Kapitel 20 - Der Moment der Vernichtung

Mein Vater lachte. „Der Moment meiner Vernichtung wird nie kommen. Sieh es ein, ich bin stärker als irgendeiner von euch. Selbst wenn ihr eure Kräfte vereinen würdet, hättet ihr keine Chance."

Ich verengte meine Augen. Er war menschlich, trotz allem, was er behaupten mochte. Der Tod machte keinen Unterschied, egal ob Elementarmeister, Mensch oder anderen Wesen. Stumm fragte Lloyd mich nach einer Erklärung. Leise kam ich der Aufforderung nach:

„Es gibt eine Möglichkeit, alle Elementarkräfte zu verbinden, egal ob Ninja oder nicht. Diese Verbindung kann nur durch den goldenen Meister und die Meisterin der Dunkelheit herbeigeführt werden, so, wie es prophezeit ist. Eine solche Verbindung kam bisher nicht zustande, da dafür ein Schlüssel benötigt wird. Korrekt steht geschrieben;

'Die Verbindung zur Zerschlagung der Dunkelheit wird eines Tages durch den goldenen Meister und die Meisterin der Dunkelheit herbeigeführt, mithilfe eines speziellen Schlüssels, der in ihren Herzen verborgen sein wird. '

Leider konnte ich ihn noch nicht finden, doch es gibt natürlich auch Hinweise.

'Der Schlüssel wird sich erst im letzten Moment erschließen. Wenn alles verloren scheint, wird er erkannt. '

Das war der einzige, den ich noch retten konnte, der Rest wurde von meinem Vater vernichtet."

Ernst sah er mich an. „Was hast du noch herausgefunden?"

Ich zuckte mit den Schultern, hilflos. „Bis jetzt konnte ich nichts mehr herausfinden, es gab bisher nur eine Meisterin der Dunkelheit. Und das war zu der Zeit der Schlangenkriege. Sie hat nichts hinterlassen, und auch kann keiner von ihr berichten. Soweit ich weiß, hat sie in keinem Krieg mitgekämpft. Sie blieb neutral, vermutlich, um das Gleichgewicht nicht zu zerstören." Dann wanderte mein Blick wieder zu unserem Gegner. Er wartete still, dass wir angriffen. „Wir sollten uns später dadrüber Gedanken machen. Ich habe ihm bei unserem Kampf Dunkelheit gestohlen, vielleicht kann ich ihn mit den eigenen Waffen schlagen und du beendest sein Leben. Außerdem heißt es ja, dass wir den Schlüssel erst erkennen, wenn alles vorbei ist." Lloyd nickte. „Gut. Bleib dicht bei mir."

Schon fing ich an, hob eine Hand, und schon schossen Flammen, heiß wie die der Hölle, aus dem Boden. Wie erwartet, sprang mein Vater zur Seite, unbeeindruckt. Als würde ich eine Peitsche nutzen, schoss mein Arm vor, immer in die Richtung meines Vaters. Mit den Augen folgte ich ihm, mein Arm direkt hinterher. Nebenbei achtete ich auf mögliche Geschosse meines Vaters auf Lloyd. Ich kannte meinen Vater, er nutzte jede Schwäche aus. Und in diesem Fall, war es Lloyd. Er wusste, dass ich ihn um jeden Preis schützen würde.

Wie erwartet schossen nun Wurfmesser auf ihn zu, doch mein Arm durchschnitt die Luft blitzschnell, ein Schutzschild aus Flammen bildete sich vor Lloyd und hielt die Wurfmesser auf. Unbewusst vernachlässigte ich dabei meine eigene Deckung, und schon flogen die nächsten auf mich zu. Flink wehrte ich sie ab, doch plötzlich verspürte ich einen heftigen Tritt in meinem Rücken.

Mist!

Ich flog einige Meter weit, doch den Sturz federte ich durch Wind ab. Wieder stehend durchschnitt mein Arm ein weiteres Mal die Luft, und nun hatte mein Vater Mühe, Windklingen auszuweichen.

„Jetzt!", rief ich, und Lloyd reagierte sofort. Ich konnte nicht sehen, ob die grünen Energiebälle trafen, denn durch den Wind und die Energie war viel Staub aufgewirbelt worden. Angestrengt starrte ich zu der Stelle, an der mein Vater gerade noch stand.

„Suchst du jemanden?", hörte ich ihn plötzlich hinter mir, wirbelte herum und bekam den Tritt volle Kanne in den Magen. Was hat er eigentlich gegen meinen Rücken und meinen Bauch?!

„Akumi!", hörte ich Lloyd besorgt rufen, doch ich achtete nicht darauf, sondern stand direkt wieder auf. Musternd wanderte mein Blick über die Umgebung. Wo war er hin? Mit geweiteten Augen sprang ich zur Seite, als die Schatten nach mir griffen. Fluchend sprang ich neben Lloyd.

„Pass auf, er kann Schatten kontrollieren, ähnlich wie Shadow.", warnte ich mit zusammengebissenen Zähnen. „Spinjitzu?"

Mit einem Nicken stimmte er mir zu.

„Ninja, Go!", riefen wir beinahe gleichzeitig, und wandten die Kunst an. Unsere Wirbel bewegten sich rasch auf meinen Vater zu, von verschiedenen Seiten aus. Im letzten Moment trat er zur Seite, und Lloyd und mein Wirbel vereinigte sich zu einem. Ich war überrascht.

Seit wann können Lloyd und ich unsere Spinjitzu verbinden?

Anscheinend war mein Vater ebenso perplex, denn als wir uns diesmal auf ihn zu bewegten, wich er nicht aus. Als sich die Spinjitzu lösten, hatte er bereits einige Schrammen. Er keuchte leicht, und seine Rüstung war zerschrammt. Das war mehr Erschöpfung oder gar Schwäche, die ich je an ihm gesehen hatte. Dann lachte er plötzlich.

„Ich hatte es mir damals schon gedacht. Er ist also deine größte Schwäche. Wusstest du, dass ich die Krieger nach deinem scheinbaren Tod absichtlich zum Flugschiff gesandt hatte, mit dem Auftrag, den Alten zurückzuholen? Ich wusste schon immer, wenn du noch lebst, würdest du dich genau dort verkriechen. Ich musste lediglich die Dunkelheit in ihm platzieren, und schon würdest du dich offenbaren... Zu gut ist dein Herz, als dass du ihn hättest die Seiten wechseln lassen, deinen ach-so-geliebten Ninja ohne den Vater, den er so vergötterte. Und mit dieser Dunkelheit konnte ich dich dann orten, und wusste, wo du warst, mit der Bestätigung meiner Vermutungen. Der Bestätigung deines Verrats."

Ich wich zurück, meine Bedenken damals hatten sich bestätigt. Doch auf der anderen Seite, war es nicht gut, dass es so gekommen war? Narben heilen, und so, wie wir jetzt hier waren, würden wir die Chance haben, die in den Prophezeiungen vorrausgesagt wurde.

Mit einem Kampfschrei schoss Lloyd einen Energiestrahl auf unseren Feind, und ich spannte einen Faden meiner Macht zu ihm. Ich antwortete leise; 

„Ich habe dich niemals verraten... Denn ich war niemals Dein. Mein Herz gehörte schon immer dem Menschen, der mich von Anfang an akzeptierte."

Konzentriert schloss ich meine Augen, und mein Geist begann, die Macht Warui Toshi's zu entziehen. Ruckartig zerriss die Verbindung, als mein Vater zurücksprang, die Hände auf dem Boden und halb auf den Knien. Entschlossen rannte ich auf ihn zu und trat nach ihm, was er nur schwer blocken konnte. Flink zog ich mein Katana. Meinen Hieb blockte er gekonnt, doch ich beließ es nicht bei einem.

„Jetzt!", rief ich wieder und sprang zur Seite. Lloyd's Energiestrahl traf Warui Toshi direkt auf die Brust, und schon flog er gegen einige Felsen, wo er kurz benommen sitzen blieb. Neben Lloyd kam ich wieder zum Stehen, bereit, wieder vorzustürmen.

Langsam stand mein Vater auf, und wischte sich den Mundwinkel ab, aus welchem Blut rann. Desinteressiert betrachtete er es auf seiner Hand, sah zu uns herüber. Sein eiskalter Blick jagte mir dann doch einen Schauer über den Rücken. Lloyd ging es nicht anders.

Nun holte er mit seinem Arm aus, die Erde splitterte und brach unter unseren Füßen. Rasch sprangen wir zur Seite. Wind kam auf, und wirbelte unsere Kleidung und Haare durcheinander. Meinen Arm hielt ich schützend vor meine Augen, Staub wirbelte meterhoch. Vorsichtig öffnete ich meine zusammengekniffenen Augen, und stellte mich vor Lloyd.

Langsam legte sich der Wind wieder. Mein Vater trug nun stolze, schwarze Schwingen auf seinem Rücken, größer als er selbst. An seinen Schläfen wuchsen Hörner, die sich oberhalb seines Kopfes beinahe trafen, und an seinen Handgelenken waren Ketten befestigt, die ihn an die Erde banden. War das seine wahre Form?

Ich trat einen Schritt zurück. Was sollte ich tun? Darauf war ich nicht vorbereitet gewesen, ich hatte ihn nie so gesehen, höchstens vermutet, dass dieser Körper ein einfaches Gefäß war. Ein Blick zu Lloyd ließ meine Entschlossenheit wieder aufflammen. Ich würde nicht aufgeben.

Ich schloss meine Augen, stellte mich angriffsbereit hin und kanalisierte meine Macht in mir. Ein Ziehen an meinem Rücken ließ mich zurücksehen. Weiße Flügel, größer als ich, ähnlich und doch so verschieden von denen meines Vaters, hielten mich in der Luft. An meinen Handgelenken waren keine Ketten, sondern goldene, verschnörkelte Tattoos, die sich meinen Unterarm hochrankten und bis knapp über meine Ellenbogen reichten. Überrascht sah ich mich an, die Kleidung war gleichgeblieben. Lloyd musterte mich mit großen Augen, meinen Namen auf seinen Lippen.

Ich sah ihn an, doch dann holte mich eine Bewegung am Rande meines Blickfeldes aus meiner Starre. Eine Druckwelle meines Vaters stieß mich zurück. Lloyd konnte sich halten, während ich mein Gesicht mit meinen Armen schützte.

Der Aufprall kam hart, und ich schrammte gleich noch einige Meter zurück. Schmerzerfüllt kniff ich meine Augen zusammen und versuchte aufzustehen, was unerwarteterweise gar nicht so leicht war. Die Flügel brachten mich aus dem Gleichgewicht, bevor sie mich stützten. Meine Ohren klingelten

Ich musterte meinen Vater, und erkannte, dass ich es nicht konnte. Ich konnte ihn nicht töten. Trotz allem war er immer noch mein Vater, und auch wenn ich nie von ihm Liebe erfahren hatte, so hatte ich ihn doch unbewusst geliebt. Wie also sollte ich ihn besiegen, ihm den Tod bringen?

Traurig sah ich ihn an, doch selbst diese Erkenntnis minderte nicht meine Entschlossenheit, Lloyd zu schützen. Tränen traten mir in die Augen, als ich aufstand. In meinen Händen erschien ein weißes Schwert, ich musterte es bekümmert. Wieso mussten wir kämpfen? Mithilfe meiner Flügel erhob ich mich in die Luft.

„Vater...", murmelte ich, als ich seinen hasserfüllten Blick sah. Und in dem Moment geschah es. Ich sah seine Erinnerungen...

Tränen rannen mir übers Gesicht, als ich sie sah. Meine Mutter, mein Vater und Bruder waren eine glückliche Familie, bis die Dunkelheit Besitz von ihm ergriff. Das war auch der Grund, wieso meine Mutter floh, als sie schwanger mit mir war. Sie hatte erkannt, was geschehen war, und wusste, dass er nie mehr sein würde, wie er war. Die Dunkelheit hatte ihn so sehr eingenommen, dass es keinen Weg mehr gab, ihn zu retten; der Herrscher der Dunkelheit ward geboren.

Sie hatte alle seine Gefühle ausgelöscht, ihn zu einer Hülle seiner selbst gemacht. Und nun erkannte ich; das, war nicht er. Das war nur noch die pure Dunkelheit. Selbst wenn er noch einen guten Kern besaß, so war dieser nicht mehr zugänglich. Und dieser Kern, liebte mich, bereute, die Dunkelheit nicht aufhalten zu können, mir alles genommen zu haben. Ich landete neben Lloyd. Er musterte mich besorgt, und sein Blick fragte deutlich, ob es mir gut geht.

Mithilfe von Neuro's Elementarkraft, zeigte ich schweigend, mein Leiden in den Augen, was ich eben erfahren hatte, und betroffen sah er mich an. Zaghaft nahm er meine Hand und drückte sie, als Zeichen, dass er mir beistand. Ich hatte meine Gefühle noch nie so offen gezeigt. Schwach lächelte ich ihn an, drehte mich zu dem Körper meines Vaters und hielt überrascht inne. Warui Toshi schien sich unter Schmerzen zu winden, als wollte etwas in ihm die Kontrolle übernehmen.

„Vater...?", fragte ich leise, und trat, noch immer Lloyd's Hand haltend, einen Schritt auf ihn zu. Plötzlich war dieser Anfall vorbei, und wieder kam eine Druckwelle auf uns zu. Schützend stellte ich mich vor Lloyd und hielt die Arme vor meinen Körper.

Verzweiflung schnitt sich in mein Herz. War er wirklich verloren? Wieder kamen Zweifel in mir auf, ob ich wirklich gegen ihn kämpfen konnte. Es war doch nur ein Körper...

Plötzlich legte sich eine Hand auf meine Schulter. Ich wandte mich um, erkannte Lloyd, welcher mich mit zärtlichem Blick ansah. Mit seinem Kopf deutete er hinter uns, und ich sah durch die Barriere.

Skylor, Nya, Zane, Kai, Jay, Cole, Wu, Garmadon, Misako, Neuro, Shadow, Gravis, Camille, Paleman, Jacob, Tox, Ash, Bolobo, Karlof, Freddy, sogar Dareth, Pixal, Doktor Julien, die rostige Version von Zane, Cyrus Borg und all die Bewohner Ninjago's standen dort. Alle, die ich in meinem Leben je getroffen hatte, die mich unterstützt hatten, denen ich Schutz geboten hatte, waren da, um mich zu unterstützen. Sogar Morro's, Nadakhan's, Khanjikhan's, Mutter's und Alex' Geist konnte ich erkennen, wie sie mir ermunternd zulächelten. Schimmernd erkannte ich sogar die Seele der ersten Elementarmeisterin dort stehend.

„Alle sind da, um uns zu unterstützen. Du schaffst es, Akumi. Das weiß ich. Also kämpfe!", beschwor mich Lloyd. Mit festem Blick sah er mir in die Augen, fest im Glauben, dass ich es schaffen konnte. Ich nickte, tief gerührt.

Ihr habt recht., sagte ich in meinem Geist, während ich die Augen schloss und zu meinem Vater drehte. Ich bin nicht allein. Ihr seid alle bei mir und unterstützt mich. Ihr seid für mich da, und helft mir. So, wie ich euch immer geholfen habe, und immer helfen werde... 

Licht strahlte aus meiner Brust heraus. Lloyd's Hand schenkte mir Wärme, beruhigte mich und zeigte mir seine Liebe. All diese positiven Gefühle umhüllten mich, bauten mich auf.

Wir brauchen keine Helden... Wir brauchen Menschen, die etwas tun, frei von Angst... Wir brauchen Menschen, die uns lieben, schätzen und unterstützen... Wir brauchen ein Licht, das uns leitet...

Wie von weitem hörte ich ein Brüllen, das nur von einem Drachen stammen konnte, doch ich achtete nicht darauf. Stattdessen konzentrierte ich mich auf all die positiven Gefühle. Die Lichtquelle in mir, die sich zu etwas Größerem entwickelte, zu einer Flamme, die nicht von Hass, Wut oder Schmerz geleitet wurde, nicht aus kalter Verachtung oder Trauer entstand.

Dieses Licht ist so herrlich... So warm...

Als ich meine Augen öffnete, erstrahlte ich in einem hellen Leuchten, und erblickte neben Warui Toshi die eigentliche Seele meines Vaters. Sein Gesicht war schmerzverzerrt, und trotzdem lag in seinen Augen schier unmenschlicher Stolz.

Warui Toshi wand sich, zappelte fast schon wie ein Fisch auf dem Boden. Seine Flügel und Hörner vergrößerten sich, seine menschliche Gestalt wuchs und verwandelte sich in die eines Drachen. Warui Toshi hatte zu seiner wahren Gestalt gefunden.

In mir brodelte die Macht, verstärkte sich, wuchs. Sie war so anders als alles, was ich je kannte, je gesehen hatte. Lloyd verwandelte sich in den goldenen Ninja, während in meinen Adern die Macht immer schneller floss, und plötzlich spürte ich, dass sich etwas verändert hatte. An meinem Rücken befanden sich keine Flügel mehr, nein, stattdessen war dort nun ein ausgewachsener Drache, gigantisch groß, weiß und mit schillernden Schuppen. Unzertrennlich waren wir verbunden, und ich spürte, wie die Elementarkräfte aller in uns flossen. Es war der Schlüssel, der den Menschen die Erlösung bringen würde. Leben anstatt von Tod. Freude anstatt von Traurigkeit, anstatt von Angst oder Schmerzen.

Plötzlich flackerte die Barriere, sodass ich zu Skylor sah. Sie stand noch immer gerade vor allen, zusammen mit dem Team und den Sensei. Doch mittlerweile lief ihr der Schweiß über die Stirn. Sie kam an ihre Grenzen, aber sie hielt durch.

Ich muss mich beeilen.

Lloyd schwebte neben mir, und Hand in Hand sahen wir dem Feind entgegen. Ich lächelte ihn an. Instinktiv wusste er, dass ich nun beide Hände benötigen würde, und schwebte vor mich, aber ein Stück tiefer, sodass ich meinen Faden ohne Gefahr spannen konnte, er mich aber noch schützen konnte.

Konzentriert formte ich mit meinen Händen einen Kreis, Dunkelheit füllte die Lücke aus. Dann warf ich meine Hände Warui Toshi entgegen. Die Dunkelheit schoss auf seine Brust zu, erreichte sein Herz und verankerte sich. Brüllend wand sich der Drache, der von der Größe her selbst das ihm einst unterstandene Ultraböse übertraf. Entschlossenheit erfüllte mich, und ich kniff meine Augen zusammen.

Tief atmete ich noch einmal durch, und begann, die Dunkelheit aus dem Drachen zu ziehen. Stück für Stück. Mittlerweile rann mir der Schweiß von der Stirn, doch ich gab nicht auf. Ich würde das alles hier und jetzt beenden, komme, was wolle. Mit einem finalen Brüllen des dunklen Drachen entzog ich ihm schließlich den letzten Rest der Dunkelheit, sodass sein Körper zu Staub zerfiel, und mit ihm der Körper meines Vaters.

Ich lächelte, ein Geräusch von flatternden Flügeln hinter mir. Erschöpft fiel ich aus der Höhe, der weiße Drache hinter mir verschwand und ließ nur die weißen Schwingen zurück. Der Boden kam näher und näher, doch ich hatte keine Angst. Ich wusste, dass ich gefangen werden würde.

Lloyd wandte sich herum, nahm mich in seine Arme, um unseren Flug abzubremsen. Als er schließlich auf dem Boden aufkam, wurde er wieder zum grünen Ninja, und auch meine Schwingen verschwanden langsam.

„Ich... ich hab's geschafft...", sagte ich leise zu Lloyd, fassungslos, erfreut, erschöpft. Freudentränen stiegen mir in die Augen. „Ich hab's geschafft."

Unglaubliche Liebe fand ich in Lloyd's Seelenspiegeln, und glücklich schmiegte ich mich etwas mehr an ihn. Tief sahen wir uns in die Augen, bevor unsere Lippen die des anderen fanden. Ein Feuerwerk aus Glück explodierte in meinem Magen, seine sanften, weichen Lippen ließen mich den Schmerz und die Erschöpfung vergessen, die ich so kurz vorher noch empfunden hatte.

Die Barriere löste sich, und unsere Freunde kamen zu uns, hielten gleichzeitig respektvoll Abstand. Der Jubel der Menschen war weit zu hören, endlich war die Dunkelheit besiegt. Ich lächelte, als ich spürte, wie all die Last, die ich mein Leben lang getragen hate, sich löste. Wir hatten gesiegt. Und nun wussten wir, was der Schlüssel war; Liebe und der Wunsch, die uns nahestehenden Menschen zu beschützen.

Atemlos schmiegte ich mich näher an den Jungen, der mein Leben gerettet hatte, und für den ich zu jeder Zeit alles aufgegeben hätte. Genoß diesen Moment, in dem endlich alles gut war, keiner mehr Angst haben musste. Wir endlich frei unsere Zuneigung füreinander zeigen konnten, die vorher mehr als nur gefährlich gewesen wäre. Lloyd erwiderte die Geste, und hielt mich fest, als hätte er die Befürchtung, ich würde wieder verschwinden, wenn er es nicht täte.

„Willst... willst du meine Freundin sein, Akumi?", fragte er leise, unhörbar für alle anderen.

„Ich dachte, das bin ich schon.", flüsterte ich zurück, auf unseren Kuss anspielend. Leicht zeichnete sich Verwirrung auf seinem Gesicht ab. Ich küsste ihn nochmal. „Ja, du Schussel."

Er erwiderte den Kuss, und fing an zu strahlen. Gemeinsam standen wir auf, überwanden die letzten Meter zu unseren Freunden, bevor ich mich ihnen in die Arme warf, glücklich lachend. Die Leute klatschen begeistert, pfiffen wild und jubelten. 

„Wir dachten, du hasst uns!", gestand Cole beschämt, als ich mich von ihnen löste.

Ich schüttelte den Kopf und nahm Lloyd's Hand. Mein Lächeln beruhigte ihn schließlich, zeigte ihm, wie wenig ich ihm in diesem Punkt nachtrug. „Vergeben und vergessen."

Er atmete sichtlich durch. Sein nervöses Lächeln verriet, dass er an dieser Sache noch lange zu knabbern hätte.

„Aber was machen wir jetzt mit Ninjago?", fragte Kai, mit Blick auf die bedrückende Zerstörung. Die meisten Gebäude waren zu Trümmern geworden, und der Jubel wurde leiser.

Ich tat einige Schritte von dem Plateau, sah auf das, was einstmals meine Heimat gewesen war. Noch immer spürte ich die Kraft des Drachen, unser aller Kräfte zu vereinen. Ich schloss die Augen. Stellte mir vor, die Zeit für diese Zerstörung zurückzudrehen. Um uns begann sich alles zu drehen, das wusste ich, ohne hinzusehen. Stein für Stein fand zurück an seinen Platz, Bäume stellten sich wieder auf, und Asche wurde wieder zu dem, was es vor dem Brennen war. Menschen erwachten wieder zum Leben, als ich Ninjago in seinen Normalzustand zurückversetzte. Lloyd stellte sich hinter mich.

„Das ist der Wahnsinn...", hauchte er. Dann sah er mich an, schüttelte den Kopf und nahm wieder einmal meine Hand. „Nein. DU bist der Wahnsinn."

Ich lachte glücklich. „Wer zuerst beim Flugschiff ist!" Damit rannte ich los, zurück nach Hause, den Ort, den ich in all den Jahren immer vermisst hatte. „Ihr kriegt mich nicht!", rief ich ihnen zu.

„Na warte!", hörte ich Kai, Nya und die anderen hinter mir herrennen.

Ich lachte befreit, glücklich, dass alles endlich ein Ende gefunden hatte. Ein Gutes, in dem ich mich nicht mehr verstecken musste. Ein Ende, auf dass ich nicht mehr zu hoffen gewagt hatte.


Lloyd und ich kamen zuerst beim Flugschiff an, die anderen weit hinter uns. Schwer atmend schnappte er sich meine Hand und küsste mich stürmisch.

„Verlass mich nicht... Niemals mehr...", flüsterte er mir zu, als er mir eine Haarsträhne zurückstrich.

Ich schüttelte wild den Kopf. „Nein. Nie mehr." Meine Stirn an seine gelehnt, fügte ich noch hinzu. „Nicht in einer Million Jahren."


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