Müdigkeit und Schmerz

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Keine schlimmere Bestrafung als meine oder generell die Befehle einer Frau auszuführen, kann sich Abarron wohl selbst in schrecklichsten Albträumen nicht vorstellen. Mit vielsagend vor der Brust verschränkten Armen und einem Blick, der sogar Wargmilch sauer werden ließe, sitzt er mir und Bifur gegenüber, der mich als königlicher Baumeister fachlich unterstützen soll, und hört sich an, welche Gewerke für welches Vorhaben vonnöten sind. Akribisch halten wir dies und einen ersten Plan der Abfolge schriftlich fest, die er genauso wie wir gegenzeichnen muss.

„Ich finde es unverantwortlich, dass Thorin Euch mit solch einer wichtigen Aufgabe betreute. Weder Ahnung noch Erfahrung noch genügend Weitsichtigkeit besitzt Ihr, um sie angemessen auszuführen." Bifurs Augen weiten sich zornig über die infame Beleidigung. Zur Verteidigung meiner Ehre will er bereits das Wort erheben, bewies ich ihm doch während eines gemeinsamen Projektes zum Aufbau eines Hospitals vor vielen Jahren das Gegenteil, aber ich halte ihn mit einem beruhigenden Blick zurück. Gewohnt bin ich solcherlei aus seinem Munde. Schon so oft und über vielerlei Sachverhalte diffamierte er mich.

„Nun, Ihre Majestät war wohl der Auffassung, dass ich diese Arbeit trotz der wenigen Erfahrung und des fehlenden Wissens mehr zu seiner Zufriedenheit und ohne erneute Zwischenfälle auszuführen vermag, als Ihr es vordem tatet." Keinerlei Angst habe ich nunmehr vor ihm und seiner Macht. Solange ich höflich bleibe, nach Thorins Willen handle und mir seiner Unterstützung sowie der anderer Vertrauter sicher bin, kann er mir keinen Schaden zufügen. Im Laufe der Jahre konnte ich Beachtliches an Einfluss und Gewalt erlangen, die eine Stellung im direkten Gefolge des Königs mit sich bringen. Diese neidet er mir, nicht nur, weil er für sie sich, seinen Sohn oder sonstiger Gönner vorgesehen hatte.

„Ich würde daher gerne fortfahren. Die Zustände verlangen ein schnelles Handeln und trotzdem wir bereits gut vorankamen, ist noch eine Menge zu besprechen. Bifur, würdest du mir bitte die Pläne für die Quarantänestation geben, sie müssten zusammen mit denen des Hospitals vorliegen, in dem sie errichtet werden soll." Eine Maßnahme von etlichen, die zur Behandlung und Eindämmung der noch immer mysteriösen Krankheit durchgeführt werden muss. Fortwährend erkranken und sterben täglich viele an ihr und weiterhin gibt es kein Heilmittel, trotzdem sich ein Kommissorium von Heilern, Kräuterkundigen, Apothekern und Gelehrten mit ihrer Symptomatik befassen. Zumindest wurde bisher erkannt, dass wie vermutet die Plage an Ratten und Mäusen mit ihr in Zusammenhang steht, und erste wirksame Maßnahmen gegen sie ergriffen.

„Zudem, Meister Abarron, empfehle ich Euch für eine weitere effektive Zusammenarbeit, auf Eure spitze Zunge zu achten." Eine vielsagend emporgezogene Augenbraue vermag die implizierte Drohung, die ich dennoch alleinig zum Zweck der Maßregelung und zu seinem Schutz ausspreche, unmissverständlich auszudrücken. Die Macht ihn mit nur einem missbilligenden Wort zu stürzen gab mir Thorin und wohl eine noch viel größere Strafe als ihre Befehle zu achten wäre es für ihn, von einer Frau zu Fall gebracht worden zu sein.

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„Wir benötigen dringend Fortschritte, ansonsten wird sich die Ausbreitung nicht mehr lange lokal beschränkt halten lassen." Oins Prognose ist verheerend und die düsterste, die wir uns vorstellen können. Bereits einzelne Fälle der Krankheit traten trotz aller Vorsichtsmaßnahmen in anderen Teilen des Berges auf. Bislang schnell wurden sie jedoch erkannt und isoliert, so dass das Risiko als niedrig eingestuft wurde. Handwerker waren es zumeist, die sich während der Arbeiten im Viertel ansteckten. Genau auf Anzeichen untersucht werden sie seitdem, sobald sie es verlassen wollen. Doch erste Forderungen aus dem Kommissorium wurden bereits gestellt, dass ihnen dies gar nicht mehr erlaubt werden soll.

Die Übergabe und der Weitertransport von Baumaterialien am Tor indes gestaltet sich überraschend unkompliziert und auch die Lieferung von Medikamenten, Lebensmitteln und anderen Waren gelingt nach ersten Schwierigkeiten nun unter der Bewachung durch Krieger sicher und geordnet. Vorher wurden die Wägen von hungrigen und verzweifelten Bewohnern überfallen und die Händler weigerten sich bereits, das Viertel weiter zu versorgen.

So viel muss ich bedenken und mit entscheiden. So viel organisieren, kontrollieren und mit anhören. Zu viel, wie ich manches Mal allzu lastend empfinde. Die schwere Bürde auf den Schultern (be)drückt mich des Nachts in ruhelosen Schlaf, sobald ich nach einigen misslungenen Versuchen den Kopf zu leeren, letztendlich vor Erschöpfung und unter schmerzvoll tränenden Augen einschlafe. Dabei nicht hilfreich ist die Einsamkeit und Kälte, die das Herz noch immer ob der Trennung von Thorin erleidet. Wie gerne würde ich mich in seine Arme, an seine Brust schmiegen, dort wohlig umgeben von Wärme und Geruch Trost und Erleichterung finden, für nur einen Moment Pflichten und Bürden vergessen. Jedoch keine Schwäche möchte ich zeigen. Thorin und Balin verlassen sich auf mich und die Erfüllung der Aufgaben. Eine große Verantwortung übertrüg mir mein König und ich darf ihn nicht enttäuschen.

„Wie steht es um die Arbeiten am Hospital?" Balin sieht Meister Abarron auffordernd an, jedoch dieser zuckt nur gleichgültig mit den Schultern. Trotzig ist er, wie es ein kleiner Zwergling nicht sein könnte. Des Königs Hand seufzt und blickt hoffnungsvoll in Bifurs und meine Richtung. Die Erläuterung des erfreulichen Fortschrittes überlasse ich indes gerne dem Baumeister. „Der Rohbau wurde bereits letzte Woche fertiggestellt und zwei der sechs Flügel sind es so gut wie. Die gesamte Ausstattung fehlt gleichwohl noch, allerdings sind die Zimmerer ebenso emsig beim Bau." Ich habe gesehen, wie Zwerge innerhalb weniger Tage ganze Gebäude, Brücken, Wälle und sogar kleine Festungen errichten können, jedoch die Leistungen, die die vielen Handwerker erbringen, sind bisher einzigartig in Schnelligkeit und Eifer. Als wollten sie die Schuld der Veruntreuung nicht nur mit der längst geleisteten Rückerstattung der unterschlagenen Gelder und zusätzlich verhängten Strafzahlungen abgelten.

„Das wird Thorin und noch mehr die Erkrankten freuen, die bisher in ihren zügigen Häusern oder zusammengepfercht in unangebrachten Räumlichkeiten versorgt werden mussten", würdigt Oin den Fortschritt, nicht ohne Abarron tadelnd für die bisherigen Zustände anzublicken, die schon längst hätten verbessert sein könnten. Dieser jedoch stört sich nicht an dem Vorwurf. Wie an so vielem dieser Tage.

Am Abend selbst möchte und muss ich Thorin über die aktuellen Entwicklungen aller Vorhaben unterrichten. Selten ist er bei den Besprechungen zugegen, verlässt sich auf die Loyalität und Tüchtigkeit seiner Vertrauten. Gleichwohl einmal täglich verlangt er erläutert zu bekommen, wo Probleme auftraten, seine Entscheidung vonnöten ist oder ein Punkt auf der langen Liste als erledigt gekennzeichnet werden konnte.

Nur von dem rötlich-gelben Kaminfeuer erleuchtet ist der Salon der prächtigen Gemächer eines Zwergenkönigs. Zahlreiche Schimmer des Glanzes ringsherum verbleichen jedoch in den beruhigend flackernden Schatten. Kaum mehr feudal, ja geradezu bescheiden, und daher weniger erdrückend, wirken die Räume im Halbdunkel, das gerade deswegen von ihm besonders in Zeiten großer Unruhe, Belastung oder Trauer bevorzugt wird.

Mit einer angemessen tiefen Verbeugung und gesenktem Blick begrüße ich meinen König, nachdem er mit gewohnt sonorer Stimme hereinbat. „Du sollst doch dieses gefügsam-steife Getue sein lassen, sobald wir alleine sind, Uzfakuh", rügt er jedoch sanft und blickt beglückt lächelnd von dem Pergament auf, dass er gerade im Schein der Flammen liest. Sein Wunsch war es damals, eine Übereinkunft, ein Zeichen dafür, dass wir die Stunden zu zweit gleichgestellt in Rang, Namen und Status miteinander verbringen. Niemand während dieser über den anderen verfügt. Alle Handlungen frei von Ergebenheit und Zwang geschehen. Nicht mein König war er in diesen Momenten. Ich nicht seine Dienerin. Gleichwohl manches Mal, getrieben von Leidenschaft und Lust, bezwang die Gewohnheit, der Charakter, das Temperament dennoch das hehre Versprechen.

„Ich dachte, ...", beginne ich das Verhalten zu begründen, aber er unterbricht die Erklärung sofort, indem er das Pergament zur Seite legt und auf mich zukommt. „Du dachtest, dass, nur weil wir das Bett nicht mehr miteinander teilen, auch unser Verhältnis zueinander wieder ein ausnahmslos Formelles sein muss." Niemals wirklich war es das. Bereits zuvor prägten Vertrauen, innig verbrachte, vor Verlangen und Leidenschaft sündige Momente, intime Berührungen, verführerische Worte und Augenblicke das Miteinander, gleichwohl sie nie in eifrigeres als in kurze, zaghafte Küsse mündeten, die mehr sinnenhaft denn lustvoll waren.

Ich nicke dennoch, denn ja, davon aus ging ich, dass die Entsagung auch die unbeschwerten Umgangsformen miteinbezieht. Falsch fühlt es sich an ihn weiterhin als mir gleichgestellt zu behandeln, selbst mit Erlaubnis nur innerhalb seiner Privatgemächer. Weiter heran tritt er daraufhin. Nah wie früher. Sein Geruch unwiderstehlich. Seine Wärme gefällig. Das Nahesein betörend. Ich vergehe unter dem Gefühl seiner streichenden Finger über meine Wange, der Erinnerung an Berührungen, ungestüme Nächte voller Leidenschaft, vereinigte Körper, Lust, Hingabe und Vertrauen so tief und rein wie ein klarer Bergsee. Welch süße Qual.

„Thorin, bitte ...", flehe ich, will mich der Annäherung entziehen, jedoch er erlaubt es nicht. Sanft greift seine Hand meinen Nacken, verweilt an der empfindlichen Stelle des Halses, fühlt das eifrige Pulsieren des Blutes unter der dünnen Haut. „Ich vermisse dich", raunt er schließlich mit unergründlicher Stimme. „Ich vermisse deine Anwesenheit. Dein Lachen. Deine Berührungen."

Oh Mahal, gib mir die Kraft, ihm zu widerstehen. Seitdem kaum Momente alleine verbrachten wir und selbst wenn, Distanz währte zwischen uns, beabsichtigt, um dem Verfall der Schwäche nicht zu riskieren, der abgeschworenen Versuchung keinen Grund zu geben erneut zu gedeihen. Jedoch tückisch ist das Begehren, schwer zu überlisten und noch beschwerlicher zu unterdrücken.

Er legt die Stirn an die meine. Eine Geste von Vertrauen, von Innigkeit und Zuneigung. „Du siehst so müde aus", seufzt er leidvoll tief. Ich lache zitternd, um das Verzagen zu vertuschen, drohe unter der Feststellung zusammenzubrechen, denn der Anspruch an mich ihm dies nicht zeigen zu wollen ist hochgesteckt ... und in diesem Moment, durch seine Worte, durch seine Berührungen, seine Nähe, so untragbar schwer auszuhalten. In seine Arme will ich mich fallen lassen. Verpflichtungen, Aufgaben, Probleme, Zank, Verachtung ... all die Last der letzten Tage in ihnen nur allzu leicht vergessen. Ich kann jedoch nicht. Darf nicht.

„Es gibt viel zu erledigen", murmel ich stattdessen und um auf den eigentlichen Grund meiner Anwesenheit hinzuweisen. Er versteht es. Zum Glück. Bemerkt, wie sehr mich seine Nähe in Unruhe versetzt und Stärke fordert, die ich nach anstrebenden Tagen nicht ausreichend hervorbringen kann, um ihr lange standzuhalten. Begehren treibt ihn um, jedoch genügend Respekt hat er und zu wichtig bin ich ihm, als dass er ihrer Vorrang geben und die Schwäche ausnutzen würde.

„Dann erzähl mir davon", fordert er schließlich zu unser beider Gunsten und haucht einen letzten Kuss auf meine Stirn. Erst als er sich danach von mir entfernt, sich die Maske des Königs unter den Emotionen des vergangenen Augenblicks zersetzte, da erkenne ich auch seine Müdigkeit. Wohl ebenso wenig und wenn unruhig - getrieben von Sehnsucht, gestört von Kälte und Einsamkeit, zu denen sich die belastenden Sorgen dieser Tage gesellten - schlief er seitdem. Und ich realisiere, genauso er würde gerne vor ihnen in meine Armen flüchten, kann und darf es jedoch nicht.

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„Du arbeitest zu hart." Dwalins Aussage mehr Belehrung denn ob der Sorge um meinen Zustand getroffen. „Ich muss nur noch den Bericht über die heutige Besichtigung des Hospitals fertigschreiben und dann gehe ich auch zu Bett", beschwichtige ich ihn, ohne von dem bereits dicht beschriebenen Pergamentbogen aufzuschauen, der vor mir auf dem Tisch der Bibliothek liegt. Ich weiß, es ist spät und die Kerzen beinahe heruntergebrannt, jedoch Ratssitzung ist morgen und der Bericht ein wichtiger Tagesordnungspunkt. Sich ihn noch vorher durchlesen wollen Thorin und Balin. Endlich und nach einigen Schwierigkeiten fertiggestellt werden konnte die Einrichtung und die ersten Kranken fanden bereits ein Bett darin. Ein einleitender Erfolg im Kampf gegen die Krankheit. Hoffentlich.

„Bloß wird es nicht dein Eigenes sein und du musst darin weiterhin schwere ‚Pflichten' verrichten. Viel an Ruhe und Erholung wirst du des Nachts bestimmt nicht bekommen. Es genügt ihm ja nicht, dich so leichtsinnig der Gefahr der Intrigen dieses Scheusals auszusetzen, so dass du dir beständig darüber Gedanken machen musst, welch Ränke er schmieden wird, damit du ihm nicht mehr bedrohlich werden kannst." Manches Mal denke ich, Männer entwachsen niemals wirklich dieser nervigen, trotzköpfigen Zwerglingsphase. Nur die Gründe für eine bockige Reaktion ändern sich mitunter, wenn auch nur marginal. Trotzten sie früher, wenn ihn das Spielzeug genommen wird, ist es heute, weil sich eine Frau nicht für sie entscheidet.

Seufzend stecke ich den Federkiel zurück in das Tintenfass. Irgendwann einmal musste sich ja der unausweichliche Umstand ergeben, dass wir erneut über die Affäre reden und ich ihm sagen kann, dass diese längst beendet ist. Warum also nicht jetzt, obwohl ich wenig Ruhe und Lust dazu verspüre. Trotzdem diese tiefe Verbundenheit und Vertrautheit zwischen uns noch immer existiert, sie sich hin und wieder zeigt, blass zwar, kaum vergleichbar in ihrer Herzlichkeit zu früher, seine abweisende Haltung, der Trotz und einige Worte - ausgesprochene wie unausgesprochene – verletzten mich mitunter sehr.

„Seit ein paar Wochen schlafe ich wieder in meinen eigenen Gemächern. Allein." Genau beobachte ich seine Reaktion, diese jedoch fällt anders aus als gedacht. Sarkastisch lächelnd lässt er sich mir gegenüber auf einen der Stühle nieder. „Thorin hat das Interesse an dir unerwartet schnell verloren", spottet er mit eisenhartem Blick, in dem gleichwohl ein leicht fiebriger Schimmer glimmt. Früher einmal waren seine Augen sanft und warm, sobald er mich mit ihnen ansah.

Wut steigt brennend in mir auf, ballt sich im Bauch zu einem dichten Knäuel zusammen und droht nur schwerlich kontrollierbar zu sein, sollte sie weiter geschürt werden. Absichtlich verletzten will er mich, wie ich langsam befürchte. Nichts blieb mehr übrig von der Zuneigung, die er einst hegte.

„Ich habe es selbst beendet", erkläre ich daher kühl. „Nicht wegen dir, sondern aufgrund der elendigen Redereien, die drohten absurde Ausmaße anzunehmen, aber dennoch langsam gefährlich wurden." Dwalin schnauft erneut ein spöttisches Lachen und reibt sich über die Stirn, als würde es dahinter plötzlich schmerzen. „Sie sind mir auch zu Ohren gekommen", bestätigt er ihre Existenz und die Sorge, die er sich ebenso ob ihrer Absurdität und gleichzeitigen Bedrohung bereitet hat. „Aber ich hätte niemals ..."

Den Kopf schüttle ich beruhigend. „Das weiß ich ... und auch Thorin war sich diesem sicher. Jedoch eine Gelegenheit für all die Missgönner die Monarchie zu stürzen, hätte sich daraus formen können. Gleichwohl, noch lange sind die nicht verstummt und die Gefahr besteht weiterhin, vor allem, weil wir nach wie vor ..." Ich stocke, denn Tränen wollen hervorbrechen. Die Wut über die Verletzungen, die ich eben noch so brennend empfand, wandelt sich plötzlich zu einer tiefen, schweren Traurigkeit, die im Herzen schmerzt wie tausende Nadelstiche. Schnell senke ich den Blick, damit er ihrem Schimmern in den Augen nicht gewahr wird. Wie konnte zwischen uns nur solch ein Groll entstehen? Haben wir uns nicht einst ewige Verbundenheit geschworen? Uns geliebt? War er nicht in jenen Tagen bereit für mich Stellung, Rang, Sicherheit und sogar Familie aufzugeben?

Er bemerkt die Tränen dennoch und greift, ohne zu zögern, über den Tisch nach meiner Hand. Warm ist sie. Sehr warm. Unangenehm warm. Jedoch er schweigt. Ich schweige. So viele Worte zwischen uns, die wir sagen wollen, aber (noch) nicht können. So viele Gefühle, die wir fühlen. Die uns überwältigen. Uns verwirren. Uns blenden. Ich vertraue ihm weiterhin. Liebe ihn weiterhin. Jedoch so viel ist geschehen. So viel Schmerz. Zu viel Schmerz.

„Dwalin, ich ..." Die Entschuldigung für alles will sich ihren Weg hinausbahnen. Während ich aufblicke, fährt allerdings ein fürchterlicher Schreck durch meine Glieder. Dicke Schweißtropfen glänzen auf seiner Stirn. Fiebrig flimmern die Augen, deren Blick langsam zu entschwinden droht. Das Gesicht in Schmerz verzogen, der den ganzen Körper zu beuteln scheint. Plötzlich schwach wirkt der starke Krieger, wie zerfallen. Bröckelnd unter Fieber und Qual.

„Dwalin?!" Die Stimme zittert bang über den Anblick. Ein Moment ist es nur, jedoch wie eine Ewigkeit fühlt sich der Augenblick an, in dem er schließlich in sich zusammensackt.


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