Gespräche
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Zärtlich gleiten raue Hände über meine bare Haut. Von Schwielen bedeckt sind sie beide, jedoch die Rechte sehr viel mehr geschunden von Schwertgriffen und Axtstielen als die Linke. Gleichwohl sie solch grobes Gerät gewohnt sind, unvermutet sanft können sie sein. Streichen die Taille hinab. Liebkosen die zarten Stellen des Halses. Necken mit nur einer Andeutung von Berührung die Brüste. Doch auch genauso hart. Ein festes Streicheln entlang der Innenseite des Beins. Ein Kratzen von Fingernägeln, die Striemen auf dem Rücken hinterlassen. Mich gut sichtbar als sein Eigentum kennzeichnen.
„Thorin", stöhne ich, schamlos laut und wollüstig, um ihn anzutreiben, noch tiefer, noch begieriger in mich zu stoßen. Oh bei Mahals feuriger Schöpfung, ich drohe zu zerspringen unter ihnen, als er dem Ansporn nur allzu eifrig nachkommt. Große, schwielige Hände, die Rechte rauer als die Linke, packen mich an den Hüften und ziehen den Leib dichter an ihn heran. Er beugt sich über mich, küsst mich. Gierig von Lust. Erpicht darauf jeden Gedanken des Zweifelns aus mir zu verbannen.
„Noch einmal", keucht er, „Uzfakuh, sag meinen Namen noch einmal." Seinen Namen von meinen Lippen in die kaminfeuerwarme und von Lust erfüllte Nachtschwärze zu entlassen ist alle, wessen ich noch fähig bin, ist alles, wessen ich noch zu denken imstande bin. Ich drehe den Kopf, löse unsere Münder, um nach Luft zu ringen, vergrabe das Gesicht an seiner Schulter, kralle die Finger in seinen Rücken. Vage bin ich mir bewusst, dass sich vermutlich gerade die spitzen Fingernägel schmerzhaft tief in die Haut bohren und ihn genauso kennzeichnen, wie er mich vordem, als ich ihn ritt, aber jetzt in diesem Moment ist das alles, was mich hält, was mir Halt gibt in dem Vor und Zurück seiner rollenden Hüften und den rauen, harschen Flüchen, sanften Bekundungen und dunklen Seufzern, die er in mein Ohr stöhnt.
Alles in mir wird eng und schwer. Ein Brennen jenseits jedweden Feuers, das Mensch, Zwerg, Elb oder Böses entfachen könnten, ergreift den Leib, entzündet den Funken einer Sprengladung, die schließlich so gewaltig detoniert, dass Geist und Körper für den Bruchteil eines Augenblicks getrennt werden und losgelöst von der Welt in ein Reich schweben, in denen nur wenig mehr existiert als immerwährende Freude und Leidenschaft. Von den Valar geschaffen wurde diese Gefühl unzweifelhaft, denn nur im Tod – der dagegen endgültig währt - sind wir ihnen näher.
Die Rückkehr jedoch ist hart, denn ein Traum war es nur, wie mir jäh bewusst wird, als ich schließlich ihm beraubt allein in meinem Bett erwache. Kalt ist mir, da die Decke durch regsamen Schlaf hinabfiel und nun auf dem Boden verweilt. Gleichwohl die Hitze der Fantasie weilt noch im Leib und anders als in ihr, erlöste mich kein eifrig-schneller, tiefer Stoß von dem Leid der Lust, das daher weiterhin brennend an mir zieht.
Für sündig halten einige Gelehrte und Ältere es, sich eigenhändig Erleichterung von der Qual des Begehrens zu verschaffen. Jedoch ist es nicht viel mehr Sünde dem Sehnen zu erliegen und sich mit ihr zu plagen bis Körper und Geist die Kontrolle verliert?! Ich denke so, seitdem ich bemerkte, welch Beruhigung es mir bringt, mich selbst zu berühren, während ich in lasterhafte Gedankten tauche, die, obwohl ich mir bewusst bin, dass sie niemals Erfüllung finden werden, dennoch Freude bereiten.
Langsam raffe ich den Saum des Nachtkleides nach oben und lasse eine Hand darunter schlüpfen. Selbst ihre Wärme erscheint kühl zu der Hitze des durch den Traum bereits feuchten Fleisches, gegen die ich sie drücke, um ein erstes Gefühl der Befreiung zu entfachen. Ein Stöhnen getrieben von erneut entflammender Erregung entkommt mir, während ich die Augen schließe, um die Bilder der vergangenen Fantasien heraufzubeschwören. Dwalin galten sie früher oft, seit einiger Zeit jedoch kaum mehr. Meinen König sehe ich stattdessen vor mir. Mit ungebändigtem Haar beugt er sich über mich. Küsst mich. Berührt mich und ich stelle mir vor, es wäre seine Hand anstatt meiner, die zwischen die für ihn geöffneten Beine stößt, reibt und streichelt und neckt und die Nervenenden bis hin zum Rand der Überreizung bringt.
Liebevolle und harsche Worte flüstert er unterdes mir zu. Spricht davon, dass ich sein bin, dass ich gänzlich ihm gehöre. Wie er mich leiden lassen will, bis ich darum bettle von der süßen Qual, die seine Finger mir bereiten, erlöst zu werden. Ich stöhne seinen Namen, lang und wollüstig, und er raunt in mein Ohr. „Ja ... sagt ihn noch einmal." Einen Moment inne halte ich, so, wie er ebenfalls würde, um seiner Drohung Nachdruck zu verleihen. Kehre ab von dem Punkt an mir, der die Erlösung allzu schnell bringen würde, streiche nur über das geschwollene Fleisch ringsherum.
„Sag es", keucht Thorin. Befehl und Wunsch gleichermaßen. Und ich gehorche und gewähre die Bitte. Zur Anerkennung und zum Dank, kehrt er (ich) zurück. Drückt und reibt fester. Immer heftiger wird das Verlangen. Immer heißer brennt die Lust in den Adern, indes sein Name von den Lippen fließt wie Sommerlindenhonig. Immer und immer wieder.
„Lass mich kommen" flehe ich schließlich doch, das Sehnen mittlerweile den Leib so versengend, dass ich kaum mehr fähig bin zu denken, geschweige denn zu atmen oder mehr zu spüren als seine (meine) Hand auf mir und den Bart, der hart über die Haut der Wange kratzt. „Dein Wunsch ist mir Befehl", raunt er und intensiviert den Druck erneut. Wird schneller, wiederholt Bewegungen, bei denen ich besonders laut und wollüstig stöhne. „Uzfakuh", haucht er seinen Kosenamen für mich und das einfache Wort dringt nur bedingt von dem Größten aller Freuden benommenen Geist vor.
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Kurz nach dem Frühstück sitze ich mit Jassin an den ersten Vorbereitungen zu Filis Geburtstag. Eine willkommene Einleitung für den ansonsten mit Terminen, Sitzungen, Begehungen und Beratungen vollgestopften Tag, der in einer Stunde beginnen wird. Müde bin ich, lasse mir dies aber nicht anmerken. Zu verlockend für meine Freundin währe jeder Gähner, um sich zu erkundigen, was ich denn des Nachts, anstatt zu schlafen, sonst treiben würde. Offen ist sie dahingehend und als langjährige Vertraute darf sie mich solcherlei fragen, ohne Schelte zu befürchten, auch wenn ich ein hohes Amt bekleide. Stolz war sie auf mich, als ich ihr von der Ernennung zur Rechten der Hand berichtete und erzählt dies jedem, der es wissen mochte ... oder auch nicht.
„Jassin, darf ich dich etwas fragen?", erkundige ich mich schließlich und beiße mir im nächsten Augenblick bereits auf die Unterlippe, denn der eigentlich abwegige Gedankengang, der mir durch den Kopf schoss, drang schneller durch den Mund hinaus, als ich beabsichtigte. Sie blickt verwundert darüber auf, dass ich solcherlei überhaupt erbitte. „Aber natürlich", lächelt sie aufmunternd. Immerzu kann ich sie alles fragen, das weiß ich selbstverständlich, jedoch ein völlig andersgeartetes Thema als die sonstigen, bewegt mich momentan.
„Tut es weh ...", beginne ich stockend und unvermittelt allzu brennend, beginnt sich die Verlegenheitsröte auf die Wangen zu schleichen. Sie legt fragend den Kopf schief. Tief ein atme ich. Vertrauen herrscht zwischen uns und auch wenn sie sonst ein Wasserfall ist, sie kann Geheimnisse bewahren wie ein Hund seinen Knochen. „... wenn man das erste Mal bei einem Mann liegt?"
Sie blinzelt mehrmals. „Es ehrt mich, dass du gerade mich dazu befragst", wispert sie nach kurzer Stille sichtlich und hörbar gerührt und erst dadurch wird mir gewahr, dass solcherlei vertraulichen Gespräche wohl normalerweise zwischen Mutter und Tochter stattfinden. Ob der Erkenntnis ebenfalls bewegt lächle ich sie an.
Jassin lehnt sich mir zu, nimmt meine Hand. Genügend respektieren wir uns, damit sie nicht wissen möchte, weswegen ich frage. Ob es da jemanden gibt, dem ich zugetan bin. Sie weiß um Dwalins Verlust - wenngleich auch nicht, warum er ging - und wie nahe wir uns standen. Nicht vorzustellen vermag sie sich, dass ich in so schnell vergaß oder mich mit einem anderen Mann trösten will. Doch nichts von all dem entspricht dem wahren Grund. Wissen möchte ich es einfach nur.
„Ja, es kann weh tun, manchmal auch ein wenig bluten. Jedoch muss es das nicht. Gleichwohl keine Schande bringt es in diesem Fall über dich, den Mann oder die Familien, denn unterschiedlich wie Edelsteine sind wir alle, mit Ecken und Kanten, manche weich, manche hart. Du reitest, kämpfst ... wahrscheinlich ist es sogar, dass weder Schmerz noch Blut dich überraschen werden, trotzdem sagt dies nichts über deine Reinheit und Unschuld aus." Ein wenig beruhigt mich ihre Erläuterung.
„Ich kann dir jedoch den Rat geben: Vertrau dem Mann, mit dem du das Bett teilen wirst. Immer, nicht nur beim ersten Mal. Vertrauen schenkt dir die nötige Ruhe und Sicherheit und damit einhergehende Entkrampfung. Umso schöner ist es zudem, wenn du auch vertrauen in dich selbst hast. In deinen Körper, deine Weiblichkeit." Gerne werde ich diesen befolgen, sollte es jemals so weit kommen.
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Ein langer, anstrengender Tag geht langsam dahin. Die Ratssitzung am Morgen war ermüdend nach einer schlaflosen Nacht und nur mit größter Mühe gelang es mir, während ihr die Augen offen zu halten. Die Begehung einer der neu erbauten Mädchenschulen danach brachte zwar Abwechslung, aber genaustens musste ich Thorins und Dís' Änderungswünsche und Anmerkungen notieren und sie am Nachmittag ordentlich verschriftlichen, damit die Baumeister sie schnellstmöglich umsetzen können. Kaum etwas aß ich bisher und nehme mir daher nur ein Stück Apfelkuchen aus der Küche, um ihn auf den Weg zur nächsten Beratung in mich hineinzustopfen.
„Mädchen, du solltest besser auf dich achten", schimpft Fenna, als ich mir beinahe die Finger an dem heißen Blech verbrenne. „Du wirst immer dünner, das gefällt den Männern nicht." Ich gebe ihr einen schnellen, aber dennoch liebevollen Kuss auf die Wange. „Was interessieren mich schon Männer", erwidere ich mampfend, „außerdem, viel zu wenig Zeit habe ich für sie", und stürme bereits wieder zur Tür hinaus.
Im Kopf die weiteren Termine des Tages durchgehend und was es gilt für diese noch vorzubereiten, biege ich in den Gang zur Bibliothek ein ... und treffe unversehens gegen eine harte Felsenwand. „Oh, verzeiht mir Majestät, ich war so in Eile und Gedanken, dass ich Euch nicht kommen sah", stammle ich hastig eine Entschuldigung an Thorin, der mich reflexartig an den Schultern fasste, damit ich durch den Aufprall zurückgeworfen nicht rücklings falle.
„Jederzeit so diensteifrig", murmelt er mit einem bezaubert/nen Lächeln und wischt mir mit schwieligen Daumen über den Mundwinkel, an dem wohl noch etwas Puderzucker klebte. Kaum mehr als der Hauch einer behutsamen Berührung, sanft und fürsorglich, vermutlich ohne sündhafte Absicht getätigt, dennoch entfacht sie erneut einen Funkenturm in meinem Inneren, der wild und unbändig durch jede Ader und Vene brennt, jeden Muskel und jede Sehne in Anspannung versetzt und den Kopf plötzlich ganz leer werden lässt. Oh Yavanna, teure Valier der Fruchtbarkeit und Leidenschaft, was nur geschieht mit mir? Warum auf einmal gerät mein unberührtes Sein so sehr in Unruhe, wenn er mich lediglich mit den durchdringend eiswasserblauen Augen betrachtet, die doch schon immer vermochten zu faszinieren? Warum nur führt jede Berührung, und sei sie noch so flüchtig, unversehens dazu, dass ich jegliche Besinnung verliere? Was für ein Zaubergeschick wirkt hier nur auf mich? Oder sind es weiter nichts als die Fantasien die mich des Nachts und auch während der Tage von mehr als nur einfachen, zarten Berührungen und gehauchten Küssen träumen lassen, die solch einen Einfluss begünstigen?
Ich senke eilends den Blick, um die brennend von den Wangen bis in die Ohrenspitzen aufsteigende Röte vor ihm zu verbergen, wissend darum, dass sie dennoch unübersehbar sein wird. „Ich wollte dich nicht beschämen", raunt er und senkt die Hände, jedoch das Verlangen hält mich weiterhin beharrlich in der Erregung gefangen. Da ich demnach genauso standhaft meine Position beibehalte, beugt sich Thorin plötzlich hinunter, um mir amüsiert - aber keinesfalls spöttisch - lächelnd wieder direkt in die Augen schauen zu können. Bizarr ist die Situation. Nicht als wäre er in diesem Augenblick mein Herr und König, sondern vielmehr ein vertrauter Freund. Daher gleichermaßen erheitert über sie lächle ich zurück und auch wenn er noch nicht ganz die bannende Wirkung einbüßte, so schmälert dies des Zaubers Kraft.
„Ich muss leider zu einer Besprechung mit Meister Balin", flüstere ich schließlich in dem Bestreben, ihn gänzlich zu brechen. Thorin nickt. „Dann beeile dich, er wartet nicht gerne." Einen tiefen Atemzug benötigt es dennoch, um vollends in die Wirklichkeit zurückzukehren, und jählings bin ich wieder die Dienerin und er mein König.
Jedoch mit einem fast beiläufig gesagten Satz, der ihm im Weitergehen plötzlich einfällt und den er zurückblickend an mich richtet, hält er das Weitereilen kurz auf: „Ach ja, ich würde heute Abend gerne ein Bad nehmen." Eine Anweisung hat dieser zum Inhalt. Nach seinen Vorlieben und Wünschen herrichten muss ich die Badstube und ihm bei Auskleiden und Waschen zur Hand gehen. Kein ungewöhnlicher Befehl, sogar alltäglich. Ich nicke daher dienstbeflissen und eile zu meinem Treffen, nachdem er sich vollends abwendete und geradezu vergnügt scheinenden Schrittes seinen Weg fortsetzt.
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