polstern herum, schlage die Beine übereinander, versuche den Atem zu kontrollieren und die Gedanken mit der Vorstellung von dreckigen Orks, stinkenden Wargen oder an einen nackten Abarron abzulenken.
Endlich findet die Beratung ein Ende und Thorin entlässt die Anwesenden ... alle, außer mich. Ungewöhnlich ist dies nicht, öfters bespricht er Beschlüsse und aus ihnen zu erlassene Dekrete direkt im Anschluss zu den Ratssitzungen mit mir. Eigenwillig ist er in manchen Formulierungen, will die Begründungen noch erweitern oder gibt weitere Anweisungen zur Umsetzung. Als er jedoch bittet zu bleiben, springt mein Herz unübersehbar vor Freude.
Allerdings nur solcherlei scheint er mit mir erörtern zu wollen. Um einiges enttäuscht mich dies schon, denn sind wir doch nun vollkommen allein und indes ein klein wenig mehr an Aufmerksamkeit könnte er mir durchaus schenken.
„Außerdem würde ich dich bitten, das Geheiß unverzüglich an Bifur zu überstellen. Er soll die Statik der Brücke sofort überprüfen und gegebenenfalls Maßnahmen ableiten. Müsste dies notwendig werden, sollen ihm Mittel und Arbeiter ohne erneute Anhörung zur Verfügung gestellt werden." Die Ellenbogen auf der Tischplatte abgestützt und die Hände lässig vor dem Gesicht zusammengefaltet, konzentriert er sich ganz auf meine während der Sitzung angefertigten Notizen. Vermerken müsste ich mir seine Anweisung eigentlich, jedoch kaum vermag ich seinen Worten zu folgen. Viel zu sehr geistern entgegengebrachte Ignoranz und gleichsam die Fantasien ob seiner Erscheinung im Kopf umher. Habe ich unsere Übereinkunft und das Zusammensein, welches mir doch so real vorkam, etwa nur geträumt?!
„Hast du das mitgeschrieben?" Die plötzliche Frage reißt ein Loch in die Gedanken. „Ja ... Majestät", lüge ich ob der Angst vor Strafe stammelnd. Er schaut auf, sieht das leere Pergament vor mir, betrachtet dann mich und wider Erwarten weder verärgert noch tadelnd lächelt er stattdessen freundlich.
„Du sollst mich doch Thorin nennen, wenn wir allein sind." Ich blinzle verwundert, denn abrupt verschwunden sind alle Zweifel. „Ich dachte ...", stottere ich dennoch ungläubig. „Du dachtest was? Das es ein Traum war?"
Zaghaft nicke ich, erstaunt ob der richtigen Vermutung, und er lächelt erneut, anders diesmal, vergnügt, ja, beinahe von Stolz berührt, erhebt sich langsam, kommt näher, beugt sich zu mir herunter und küsst mich. Zärtlich nur und sanft. Nichts weiter als ein Hauch von Berührung.
„Hat es sich denn angefühlt wie Einbildung?", flüstert er gegen meine Lippen und bettet eine Hand an die Wange. Der warme Atem beschert mir einen Schauder, der unvermittelt zwischen den Beinen eine äußerst verheerende Wirkung schöpft. „Ich weiß es nicht. Schon oft fantasierte ich von Euren ... von deinen ... Berührungen und einem Beisammensein, so intensiv mitunter, dass ich kaum mehr Traum von Wirklichkeit zu unterscheiden vermochte."
Eine seiner Augenbrauen hebt sich vor Überraschung darüber. Jedoch Weiteres funkelt zugleich in seinen Augen auf, lässt den Blick plötzlich unheilvoll wirken. Nur zu gut kenne ich das Begehren, die unbändige und gefährliche Gier eines Zwerges, und besonders die seine, Leib und Seele sich verzehrend nach der auserwählten Kostbarkeit. So vielen Dingen galt sie bereits, edlen Steinen, Gold, Macht und verlockender Reichtum, jedoch bisher niemals mir in solch einer Ausprägung. Gleichwohl unerwarteterweise keine Angst schürt das unverhohlene Verlangen. Im Gegenteil, ebensolcher Stolz, wie er ihn empfand, beschwört es herauf. Als eine Ehre sehe ich es an, dass ein König, jemand, der Frauen mit einem lapidaren Schnipsen seines Fingers in sein Bett einladen könnte, gerade mich begehrt.
„Erzähl mir von ihnen", bittet er und lässt fordernde Fingerspitzen abwärts über empfängliche Haut und den Ansatz der Brüste gleiten, schließlich sie verharren lassend an der Spitzenborde des tiefen Ausschnittes. Ihr Weilen bereitet Qualen, weiß ich doch, obwohl ihre Fertigkeiten noch nie dort erfahren dennoch, was sie bewirken können. Hitze steigt allein bei den Gedanken in mir auf, angeheizt zusätzlich von den Fantasien, die ich mir in Erinnerung rufe, um sie ihn zu erzählen.
„Ich träumte davon, wie du mich küsstest. Überall." Thorin brummt genüsslich und bettet den Mund an meinen Hals. Saugt und knabbert und lässt die Zungenspitze die Erregung kosten, die lodernd beginnt den Körper zu ergreifen. „So?", fragt er neckend. Ich stöhne als Antwort und er gleitet angespornt weiter abwärts, folgt mit Lippen und Zunge dem Pfad, den seine Finger vorgaben, verweilen dort, wo sie noch immer liegen. „Mehr ...", raune ich, lüstern danach, dass er weiter geht. Wie verflogen sind die bisherigen Bedenken. Begehrt werden will ich und mit aller Macht und Unbedachtheit nach Befriedigung giert die Sehnsucht.
Jedoch Thorin entfernt sich plötzlich wenn auch spürbar widerstrebend von mir. „Nicht hier", haucht er. Gleichwohl die Enttäuschung währt nicht lange, denn von zwei starken Armen werde ich emporgehoben und auf die Kante des Tisches abgesetzt. Eine bequemere Position wollte er nur einnehmen. Unverhohlen drängt er sich inmitten der Beine und beginnt erneut die eindeutig zu wenig freiliegende Haut mit seinen Lippen zu verwöhnen.
„Was habe ich noch in deinen Träumen getan?", fragt er schließlich zwischen gehauchten Küssen, die die Rundungen der geschnürten Brüste erkunden, die sich durch erregt flachen Atem schnell heben und senken. „Wie deine Hände ... über die nackte Haut strichen", stammle ich, kaum mehr in der Lage überhaupt irgendeinen klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn, ihn zu formulieren.
„So?", fragt er, schiebt neckende Finger unter den Rocksaum und tasten sich dennoch vorsichtig, unsicher gar, empor. Dieses Mal jedoch hindere ich ihn nicht daran. Zärtlich erkunden die rauen Kuppen, an der rechten Hand sehr viel härter als an der linken, die nackte Haut der unwillentlich zitternden Beine, verweilen schließlich an den Knien, denn erst eine gestöhnte Antwort meinerseits bekundet die erforderliche Erlaubnis, auf die er sehnsüchtig wartete, um sie weiter aufwärts gleiten zu lassen.
Er tritt näher heran, indes sich der Stoff der Röcke um seine Handgelenke bauscht. „Thorin", raune ich, als die Hitze und Härte seiner Mitte, sogar durch das dicke Leder der Hose hindurch, dicht der meinen spürbar wird. Er wendet das Interesse von der Liebkosung der Brüste hin zu meinem Angesicht. Plötzlich ernst blickt er. „Ich habe wohl bemerkt, dass du dir während der Besprechung vorgestellt hast, wie ich all diese Dinge und offenkundig noch viel, viel mehr mit der tun werde. Deine Unruhe, die fiebrige Röte deiner Haut, der ferne Blick, die Versuche dir selbst Erleichterung zu verschaffen ... allzu auffällig war das Verhalten." Eine deutliche Mahnung liegt in der Feststellung. Die Aufmerksamkeit anderer könnte das Betragen ebenso auf sich ziehen und sie zu Mutmaßungen verleiten, aus denen zwangsläufig Gerüchte entstehen. Aufpassen müssen wir, damit unsere Vereinbarung weiterhin geheim bleibt. „Verstehe", gelobe ich Besserung, obwohl sie schwerfallen wird.
Er küsst mich daraufhin. Erst sanft, zurückhaltend, liebevoll gar, jedoch hart und von erneut aufflammender Erregung gepackt, nachdem ich mich ihm ohne Scheu oder Bedacht entgegendränge, drohend den letzten Rest klaren Verstand zu verlieren, als wir uns schließlich berühren. Ich schlinge die Arme um seinen Hals, unverhohlen fordernd, dass er sich ja keinen Deut von mir entfernen soll, genau so verharren soll, obwohl Gier und Lust doch nach viel mehr verlangen. „So willig", raunt er und schiebt die Finger weiter hinauf. Nur einen Hauch entfernt von meinem unter den Röcken immer bloßen Geschlecht verweilen sie erneut. Ich spüre die Hitze seiner Hand bereits. Das Brennen der Erregung tief in mir, das ihn von Sehnsucht getrieben näher ziehen will.
Plötzlich jedoch, stört ein von der Tür kommendes Geräusch und treibt uns hastig auseinander. Ein Klopfen. Energisch ist es nicht, höflich und mit Befangenheit getätigt eher, darum wissend, dass ihre Majestät bei wichtigen Arbeiten, die Konzentration und Ruhe erfordern, nicht gestört werden möchte. Thorin zieht mich von der Tischkante und setzt sich wieder auf seinen Stuhl, während ich Röcke und Ausschnitt richte, darauf hoffend, dass der Störenfried die Zeichen der Erregung, die vor allem das Angesicht unzweifelhaft und nicht so leicht zu verbannen überziehen, nicht bemerken wird.
Durch einen prüfenden Blick scheint Thorin dies Risiko jedoch als gering einzuschätzen, denn kaum liegt der Stoff der Röcke wieder sittsam geordnet, bitte er herein. Dori ist es, der eine große Pergamentrolle mit sich führt und sich nach dem Eintreten tief vor uns verbeugt. „Was gibt es?", brummt unser Herr und schaut verärgert über die Belästigung. Gleichwohl ist er dies immer, wenn seine Arbeit durch Ersuchende unterbrochen wird.
„Verzeiht die Störung, Majestät, aber Meister Skirr bat mich, Euch wie verlangt die Pläne der beschädigten Hauptbrücke im Westviertel zu bringen, damit ihr sie begutachten und an die Baumeister weiterleiten könnt." Dori ist die Brummigkeit gewöhnt und schon lange berührt oder verunsichert sie ihn nicht mehr so wie zu Anfang seines Dienstes. Gut, zuverlässig und mit hohem Pflichtbewusstsein erledigt er seine Arbeit. Thorin deutet mir mit einem Kopfnicken an, dass ich das Gebrachte entgegennehmen soll. Einen Moment benötige ich, um die Beine dazu zu bringen, sich vorwärts zu bewegen. Noch immer zittern sie und fühlen sich ob der unbefriedigten und daher weiterhin brennenden Erregung an wie aus Pudding. Dori jedoch bemerkt den unsicheren Gang nicht und übergibt mir die Pergamentrolle mit einer erneuten Verbeugung, bevor er den Raum wieder verlässt.
Tief seufzt Thorin vor Erleichterung, dass unser Treiben nicht entdeckt wurde, als ich ihm diese aushändige. Jedoch ungeachtet der gerade erst abgewendeten Misslage, greift er nach meinem Handgelenk und zieht mich für einen zärtlichen Kuss zu sich heran. „Kommst du heute Abend zu mir?", fragt er sanft und ich versichere es ihm natürlich.
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