Kapitel 11

Sie mied ihn. Das wusste er. Er merkte es, er sah es, er konnte es einfach fühlen. Zwar war sie immer mit ihm im selben Raum, wenn es zum Frühstück, Mittagessen und Abendessen kam, jedoch wirkte sie so weit weg von ihm wie noch nie zuvor. Aber der Kuss hatte sich für ihn nicht falsch angefühlt. Sogar im Gegenteil, er war mehr als richtig gewesen, zumindest für ihn. Aber für sie? Thalia war praktisch zur Salzsäule erstarrt als er sie geküsst hatte, bevor sie ihn von sich weggedrückt hatte. Ihre worte wollten ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen.

 „Ich lasse nicht so mit mir spielen. Ich bin nicht deine kleine Prinzessin". 

Das waren die Worte, die sie ihm gesagt hatte, bevor sie den Gang entlang verschwunden war. Seitdem hatte sie kein einziges Wort mehr mit ihm gewechselt. Sie sah ihn nicht mal mehr richtig an, eher durch ihn hindurch, wenn überhaupt. Den anderen fiel das natürlich auch auf, so oft wie die beiden davor miteinander geredet und gelacht hatten. Jetzt herrschte totenstille zwischen den beiden.

 Ja, sie mied ihn. Das stimmte. Aber auch aus gutem Grund! Er hatte sie einfach so geküsst! Nicht sie ihn!....aber gut, woher sollte er auch wissen was damals passi....nein, er hatte sie geküsst, er hatte sie dazu gebracht. Sie würde ihn weiterhin meiden. Aber es fraß sie so auf, alles was passiert war. Sie war überfordert, in ihrem Kopf herrschte ein einziges Chaos. Also beschloss sie zur Lady Dis zu gehen.

 Für sie war die Lady immer wie eine Mutter gewesen. Sie hatte ihr schon immer zugehört, war für sie dagewesen, hatte ihr viel beigebracht und hatte ihr Trost gespendet, wenn es ihr nicht gut ging. Also klopfte sie eines Tages, trat vorsichtig ein, nicht das Kili da war, und schloss dann die Tür wieder. „Habt ihr kurz Zeit und ein offenes Ohr für mich?" hatte Thalia gefragt, bevor Dis sie auch schon zu sich gebeten hatte. „Was liegt dir auf dem Herzen. Bedrückt dich etwas?" hatte Dis gefragt und ihr sanft über den Kopf gestrichen. Das hatte sie früher auch schon gemacht, als sie noch klein gewesen war. Vorsichtig hatte sie genickt und weiter auf den Boden gesehen. „Hat es mit einem Mann zu tun?" hatte sie weiter gefragt, bevor wieder ein leichtes Nicken gefolgt war. 

Ja, es hatte mit einem Mann zu tun. Thalia würde nicht sagen mit welchem, niemals, aber sie war froh eine Zuhörerin zu haben. „Er bringt mich durcheinander. Die ganze Zeit...von Anfang an schon. Aber auf eine gute Art und Weise. Er ist nett und lustig, aber er hat etwas gemacht das ich nicht wollte...es kam so plötzlich, ich wusste nicht was ich tun sollte" hatte sie erzählt. Bei Dis geschocktem Blick schüttelte sie schnell den Kopf. „Nicht das was ihr gerade denkt. Aber ich weiß nicht was ich jetzt machen soll" Hatte sie schnell hinzugefügt. „Mit ihm reden wäre ein Anfang, oder?" meinte die Lady mit einem sanften Lächeln. Ach ja, wie schwer das Leben immer gewesen war, wenn man jung und verliebt war. „Das kann ich nicht" hatte Thalia geantwortet und den Kopf geschüttelt. Dann hatte sie sich für die Störung entschuldigt und war schnell wieder aus dem Raum gegangen, um weiter ihre Arbeit zu machen.

 Das Ganze war jetzt schon 3 Tage her. Jetzt waren es 9 Tage seit sie weder mit Kili geredet, noch ihn angesehen hatte. Aber er ließ nichts unversucht. Eins musste man ihm lassen, der jüngere Durin war ziemlich stur. Und hartnäckig. Und er schien zu wissen wann sie wo war, woher auch immer, aber ab und zu hatte er sie schon abgefangen. Wie auch jetzt. 

Mit dem Wäschekorb verließ sie gerade das Zimmer der Lady Dis, als er ihr entgegenkam. „Thalia, warte" sagte er schnell und kam weiter auf sie zu. „Ich...die Wäsche" sagte Thalia nur schnell, bevor sie den Flur entlanglief, den anderen Flur und sich auf dem Marktplatz unter die Leute mischte damit er sie nicht so schnell fand. Kili lief ihr nach, so schnell er konnte, aber sobald er am Marktplatz war, war es vorbei. Sie war weg. Verzweifelt suchte er nach einer weißblonden Haarmähne, aber vergebens. Er sah sie nicht mehr. Also war seine Chance für jetzt vorbei. 

Er versuchte es wieder, beim Mittagessen, oder eher gesagt davor. Sie war ja immer in der Küche, aber sobald er diese betrat, verließ sie sie, mit der ausrede „noch Gemüse holen zu müssen", bevor sie auch wieder schnell aus dem Speisesaal verschwand. Das war ja zum verrückt werden. Vor seiner Familie würde er darüber nicht mit ihr reden, aber er wollte dringend wissen was los war. 

Er hatte nie etwas Falsches zu ihr gesagt, ihr etwas getan und doch hatte sie so reagiert. Nicht nur wütend, nein, Wut war weniger in ihrer Stimme gewesen. Ihre Stimme hatte gezittert, ihre Hände waren angespannt gewesen. Sie hatte Angst gehabt, war unsicher gewesen. Er wollte den Grund dafür. Und sich bei ihr entschuldigen. Vielleicht hätte er es nicht so plötzlich machen sollen. 

Aber dennoch war ihre Reaktion mehr als seltsam gewesen. Am Abend wusste er das er eine Chance hatte. Durch jemand anderen ließ er sie bitten, Wein auf sein Zimmer zu bringen. Sie war die Zofe seiner Mutter, diente seiner Familie. So ungern er ihr auch Befehle erteilte, aber in dieser Situation sah er keine andere Lösung. 

Und Thalia sah auch keine Lösung, um aus dieser Situation wieder rauszukommen. Leider. Sie würde wohl oder übel den Wein bringen müssen. Also füllte sie diesen in einen Krug ab, nahm noch einen Kelch mit und machte sich dann mit flauem Magen zu den Zimmern den Prinzen auf. Vielleicht wenn sie ganz schnell war, konnte er sie nicht aufhalten. Oder vielleicht war er noch auf dem Trainingsplatz trainieren und bemerkte somit nicht einmal das sie da wäre. Das wäre noch besser. Vorsichtig klopfte sie. Als keine Antwort kam klopfte sie erneut. Wieder nichts. Den Valar sei Dank, er war also nicht da! Schnell machte sie die Tür auf und trat in den Raum. Gerade als sie den Krug und den Kelch auf dem Arbeitstisch abstellte, ging die Tür zu. Sofort drehte sie sich um. Er hatte hinter der Tür gestanden. Und nun war die zu, er stand zwischen der Tür und ihr. 

Mist.

„Thalia...bitte lauf nichtmehr weg. Bitte......lass uns reden".

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