So schwer ist der Abschied

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Die letzte Nacht vor dem Auszug zu einer Schlacht ist fürchterlich. Auch wenn wir stark sind, im Verbund mit den Streitmächten der Rohirrim sogar noch sehr viel mehr, die Strategien wohlüberlegt und erfolgversprechend gefasst wurden und uns der Sieg sicher sein wird, so liegt der Abschied schwer auf dem Gemüt eines jedem.

Das Bankett am Abend war daher kaum erträglich. Weder wurde viel von den eigentlich doch so köstlichen Speisen gegessen, noch ausgelassen getanzt, noch fröhlich gelacht oder angeregt miteinander gesprochen. Insbesondere in Dís' umschatteten Augen sah ich die von allen empfundene Traurigkeit des bevorstehenden Abschieds nur allzu trüb. Ein grausames Schlachtfeld nahm ihr bereits den jüngsten Bruder, wie sehr fürchtet sie sich, dass ein solches ihr überdies Gemahl und den ältesten nimmt. Gerade jetzt, in einem Zustand, von dem womöglich nur sie bislang weiß, ihn vielleicht sogar nur vermutet, den ich allerdings recht sicher erkenne, denn bedeutungsschwanger wandelte sich Gestalt und Verhalten in den letzten Tagen.

Thorin hinterließ viele Anweisungen, auch an mich. Die Herrin und verbliebenen Ratsherren soll ich während seiner Abwesenheit unterstützen so gut und diensttreu es mir möglich ist. „Ich möchte außerdem, dass du dich um die Belange der Bittsteller kümmerst, die in der Zeit nicht ausbleiben werden. Berate dich mit Dís, wenn du eine Entscheidung nicht alleine treffen willst." Ich nicke und nehme eine der letzten von ihm unterzeichneten Verfügungen entgegen, die seine Schwester und in viele Dingen auch mich dazu berechtigt, Beschlüsse in seinem Sinne zu tätigen. Beachtliche Macht anheimstellt er mir, jedoch plane ich nicht, diese einzusetzen.

Alles liegt bereit. Rüstung und Waffen sind blank geputzt, Wegzehrung, einige persönliche Gebrauchsgegenstände, sowie Kleidung, verstaute ich in den Satteltaschen. Überdies lohnt es sich jedoch nicht, Weiteres mitzuführen, denn mit den Kriegern ziehe auch Wagen aus, die mit Zelten, Proviant, Decken und allerhand anderem Nützlichen beladen sind.

„Ich weiß, dass du mir noch immer böse bist, auch wenn der große Groll anscheinend verflog", flüstert Thorin plötzlich und berührt mit rauen Fingern meine Wange. Die Überlegungen, ob ich irgendetwas Wichtiges vergaß, beendet er dadurch abrupt. Ich schüttle den Kopf. „Ihr habt Eure Gründe, Majestät, derer es zu akzeptieren gilt", läutere ich seinen Befehl und senke den Blick, damit er nicht sieht, wie sehr er gleichwohl mein Selbstwert noch immer kränkt. „Die habe ich, und auch ohne persönliche Erfahrungen, würde ich sie als Anreiz nehmen. Du sollst mich vor den schrecklichen Träumen bewahren und sie nicht zu den deinen machen."

Sanft streicht sein Daumen über die feinbebartete Haut. Erfühlt vorsichtig die Zärte der leicht geöffneten Lippen. Verweilt dort einen Augenblick, kostet die Feuchtigkeit, den warmen Luftstrom meines Atems, genießt das Zittern ob der Berührung, und lässt ihn dann den anderen Fingern folgen, die den Weg den Hals bereits entlang glitten. Behutsam erspüren Sie unter der dünnen Barrikade das Schlagen des Herzens. Mit aller Kraft mahne ich ihn zur Ruhe, denn verräterisch schnell pocht das Blut durch meinen Leib.

Allerdings fester wird der Griff plötzlich. Nicht schmerzhaft, nicht geißelnd, jedoch die Tatsache des vollkommenen Besitzes über mein Leben symbolisiert er allzu deutlich. Eine Energie fließt von seiner Hand in mich. Warm ist sie, feurig gar. Sie drückt und drängt und nur mit Mühe kann ich ihr widerstehen. Atmen und Schlucken fällt mir schwer. Eine beengende Macht fordert, ihm den gefausteten Plan zu verraten. Jedoch nicht willens bin ich. Stärker ist der Vorsatz. Stärker noch als sein Trachten nach der Wahrheit. Und dann, so schnell, wie es aufkam, entschwindet das drängende Gefühl. Der Griff lockert sich, wird erneut sanft und behutsam, erfüllt von Liebe gar.

„Bleib bei mir heute Nacht", wünscht er überfallend. Auf horche ich, denn die Bitte glich einem Lufthauch, der unmerklich aus seinem Mund floss, kaum lauter als ein Wispern durch üppige Baumkronen. Sie wäre wahrlich nicht die Erste gemeinsam in einem Bett verbrachte, jedoch niemals zuvor, bat er so offen darum. Eine lange Zeit der Trennung steht uns bevor, derweil schrecklich vermissen werde ich seine Anwesenheit und möglicherweise, wird er sich ebenso nach mir sehnen.

Oh Astâ, welch Unsinn erdenkst du dir nur!

Warum sollte seine Sehnsucht gerade mir gelten, wenn er Schwester und geliebten Neffen ebenso zurücklässt? Zudem, in den Nächten, in denen wir uns Trost und Wärme schenkten, tiefsinnig miteinander sprachen oder es sich durch Umstände ergab, war ein gemeinsames Nachtlager geradezu selbstverständlich. Ein Ausdruck des Vertrauens zueinander, nicht mehr. Nun jedoch ist es eine nicht begründete Bitte, die gleichwohl so einiges bedeuten könnte. Dennoch gestattet mir mein Herz, ihm diese zu gewähren. Er freut sich ehrlich darüber, wenngleich das Lächeln nur kurz dauert. Viel mehr sehe ich diese in seine Augen funkeln, denn Spiegel zu seiner Seele sind diese, und jedes Leuchten, jeder trübe Schatten, jede farblich ausgeprägte Änderung der Tiefe und Härte seiner Eiswasseririden, bedeuten vielmehr als tausend Worte und Gesten es aufzeigen könnten. Das eben überreichte Pergament nimmt er mir wieder aus den Händen, fasst nach diesen und führt mich in sein Schlafgemach. Warm ist es hier und vertraut.

Jedoch fühlt es sich eigenartig an und das gerade noch so zuversichtliche Herz pocht aufgeregt schnell, als ich mich beginne zu entkleiden. Er wendet sich sittsam ab, um mir die dafür zugestehende Privatsphäre zu gewähren, und nimmt ebenfalls die Knöpfe und Kordeln seiner Gewänder in Angriff. „Könntest du mir bei der Schnürung helfen?", ersucht er schließlich und zeigt auf den anscheinend zu fest für seine groben Kriegerfinger gezurrten Knoten des Unterhemdes. Er fragt zaghaft, so, als würde es eigentlich nicht Teil meiner Aufgaben sein. Geradezu verunsichert, schüchtern gar, obwohl solcherlei kaum in seinem Leben Platz finden sollte und bisher auch nicht tat. Natürlich komme ich der Bitte nach. Jedoch auf die Zehenspitzen muss ich mich stellen, denn wehrhaft widersetzt sich der Knoten ebenso meiner Fummelei. Nur unter kontrolliertem Zerren und Ziehen löst er sich schließlich. Allerdings das Gleichgewicht kommt mir dadurch plötzlich abhanden und unbeabsichtigt stolpere ich gegen ihn. Die sich abfangen wollenden Hände treffen auf massiven Stein. Härter noch, als ich sie in Erinnerung hatte, spannen sich die Muskeln unter der unerwarteten Berührung an. „Vorsicht", murmelt Thorin jedoch unberührt klingeng und zieht sich das Hemd in einer geschmeidigen Bewegung über den Kopf. Es kräuselt sich auf meinen Armen, denn in eine Schockstarre verfiel ich, die es mir unmöglich machte, die schickliche Distanz wieder aufzunehmen. Erst Thorins Lächeln löst die Bewegungslosigkeit.

An mich nehme ich das Hemd und kann nicht verhehlen, dass mir der nun gänzlich hervorkommende Anblick gefällt, gleichwohl er vertraut ist. Den Verlauf jeder Narbe, die die dichte Behaarung unterbricht, jede Erhebung, jeder Schattenwurf, jede schwarze Zeichnung und Rune ist wohlbekannt. Ich zwinge mich dazu, den Blick abzuwenden, denn unschicklich ist es zu starren. Thorins Mundwinkel jedoch zucken erneut wohlwollend, als er bemerkt, wie schwer mir dies fällt und vielleicht auch die leichte Röte wahrnimmt, die sich brennend auf meine Wangen legte. Er weiß wohl um die Betörung seines Anblickes.

Die Nacht an seiner Seite ist warm und leutselig. Ein tiefer, guter Schlaf überkommt den Geist nur wenige Minuten, nachdem wir uns diesen wünschten und die weichen Decken und dichten Pelze mich umschlossen. Jedoch nur einen wohligen Traum später, erwache ich bereits wieder. Dunkel ist es im Zimmer. Die Kerzen brannten nieder, gleichwohl die Dochte einiger von ihnen noch schwelen, und kein Zwielicht fällt durch den Luftschacht. Fern der Dämmerstunde wird die Zeit sein.

Ich blicke mich um und entdecke das Kohleglimmen zweier Augen neben mir die Dunkelheit durchbrechen. Thorin ist wach. Wie lange bereits, ob er überhaupt schlief, weiß ich nicht. „Über was denkt Ihr nach?", wispere ich, in der Absicht, ihn mit der plötzlichen Ansprache nicht zu erschrecken, obwohl ich vermute, er bemerkte das Erwachen unlängst. Er lächelt und wendet sich mir zu. Die nachsehenden Zwergenaugen erkennen seine Gestalt deutlich, jedoch ungewohnt, geheimnisvoll und gefährlich gar, erscheint diese durch den feurigen Blick, der dem unseres Schöpfers nachempfunden sein soll.

„Über dich ... und Dwalin", offenbart er und als würde ein leichter Lufthauch die Flammen seiner Augen schüren, glühen sie für einen Moment noch heller. Ich blinzle verwundert. „Warum belastet Ihr Euch mit solcherlei Gedanken, anstatt die benötigte Ruhe zu finden?" Ungelegen ist es mir, dass er über das Verhältnis zwischen seinem General und mir nachgrübelt. Sein Mündel bin ich und jeder Verbindung muss seine wohlwollende Erlaubnis vorausgehen. Schlechtesten Falls bemerkte er den vertrauteren Umgang der letzten Zeit miteinander, zog seine Schlüsse oder erfuhr sogar von den lasterhaften und rechtlich untersagten Annäherungen. Obwohl wir uns alleine düngten, könnte jemand sie beobachtet haben.

„Es kam mir nur in den Sinn, wie sehr er sich durch dich veränderte. Niemals hätte ich gedacht, dass er jemanden in sein Leben lassen würde, wie er es dir erlaubte. Vermutlich unbewusst, schleichend immer tiefer drangst du vor, ungewollt vielleicht, mutig jedoch. Aber mit jedem gegangenen Schritt verschloss sich sein Herz wieder hinter dir. Du bist darin gefangen ... auf ewig." Ich schlucke ob dieser Schilderung. Dem allzu Deutlichen vor Augen führen dessen, was ich bislang nur (ver)spürte.

Thorin schnaubt. „Tiefsinnige Gedanken sind dies, die mir die Düsternis zuflüstert, verzeih, dass ich sie offenbarte und dich damit vielleicht erschreckte." Nach meiner Hand greift er, bettet sie an seine Lippen und haucht einen entschuldigenden Kuss darauf. Wärme spendet dieser der erkalteten Haut, denn ebenso das Kaminfeuer erlosch unlängst. Einen Moment sinniert er und führt sie schließlich zögernd, jederzeit gewillt zu stoppen, sollte ich mich erwehren, an sich hinunter. Sanft legt er sie sich letztendlich auf seine Brust, dort, wo sie ihn vorhin bereits unbeabsichtigt berührte. Sein Herz schlägt gleichmäßig, kräftig und erstaunlich friedlich. Ich bewege die Finger unter den seinen, fühle die Weichheit der Haare, die leichten Erhebungen der Narben, die Härte der Muskeln. Oh weh, welch Gefühle kommen nur plötzlich in mir auf?! Feurig sind sie. Intensiv. Unbeherrschbar. Ein Ziehen und Pochen und jene innere Anspannung, die mich erschaudern lässt. Ich will meine Hand zurückziehen, ihr entfliehen, jedoch genauso wirksam ist das Verlagen zu verweilen.

„Weißt du, warum ich wirklich wach liege?", fragt er, die Stimme tief und rau, als würde sie einer lange verlassenen Mine entsteigen. Ich nicke, unfähig zu sprechen. „Kaum eine Nacht verbringe ich ungestört. Albträume behelligen mich, verzehren jedwede Erholung mit den wiedererinnerten Schlachten und Feuern. Jedoch sobald du an meiner Seite ruhst, genügen mir wenige Stunden Schlaf, denn dieser ist so tief und fest und traumlos, wie selbst Irmo ihn mir in seiner Güte nicht gewähren könnte. Gerne lag ich dann wach und beobachtete dich. Zusätzlichen Frieden schenkte der ruhende Anblick und allzu oft ergriff die verwerfliche Sehnsucht von mir Besitz, dass mein Bett auf ewig auch deines sein könnte." Ich seufze. Beinahe um den Verstand bringen mich die Worte und überdies noch immer liegt meine Hand auf seiner bloßen Brust, ungeschützt der Hitze des Leibes ausgeliefert.

Als meine Pflicht müsste ich es nun nach der Offenbarung ansehen, zuzusichern, ihm diese Ruhe so oft wie erforderlich zu ermöglichen. Sein Lager tatsächlich zu meinem werden zu lassen. Für sein körperliches Wohl bin ich genauso verantwortlich wie für das seelische. Jedoch ... ich kann nicht. Dwalins Herz hält mich umschlossen, sagte er. Allerdings unumstritten die Macht besitz er, der König, der Herrscher über uns beide, bis dorthin vorzudringen, um meiner habhaft zu werden.

Dwalin mahnte einst vor dieser Macht. Gefährlich ist sie, unberechenbar, selbstgefällig, dünkelhaft. Viel könnte sie zerstören und in Unglück stürzen, würde ich mich nicht vor ihr in Acht nehmen. Daher vorsichtig aber bestimmt, ziehe ich die Hand zurück. Die Kälte brennt auf der der Wärme beraubten Haut. Jedoch diese Pein muss ich ertragen, genauso wie die, die ob der Abweisung in seinen Augen aufschimmert.

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Die Herrin Dís wirkt stark. Jedoch die dunklen Schatten unter ihren Augen verraten die vielen des Nachts in Sorge wachgelegenen Stunden. Aufrecht wie es einer Prinzessin gebührt, beobachtet sie den Abmarsch der Krieger und wie Bruder und Gemahl ihre Pferde besteigen. Dennoch sind es ihre Hände, die sich haltsuchend in Filis Tunika vergraben, als sie ihm nach dem Abschied auf den Arm hob, die offenbaren, dass sie droht unter der Last der Trennung zusammenzubrechen. Ich trete neben sie um zu trösten, streiche dem kleinen Prinzen beruhigend eine der geflochtenen Haarsträhnen hinter das Ohr, denn begreifen kann er nicht, was gerade geschieht. Fasziniert und ängstlich zugleich, verfolgt er den Auszug Hunderter in voller Rüstung stehender Zwerge zu Fuß aus der großen Eingangshalle, gefolgt von einer zahlenmäßig bescheideneren Einheit Kavallerie, bestehenden aus den Rohirrim und einigen unserer Reiter.

Ein eindrucksvolles Bild. Die Kraft und Stärke dieser Armee lässt in meiner Vorstellung Feinde allein beim in weiter Entfernung zu sehenden Aufmarsch erzittern, obwohl ich weiß, dass diese schiere Anzahl von Kriegern nur ein kärglicher Bruchteil dessen ist, was in längst vergangenen Schlachten gegen das Böse kämpfte.

Gleichwohl noch nicht als vollständig zählen sie sich. Am südwestlichen Rand des Abendrotgebirges werden sie auf weitere Truppen der Rohirrim treffen. Gemeinsam wollen sie nach einem Tag Zusammenfindung den ersten und größten Hort der Orks angreifen, der sich unweit befindet.

Einen letzten Blick erhasche ich auf die Spitze des Zuges, an der sich Folca, sein Sohn, sowie Thorin und seine Heerführer setzten. Der Abschied von ihnen war auch für mich verbunden mit erzwungener Stärke und Gefasstheit, zumindest hier in der großen Halle, umgeben von Hofstaat und anderen beobachtenden Augen. Jedoch unumwunden getraute ich mir, ihn zu erleiden, während er hinter den geschlossenen Türen von Privatgemächern stattfand.

Dwalin zu verabschieden, brachte dabei den größten Schmerz, vor allem, da ich nicht damit rechnete, wie überwältigend er mich heimsuchen würde. Aber als er auf mich hinabsah, indes ich ihm die Rüstung anlegte, mit einem Ausdruck in den warmen Augen, der verdeutlichte, wie sehr er mich vermissen wird, da stach er so nadelspitz in mein Herz, dass die Tränen begannen zu fließen. „Weine nicht", sagte er, „wir sehen uns bald wieder", und gab mir einen Kuss, der tief war und ehrlich und so süß, dass ich in noch immer auf den Lippen schmecke.

Thorin jedoch wählte deutliche Worte anstatt vielsagende Blicke, die mir den Abschied erschwerten. „Ich vertraue auf dich." Die Hand des Königs wog schwer auf meiner Schulter. Die Mitverantwortung über sein Reich legte er mir mit ihnen auf. Ich wünschte, ich könnte mich ihrer würdig erweisen. Das Metall seiner Rüstung fühlte sich warm unter den darüberstreichenden Finger an, obwohl ich sie ihm erst vor wenigen Minuten anlegte. Die Erhebungen und ihn detaillierenden Vertiefungen des silbernen Raben auf seiner Brust ein wahres Meisterwerk zwergischer Schmiedekunst. Kostbares Leben soll sie beschützen und wie hoffe ich, dass sie undurchdringlich bleibt gegen die Angriffe der Feinde. Seine Hand gehüllt in Leder und Stahl, verließ die bloße Haut der Schulter, strich die Halslinie hinauf und umfasste das Kinn. Die eines kampfbereiten Kriegers fühlt sich grundlegend anders an, als die eines Mannes. Stärker, machtvoller noch, keinerlei Wohlwollen und Sanftmütigkeit vermittelt sie. Ich erzitterte daher ob ihrer Berührung und dem strengen Blick meines Königs.

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Stille herrscht im Haus. Den jüngsten Kontrollgang einer seiner Bewohner wartete ich ab, sehe auf die Uhr und schätze den nächsten erst auf in einer Stunde, denn auf Mitternacht geht es bereits zu. Tief atme ich durch, hadere noch ein allerletztes Mal mit der Dummheit des Planes und ziehe dann die unter meinem Bett versteckten Sachen hervor. Stolz betrachte ich die aus der Waffenkammer entwendete Rüstung. Leicht ist sie, glanzvoll, wenn auch zurückhaltend nur mit einigen Schnörkeln verziert, und im Gegensatz zu denen von König und Heerführer so konstruiert, dass jeder Soldat sie ohne fremde Hilfe anlegen kann. Daher schnell und vor allem leise gelingt es mir, sie über Waffenrock, Tunika und Hose die ich bereits trug zu streifen. Auch mein Schwert ist vorbereitet. Frisch geschärft und geölt.

Die gepackten Satteltaschen kontrolliere ich ein letztes Mal auf Vollständigkeit. Nicht viel kann und brauch ich auch mitführen, nur wenige persönliche Sachen. Vor den Spiegel trete ich danach und betrachte meine Haare. Abschneiden wollte ich sie mir, aber zu auffällig wäre dies nach der Rückkehr gewesen. Daher für einen geflochtenen Zopf der eingerollt am Hinterkopf mit einer großen Nadel und dicken Zwirn festgenäht wird, entscheide ich mich letztendlich. Platz findet er unter dem Helm, der die Identität so gut wie möglich verbergen, aber erst einmal am Gürtel neben dem kampfbereiten Schwert befestigt wird.

Ich schleiche zur Tür, öffne sie einen Spalt und lausche. Nachtstille herrscht. Nur das Knistern des auf den Fackellumpen verbrennenden Öls ist zu hören. Günstig ist die Stunde, aber Beeilung bedarf es dennoch und so schlüpfe ich hinaus und husche so leise wie nur möglich die langen Gänge entlang. Die Ausgangstür beinahe erreicht, das Ziel vor Augen, erschrecke ich mich allerdings plötzlich fürchterlich, als eine vertraute Stimme aus der Dunkelheit ertönt.

„Du brichst recht spät auf."

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