Kapitel 37

Sie hätte nie damit gerechnet das so etwas passieren würde. Anfangs hatte sie angenommen es sein ein Ork gewesen. Einer, oder eben mehrere, war ja auch egal. Und was nun? Nun steckte sie in Schwierigkeiten. In großen Schwierigkeiten. Sie hatte sich kaum wehren können, die betäubende Essenz hatte mehr als schnell gewirkt, ihr war schwindelig geworden, ihre beine hatten sich angefühlt wie Gelee. Und dann war sie bewusstlos geworden.

 Thalia hatte keine Ahnung, wo man sie hingetragen hatte, wie weit sie schon von dem Wäldchen weg waren in dem sie und Kili gerastet hatten, aber als sie aufwachte stand die Sonne schon hoch am Himmel. Ihr Kleid war dreckig, die Zöpfe in ihren Haaren hatten sich gelöst und ihre Hände waren gebunden. Und dann hatte sie ihren Entführer gesehen. Oder sollte sie eher ‚Ihre Entführer' sagen? Es war nicht nur einer, nein, es waren gleich 4. Keine Orks, es waren einfach nur Menschen. Dreckig hatten sie gegrinst als sie erwacht war.

 „Na, ist das kleine Prinzesschen auch endlich mal wach? Hat ja lange genug gedauert" spottete einer, sattelte gerade sein Pferd. Immer noch benommen sah sie die Männer an, musterte ihre Umgebung. Kein Wald mehr. Sie waren also ein ganzes Stück weg davon. „Lasst mich gehen. Ich trage nichts bei mir das ich euch geben kann, weder Silber noch Gold" sprach sie. Die Männer lachten, schüttelten belustigt den Kopf, schienen sich an ihrer Hilflosigkeit zu ergötzen.

 Dann kam einer zu ihr, sie rutschte auf dem Boden weiter nach hinten, um seinem Griff zu entkommen, jedoch vergebens. Grob wurde sie auf die beine gezogen, ehe der Mann ihr Kinn packte und ihren Kopf anhob. Prüfend musterte er sie, drehte ihren Kopf etwas nach links, dann nach recht, ehe er ihr Kinn genauso grob wieder losließ. „Mein Täubchen, wir wollen kein Gold oder Silber von dir. Davon werden wir später noch genug bekommen" meinte er, ehe er zu seinem Pferd zurückging und aufsaß. Auch die anderen taten es ihm gleich.

 „Na los, beweg dich!" blaffte einer sie an, trat ihr von oben mit dem Stiefel in dem Rücken, sein Pferd schnaubte. Kurz verzog sie schmerzhaft das Gesicht, rührte sich aber nicht von der Stelle. Sie würde ganz sicher nicht einfach so klein geben. „Wird's bald!?" keifte der Mann und trat ihr wieder in den Rücken, dieses Mal fester, sodass sie nach vorne stolperte. „Und jetzt beweg dich". Ihr blieb wohl keine andere Wahl. Langsam setzte sie sich in Bewegung, lief neben der Gruppe, alle Blicke auf sie gerichtet. 

Immer weiter weg ins unbekannte. 

Sie wusste nicht, wohin sie gingen, weder was die Männer mit ihr vorhatten. Sie wollte es ehrlich gesagt auch gar nicht wissen. Bei Durin, warum hatte sie Kili nicht geweckt? Warum hatte sie alleine in diesen Wald gehen müssen? Nun steckte sie in dieser Misere. Wie kam sie hier nur wieder heraus. „Lasst mich gehen" wiederholte sie, erneut mit fester Stimme, erntete dafür aber nur wieder einen Tritt in den Rücken und stolperte vorwärts. Nochmal so ein fester Tritt und sie würde auf dem Boden landen.

 Ihr Rücken schmerzte von den groben Tritten, aber sie würde es sich nicht anmerken lassen. Selbst in dieser Situation hatte sie noch ihren Stolz. „Ich wiederhole mich nochmals. Lasst. Mich. Gehen. Wenn mein Begleiter euch findet, graut euch böses. Ihr solltet euch in Acht nehmen. Er kann sich vergessen, wenn er wütend wird und wenn ich ein Schwert oder einen Dolch in die Hand bekomme dann werde ich..." 

Zipp, Zippp. 

Vor Schmerz keuchte sie auf, für einen Moment blieb ihr die Luft weg. Es brannte, es schmerzte, es zog. Einer der Männer hatte eine Peitsche gezogen und sie zweimal fest damit auf dem Rücken getroffen. Thalia blinzelte die Tränen zurück, biss die Zähne zusammen. 

„Halt dein Maul! Wenn du nicht gleich den Rand hältst, dann stopf ich ihn dir, hast du verstanden du kleines Miststück?!" Sie konnte nichts anderes tun als zu Nicken. Aus Angst er würde die Peitsche erneut benutzen. „Braves Ding. Und jetzt lauf weiter. Drohst du uns erneut bekommst du mehr hiervon" keifte er, ließ die peitsche hinter ihr auf dem Boden knallen. Gut, das hatte sie verstanden, sie lief etwas schneller, nicht mehr ganz so langsam wie vorher und ließ das Gespött der Männer über sich ergehen. Worte verletzten sie nicht. Sie hatte schon so viel Schlechtes gehört, da war das nichts im Vergleich dazu. 

Sie betete das jemand sie fand, hoffentlich Kili, dass ihr jemand helfen würde. Sie hasste es sich hilflos zu fühlen, so schwach, so wehrlos, so verletzlich. Aber ihr blieb keine andere Wahl. Die Halbzwergin betete zu den Valar das Kili sie finden würde. 

Stunde um Stunde liefen sie umher, sie sah nur noch auf den Boden, wollte den Kopf nicht heben. Ihre Füße taten weh, Blasen machten sich bemerkbar, sie war müde und erschöpft. Sie hatte seit Stunden nichts getrunken, weder hatte sie gegessen. „Wir machen eine kurze Pause. Wenn ich noch länger auf diesem Gaul sitze, kann ich nicht mehr laufen" sagte einer der Männer. Alle stoppten, auch sie. Die Männer tranken etwas, aßen etwas. 

Beim Anblick des Essens und des Wassers fühlte sich ihre Kehle nur noch trockener an als sie es sowieso schon war. Die Pause dauerte nicht lange, bald schon saßen die Männer wieder auf. Konnte Kili die Spur so lange verfolgen? 

Sie spielte mit dem Ring, der nun an ihrem Finger saß, noch liefen sie nicht weiter. Irgendwie musste Kili sie doch dann finden. Aber das ging nicht ohne Spur. Thalia spielte weiter mit dem Ring, ließ ihn langsam, beinahe unbemerkt langsam ihren Finger hinab gleiten, ehe sie ihn in das feuchte Gras fallen ließ. 

Jetzt musste sie nur noch hoffen das er den Ring fand. 

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