Begierde

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Trotz des nur mäßigen Regens ist die äußere Schicht meines Mantels durchnässt, das Fell am Kragen klamm und der Saum mit Schlammspritzern übersäht. Unbedingt noch vor unserer - hoffentlich baldigen - Abreise muss ich ihn reinigen lassen. Bis dahin soll er achtlos über eine Stuhllehne geschmissen am Kaminfeuer trocknen.

Gegen meine Vermutung wartete Thorin nicht in der Eingangshalle auf uns, sodass ich, nachdem ich mich höflich bei Lothin für den Ausflug bedankte, ihn alleine mit freundlichen gleichwohl direkten Worten anrufen musste, dass er nun auch seinen Teil des Abkommen einzuhalten hat. Mit einem eigenartig, nicht deutbaren Lächeln, zu dem sich seine aufeinandergepresst schmalen Lippen verzogen, sicherte er mir dies tonlos nur mit einer tiefen Verbeugung zu. Der nächste Tag wird zeigen, ob er sein Wort hält.

Wir trennten uns danach. Froh war ich, meine Schuldigkeit getan zu haben und dass währenddessen keines der befürchteten Ereignisse eintrag. Jedoch ein bitteres Empfinden verweilte in mir. Der abgelehnte Vorschlag als Abgesandte an seinem Hof zu bleiben, die Eindrücke des Elends und die Gleichgültigkeit, mit der er ihr begegnete und ich als solche ändern könnte, das Wiedersehen von Khajmel und das mit ihm verbundene Heimweh ... Kopfschmerzen bereiteten mir die vielen auf mich herniedergehenden Gefühle. Mit den Gedanken hadernd, bemerkte ich nicht, wie jemand mir auf den langen Flur entgegenkam, der zu meinem Gemach führte. Erst als er sich mir in den Weg stellte und ich beinahe gegen die harte Brust stieß, wurde ich mir seiner Gegenwart gewahr und erschauderte fürchterlich unter seinem misstrauisch fragenden Blick.

„Dwalin, bei Mahal, du hast mich erschreckt", stieß ich atemlos aus und legte theatralisch eine Hand auf das Herz. „Wo warst du?" Seine Stimme klang hart wie Eisen, jedoch allzu leicht war der darin noch nicht gänzlich ausgehärtete Kern wahrnehmbar. Lange war ich fort, unauffindbar für ihn und auch Thorin wird vorgegeben haben, nicht zu wissen, wo ich bin. Voller Sorge und sich bereits so manches Schreckensszenario ausdenkend, hat er wohl daraufhin den ganzen Berg nach mir abgesucht.

„Kommandant Morrak war so freundlich, mir die Stallungen zu zeigen", antwortete ich sofort. Er vertraut dem Befehlshaber der Leibwache. Vom selben Gemüt und Hammerschlag sind sie. Störrisch, verschlossen, grimmig, jedoch herzensgut und vor allem mutig. Unabdingbare stärkende Eigenheiten, um die schwere Aufgabe auf den breiten Schultern zu tragen, König und die die ihm verbunden sind zu schützen.

„Den ganzen Tag?! Ich habe dich heute seit dem Frühstück nicht mehr gesehen und Stunden nach dir gesucht!" Ich zögerte, ihm gleich zu antworten, denn eine kleine Schaar Zimmerdamen lief laut schnatternd auf uns zu, verbeugte sich kurz und zog dann weiter.

„Könnten wir das Gespräch vielleicht in meinem Gemach fortsetzen, ungern möchte ich den ganzen Hofstaat an unserem Ausflug teilhaben lassen?" Auch wenn die schnell ausgedachte Lüge noch so genial war, Schwächen hat sie und könnte durch neugierige Ohren und klatschende Mäuler allzu leicht entlarvt werden. Dwalin sah mich grimmig an, begriff dann aber die Dringlichkeit der Bitte und deutete mir voranzugehen.

Sanft drückt er die schwere Tür hinter uns in das verzinkte Schloss, während ich den dreckigen Mantel zum trocknen über die anfänglich erwähnte Stuhllehne schmeiße. Wohlig warm ist es in meinem Zimmer und die klammen Finger erwärmen sich schnell an dem hell prasselnden Kaminfeuer. Ein Bad müsste ich eigentlich noch vor den Abendessen nehmen, denn gänzlich für einen königlichen Hof unangebracht rieche ich nach Pferd, Schlamm und Frühlingsregen.

„Mit wem warst du wirklich bei den Stallungen?" Dwalins Frage ist erschreckend direkt. Mit einem gezwungenen Schmunzeln drehe ich mich zu ihm um, nachdem der Versuch sich zu sammeln kläglich scheiterte. „Das sagte ich dir bereits." Eine Spur zu viel Ungemach schlich sich in die zuckersüß gesprochene Aussage. „Du konntest noch nie gut lügen", stellt Dwalin daraufhin in seiner Vermutung bestätigt fest und die Andeutung eines bitteren Lächelns verzieht die Lippen.

Wie wohltuend wären die kalten Finger nun, als ich die Hand an den plötzlich schmerzenden Kopf lege. So lange konnten wir den obskuren Pakt vor ihm geheim halten und nun verriet ich mich durch ... ja durch was eigentlich!? „Ich habe Morrak heute zur Mittagszeit getroffen und auch er wusste nicht, wo du bist, half mir sogar dabei, dich zu suchen."

Unschicklich fluchend setze ich mich auf die Kante des Bettes. Ibzig zu! Warum nur konnte ich mir keine bessere Ausrede einfallen lassen als diese halbseidene?! Dwalin kommt näher und in diesem Moment ist es nicht Freundschaft, nicht Sorge, nicht Zweifel, die die Antwort auf seine Frage fordern. Als mein Befehlshaber steht er vor mir und verlangt Auskunft darüber, mit wem ich mich herumtrieb und warum ich weder ihn noch unseren König diesbezüglich in Kenntnis setzte. Er weiß so vieles und doch nichts.

„Das darf und werde ich dir nicht sagen", murmle ich. Kaum Hoffnung besteht, dass er den Widerstand akzeptieren wird. Er gebot und ich muss mich fügen. Jedoch den Befehl denn Thorin mir gab zu missachten, würde eine harte und folgenschwere Strafe und überdies wesensgleichen Zorn hervorbringen.

„Du hattest bisher nie Geheimnisse vor mir." Unvorhergesehene Trauer überflutet die sonst so steintrockene Stimme. Verstehen kann ich sie. Niemanden vertraue ich mehr als ihm, vom ersten Anblick an, jedoch so viel ereignete sich seitdem.

Seufzend lässt er sich neben mir nieder, als ich keine Antwort gebe. Tief sinkt die Matratze unter seinem Gewicht. „Ich habe mir nur Sorgen bereitet, als du unauffindbar warst. Jedoch Thorin schien wenig beunruhigt. Wusste er, mit wem du außer Berges gingst?"

Ich wende den Blick ab. „Ja, und er befahl mir, Stillschweigen darüber zu bewahren. Besser ist es, glaube mir." Unangenehm fühlt es sich an, mich von ihm zu distanzieren. Alles von mir weiß er. Im flackernden Schein vieler Kerzen erzählte ich ihm von Erlebnissen und Erleidnissen. Von Glück, Freud, Leid und Schmerz. So manch tiefen Einblicke auch in seine verschlossene Seele gewährte er mir dafür. Sicher waren wir uns, dass das gegenseitig geschenkte Vertrauen niemals missbraucht werden würde. Doch dieses Geheimnis muss verborgen bleiben, nicht aus Argwohn, sondern, weil es uns nur unnötige Schwierigkeiten einbringen würde.

„Thorin verlangt und du befolgst. Zu einer guten Dienerin belobigt dich dies, jedoch sagte ich dir schon so oft, dass dieses Verhalten gefährlich ist. Was ist, wenn er irgendwann von dir fordert, gegen Moral oder Willen zuwiderzuhandeln?" Entsetzt über die Worte, sehe ich ihn an. „Wie kommst du nur auf solch einen Unsinn!?" Empörung schwellt die Stimme. Nie und nimmer wird er solcherlei von mir einfordern. Ein ehrbarer Mann ist er und würde seine Macht im Leben nicht missbrauchen, um Derartiges zu erzwingen. Sicher bin ich mir dessen.

Dwalin schnauft jedoch verdrießlich, so, als befürchtet er das Gegenteil. „Ich sehe, wie er dich betrachtet. Ich sehe, wie er dich berührt. Ich sehe, welch Gewalt er über dich hat. Ich sehe, wie ein feuriges Begehren in ihm brennt und ich weiß, welch Verderben ein solches bringen kann. Viele Arten der Sehnsucht glühen in einem Zwerg. Nach Gold, Silber, edlen Steinen, Macht ... kaum unterscheidet diese sich von der, nach der Wärme eines Frauenschoßes. Jedoch ist es den Abkömmlingen Durins zu eigen, dass ihre Gier sie vergessen, sie von Ehre und Anstand abkehren lässt."

Eindringlich ist sein Blick, währenddessen er die Warnung offenbart, denn nichts anderes ist sie. Auf langen Wegen und durch schwere Zeiten begleitete er trotz des jungen Alters das Königshaus. Den Wahnsinn Thrórs erlebte er, der nur dürftig schwand, nachdem der Erebor verloren ging. Die Unvernunft von Thráin führte ihn und so viele andere in den Tod. Die Gier nach Vermögen und Macht, die allzu oft ebenso Thorins Augen verdunkelt, war ihr Untergang. Jedoch glauben will ich nicht daran, dass er ihr ebenfalls irgendwann einmal, unter welchen Umständen auch immer, unrettbar in die Düsternis folgen wird.

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Kaum vermag ich die Aufregung versteckt zu halten, als wir am nächsten Morgen erneut den Sitzungssaal betreten. Nicht vollkommen sicher bin ich mir, ob der Pakt nun von beiden Seiten Erfüllung findet. Am Abend zuvor berichtete ich Thorin in allen Einzelheiten von dem Treffen zwischen mir und König Lothin, obwohl es, so wie ich vermute, nicht unbedingt nötig wäre. Das Knirschen seiner Zähne, während ich das gestellte Angebot erwähnte, als Abgesandte im Reich der Feuerbärte zu verbleiben, verdeutlichte seine Wut darüber und zudem, dass er trotz der Heimlichkeit nicht nah genug kam, um uns unterdessen zu belauschen. Jedoch belobigte er mich für das umsichtige und diplomatische Handeln, nicht nur in dieser Situation.

Als der König der Feuerbärte und sein Thronfolger den Verhandlungssaal betreten, erheben sich alle Anwesenden respektvoll. Nur kurz erlaube ich mir einen forschenden Blick in ihre Richtung. Zufrieden mit sich und den noch geheimen Plänen des bevorstehenden Tages erscheint er und ein fahler Schimmer leuchtet in mir, dass wir bald schon die zähen Verhandlungen, all den Ärger und diesen Berg hinter uns lassen können.

„Nun, ich hoffe, jeder von uns konnte sich die letzten Tage ein wenig ausruhen und seine Positionen überdenken." Mit wohlwollender Stimme eröffnet er die Versammlung und deutet dann seinem Handelsmeister, ein erneutes Angebot vorzuschlagen. Nahe an dem, dass wir zuletzt ablehnten, liegt es, aber damit rechnete Thorin. Geflissentlich notiere ich die Offerte, warte jedoch ab, sie mit der entsprechenden Rune zu markieren, bis er Balin offiziell bitte dieses anzulehnen.

Zwei weitere inakzeptable Vorschläge werden uns unterbreitet und Unruhe ergreift mich immer deutlicher. Allzu auffällig wäre ein zu schnelles Einlenken seinerseits, jedoch viel zu weit entfernt von etwas Vertretbarem bewegen sie sich weiterhin. Schließlich das vierte Angebot lässt uns aufhorchen. Ein Achtel mehr an Gold und Silber und erstmalig auch einige rohe Steine Grandidierit enthält es. Ein Blick zu Thorin verrät mir, sein Interesse und die Gier wurden geweckt. Ein kleiner Muskel in seinem Augenwinkel spannt sich an und lässt die Miene gefährlicher erscheinen. Dennoch heißt er auch dieses abzulehnen.

Lothin verzieht die Lippen zu einem frigiden Lächeln. Lange verweilt sein Blick auf mir, jedoch nicht davon einschüchtern lassen will ich mich. Selbstbewusst hebt sich mein Kinn und lehne mich demonstrativ so im Stuhl zurück, dass ich beinahe mit der Schulter an die Thorins stoße. Ein unmissverständliches Signal ist dies. Zu ihm gehöre ich und werde niemals etwas anderem zustimmen. Waghalsig ist die Geste dennoch. Ein besseres Angebot könnte er verweigern. Die Verhandlungen abbrechen. Mehr fordern als bisher.

Schließlich jedoch wendet er sich mir ab und übergibt seiner Hand einen zusammengefalteten Zettel. Dieser liest aufmerksam und reicht ihn dann kommentarlos an den Meister des Handels weiter. Vor Anspannung halte ich unbewusst den Atem zurück, als er sich erhebt, um seinen Inhalt laut zu verkünden.

„Ihre Majestät König Lothin, Herrscher über das Reich der Feuerbärte, anerbietet Ihrer Majestät König Thorin, Herrscher über das Reich der Längbärte, folgendes: Zu leisten sind monatliche Lieferungen von sechshundert Klafter Brennholz, zweihundert Malter Holzkohle, drei Seidel Eisen, zwei Karten Seide, zwei Pack besticktes Tuch, sowie drei Zuber Kohle. Als Gegenleistung zu zahlen sind: fünfundzwanzig Unzen Gold, vierzig Unzen Silber, jeweils fünfzig Ringe Kupfer, Messing und Zink, weiterhin aller drei Monate ein Goldsack gefüllt mit Grandidierit, Rubin, Diamant, Opal und Topas zu mindest einem ungeschliffenen Karat. Zudem diverse Auftragsarbeiten für Geschmeide und Waffen, die mit je einer Unze Gold vergolten werden. Ferner werden benötigte Wagen und Pferde sowie der Geleitschutz dieser durch ausreichend Soldaten der Langbärte und Feuerbärte gestellt."

Kaum fassbar ist die Höhe dieses Gebots und meine Hand zittert sichtbar, als ich es in seiner gewaltigen Einzelheit notiere. Mehr als wir jemals zu erwarten hofften. Dennoch scheint Thorin zu überlegen. Aus Taktik oder Zweifel, ob es nicht doch einen kritischen Punkt aufweist. Ein Blick zu Balin und Gloin jedoch, die kaum wahrnehmbar nicken, gibt den entscheidenden Anreiz.

„Wir nehmen Euer Angebot im Namen der Langbärte dankend an", verkündet meines Königs Hand, nachdem auch er sich erhob. Die vogelleichte Erlösung darüber schwebt augenblicklich durch den Raum. Ihr Flügelschlag lässt die Luft geradezu vibrieren, denn die Schwingen der Erleichterung sind drachengleich. Lange hat es gedauert. Erschöpfung und andere Opfer forderte die Einigung, aber für viele Jahre wird sie unser beider Reiche Wohlstand und Frieden bringen.

Die Unterzeichnung des penibel ausgearbeiteten Vertrages am nächsten Tag ist reine Formalität. Thorin liest die vielen eng beschriebenen Seiten dennoch aufmerksam, gibt sie an Balin weiter, der sie anschließend Gloin reicht. Dwalin, ausgezeichneter Krieger aber Mahal weiß kein Geschäftsmann, und folglich in solcherlei Sachen unkundig, lehnt die Kontrolle daher ab, sodass der Meister unserer Münze den dicken Papierstoß an mich übergibt. Fragend sehe ich erst ihn und dann Thorin an. Natürlich setzte ich bereits ordentliche Zwergenverträge auf oder kontrollierte sie auf Fehler. Selbst bei Banalitäten muss jede Eventualität abgedeckt werden und unter die detaillierten Ausführungen lassen sich nur allzu leicht tückische Wolfsangeln verstecken. Viele erfahrene Augen entdecken sie eher. Jedoch ungehörig deucht es mir, mein prüfendes auf diesen hier zu werfen. Was ist, wenn ich einen Mangel bemerke, der den anderen bislang nicht auffiel? Würde dieser überhaupt von König Lothin anerkannt? Thorin dagegen scheint dies alles nicht zu besorgen, denn aufmunternd nickt er mir zu, sodass ich die raschelnden Pergamentseiten schließlich gezwungenermaßen an mich nehme.

Die übergenauen Darlegungen der ausgehandelten Vereinbarungen sind schwer zu lesen, stimmen aber mit den gestern getroffenen in jedem einzelnen Punkt mit meinen Aufzeichnungen überein. Besonderes Augenmerk lege ich jedoch auf die lange Liste der Sanktionen, sollte einer der Parteien ihrer Verpflichtung in irgendeiner Ausprägung schuldig bleiben. Sie unterscheiden sich in grauen Nuancen voneinander, je nachdem, wer die Güter nicht vermag zu liefern. Unlauter ist dies nach meiner Auffassung, was ich Thorin auch flüsternd mitteile. Er runzelt die Stirn und lässt sich von mir die Stellen erläutern.

„Sie reichen den Feuerbärten größtenteils zum Nachteil", stellt er jedoch nachdem richtig fest. „Warum sollte ich dies korrigieren lassen?" Recht hat er damit, aber: „Wäre es nicht ein Ausdruck des Wohlwollens eurerseits, auf gleiche Behandlung zu bestehen. Auch die Arbeiter dieses Reiches schuften hart, um das Vereinbarte zu liefern. Warum also sollten sie drastischer bestraft werden als die unseren?" Ein wichtiger Aspekt ist es, der mir am Herzen liegt, denn die Sanktionen beziehen sich auf von uns zu liefernden Lebensmittel und Holz. Hungersnöte und eisig kalte Stuben könnte das Fehlen dieses heraufbeschwören. Kümmern müsste es Thorin jedoch nicht. Es ist nicht sein Volk, das darunter leiden würde. Daher wenig Hoffnung hege ich, dass er meinen Einwand zum Anlass für eine Korrekturbitte nimmt und dadurch einen Nachteil riskiert.

Er streicht sich schließlich leicht verzweifelnd wirkend mit der Hand über die Augen. „Ich habe es schon einmal gesagt und ich unke es erneut, mein Verderben wirst du einst sein, Uzfakuh", murmelt er dann und wendet sich Balin zu, der wenig später eine Abwandlung der Sanktionen für das Reich der Feuerbärte erwirkt.

Nachdem alle notwendigen geschwungenen Unterschriften und kunstreichen Wachssiegel den Vertrag schmücken, und die Verhandlungen, wegen denen wir all die Strapazen auf uns nahmen, damit zu einem erfolgreichen Ende kamen, deutet mir Thorin jedoch eine letzte lange geplante Überraschung zu tätigen. Langsam erhebe ich mich und nehme das seit heute Morgen bereits vor mir auf dem Tisch stehende und unlängst viele Mutmaßungen heraufbeschwörende Kästchen auf.

„Erlaubt mir Euch noch eine letzte Ware zu präsentierten, bevor wir den von Erfolg gekrönten Abschluss unserer Handelsbeziehungen feiern", sagt Thorin mit hochherrschaftlicher Stimme, während ich mich auf König Lothin zubewege. Sichtbar wurde sein Interesse geweckt. In seinen Augen sprühen Feuerfunken, als ich vor ihn trete und mich verbeugend langsam den Deckel des Kästchens öffne.

„Blaues Salz aus den tiefsten Höhlen meines Reiches. So selten wie Mithril und vergleichsweise kostbar." Der Stolz auf diesen Schatz ist unverkennbar. Fernab jeder bisher vereinbarten Bezahlung liegt sein Wert, deshalb bringt er ihn erst jetzt vor. Die Habgier in Lothins Blick brennt unerbittlich. Er streckt die Hand aus und berührt eines der groben, blauen Kristalle.

Thorin labt sich geradezu an der Begierde. Sich des sicheren Sieges gewiss, fragt er schließlich mit blasierter Stimme, „wie viel bietet Ihr?" Sein Tonfall jagt mit Eiseskälte über den Rücken. In der Position ist er, sich so zu geben, jedoch zeigt er damit ein Verhalten, dass ich bislang noch nie bei ihm erlebte. Gefährlich ist es. Unheilverheißend. Es scheint mir beinahe, er wolle all die Demütigungen, all die Herabwürdigungen seines Status als junger König, der über ein im Exil lebendes Volk herrscht, hiermit vergelten. Eine großes Unheil in sich bergende Eigenschaft ist dies. Achtsam müssen wir sie beobachten, damit sie ihn niemals in ein Verderben stürzt.

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