Kapitel 26

Alle, aber auch wirklich alle, waren sprachlos. Keiner wusste so recht was er sagen sollte, nachdem Kili gesagt hatte, was er eben gesagt hatte. Thorin starrte ihn an, Fili starrte ihn an, Dis starrte ihn an und auch Thalia wirkte etwas erschrocken, nachdem sie seine Worte gehört hatte. Er konnte doch nicht.... dass er so weit gehen würde hatte sie und keiner der anderen gedacht. Dis jedoch musste sich eingestehen, dass sie insgeheim stolz auf ihren Sohn war. Nicht jeder traute es sich, Thorin zu widersprechen, besonders keiner seiner Neffen. Und hier stand ihr jüngster Sohn und sagte seinem Onkel, ihrem Bruder, dass er auf sein Erbe verzichten würde, sollte Thorin es wirklich nicht akzeptieren. 

Dieser war nun ebenfalls aufgestanden, seine Gesichtszüge waren angespannt, seine Hände waren leicht zu Fäusten geballt. „Wie bitte?" fragte er mit leiser, zorniger Stimme, die Wut darin war nur zu deutlich zu hören. Kili straffte die Schultern und hielt Thalias Hand etwas fester in seiner. „Ich glaube du hast mich verstanden Onkel. Solltest du meine Entscheidung nicht akzeptieren, werde ich meinen Titel und mein Erbe aufgeben. Und das nur zu gern für sie" wiederholte sich der junge Zwerg ernst. 

„Kili, du kannst nicht..."

 „Doch! Ich kann! Und ich werde auch wenn du es nicht akzeptierst! Mir ist der Stand egal, mir ist egal aus welchem Hause sie kommt, was für mich zählt ist was sie mir bedeutet. Ich wähle keine andere als sie" unterbrach er seinen Onkel mit fester Stimme.

 Und wie seine Mutter gerade stolz auf ihn war. Schon an der Feier an Thorins Geburtstag, als sie die beiden hatte gemeinsam nach draußen gehen sehen, hatte sie geahnt das da mehr war als die Freundschaft, die die beiden aufgebaut hatten. Sie war so froh darüber. Diese Admina hatte ihrer Meinung nach überhaupt nicht zu ihrem Sohn gepasst. Außerdem wollte sie das er glücklich war, Dis selbst hatte aus Liebe geheiratet, leider ihren Mann verloren, aber sie hatte eine wunderschöne Zeit mit ihm gehabt und zwei wundervolle Söhne mit ihm bekommen. Sie wollte nicht das ihr Sohn in eine Sache gezogen wurde, die er gar nicht wirklich wollte. Besonders nicht, wenn er schon jemand anderen liebte. 

Zwerge liebten nur einmal in ihrem Leben, hier war nicht die Rede von einem einfachen Schwarm, sondern wirklich von Liebe. Also sollte man das Leben doch auch mit demjenigen verbringen können, ohne an Regeln und Pflichten gebunden zu sein die sowieso nichts als Unsinn waren. 

Auch Thorin schien langsam zu zögern, unsicher zu werden. Kili meinte es wirklich ernst. Er machte keine Scherze oder übertrieb, nein, er sah es in seinen Augen. Die Sturheit, die Entschlossenheit, der Wille. Sein Neffe war doch wirklich gewillt sein Geburtsrecht für dieses...Mädchen, diese Zofe aufzugeben. Das konnte er doch nicht unterstützen! Kili war ein Prinz, er hatte königliches Blut, er konnte nicht einfach eine Zofe umwerben oder gar irgendwann in Betracht ziehen sie zu ehelichen. 

„Onkel" murmelte Fili, hoffte das sein Onkel einmal nachgeben würde, nicht so stur sein würde. Frage war nur: wann war Thorin Eichenschild nicht stur? Das lag ihm im Blut, er war es als kleiner Zwergling schon gewesen und war es auch jetzt noch. Dis warf ihrem Bruder wieder einen bittenden Blick zu, bevor sie kurz zu ihrem Sohn und dem Mädchen sah. Die beiden wirkten glücklich miteinander, dann konnte doch daran nichts falsch sein oder? Thorin schwieg. Eine ganze Weile, es war ein unangenehmes Schweigen. Die Stille war fast erdrückend. Bis er irgendwann wieder das Wort erhob.

 „Ich erlaube es". 

Erleichtert atmeten alle aus, Kili lächelte wieder und drückte die Hand seiner Geliebten. Sein Onkel hatte es erlaubt. Er hatte es gestattet. Er durfte sie umwerben. Nichts mehr von wegen Admina, die sollte bloß wegbleiben. „Aber sei versichert das das nicht alle so gut aufnehmen werden Neffe, du weißt was die meisten von Halbblütern halten" fügte sein Onkel hinzu. Ja, das wusste Kili nur zu genau. Er und Thalia wussten beide das es nicht einfach werden würde. Zum einen wegen ihrer Abstammung und zum anderen wegen ihrer niedrigeren Stellung. Der jüngere Prinz hoffte dennoch das es wenigstens halbwegs akzeptiert werden würde, er würde seine Meinung nichtmehr ändern, soviel stand fest. Er liebte Thalia, wer ein Problem damit hatte sollte es ihm ins Gesicht sagen, dann würde derjenige aber etwas zu hören bekommen. 

„Natürlich...danke Onkel" meinte er dankbar und nickte ihm kurz zu, bevor er Thalia schnell wieder aus dem Raum zog, zurück zu seinem Gemach. Er wollte es offiziell machen. Er wollte das jeder sah das sie ihm gehörte und dass er ihr gehörte. Lachend ließ sie sich mitziehen, in seinem Zimmer angekommen zog der jüngere Prinz sie zu einem langen, sanften Kuss zu sich. Sein Onkel hatte es erlaubt. Jetzt stand ihnen nichts mehr im Weg. 

„Ich liebe dich...bei Durin, ich liebe dich" nuschelte Kili gegen ihre weichen Lippen, ehe er sich löste und die Stirn an ihre lehnte. „Du hättest doch nicht wirklich dein Erbe einfach so weggeworfen, oder?" meinte Thalia murmelnd, strich währenddessen sanft über seine Wangen. „Für dich würde ich alles aufgeben Amralímé" gab er zurück, bevor er ihr erneut einen Kuss schenkte. Oh, was er alles für sie tun würde...das aufzuzählen würde ewig dauern. Aber jetzt kam der wichtigste Teil. Wenn sie dem jetzt doch nicht zustimmte, konnte er sie nicht umwerben.

 „Darf ich dir die Haare flechten?"

 Das gegenseitige Flechten der Haare galt als wohl wichtigste Tradition. Somit wurde gezeigt, dass man vergeben war und an wen man vergeben war. Gespannt und nun doch etwas ängstlich wartete er ihre Antwort ab, obwohl es nur Sekunden waren, bis sie wieder antwortete fühlte es sich so ewig an. „Natürlich. Wenn ich dir auch deine flechten darf?" gab sie lächelnd zurück. Oh, und wie sie das durfte.

 Schnell zog er sie mit sich und drückte sie sachte auf einen Stuhl, bevor er einen Kamm hervorholte und sich damit hinter sie stellte. Vorsichtig kämmte er damit durch ihr weiches Haar, beobachtete fasziniert wie die Spitzen des Kammes durch ihr Haar webten und legte ihn wieder beiseite als er fertig damit war. Dann holte er etwas anderes hervor, aus einer Schublade. Eine kleine, aber wirklich sehr hübsche Haarperle. Die hatte er selbst geschmiedet, helles, glänzendes Silber mit kleinen eingesetzten blauen Saphiren. Erst vor 2 Tagen war sie fertig geworden, er hatte eine Weile daran gearbeitet. Die hätte er nie im Leben Admina ins Haar geflochten. Die war nur für Thalia. Präzise nahm er eine dickere Strähne ihres hellen Haares, bevor er vorsichtig begann zu flechten. Er arbeitete langsam und ordentlich, wollte das es gut aussah, dass es schön aussah. Am ende fügte er noch die kleine Perle an und ließ die Strähne vorsichtig wieder los.

 Sachte strich die Halbzwergin mit dem Finger über die Strähne, spürte das kalte Material der kleinen Perle und lächelte etwas, bevor sie aufstand und er sich setzte. Aufgeregt versuchte Kili ruhig sitzen zu bleiben, genoss es als sie den Kamm vorsichtig durch sein Haar webte, das Gefühl ihrer Finger, die durch sein Haar fuhren. Dann fing auch sie an zu flechten. Sie hatte wirklich geschickte Finger, sie arbeitete etwas schneller, aber nicht weniger ordentlich, bis auch er am Ende eine Strähne, ihre Strähne, im Haar trug. 

Lächelnd stand er wieder auf, bevor er ihr einen langen Kuss auf die Lippen drückte. „ Men lananubukhs me" murmelte Kili, nahm ihre Hand und verschränkte seine Finger mit den ihren. „Ich liebe dich auch" gab sie leise zurück, ein glückliches Lächeln auf den Lippen. Alle sollten es erfahren. Nun musste er niemanden mehr suchen. Nun, er hatte nie gesucht, aber doch hatte er seine Eine gefunden. Und er wollte das es jeder wusste. „Lass uns etwas spazieren gehen, hmm?" schlug Kili leise vor.

 Und als sie an diesem Tag gemeinsam über den Markt liefen, sahen die Zwerge sie. Sahen die Perle im Haar der Halbzwergin. Sahen die geflochtenen Strähnen beider. 

Es war offiziell. 

Der jüngere Prinz des Erebor umwarb jemanden.

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