Kapitel 8

Die Frage verschlug ihr ehrlich gesagt die Sprache. Nun, wem würde sie auch nicht die Sprache verschlagen, es fragte wohl nicht alle Tage jemand so direkt solch eine Frage. Er hatte sie wirklich aus dem Konzept gebracht. „Was?" war das einzige, das sie herausbrachte, jedoch etwas leiser als vorher. Noch nie hatte ihr jemand so direkt solch eine Frage gestellt, normalerweise machte man das ja auch nicht. Aber hier stand der jüngere der beiden Söhne von Dis und fragte sie so etwas.

 Kili jedoch wusste selbst nicht was da gerade in ihn gefahren war. Was in Durins Namen hatte er sich dabei gedacht? Warum fragte er sie so etwas? Naja, die Antwort auf die Frage war einfach, sein Bruder hatte es ja schon bemerkt, also musste er es sich selbst eingestehen. Er mochte Thalia. Wie genau wusste er nicht, aber sie hatte etwas an sich das nicht nur Neugierde in ihm geweckt hatte. „könnte ich dich hier auf dem Platz einfach so küssen?" wiederholte er seine Frage. Sein Mund schien zu arbeiten, bevor sein Kopf überhaupt registriert hatte was er da sagen wollte. Kili würde sich jetzt am liebsten den Kopf irgendwo dagegen schlagen. Wie das klingen musste. Er klang wahrscheinlich nicht besser als diese Männer aus der Gasse, die sie vorhin angestarrt hatten. 

„Verzeih mir...ich...weiß nicht was in mich gefahren ist" stammelte er schnell, bevor seine Hand jedoch nach ihrer griff und sie sanft, aber bestimmt in seiner eigenen hielt. Beide sahen gleichzeitig auf ihre nun verbundenen Hände, bevor sie sich ansahen. Bei den Valar, wenn er so tief in ihre saphirartigen Augen sah fühlte es sich an .... Es fühlte sich richtig an. Ihre Hand in seiner, sie beide beieinander. Alles andere außen um sie herum war unwichtig geworden. Die Leute, die an ihnen vorbeiliefen verschwammen, er beachtete sie gar nicht mehr. Eine tiefe, wohlige Wärme breitete sich in ihm aus, die Hand, die ihre hielt kribbelte angenehm. Es fühlte sich richtig an. Es fühlte sich schön an. Schöner als alles was er je zuvor gespürt hatte. Das Gefühl wirkte fremd und vertraut zugleich.

 Thalia hatte den Mund leicht geöffnet, hatte etwas erwidern wollen, aber die Worte waren ihr im Hals stecken geblieben. Auch sie spürte das Kribbeln ihrer Hand, die Wärme die sich in ihr ausbreitete und auf ihre Wangen schoss. Seine Hand war im Vergleich zu ihrer so groß, war rau, aber hatte dennoch etwas Sanftes an sich. Und warm, sie war so warm, allein dadurch das er ihre Hand hielt wurde ihr am ganzen Körper warm. Jedoch riss eine Stimme in ihr sie wieder zurück in die Realität. „Schon gut Kili. Das war ein ziemlich guter Scherz. Wir sollten uns langsam auf den Rückweg machen hmm?" meinte sie leise, bevor sie seine Hand langsam wieder losließ.

 Wie automatisch schloss sich seine Hand kurz etwas mehr, wollte die ihre festhalten, sie weiter halten, ließ dann aber doch genauso los und zog die Hand an seinen Körper zurück. Kili räusperte sich, versuchte seine Stimme wiederzuerlangen und lächelte ein wenig. „Du hast recht. Wir sollten uns auf den Weg machen, lass uns die Ponys holen. Es wird schon dunkel" sagte er und machte sich mit ihr auf zu den Stallungen. Was in Durins Namen war das gewesen? Er hatte sich kaum von ihr lösen können, weder die Hand von ihrer noch seine Augen von ihrem schönen Gesicht. Der Stallbursche von vorhin brachte ihnen ihre Ponys, sowie zwei Fackeln damit sie nicht komplett im Dunkeln reiten müssten. Bis sie wieder oben beim Berg wären, würde es definitiv dunkel sein. Sogar zu Pferd war der Weg lang, zu Fuß natürlich noch länger, wie Kili ja wusste, deshalb konnte man ganz froh sein, wenn man dort nicht zu Fuß hochstapfen musste.

 Gerade als sie zum Stadttor ritten, wurden sie durch eine Stimme aufgehalten. „Lady Thalia, wartet" rief eine männliche Stimme. Für Kili war die Stimme komplett unbekannt, aber Thalia schien den Mann zu kennen und drehte sich zu ihm. „Ihr solltet nicht allein reiten. Die Nacht ist gefährlich, ihr wisst nie was im Schatten lauern kann. Lasst mich Euch begleiten, ich sorge dafür das ihr sicher und wohlbehalten am Erebor ankommt".

 Bitte was? Hallo? Kili war auch noch da! Was erlaubte sich dieser Kerl eigentlich, dachte er das er nicht auf sie beide aufpassen könnte? Außerdem konnte Thalia sich auch gut verteidigen. Und warum lächelte der Kerl so charmant? Gerade wollte Kili etwas sagen, etwas nicht ganz so Nettes, um ehrlich zu sein, jedoch war Thalia schneller. „Danke für Euer Angebot Arryn. Aber ich bin sicher, dass ich gut auf mich selbst aufpassen kann. Außerdem habe ich eine Begleitung, mir wird also nichts geschehen. Einen schönen Abend noch" sagte sie höflich, bevor sie wieder kehrt machte und die Stadt verließ. Kili musste sich ein triumphierendes Grinsen verkneifen. Ha! Da hatte sie dem Kerl doch glatt einen Korb gegeben.

 Er folgte ihr, bevor er wieder neben ihr ritt, das licht der Fackeln war flackernde Schatten um sie herum. „So so, du meinst also das ich dich beschützen kann?" konnte er sich nicht verkneifen und zwinkerte schelmisch. Thalia lachte leise. „Entschuldige, ich hab nach einem Weg gesucht mich aus der Situation zu retten....und ja das meine ich. Wenn dies denn gestattet ist euer Hoheit." Leise lachend schüttelte er den Kopf. „Aber du hattest recht. Ich beschütze dich, egal was passiert" sagte der jüngere Prinz ehrlich, bevor sein Blick wieder auf sie fiel. Und das nicht nur heute. Zwar war sie noch nie in der Situation gewesen, aber der Gedanke das ihr etwas passierte, das jemand ihr wehtat, gefiel ihm ganz und gar nicht. 

Der Rest des Ritts verlief schweigend, keine unangenehme Stille, bis sie oben am Berg ankamen. Nachdem die Ponys in den Stallungen waren, Sättel und Zügel entfernt wurden, bestand Kili darauf sie noch zu ihrem Zimmer zu bringen. Schweigend liefen sie durch die dunklen Hallen des Erebor, nur die Schritte, das leise Reden der Wachen und das Knistern der Fackeln war zu hören. Vor einer Tür blieb sie stehen und drehte sich zu ihm um. „Danke das du mich heute begleitet hast" meinte sie mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. Die Besorgungen, die sie gemacht hatte, würde sie morgen jeweils zu Lady Dis und Oin bringen. „Bedanke dich nicht, ich muss danke sagen, dafür das ich dich begleiten durfte. Der Tag war sehr schön" beharrte Kili und musterte sie. 

Die Fackel, die neben der Tür brannte, warf tanzende Schatten auf ihr Gesicht. Wie schön sie doch aussah, das Feuer ließ ihre Haare wie Gold wirken, wie flüssiges Sonnenlicht. Bei Durin, sie war so wunderschön. Er spürte das Kribbeln in seinen Fingerspitzen, wollte ihr diese eine Haarsträhne, diese widerspenstige die immer nach vorne zu rutschen schien, zurück hinter ihr Ohr streichen. Aber etwas in ihm hielt ihn davon ab. Er wusste nicht was, eine Stimme in seinem Kopf sagte, dass er es nicht machen sollte. Sie schrie ihn förmlich an es nicht zu tun, dass es falsch wäre, das er das nicht durfte, nicht konnte.

 Aber wer wäre Kili wenn er auf diese Stimme hören würde? Er streckte die Hand aus, nahm die Strähne zwischen seine Finger und strich sie dann langsam wieder zurück hinter ihr Ohr. Thalia erstarrte, musterte ihn und sah aus dem Augenwinkel zu, wie die Strähne zurück hinter ihr Ohr gesteckt wurde. Dann nahm er ihre Hand, trat eine Schritt näher....dann jedoch zögerte er. Nein. Nein das ging nicht. Also hob er ihre Hand an seine Lippen, drückte einen sanften Kuss auf ihre Knöchel und ließ sie dann langsam wieder los. „Schlaf gut Gehyith" sagte er leise, bevor er kehrt machte und im dunklen Gang verschwand.

Gehyith= kleine Taube

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