Kapitel 36

Müde schlug er die Augen auf. Oh je, hatte er zu lange geschlafen? Er hatte Thalia doch eigentlich von der Wache ablösen wollen, sodass sie auch noch etwas Ruhe und Schlaf bekam. Aber wie es schien, war es schon Morgen. Er hatte die ganze Nacht geschlafen? Bei Durin, wie hatte ihm denn das passieren können? „Amralimé, warum hast du mich denn nicht geweckt?" murmelte er verschlafen und setzte sich auf. 

Kili rieb sich die Augen, streckte sich. Keine Antwort. Keine Antwort? Er nahm die Hände von den Augen, sah sich um. Sie war nicht da. Aber wo war sie denn dann? 

„Thalia?" fragte er nun etwas lauter, warf die Decke beiseite und stand auf. Kurz wurde ihm durch das schnelle Aufstehen schwindelig, das war dann wohl doch etwas zu schnell gewesen, aber er wunderte sich, wo sie war. Hier auf der Lichtung auf jeden Fall nicht. Ihr Schlafplatz lag noch genauso da wie gestern Abend als er eingeschlafen war, das Feuer, das gebrannt hatte, war schon lange erloschen. 

Kili lief zu den Ponys. Auch da war sie nicht. „Thalia, wo bist du?" fragte er, wieder etwas lauter, machte sich langsam sorgen. Sie wäre doch nicht einfach so weggegangen. Und wenn dann würde sie nicht so lange weg sein. Vielleicht war sie an dem nahegelegenen Bach, holte Wasser oder wusch sich. Kili packte seine Sachen zusammen, auch die ihren und stellte sie zu den Ponys, bevor er sich auf den Weg zum Bach machte. 

Auch dort nichts. Keine Spur von ihr. 

In der feuchten Erde am Rande des Wassers waren auch keine Fußabdrücke zu sehen. Das hieß das sie nie hier gewesen war. Der junge Prinz machte sich zurück auf den Weg zu den Ponys, bis ihm etwas auffiel. Ihr Schwert hatte doch dort gelehnt. Dort an dem Baumstupf.

 Es war weg. 

Und Thalia ebenfalls. 

Es musste etwas passiert sein. Angst stieg in ihm hoch. War etwas passiert, während er geschlafen hatte? Er hatte geschlafen und hatte nichts mitbekommen? „Thalia!" rief er nun, laut, sodass es bis in den Wald zu hören war. Ein paar Vögel schreckten von seinem lauten Ruf auf, flogen in den Himmel und setzten sich auf einen anderen Baum, die Ponys schnaubten. Nun zog Kili sein eigenes Schwert. 

Da, da waren Fußabdrücke, sie führten in den Wald. So zierlich wie die Fußabdrücke waren konnten es nur die Thalias sein. Kili folgte ihnen. Sie führten ihn in den Wald. Aber was hatte sie im Wald zu suchen? Zu essen hatten sie noch, für Vorrat hatten sie beide ja immer gesorgt, also was hatte sie hier gesucht? 

Er folgte den Fußabdrücken weiter, bis sie an einer Stelle endeten. Jedoch, dort wo sie endeten, war der erdige Boden etwas aufgewühlt worden, die Erde war gelockert, fast als hätte sie ihre Füße in der Erde herumgeschleift. Dann entdeckte er es jedoch. Ein weiteres paar Fußabdrücke. Ein Ork konnte es nicht gewesen sein, Orks töteten, sie machten keine Gefangenen. Diese Biester wollten nur Blut sehen und töten, das war alles. Aber hier, nicht das geringste bisschen an Blut. Etwas schimmerndes im Augenwinkel ließ ihn den Kopf drehen. Kili ging zu dem Gebüsch, beugte sich herab und griff nach dem schimmernden etwas. Diese Klinge würde er überall wiedererkennen.

 Das war ihr Schwert. Es gehörte ihr. 

Und wenn es hier war und sie nicht konnte das nur eines bedeuten. Sie war entführt worden. Von wem oder was wusste er nicht, aber die schreckliche Tatsache bohrte sich immer mehr in seinen Kopf. Sie war entführt worden. Während er einfach nur geschlafen hatte.

 Sein Griff um die Klinge festigte sich, er presste die Lippen aufeinander. Er musste sie finden. Und das so schnell wie möglich. Er wusste zwar nicht was genau mit ihr passieren würde, doch so genau wollte er es eigentlich gar nicht wissen. Den Fußabdrücken nachzusehen war es ein Mann. 

Und was wohl mit einer jungen, hilflosen Frau allein in der Wildnis geschah konnte sich jeder für sich selbst denken. 

Er würde sie finden, er musste es einfach. Da waren sie aus dem Erebor geflohen damit ihr nichts passierte und nun das. Wenn er sie nicht rechtzeitig fand... er wollte gar nicht daran denken. Kili würde sie rechtzeitig finden. Komme was wolle. Der Zwerg merkte sich die Stelle im Wald, machte sich dann schnell zurück auf den Weg zu den Ponys. Er lud das Gepäck auf das ihre, stieg auf seines und ritt, die Zügel des zweiten Ponys haltend in den Wald. 

Wer auch immer sie hatte, er hatte sich keine große Mühe gemacht die Spuren zu verwischen. Kili war Bogenschütze, er wusste sehr wohl, wie man eine Spur fand und ihr eine Weile folgen konnte. Er ritt langsam, achtete dafür aber auf jedes etwas das er auf dem Boden sah. Er wusste nicht wie viele Stunden seit dem Vorfall vergangen waren, aber es schienen dann doch schon einige gewesen zu sein. Er hoffte sie waren noch nicht zu weit gekommen. 

Denn, je weiter sie gekommen waren, desto länger würde es dauern, bis er sie fand. Und desto länger wäre seine Verlobte bei ihrem Entführer. Er würde sie finden. Und denjenigen der sie entführt hatte würde er umbringen. 

„Ich finde dich. Das verspreche ich Amralimé" 

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