7. Kapitel

Meine Füße donnerten über den Asphaltboden. Die letzten Minuten ließen sich so wunderbar einfach in ein einziges, simples Wort zusammenfassen: Rennen.

Dieses Endlose laufen.

Jeder andere hätte so einen Tag verflucht aber selbst wenn ich jetzt ernsthaft Gefahr lief, meine Lunge mit auszuatmen, kam es mir vor, als wäre ein Traum wahr geworden.

Das Ding war zwar immer noch hinter mir her, aber ich wusste jetzt, wohin ich es locken musste. Das braunhaarige Alien, genannt Doktor, der ganz nebenbei trotz des ganzen Gerenne noch ziemlich locker Luft holen konnte, hatte mir das in einem der wenigen, nicht mit Passantengekreische zugedröhnten Momenten abgesprochen. Ich musste noch bis zur übernächsten Ecke durchhalten, dann war es geschafft. Auf einmal hörte ich ein erneutes Kreischen, wollte schon wieder fluchend und seufzend den Kopf drehen, da sich mein ja nun gewollter Verfolger nur zu gern von irgendwelchen Schwachköpfen und blickte, nur für einen Moment in eine Handykamera, die von einem, wirklich verboten dämlich dreinblickenden, Siebzehnjährigen gehalten wurde, neben ihm ein weiterer Kerl dieser Sorte, allerdings mit einem etwas ängstlicheren Gesichtsausdruck.

Sag mal, wie doof musste man denn tatsächlich sein, um seelenruhig am Straßenrand stehenzubleiben, wenn gerade ein 1 1/2 Meter großes 'Was auch immer' durch die Straßen jagte?!

"Krasser Trick!" brüllte mir einer der beiden zu und der andere, vermutlich der mit Kamera, fügte, ebenso laut brüllend, aber ohne den Blick von seinem Bildschirm zu heben hinzu: "Und geiler...!"

Zum Glück war ich nun so weit entfernt, dass ich seine vom Stimmbruch raue Stimme nicht mehr verstehen musste, obwohl mir vollkommen klar war was das nächste Wort gewesen war. Und (was für ein Zufall) das waren auch meine Gedanken gewesen: 'Arsch!'

Wenn der Kerl jetzt rangezoomt hatte, würde er dafür noch bluten! Um die Gedanken solcher Kerle zu lesen, musste man ganz bestimmt kein Freak wie ich sein.

Es waren nur noch wenige Meter, aber, wie man das auch schon vom Sportunterricht kennt, sind diese grundsätzlich die schwersten.

"Ich komme!" brüllte ich, oder besser gesagt versuchte ich zu brüllen aber ab der Hälfte brach meine Stimme ab und verfiel in Husten. Komm schon, Eve, die paar Meter noch! sprach ich mir selbst zu und war innerlich erleichtert, dass ich (soweit ich wusste) der einzige Mensch war, der die Fähigkeit des Gedankenlesens beherrschte, denn solche Gedanken waren in meinem Gedankenpalast eigentlich verboten.

Hätte Spock jetzt aufgegeben? Oder Harry? Nein! murmelten die peinlichen Gedanken weiterhin meinen Muskeln zu und dämlicher Weise half das sogar.

Erneut nahm ich alle Luft ein meiner Lunge zusammen und brüllte so laut wie es ging: "Doktor! Es kommt!"

So, wenn er das jetzt nicht gehört hatte, dann war er selber schuld, tot oder taub. Ich bremste unbeholfen ab schlitterte ein paar Zentimeter auf dem Asphalt und rannte um die nächste Kurve, hinein in eine ca. 7m breite Gasse. Ich spürte wie mir Blut in die Adern schoss, als mir das blau der Londoner Telefonzelle entgegenleuchtete. Wow. Fast wie auf dem Foto. Aber wo war jetzt der Kerl, der das Ding hinter mir erledigen wollte?

Ich hoffte einfach das Beste, und rannte weiter und merkte wie langsam, kleine, schwarze Punkte in meinem Blickfeld auftauchten. Gerade als ich dachte, ich würde in Ohnmacht fallen und wie die nicht gerettete Jungfrau in Nöten von meinem alten RUM-Freund slash Verfolger gefressen werden, sah ich den Doktor aus der TARDIS steigen. Er hatte den Tennisballgürtel abgelegt, was modisch gesehen einfach nur ein voller Erfolg war, und trat mit derselben, scheinbar unerschütterlichen Selbstsicherheit auf, wie vorhin, als der das schnaufende Ding hinter mit einem Tennisball abgeworfen hatte.

Etwas in mir fand es als albern aber ab einem bestimmten Grad Erschöpfung gibt das Unterbewusstsein einfach alle Befehlskraft an die Instinkte ab und so lief ich ganz einfach hinter ihn, wo ich meinen Oberkörper erst einmal auf meine Beine stützen musste, um nicht auf der Stelle umzukippen.

"Alles klar bei dir?" fragte der Doktor über seine Schulter, wartete aber nicht auf eine Antwort ab sondern machte ganz einfach Satz nach rechts und lenkte durch seine schnelle Bewegung die Aufmerksamkeit des Gestalltwandlers vollkommen auf sich.

"Na mein Großer?" fragte er grinsend und ging Todesmutig noch einen weiteren Schritt auf es zu, wobei es, wie auch vorher auf dem Schrottplatz, in seiner Bewegung verharrt war. Höchstwahrscheinlich versuchte es ihn zu kopieren, genau wie mich zuvor.

Langsam, ganz langsam machte ich ein paar letzte Schritte zurück, bis ich vollkommen im toten Winkel des Wesens stand. Ich war in immerhin fürs erste aus dem Schneider aber meine Mitfahrgelegenheit stand immer noch direkt vor dem RUM (für einen Moment überlegte ich, es ab jetzt in RNZGBG gleich Riesiger, Nur Zu Gut Bekannter Gestalltwandler umzubenennen) und ich wusste was passieren würde, wenn es mit der Anpassung fertig war.

Allerdings schien es bei ihm etwas länger zu dauern, erst jetzt erkannte man an den Pfoten des RUMs - die Macht der Gewohnheit hatte doch gesiegt - die weißen Spitzen der Snikers, die der relativ jung aussehende Mann trug.

"Oh bitte!" stöhnte dieser auf und wippte mit den Fußspitzen "Mir reicht es ja schon, einmal im Jahr in den Spiegel zu sehen, ich kann auf deine 3D-Anschauung verzichten!" Grinsend beobachtete er, wie sich der Gestaltwandler in wirklich beachtlicher Langsamkeit seine Schuhe aneignete und sich auf seinem sogenannten Kopf langsam Haare nachbildeten. Ich musste an mich halten um nicht zu kichern, denn es sah einfach zu komisch aus. Man, ich hatte echt Galgenhumor!

"Weißt du" fuhr der Mann im Trenchcoat fort "meine Leute standen so gar nicht auf Gestaltwandler. Unsere Organismen sind, sage ich jetzt mal ganz ohne Eigenlob, etwas sehr besonderes und die Vorstellung, dass irgendwelche DNAabsorbierenden Mistkerle, wie du einer bist, etwas so kostbares einfach kopieren, die gefiel ihnen gar nicht. Und weißt du was sie getan haben? Das erste was mit uns Kindern auf meinem Heimatplaneten gemacht wurde, war, ihnen eine DNAmanipulierende Substanz zu spritzen, die unseren Abstoß an DNS deutlich verringert. Desto älter man wurde, desto stärker wurde der Wirkstoff. Kurz: Du kannst zwar versuchen, mich zu kopieren und wahrscheinlich wird es dir auch irgendwann gelingen, aber während ihr kopiert, das weiß ich über eure Spezies, könnt ihr euch nicht bewegen. Gut, normalerweise braucht ihr nicht weniger als ein paar Herzschläge aber du hast gerade einen Time Lord angezapft. Nicht mehr den jüngsten, das muss man dazusagen. Das dürfte so um die 10 Minuten dauern, bis du mich verdaut hast. Und mir bleibt Zeit, das zu tun..."

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Mister Gosling

Ein Grinsen breitete sich auf meinem breiten Gesicht aus, als mich die giftgrünen Augen meiner Angestellten von dem Bild in einem Onlineblog ansahen. Oder besser gesagt das, was im Zentrum des Bildes stand: Ein großes, auf Hundefüßen stehendes Tier, dass zwei seltsame, aufgeblähte Öffnungen am Körper hatte. Sein klumpiger Kopf, falls das was auch immer überhaupt einen Kopf hatte, war verdreht, sodass man das, was bei einem Menschen das Gesicht gewesen wäre, nicht erkennen konnte.

Ich kannte dieses Ding, denn es war hier, im Keller unter der Ruine, für ein ganzes Jahr eingesperrt und untersucht worden. Erst heute Morgen, kurz bevor Miss Silver mir ihren kleinen Besuch abgestattet hatte, hatten ein paar Leute unseres kleinen Forschungsunternehmens es auf dem nahgelegenen Schrottplatz freigelassen, zusammen mit einem kleinen Notruf, der mit etwas Glück die TARDIS (ja, mir war klar, wie diese Maschine genannt wurde, ich hatte es nur aus Gründen im Bericht nicht erwähnt) erreichen und ihn hierher locken sollte.

Als die TARDIS in der Nähe des Platzes gesichtet worden war, hatte ich Eve Silver angerufen und sie zum Ort des Geschehens gelotzt damit sie dort, wenn alles nach Plan verlief, auf den Doktor treffen sollte. Miss Silver konnte vielleicht Gedanken lesen, aber sie war auch gerade dadurch so leicht manipulierbar und wenn man ein bisschen Köpfchen hatte, konnte man sich ihre Fähigkeit sogar zu Nutzen machen: Als ich das Gespräch mit unserer jungen Spionin hatte, war ich tatsächlich davon ausgegangen, es würde etwas dauern, bis der Zeitreisende sich zeigen würde und hatte auch keine Ahnung gehabt, wie nützlich der Gestaltwandler aus Käfig 349a sein würde, das Verfahren etwas zu beschleunigen.

Eve Silver wusste genauso viel, wie ich gewusst hatte: Dass ich einen Vorgesetzten mit Namen Michal Adams hatte, der sich weniger mit Papierkram und mehr mit der hübschen Forscherin Lisa Brown und den Viechern in den Käfigen beschäftigte, dass ich die Informationen über den "verrückten mit der Notrufzelle" von Torchwood London hatte, dass 2006 in der Schlacht mit den Cybermen fast vollkommen zerstört worden war, aber einige der noch lebenden, ehemaligen Mitarbeiter noch viel über den Ursprung ihres Unternehmens wussten aber nicht, dass Michal den Gestaltwandler am Vortag mit zehn verschiedenen DNAs zugepumpt hatte, unter anderem die eines Elefanten (für die Größe) und die eines Haifischs (für das Maul), einfach, weil es sehr viel gruseliger wirkte, als die Gestalt des Chivavas, die es sonst hatte, weil wir den Raum mit Hundehaaren verseucht hatten (ab und zu war dem Kleinen mal ein Arm aus der Seite gewachsen aber sonst hatte er wirklich etwas süßes an sich gehabt, jedenfalls, solange man ihn regelmäßig Fütterte).

Unter dem Foto waren schon die ersten Kommentare eingetrudelt, der größte Teil bestand nur aus "FAKE!" und "FOTOSHOP!" und der andere aus Alien- und Verschwörungstheorien

Jetzt kam es auf Miss Silver und ihre Überzeugungskraft an aber Irgendetwas verschaffte mir ein sehr gutes Gefühl bei der Sache. Ich legte die Zeitung bei Seite, schob das Telefon, welches auf meinem Schreibtisch thronte, etwas näher zu mir und gab den dreistelligen Code für das private Funknetz des Gebäudes ein. Es dauerte mir persönlich ein paar Sekunden zu lang aber schließlich hörte ich Olivers raue Stimme in der Leitung.

"Sir?"

"Bewegen sie ihren Hintern hier nach unten! Ich habe sie hier in zwei Minuten!"

"Natürlich...Sir..."

Tut.

Wieder wartete ich für meinen Geschmack ein paar Minuten zu lang und nach einer Weile klopfte es auf diese typisch hektische Art und Weise an der Tür. Ich räusperte mich, bevor ich ihn mit einem barschen „Herein" Einlass gewährte.

Wie gewöhnlich sah sich Oliver einen Moment erst unsicher um. Mir war völlig klar, warum er, trotz seiner teilweise wirklich ausgezeichneten Arbeit immer noch den Müll rausbrachte: Er hatte einfach die klassische Haltung eines niedrigstehenden Rudelmitglieds. Nur das dies hier etwas schlimmer war als ein Wolfsrudel. Es war das verdammte Berufsleben dem er nicht gewachsen war.

"Es wird Zeit" sagte ich, ohne eine Antwort seinerseits abzuwarten.

"Ehhh..." verwirrt trat er einen winzigen und nicht wirklich mutigen Schritt nach vorne "Zeit für was?"

"Für eine Beförderung, sie Idiot" antwortete ich mit meiner samtenen Stimme allerdings mit etwas mehr Nachdruck, als eigentlich notwendig gewesen wäre "verschwinden sie nach unten. Mister Adams weiß schon bescheid."

"Ei-eine Beförderung..?" hauchte Oliver und wurde spürbar zappeliger "Ist...ist das ihr Ernst?"

Mit einem nicht wirklich freundlichen Lächeln beugte ich mich ein Stück in seine Richtung. "Sehe ich so aus, als würde ich Scherze machen? Abmarsch, oder ich überleg's mir anders!"

"J-ja Sir! Natürlich."

Mit einem äußerst schlecht gespielten Lächeln verließ er den Raum, wo bei er seine Hände zu Fäusten geballt hatte. Ich setzte mir meine Kopfhörer, die ich mir erst vor zwei Wochen gekauft hatte, auf den kahlen Kopf. Dennoch entging mir der kleine Freudensprung, den Oliver auf dem Flur machte nicht. Als sich seine Schritte auf dem Flur weiter entfernten, drehte ich die Musik noch ein bisschen lauter, nur für alle Fälle.

Ich hatte keine Lust, mir Olivers Geschreie, das jeden Moment den Gang hinaufhallen müsste, anzuhören und begann, nur um sicher zu gehen, mit der Melodie, der erklingenden Schlagermusik, mitzusummen.

Aber es half nichts, den Schrei hörte ich trotzdem.

Naja, Oliver durfte sich nicht beschweren: Er hatte erstens seine lang ersehnte Beförderung erhalten und zweitens lebte er ja noch.

Wenn alles glatt gegangen war...

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Hallo ihr!

Schlagt mich, schreit mich an! Ich hab einfach keine Zeit gefunden, zu schreiben. Immerhin ist dieses kapitel nicht allzu kurz :) *verzweifeltes Lächeln* Danke an alle, die dieshier trotz meiner Inkompetenz als Autorin lesen!

Love

Easy









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