Wie schön ist es doch Daheim

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Oh wie unübertrefflich ist der Anblick der Heimat nach einer langen Reise. Drei Monate waren wir fort. Der Herbst begann unlängst seine nachtfrostigen Finger um Mittelerde zu legen, tunkte die Blätter in Gold, Rot und Braun und schüttelte mit kühlem Atem die Bäume.

Der Schein des hoch am Himmel stehenden Mondes taucht die Berge in silbriges Licht, denn zu nah waren wir bereits, als der Abend dämmerte, um eine weitere Nacht mit Rast zu verschwenden. Kleine quarzige Einschlüsse im Gestein funkeln wie Diamant. Fahl flackerndes Kerzenflammengold aus den Fenstern der am Hang gelegenen Räumlichkeiten verrät, dass ihre Bewohner noch wach sind. Der Berg ruht nie. Unermüdlich wird geschürft, geschmiedet, gearbeitet, sich auf die Ankunft des Königs und seiner Truppen vorbereitet, denn Thorin kündigte zweifelsfrei durch einen Raben bei seiner Schwester an, dass er sich auf dem Rückmarsch befindet. Als Vorboten werden Bofur und ich uns ausgeben, für den Fall, dass der Vogel die Erfüllung seines Auftrages schuldig blieb.

Die Schlucht hin zum Eingangstor liegt still. Nur das Klappern der Hufe unserer Pferde auf dem Gestein wird von den hohen Felswänden störend zurückgeworfen. Jedoch weiß ich, schon lange wurde die Ankunft von den Wachen bemerkt. Weithin können sie von ihren am Eingang gelegenen geschickt im Stein versteckten Posten aus sehen über die Ebene des Vorlandes. Bereits als wir den kleinen Hügel überquerten, wurden sie sich wohl den herannahenden Schatten gewahr.

Daher verwundert es auch nicht, dass uns ein harsches Rufen heißt stehen zu bleiben, als wir das zur Nacht fest verschlossene Tor erreichen. „Wer da zu so später Stunde?" Ich lasse mich von Khajmels Rücken gleiten und recke den meinen, der nach den vielen Tagen und Kämpfen arg schmerzt. „Astâ, Heras Tochter und Bofur, Sohn Bolders, wir kehren mit der Nachricht über Ihrer Majestät glorreichen Sieg nach Hause zurück und um die seine anzukündigen. Lasst uns also ein!" Meine Stimme klingt noch rüder als die des Torwächters. Einen Befehl gab ich ihm, denn im direkten Dienste Thorins stehend, habe ich die Gewalt über sie, ob ich nun eine Frau bin oder nicht, das ist in unserer Kultur unbedeutend.

Dennoch bedarf es eine Weile, bis er sich meiner Identität sicher ist, denn erst nach langem Warten, wird das Tor geöffnet. Jedoch Wachen empfangen uns dort und ein mulmiges Gefühl ergreift mich. Der diensthabende Kommandant, erkennbar an der dunkleren Schattierung der grünen Uniform, betrachtet uns mit autoritär ernster Miene und symbolhaft gelegter Hand auf den Knauf seines Schwertes.

„Astâ, Heras Tochter also", murmelt er skeptisch. Ich kenne ihn und er mich ebenfalls. Oft begleitetet ich Thorin bei Kontrollgängen und wenn Ausbesserungen oder Verstärkungen am Tor nötig wurden, die er sich von den Baumeistern vor Ort erläutern lassen wollte. Dabei begegneten wir uns einige Male, sprachen sogar miteinander. Aber auch sonst, ist Gesicht und Name im Berg geläufig, insbesondere bei so wichtigen Leuten.

Ich recke daher mein Kinn ein wenig höher. „Ja", bestätige ich, nicht wissend, worauf genau er hinaus will. „Nun, verwirrenderweise ist mir bekannt, dass Astâ, Heras Tochter, Leibdienerin Ihrer Majestät König Thorins, nicht mit auf die Schlachtfelder auszog. Auch wenn Ihr ihr sehr ähnlich seht, so muss dies wohl eine arglistige und schwer sträfliche Täuschung sein, die ihr uns mitten in der Nacht auferlegen wollt."

Nicht anmerken lassen will ich mir, dass er damit den Schwachpunkt unseres Planes entlarvte, jedoch nicht verhindern kann ich, dass das Herz für einen schreckensvollen Moment stehen bleibt. Ich suche krampfhaft in meinem Kopf nach einer Lösung, einer Ausrede, die auch nur halbwegs plausibel klingt, gleichwohl mir bewusst ist, dass er wohl jede Lüge sofort erkennen wird. Und dann plötzlich, erscheint ein verschmitztes Lächeln und entkrampft das strenge Gesicht.

„Mädchen, keiner von uns hier hat auch nur annähernd eine Sekunde daran geglaubt, dass Ihr König Thorins Befehl achtest und brav zu Hause bleibt." Ich atme erleichtert aus, genauso wie Bofur neben mir, der vor angehaltenem Schreck beinahe zu ersticken drohte. „Außerdem fanden wir es eigenartig, die Lady Dís immer ohne Eure Begleitung zu sehen." Bei der Nennung ihres Namens hüpft mein Herz noch ein klein wenig höher als beim ersten Anblick des Heimatberges. Wie freue ich mich darauf, sie und alle anderen wiederzusehen.

Der Kommandant tritt zur Seite, um uns endlich einzulassen. Drinnen empfängt die Heimkehrer der vertraute, langvermisste Duft. Stein und Holz, Feuer und in ihm geschmolzene Metalle, Kohlestaub, der von Schuhen, Karren und Zugluft in kleinen Mengen aus den Minen sogar bis hierher getragen wird. Schummrig nur wird die große Eingangshalle von einigen Fackeln erhellt, dennoch keinen Deut der Pracht können die Schatten schmälern.

Soldaten kommen und nehmen uns die Pferde ab. Auch sie werden sich nach der langen Reise auf das weiche Stroh freuen, mit denen ihre Boxen ausgelegt sind. Bofur trennt sich schließlich unter dem Torbogen zum Adelsviertel von mir. Ich danke ihm vom Herzen, dass er mich begleitete, schütze und ein guter Freund in Leid und Freud war. Niemals vergessen werde ich ihm dies.

Friedvoll ist es auf dem großen Platz, um den die Residenzen des Hochadels liegen und dessen Zentrum das Anwesen der Königsfamilie mit Glanz und Glorie stellt. Nur das sprudelnde Wasser des Brunnens gluckert beständig und durchbricht die Stille der Nacht, in der noch alles und einjeder ruht.

Nicht durch den Haupteingang trete ich in mein Zuhause, sondern nehme mit Bedacht einen der Dienstboteneingänge, die versteckt liegen und daher immer unverschlossen bleiben. Still ist es auch in den vertrauten Gängen. Warm und schummrig und wohlduftend nach den Gerüchen des vor kurzem in der nahen Küche gekochten Abendbrotes.

Ich schleiche durch sie, darauf hoffend niemanden unbeabsichtigt zu wecken. Lange verweile ich vor der Tür der Herrin, überlegend, ob eine Störung, um mich zurückzumelden, so spät in der Nacht angemessen ist. Jedoch schreckliche Sorgen wird sie sich bereitet haben und so viel an erleichternden Nachrichten könnte ich ihr überbringen. Daher leise drücke ich die Klinge herunter und trete ein. Ihre Gemächer sind ebenfalls feuerwarm und bieten traute Sicherheit, die ich in all den Tagen unter freiem Himmel misste. Behutsam durchquere ich sie bis ins Schlafgemach und mein Herz erfreut sich dem Anblick der sich mir dort bietet mehr als an dem eines kostbaren Edelsteines oder Hortes aus Gold und Silber.

Die Herrin liegt dort in ihrem Bett, schlafend, in ihren Armen der kleine, ersichtlich älter gewordene Fili, sich dicht ankuschelnd an den deutlich gewölbten Bauch, in dem sein Geschwisterchen heranwächst. Behutsam trete ich näher und berühre Dís an der Hand. Sofort ist die hellwach und schreckt auf. Auch auf sie wirken die Instinkte eines Kriegers und die Erfahrungen, die sie als kleines Kind heimatlos herumziehend in der Wildnis erleiden musste. Jedoch schnell gewöhnen sich die schlaftrüben Augen an die Dunkelheit im Zimmer und erkennen durch den Schatten hindurch, welch zerlumpte Gestalt sich ihrer näherte und dass diese ihr und ihren Kindern trotzdem kein Übel will.

„Astâ, bei Mahal, du bist zurück", haucht sie aus und lächelt so mütterlich stolz und erfreut, dass mein Herz erfüllt von Wärme schlagt. Vorsichtig, um Fili nicht zu wecken, und bereits ein wenig eingeschränkt durch den gewachsenen Bauch, richtet sie sich auf. Ihre nackten Füße patschen über den Steinfußboden, als sie das Bett umrundet und anschließend hastig auf mich zustürmt und in die Arme schließt, fest genug, damit ich kaum mehr Luft bekommen kann. Wie misste ich auch dies, denn die Erinnerung an den Abend als ich verschwand und sie mich zwar entdeckte, aber nicht aufhielt, mir sogar eine Umarmung zum Abschied gab, schenkte Trost in den Nächten unter freiem, kalten Himmel.

„Du siehst furchtbar aus, Kind", sagt sie schließlich, nachdem sie sich von mir löste und genauer betrachtete. Sie berührt das Gesicht mit warmen Fingern und dreht es hin und her, die zum Glück wenigen kleinen Blessuren begutachtend, die mir die Kämpfe einbrachten. Streicht dann über die strubbeligen Haare, die ob der Entbehrungen und aufgrund der mangelnden Pflege jeglichen Glanz verloren und verweilt letztendlich an der Binde um meinem Arm, denn so sehr zerrissen war der Stoff dort, dass ich ihn nicht mehr flicken konnte.

„Ihr dafür umso bezaubernder, Herrin", erwidere ich beruhigend lächelnd und blicke auf den sich mir entgegen wölbenden Bauch hinab. „Du wusstest bereits darum, als du auszogst." Keine Frage ist es, sondern eine Feststellung, die ich bestätigen kann. Anders verhielt sie sich und wirkte zu der Zeit. War achtsamer, bewegte sich vorsichtiger, legte die Hände oft unbewusst auf den Unterleib. Ihre Haut strahlte mehr, schien wie bronziert, die Augen glänzten, der Funke des neu entstehenden Lebens wie ein gerade erst in das Himmelszelt gesetzter Stern.

Um Fili nicht doch noch aufzuwecken, obwohl er so tief schläft, wie nur ein Kind es kann, begeben wir uns in den Salon. Alles muss ich ihr trotz der späten Stunde erzählen. Von den Kämpfen, der Reise, den Schönheiten der Welt, dem Abenteuer in dem alten Zwergenreich, der Angst und den Schrecken, den der Imp uns bereitete und wie er besiegt wurde. Den Bericht über die Letzte der vielen geschlagenen Schlachten jedoch, erleichtere ich um einige grausame Details.

„Wurdest du entdeckt?", fragt sie sorgenvoll, denn auch wenn ich dies niemals ihrem Bruder offenbaren würde, böse wäre er wohl ebenso auf sie, da sie mich gehen ließ. „Oin erkannte mich, während des Dienstes im Lazarett. Balin offenbarte ich mich, damit er Thorin anstatt meiner von dem Imp berichtet, um ihn zur Vernunft zu bringen, und Dwalin durchschaute die Tarnung auf dem Schlachtfeld." Erleichtert scheint sie darüber. Kein Risiko ging ich ein und vertrauensvoll und loyal auch mir gegenüber sind die, die mich entdeckten. Sie werden Thorin nichts verraten.

Der Morgen graut bereits, als ich ende und das Leben im Berg erwachte von uns unbemerkt, bis es an die Dís' Tür klopft. Herein bittet sie, denn meine Rückkehr wird auch die anderen Bediensteten freuen. Insbesondere diejenige von ihnen, die daraufhin eintritt und beinahe vor Schreck und Begeisterung gleichermaßen die in den Händen getragene Wasserschüssel für die Morgentoilette fallen lässt, als sie mich sitzend auf dem Sofa erblickt.

„Jassin", juble ich, springe auf und umarme sie, so dass das Wasser doch überschwappt. Nach einem Atemzug des Schweigens beginnt sie erleichtert zu weinen. Welch Sorgen muss sie sich in den zurückliegenden Wochen bereitet haben, denn Dís hatte ihr und den anderen von dem Grund meiner Abwesenheit erzählt. „Du bist zurück, Mahal, zu dem ich jeden Abend für dich und die Herrschaften gebetet habe, sei Dank", stammelt sie unter dem Schluchzen.

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Kaum einen Moment vermisste ich in der Zeit der Abwesenheit mehr als diesen, mich auf die weiche Matratze meines Bettes fallen zu lassen. Gebadet habe ich, Haare und Bart gepflegt und ordentlich frisiert, ein frisches, heiles Kleid angezogen und Fenna entließ mich nicht zur Ruhe, ehe ich nicht ein reichliches Mittagsmahl zu mir nahm. Unverantwortlich dünn bin ich ihrer Meinung nach schließlich geworden und nicht gehen ließ sie mich, bis ich auch noch einen zweiten Teller ihres wohlschmeckenden Eintopfes leerte.

Einige Stunden Schlaf und dringend benötigter Erholung kann ich nun genießen, ehe die restlichen Truppen unter Thorins Führung heimkehren. Ein weiterer Rabe kündigte erst heute Mittag an, dass dies bei gleichbleibenden Bedingungen im Laufe des morgigen Tages geschehen wird. Schnell marschierten sie. Die Sehnsucht nach Zuhause trieb wohl ihre Schritte.

Tief und traumlos schlafe ich. Die Erinnerungen an Schlachten und Schrecken, die mich in den zurückliegenden Nächten verfolgten, ebenso sie gönnen mir gnädigerweise die erforderliche Ruhe. Vergessen werde ich sie mit der Zeit, wenn auch niemals gänzlich.

Erst gegen Abend erwache ich wieder. Erholt und ein wenig zu alten Kräften gekommen, gleichwohl Rücken und Beine und die Wunde am Arm noch minimal schmerzen. Ein Moment noch bleibe ich mit geschlossenen Augen liegen, genieße die Wärme und den Frieden und das leise Knacken des Kaminfeuers, bis mich der Hunger aus dem Bett treibt. Zumindest gab der knurrende Magen den Ansporn sich aufzurichten, jedoch ein kleines, ohne Anstand und dafür mit viel Geschrei in mein Gemach stürmendes Monster, ist letztendlich der wahre Grund.

„Eure Hoheit, nein, ich sagte Euch doch, dass sie wohl noch schlafen wird und Ihr sie verhalten wecken sollt." Jassins mahnende Worte, die ihm auf dem tapsigen Fuße folgt, erreichen das Ungetüm nicht, denn es greift mich mit einem gezielten Sprung auf meinen Schoss an. „Sie ist schon wach", brüllt es und schlingt die kleinen Arme in dem Versuch, mich zu erwürgen, um den Hals.

Zu keiner Abwehr fähig, erwidere ich die Umarmung und vergrabe die Nase in seinen wohlduftenden Locken. „Ihr seid so groß geworden", flüstere ich und drücke ihn noch fester an mich. Welch Sehnsucht hatte ich nach diesem Kind. Fili kichert auf, als die vorwitzigen Finger ihn an den Seiten kitzeln und lässt von mir. Seine Hände schließen sich um mein Gesicht. Er betrachtet mich eindringlich mit den blauen Augen, die denen seines Onkels so gleichen und doch so anders sind. Sehr viel mehr Wärme liegt in ihnen, ein Funke von Schalk und diese kindliche Unschuld, die Thorin vor langer Zeit bereits verlor.

„Und du siehst schrecklich müde aus." Ehrlichkeit ist eines Kindes Tugend. Unverblümt ist sie, aber niemals unverschämt. „Erzählst du mir jetzt alles von den Schlachten und großen Abenteuern, die du erlebt hast", bettelt er mit sich beinahe vor Aufregung überschlagener Stimme, denn als wir uns sahen, bevor ich mich zurückzog, versprach ich ihm dies. Natürlich mit einem hohen Maß an Zurückhaltung und für seine Ohren geeigneten Worten und auch nur solcherlei, das seine Mutter erlaubte. Zu jung ist er für all die Schrecken und Monster, die dort draußen lauern. Noch.

Jassin, die derweil hereinkam, hebt ihn schimpfend, dass er weglief und nicht auf sie hörte, von mir herunter und auf ihre Arme, um mir zu ermöglichen, endlich aufzustehen. „Das werde ich, aber erst wenn ich Euch zu Bett bringe." Fili schiebt schmollend die Unterlippe nach vorn. Ich weiß, wie gerne er meinen Erzählungen jetzt bereits gelauscht hätte, jedoch Zeit für das Abendessen wird es sein, denn um mich dafür zu holen, sind sie wohl eigentlich hier.

Von den Wundern und Schönheiten des verlassenen Zwergenreiches berichte ich ihm später am Abend. Nur von diesen, denn weder von den dort hausenden Orks, den vielen Toden, noch von dem Imp und welch Schrecken er verbreitete, muss er erfahren. Jedoch genügen ihm die bildhaften Beschreibungen von gewaltigen Hallen voller Schätzen, die weiten Gänge in tiefschwarze Abgründe, die Statuen alter Krieger und Herrscher und den verwunschenen Eingang mit verzauberten, im Mondschein glitzernden Runen beschrieben völlig. Seine Augen werden immer größer, je mehr Erzähltes seine Fantasie beflügelt und als ich ihm den kleinen Raben zeige, den ich von dort mitnahm. „Darf ich ihn behalten?", fragt er. Natürlich. Einen Ehrenplatz auf seinem Nachttisch bekommt er und wacht seitdem über ihn, die Nachtruhe und guten Träume. „Schlaf nun, Sohn von Raben."

Spät ist es nicht und ich nach den Stunden ausgiebiger Ruhe keinesfalls müde, gleichwohl erneut hungrig. Jedoch begebe ich mich zum Gemach der Herrin, die darum bat, noch einmal zu ihr zu kommen, nachdem Fili versorgt wurde. Meinen Dienst als Gouvernante nahm ich auf eigenen Wunsch umgehend wieder auf.

Als sie auf mein Klopfen hin hereinbittet, finde ich sie von Kerzenschein umhüllt ein dickes Buch lesend vor. Keines ihrer herkömmlichen Lektüre scheint es zu sein, denn die goldgesäumten Seiten sind abgegriffen und eng beschrieben. Das schwarze Leder des Einbandes bröckelt aufgerieben von den vielen Händen, die es bereits aufschlugen. Ich glaube, mich daran zu erinnern, es schon einmal in Thorins Arbeitszimmer gesehen zu haben.

Sie winkt mich zu sich heran und legt das Buch auf den niedrigen Tisch vor sich ab, um mir eine Stelle darin zu zeigen. Ich kann die Runen jedoch nicht lesen, zu alt sind sie, daher übersetzt sie. Von einem alten Reich im Norden von Mittelerde berichten die Schriften, gegründet im zweiten Zeitalter. Eng verbunden mit den Menschenstädten Annúminas und Fornost, die bis zu ihrem Untergang unweit lagen. Durch Handelsbündnisse und das Vorkommen von Gold und Silber und dem äußerst seltenen Metall von unschätzbaren Wert Adamant, erlangte das Reich großen Reichtum und Ansehen. Jedoch ging es zu Beginn des dritten Zeitalters aus unbekannten Ursachen verloren an das Vergessen, kurz nachdem auch die benachbarten Bündnispartner untergingen. Keiner der einst dort Lebenden scheint die Erinnerungen weitergetragen zu haben. Allerdings weiß ich, es gab niemanden mehr, der dies hätte gekonnt. Dieser Eintrag wird das Einzige sein, dass übrig blieb, nachdem der Imp wütete und alles zerstörte.

„Was war es genau, dass Thorin von dort bergen wollte?", fragt Dís mit zitternder Stimme, aber noch bevor ich ihr antworten kann, dass ich dies nicht weiß, hallt ein Rufen durch die Gänge und dringt durch die geschlossene Tür, an die wenige Sekunden später bereits energisch geklopft wird. „Hoheit, Ihre Majestät kehrte zurück."


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