Kapitel 1

Nia

Dunkelheit konnte angenehm sein, doch konnte einen auch in den Wahnsinn treiben.
Selbst nachdem ich meine Augen geöffnet hatte, sah ich nichts als Schwärze. Meine Sinne waren benebelt und mein Kopf schwirrte. Um mich herum hörte ich leises Ächzen.
Erst nach einiger Zeit kamen meine Sinne wieder und mit ihnen auch die Erkenntnis, dass ich an einem mir fremden Ort war. Ein metallischer Geruch lag in der Luft und ließ meinen Hals beim Atmen brennen. Meine Augen tränten und ich zitterte am ganzen Körper. Ich konnte mich nicht daran erinnern, was passiert war, nichtmal einzelne Bruchstücke kehrten in mein Gedächtnis zurück. Ich wusste nur, dass ich hier in einem dunklen Raum saß und keine Ahnung hatte, wie ich hierher gekommen war. Ich hatte nur ein T-Shirt an und Unterwäsche. Hatte man mich umgezogen oder war ich schon vorher so angezogen? Ich wusste es nicht und das trieb mich fast in den Wahnsinn.
Langsam tastete ich mich auf dem kalten nach vorne, bis ich gegen etwas stieß. Fluchend rieb ich mir die Stirn. Gerade als ich herausfinden wollte, was das Etwas war, gegen das ich gestoßen bin, ging flackernd ein gelbes Licht an, das den Raum spärlich erleuchtete. Erst jetzt kam die Panik in mir hoch. Ich saß in einem Käfig, der vielleicht ein einhalb Meter hoch und vielleicht 2 Meter breit und lang war. Mein Atem stockte, als ich mich umsah. Vor, hinter und neben mir standen weitere Käfige, insgesamt gab es vier Reihen mit jeweils vier Käfigen. Neben mir waren zwei Jungs, die nichts außer Unterwäsche und einem gelben T-Shirt anhatten. Auch mein T-Shirt war gelb und klebte an mir wie eine zweite Haut. Einige lagen reglos am Boden, andere richteten sich langsam auf und sahen sich verwirrt um. Ich schlug gegen die Gitterstäbe und rief verzweifelt nach Hilfe. "Kannst du nicht mal leise sein?" Ich drehte mich zu der Stimme um. Hinter mir saß ein Mädchen bitte blonden Haaren, sie hatte ein blaues T-Shirt an. Wofür standen diese Farben? "Es wird wohl kaum derjenige, der uns hierhegebracht hat herunter kommen und 'It's a prank' schreien.", fuhr sie fort. Vollkommen verwirrt starrte ich sie an. Wie konnte sie in so einem Augenblick scherzen? Meine Panik wurde immer größer und Angstschweiß bildete sich auf meiner Stirn. Was machten wir alle hier überhaupt? Wieso hatten wir alle diese T-Shirts an und wie kamen wir hierher? Ich griff mir in die Haare und zog daran, aber das machte mich nur noch panischer. Was würde man mit uns tun? Ich wollte mir gar nicht ausmalen, was wohl passieren würde, doch ich konnte nicht anders. In meinem Kopf liefen alle möglichen Foltermethoden auf und ab und ließen mich aufschreien. Durch meinen Schrei wurden einige andere nun auch wach und stimmten sofort mit ein. Tränen traten in meine Augen. Würde ich hier jemals wieder herauskommen? Ich wollte doch noch mein Leben leben, hatte noch so viel vor mit meiner Familie.
Familie...
Einige Tränen bahnten sich ihrem Weg über meine Wangen und meine Schultern wurden von leisen Schluchzern erschüttert. "Hör auf zu heulen. Das ist ja nicht auszuhalten." Wieder dieses blonde Mädchen, doch auch diesmal ignorierte ich sie und wischte mir meine Tränen weg, doch sofort rückten weitere nach und befeuchteten meine Wangen wieder.
Andere Mädchen und auch Jungen hatten angefangen an den Gitterstäbe zu rütteln, und so auch ich. Die Stäbe sahen nicht wirklich stabil aus, irgendwann müssten sie nachgeben. Wenn ich nur lange genug daran rüttelte...
Um mich herum war es still geworden, nur mein vergebliches Rütteln an den Stäben hallte noch im Raum nach. Als ich nach oben sah, entdeckte ich auch den Grund für die Stille.
Vor mir stand ein etwa Mitte zwanzig jähriger Mann mit schwarzen Haaren. Mit hochgezogenen Augenbrauen starrte er auf mich herunter und tippte ungeduldig mit der Fußspitze auf den Boden. Ängstlich wollte ich an die andere Seite des Käfigs kriechen, doch plötzlich packte er mein Handgelenk und drückte so fest zu, dass ich dachte es würde gleich brechen. Vor Schmerz verzog ich das Gesicht und wollte mich seinem Griff entwinden, doch das war unmöglich. Er beugte sich langsam zu mir vor. "Wenn ich hier hereinkommen habt ihr unnützen Spielfiguren leise zu sein, hast du das verstanden?" Er sprach so ruhig, dass es mir noch mehr Angst machte. Schnell nickte ich, mittlerweile waren mir Tränen in die Augen gestiegen und nur mit Mühe konnte ich diese zurückhalten. Er drückte nocheinmal zu, weswegen ich kurz aufschrie, doch dann ließ er mich los und wischte seine Hand an seiner Hose ab, als hätte er gerade etwas ekelhaftes angefasst. Sofort rutschte ich vor ihm weg und kauerte mich in eine Ecke. Er lächelte und sah mich mit seinen fast schon schwarzen Augen an, mit den schwarzen Haaren wirkte er damit fast wie ein Dämon. Der Dämon klatschte einmal in die Hände. "Willkommen zu dem Spiel über Leben und Tod. Nur ein Team hier wird überleben, die anderen lassen mir ihr Leben. Ihr entscheidet wie weit ihr durch haltet, doch seid gewarnt: Blut und Tod wird nun euer neuer Lebensgefährte. Willkommen zu Mensch, töte dich nicht!"

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