Hüte dich vor Zauberern

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Belladonna und ich bahnen uns beschwerlich einen Weg durch die feiernde Menge, weichen mit Bierkrügen beladenen Schankmaiden aus, vertrösten die einladenden Aufforderungen von kleineren Gruppen, uns zu ihnen zu gesellen, auf später, bis wir letztendlich vor einer Ansammlung älterer und jüngerer Hobbits stehen bleiben. Vermutlich zu ein und derselben Sippschaft gehören sie, denn alle von ihnen besitzen einen sogar für Hobbitverhältnisse überaus krausen, honigblonden Haarschopf und ein pausbäckiges Gesicht mit wachen, haselnussbraunen Augen.

Das stolze Oberhaupt der Familie, der eine seiner gedrungenen Figur schmeichelnde, elegante Weste mit ziselierten Patinaknöpfen trägt und die Daumen lässig hinter den Hosenträgern einhakte, begrüßt uns mit einem stummen gleichwohl respektvollen Kopfnicken, denn seine Frau, eine ebenfalls apart gekleidete Hobbitdame, deren Locken kaum mit der Hochsteckfrisur gebändigt werden konnten, redet unentwegt weiter mit ihrem Gegenüber. Dass sie einem wohlhabenderen Geblüt entstammen, wird mir bereits bei der ersten flüchtigen Inaugenscheinnahme gewahr. Vermutlich eine seit Generationen im Auenland ansässige Familie sind derer der Beutlins. Durch Heirat mit anderen verbunden, die Ansehen und Vermögen besitzen.

Direkt neben ihnen steht ein junger Mann, kaum älter als Bella und die unvermittelte Freude über ihr plötzliches Erscheinen, zaubert ein hinreißendes Leuchten in seine braunen Augen, die ohne dieses bereits ein wunderliches Funkeln innehaben. Er liebt sie, das sehe ich sofort. Indes auf irgendeine Weise bekannt kommt er mir vor, als wäre ich ihm längst einmal begegnet, obwohl dies unwahrscheinlich sein kann. „Fräulein Tuk, wie schön, dass Ihr Euch zu uns gesellt", begrüßt die edle Hobbitdame meine Freundin schließlich. Eine gutmütige Ausstrahlung besitzt sie, obgleich es mir deucht, dass sie, trotzdem ihr Mann offiziell die Stellung als Familienoberhaupt innehat, Haushalt und Geschäfte führt. „Möchtet Ihr uns nicht Eure Begleiterin vorstellen?"

Allerorts bekannt müsste es inzwischen sein, dass zwei Zwerge aus den blauen Bergen im Großsmial der Tuks zu Besuch sind und einer von ihnen sogar der König des dort ansässigen Stamms der legendären Langbärte sein soll. Besonders beäugt wurden wir daher bereits im Laufe des Abends. Mit misstrauischen, interessierten wie ungläubigen Blicken, denn die meisten der Hobbits haben Zwerge bislang, wenn überhaupt, nur von weitem gesehen. Einst, als Bofur und ich auf dem Heimweg von Rohan auch das Auenland durchquerten und dabei in einem der vielen Wirtshäuser einkehrten, begegneten sie uns ebenfalls anfänglich mit voreingenommenen Argwohn. Bis ein junger Hobbit den außerordentlich beachtenswerten Mut fand, uns ein Bier auszugeben, um das Gespräch zu suchen. Danach verlor sich dieser innerhalb weniger Minuten. Und als ich mich mit Behagen an dieses Erlebnis erinnere, fällt es mir wie Drachenschuppen von den Augen.

„Aber gerne doch, Frau Beutlin. Das ist Astâ, Herastochter, die vertrauensgenießende Beraterin und respektable Gefährtin des verdienstvollen Thorin Eichenschild, Herrscher der Langbärte, der gerade das Haus meines Vaters beehrt." Die Matriarchin der Familie Beutlin scheint ehrlich beeindruckt und fühlt sich geehrt, da ich sie trotz der hohen Stellung mit einem höflichen Knicks beachte. „Wie illustrer", würdigt sie die vielen Ehrentitel, die Belladonna nannte, und stupst ihren Gemahl an, damit er auch endlich mal etwas sagt. „Meister Tuk war schon immer sehr sorgsam in der Wahl seiner Freunde", bemerkt er infolgedessen und beugt sich nach vorn, um uns nun standesgemäß zu begrüßen. Gleichsam sein Sohn senkt den Kopf, lässt dabei jedoch seine Angebetete nicht aus den funkelnden Augen.

„Ihr kommt mir eigenartig bekannt vor", spreche ich ihn daraufhin schließlich an. „Kann es sein, dass wir einander schon einmal begegneten?" Der junge Hobbit blinzelt überrascht, wendet den Blick von Belladonna ab, um mich nun genauer zu betrachten. Geharnischt, zerschunden und erschöpft, so wie ein Krieger auf der Rückreise von einer Schlacht eben daherkommt, saß ich dereinst im Schankraum. Vermutlich gar nicht als Zwergin wird er mich damals zumal wahrgenommen haben und daher nachvollziehbar schwer fällt es ihm, meine nun herausgeputzte Erscheinung als Edeldame einzuordnen.

„Ich bin mir nicht sicher", sagt er schließlich, „aber, da ich in meinem Leben jemals bisher überhaupt nur zwei Zwerge getroffen habe, könnt Ihr eigentlich niemand geringerer sein, als der blondhaarige Krieger, der vor vielen, vielen Jahren zusammen mit seinem Gefährten im ‚Grünen Drachen' einkehrte." Ich nicke der Vermutung zustimmend und verwundere damit alle Umstehenden zutiefst. Frau Beutlin hält die Luft sogar so lange an, dass ich befürchte, sie fiele gleich in Ohnmacht, Ihr Sohn, mit zwei Zwergenkriegern, in einer Gaststätte, trinkend und schwatzend. Skandalös!

„Bungo Beutlin, wenn ich Euren Namen recht in Erinnerung habe. Ich schulde Euch noch einen Ausgleich für das Bier, dass Ihr uns zur letzten Schankrunde aufgegeben habt." Er lacht. „Hatten wir nicht vereinbart, dass Ihr mir dafür das Lied über Euren verehrten Durin schriftlich zukommen lasst, damit ich es Meister Tuk für seine Sammlung aushändigen kann." Ich erinnere mich. Am Morgen unserer Weiterreise schrieb ich die am Vorabend der Gesellschaft vorgesungenen Strophen hastig auf und übergab es dem Schankwirt, der mir versprach, es dem jungen Herrn Beutlin auszuhändigen. Anscheinend blieb es bei dem Versprechen. Ich sichere ihm zu, ein neuerliches Exemplar in der Bibliothek unseres Gastgebers zu hinterlassen.

Belladonna, die wie jeder andere der Anwesenden immer noch nicht so recht glauben mag, dass ich ihren Auserwählten bereits kenne, schüttelt sich schließlich auf ihr eigentliches Anliegen besinnend den Kopf und bittet Bungo um ein dringendes Gespräch. Vermutlich nur vage wissen seine Eltern um die Liaison der beiden, daher eine Mischung aus Freude, Misstrauen und Beklommenheit lässt sich im Angesicht seiner Mutter finden. Eine Verbindung mit dem Hause Tuk würde das Ansehen ihrer Familie steigern. Eine gute Partie wäre die älteste Tochter des Thain für ihren ältesten Sohn, darum stimmt sein Vater zu, dass beide abseits miteinander sprechen können.

Mut für ihr Vorhaben zusprechend, streiche ich meiner Freundin über den Rücken, bevor ich die jungen hoffentlich bald zukünftigen Eheleute alleine lasse. Zu Thorin will ich zurückkehren. Sorgen wohin ich verschwand, wird er sich bestimmt längst bereiten. Jedoch jemand stellt sich mir in den Weg, ehe ich den Tisch erreiche. Jemand Großes, Graues.

„Zirkûna Astâ, wie schön Euch zu treffen. Ich hoffe, Ihr genießt das Fest genauso wie ich." Der Zauberer nutzt recht unkonventionell die Spitze seines Bartes, um das Mundstück der Pfeife zu putzen. Ich nicke ihm zur Begrüßung zu. In Khuzdul spricht er zu mir und nur schwerfällig kommen ihm die zwergischen Worte von der Zunge. Geheim halten wir unsere Sprache und die Phonetik ist keiner der sonst in Mittelerde geläufigen ähnlich. Von einem der unseren muss er sie dennoch zumindest in wichtigen Teilen erlernt haben, denn einige Begriffe nutzen lediglich wir Langbärte.

„Natürlich, Meister Gandalf. Wie kann man bei einem Hobbitfest auch keine Freude empfinden." Er wippt zustimmend mit dem Kopf. Gerne wissen würde ich, worauf sich seine Freundschaft zu Meister Tuk und die Verbundenheit zum Volk der Halblinge allgemein begründet. „Sie sind ein ganz besonderes Völkchen, nicht wahr. Das habe ich bereits gemerkt, als sich meine Wege das erste Mal mit den ihren kreuzten. Damals lebten ihre Vorfahren noch in den östlichen Teilen Mittelerdes, jenseits des Nebelgebirges, nahe der Ufer des Anduins." Einen Moment stutze ich darüber, dass er mir davon erzählt, fast so, als hätte er die fragenden Gedanken ergründet. Kaum etwas weiß ich über ihre frühzeitige Geschichte bevor sie das Auenland als feste Wohnstätte wählten. Nur, dass sie dereinst in kleinen Sippschaften umherzogen, Jahreszeiten und Nahrung folgend. Drei unterschiedliche Stämme ihrer Art existierten, jedoch ihrer Namen kann ich mich nicht mehr entsinnen, weiß aber, dass sich Einschläge aller, sei es vom Aussehen oder dem Charakter, noch heute finden lassen. Die Dynastie der Tuks soll von einem derer abstammen, die vergleichsweise groß, hellhäutig, blondhaarig und recht wagemutig sowie abenteuerlustig waren, wie mir Thorin erzählte. Zu gerne würde ich mich an ihren Namen erinnern, den er mit Sicherheit nannte.

„Falbhäute", brummelt Gandalf plötzlich, kaum verständlich ob dem in seinem Mundwinkel hängende Mundstück der Pfeife, dennoch verwirrt schaue ich ihn an, denn abermals beschleicht mich das mulmige Gefühl, dass er meinen Gedanken nur allzu leicht auf den Grund gehen kann. Zauberern werden viele magische Kräfte zugesagt. Heilende, elementare, zukunftsblickende und eben auch telepathische.

„Was habt Ihr gesagt?", versuche ich hastig zu überspielen, dass mich seine Äußerung erschreckte. „Ach, ich habe nur vor mich hingemurmelt, als welchen Stamm der drei sie sich mir damals vorstellten. Oder waren es doch die Haarfüße? Ich weiß es nicht mehr. Noch so jung war ich dereinst." Von seinem großen Herren Manwe aus Aman nach Mittelerde geschickt wurde er bereits in der Gestalt eines alten, grauen Mannes, daher einzig sein Geist mag vor langer Zeit einmal gering an Jahren gewesen sein, obwohl längst existent seit der Schaffung der Zeit an sich.

„Dürfte ich Euch eine Frage stellen, meine Liebe?" Mit vertrauenerweckender warmer, gutherziger Stimme spricht er und kurz argwöhne ich, dass sich Zauberkraft ebenso in ihrer befinden wird. Jedoch allzu schnell und allzu leicht vergessen ist dieses beunruhigende Gefühl, als er auch ohne meine Zustimmung weiterspricht. „In welchem Verhältnis steht Ihr zu Eurem König?"

Alles in mir sträubt sich gegen die Beantwortung dieser äußerst ungebührlichen Frage. Er wird zweifelsohne mit wenigen lebenserfahrenen Blicken bemerkt haben, dass sich unser Umgang miteinander in den letzten Jahren änderte, inniger, noch vertrauter wurde, jedoch Thorin achtete in seiner Anwesenheit auffällig genau darauf, ihm keinen Anlass zur Spekulation zu geben.

„Ich bin seine Leibdienerin, Rechte seiner Hand und schätze mich glücklich, zudem auch sein und das große Vertrauen seiner Familie zu genießen." Keinesfalls gelogen ist die Aussage, wenngleich nicht allumfassend. Trotzdem es sich ungewöhnlich und erschreckend dumpf in meinem Kopf anfühlt, setzte sich die Befürchtung darin fest, dass er die Gedanken lesen kann. Daher angestrengt achte ich darauf, nicht zu verraten, was Thorin weiterhin für mich ist, obwohl das Verlangen danach unerträglich brennt, geradezu wie von einer schrecklich-schönen Macht entfacht.

„Ihr habt einen starken Willen", murmelt der Zauberer langsam und mit unbewegter Stimme, „genauso, wie er nur einer wahren Tochter Durins eigen sein kann." Rätselhaft spricht er. Jeder Zwerg der Sippe der Langbärte angehörend, ist ein Kind Durins des Unsterblichen, jedoch nicht alle von uns besitzen einen solch mächtigen Dickschädel, in den wohl noch nicht einmal ein Istari eindringen kann. Thorin schreibe ich diesen unzweifelhaft zu. Dwalin ebenfalls. Auch Dís, Gloin und Fili würden niemals ungewollt Gedanken freigeben.

Jedoch eine plötzliche Erinnerung erscheint mir. Klar und deutlich, als hätte ich ihrer erst gestern erlebt. Das Bild, das ich in den wässrigen Spiegel der Herrin Galadriel sah. Eine Unwirklichkeit, alt und traurig und tief berührend.

Blass ist der Winterhimmel über einer Zeltstadt inmitten einer kargen, frostglitzernden Landschaft. Die allgemeine Aufregung vor dem Aufbruch zu einer Schlacht vibriert grausam in der kalten Luft. Harsche Befehle von Heerführern, beunruhigt wiehernde Pferde, das Schleifen von Stahl auf sich schnell drehenden Wetzsteinen, das Wehklagen der Zurückgelassenen, voller Trauer. Angst und Schmerz und nur ein klein wenig Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen mit dem tapferen Krieger, den sie soeben verabschiedeten.

Die Plane eines der Zelte weht im schneidenden Wind und vor ihm steht meine Mutter. Jung und verzagend beim Anblick der sich entfernenden Reiter, die heldenhaft ziehen in eine Schlacht, in der sie für Ruhm und Volk und Edelmut kämpfen werden. Silbern schimmern ihre Rüstungen im fahlen Licht, während sich die dunklen Haare offen über breite Schultern wellen. Keiner von ihnen blickt zurück, dennoch einer zögert jählings, damit ringend zurückzulassen, was wohl sehr viel mehr bedeutet als all die tapferen Taten und einhergehenden Ehren.

Gandalf brummt leise. Ein gleichklingend vibrierender Laut, der seinen ganzen Körper zu erfassen scheint. Ein junger Zwergenmann kommt mir plötzlich in den Sinn. In edel schimmernder Wehr gerüstet, auf dem ein saphireaugener Rabe seine mächtigen Schwingen im Flug aufspannt. Ebensolche Augen lugen unter vom Wind zerzausten rabenschwarzen Haaren hervor. Eigenartig vertraut wirkt sein Antlitz, als würde es mir alltäglich erscheinen. Er streckt auffordernd sie zu ergreifen die Hand nach mir aus und an ihr erkenne ich einen auffälligen Ring prangen, besetzt mit einem von Runen eingefassten schwarzen Opal und zwei Raben als Verzierung. „Adad", wispere ich und mein Herz fühlt sich plötzlich frei und glücklich und warm, erfüllt von kindlicher Liebe. Es verstärkt das Verlangen nach Offenbarung der Gefühle für Thorin, so dass ich ihm letztendlich doch nachgeben muss.

Jedoch noch ehedem, fasst mich unvorhergesehen eine Hand an der bloßen Schulter und der Drang vergeht augenblicklich. Umnachtet, als wäre ich abrupt aus einem tiefen, schönen Traum aufgeschreckt, schaue ich in Thorins Augen, die im schwachen Licht der Feuer dunkelblau wie Saphire funkeln. Besorgt schaut er drein, als er den jenseitigen Blick bemerkt. „Astâ, ist alles in Ordnung?" Ich nicke, mir dessen jedoch nicht sicher. Misstrauisch betrachtet er den Zauberer, der pfeiferauchend und in eintöniges Grau gehüllt noch immer vor uns steht. Wie ein ganz normaler Mensch scheint er, nichtsdestotrotz seine Macht ist gewaltig, das weiß ich nun.

„Gandalf, was ging hier vor sich?" Aufkommender Zorn brodelt in Thorins Stimme. Er ist sich der Zauberkraft des Istari fraglos bewusst, wenngleich er ihren Einfluss nicht allumfassend kennen wird, wie vermutlich niemand in Mittelerde. Der Angesprochene jedoch starrt unbeeindruckt weiterhin auf mich hinab. „Du solltest gut auf sie Acht geben, Thorin", murmelt er schließlich. „Sie wird deinem Herrschergeschlecht irgendwann einmal einen großen Dienst erweisen."

Thorin fasst meine Hand. Fest ist sein Griff, beschützend und vertraut. „Das tut sie bereits", entgegnet er der Prophezeiung und zieht mich, ohne ein weiteres Wort an den Zauberer zu richten, mit sich zurück an den Tisch unseres Gastgebers.

„Hat er versucht dich über uns auszuhorchen?", fragt er mich dort. Weiterhin ganz dumpf wabert Nebel durch meinen Kopf, aber ich bemerke deutlich die Anspannung in ihm. Ich verneine, jedoch nicht gänzlich sicher bin ich mir dem. „Es hat sich so angefühlt, als wolle er meinen Geist dazu zwingen, etwas darüber preiszugeben." Thorin umschließt meine Hand erneut mit der seinen. „Du darfst ihm keine Macht über dich geben. Gandalf steht zweifelsohne auf der Seite des Guten, dennoch seine Absichten sind nicht immer vollumfänglich klar. Zu viele Geschicke der Welt werden durch die Istari beeinflusst, und nicht jederzeit hin zu einem günstigen Ausgang für alle Beteiligten."

Ich nicke verstehend. Erzählen will ich ihm von der Erinnerung an meine Mutter, über die Erscheinung des Mannes und den Ring, den er trug, hoffend darauf, dass er etwas mit den Beschreibungen anzufangen weiß. Jedoch plötzlich zischt nahe der großen Eiche irgendetwas Brennendes pfeilschnell hinauf in den schwarzen Nachthimmel. Sofort spannen sich Muskeln und Sinne kampfesbereit an. Als gleichwohl alle Hobbits um uns herum erwartungsvoll ihre Häupter gen Himmel recken, dafür sogar in ihrer Mahlzeit innehalten und dabei keinesfalls alarmiert scheinen, ja stattdessen geradezu aufgeregt freudig, stutzt die kriegerische Alteration.

Und dann erkenne ich warum. Eine Federblume aus hellgoldenglitzernden Funken breitet sich hoch am Himmel aus. Ihr folgen welche aus blauen und roten und lilanen Glutsplittern. Einige der entzündeten Feuerwerksraketen gestalten Illusionen von riesigen Adlern, die ihre gewaltigen Schwingen über den Bäumen eines nahen Wäldchens ausbreiten. Beinahe scheint es mir so, ich könnte sogar das Rauschen des verursachten Windstoßes hören, der durch die Baumwipfel braust. Eine erzeugt den Eindruck eines Gewittersturms. Hell zuckende Blitze und Donnerhall. Der Geruch von Frühlingsregen erfüllt plötzlich die Luft. Ein Schwarm von bunten Schmetterlingen tanzt über die Köpfe der Hobbits, zieht weiter zum See und verwandelt sich dort in Schwäne, die sich groß und herrlich auf dem Wasser niederlassen wie die Segelboote, die in Amans Hafen liegen.

„Magie", murmle ich verzaubert. „Eines von Gandalfs Feuerwerken. Sie sind im ganzen Auenland und darüber hinaus berühmt", verkündet Thorin mit unerwartet sehnsüchtiger Stimme. „Im Erebor waren sie dereinst die Glanzpunkte großer Feste. Der Himmel zwischen dem einsamen Berg und Thal war hellerlicht erleuchtet." Das erklärt seine plötzliche Melancholie. Mit erstaunten Augen und Freude im Herzen muss er solcherlei Spektakel als junger Zwerg betrachtet haben. In Sicherheit, Wohlstand und umgeben von Familie und Freunden. Nur wenig davon ist ihm seitdem geblieben. Viel verloren hat er. Viele betrauert.

Trost spendend lehne ich den Kopf an seine Schulter. „Bleibst du bei mir?", fragt er schließlich und küsst zärtlich meine Hand. „Immer", versichere ich ihm. Oh Mahal, ich flehe dich an, bitte lass ihn mich niemals verlieren.


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