Kapitel 15 - Kampf um Leben und Tod
TW: In diesem Kapitel sind Tod und Blut involviert! Und vermutlich einige Tränen...
Staub wirbelte durch die Luft, und mithilfe meiner Kräfte schützte ich mich vor den umherfliegenden Trümmern. Das Schloss war bis auf die Grundmauern zerstört, die Explosion vermutlich bis nach Ninjago zu hören. Mit einem Blick scannte ich die Umgebung, immer vorbereitet auf einen Angriff meines Vaters.
Links!, ging es mir durch den Kopf, als ich seinen Schatten wahrnahm, sofort blockte. Der Schatten meines Vaters verschwand wieder. Mein Blick fuhr weiter über die Umgebung. Ich konnte nur hoffen, dass Skylor und die Ninja fernblieben und in Sicherheit waren, doch ich vertraute darauf. Skylor würde die richtigen Entscheidungen treffen, dessen war ich mir sicher.
Also fokussierte ich mich wieder auf meine Umgebung, sprang nach hinten. Keine Sekunde zu spät, denn in weniger als einer Sekunde schoss ein Arm aus Dunkelheit aus dem Boden. Direkt musste ich einen Schwerthieb blocken, denn mein Vater kam geradewegs auf mich zu. Rückwärts laufend blockte ich seine Hiebe und sprang auf den Rest von einer der Grundmauern.
Ich schleuderte Wurfsterne und Wurfmesser auf meinen Vater, hergestellt aus Dunkelheit. Zum ersten Mal konnte ich meine Kräfte wirklich bis zum vollen Maximum ausnutzen, ohne jemandem zu schaden, der mir etwas bedeutete. Mein Kleid pulsierte einmal vor Dunkelheit, als ich begann, meine Kräfte nicht länger zurückzuhalten. Der schwarze Stoff flickte sich von selbst und bestand nun aus purer Dunkelheit. Meine schwarzen Haare mit dem braunen Ansatz wirbelten einmal kurz auf, und meine blauen Augen funkelten ebenfalls kurz auf.
Mein Vater lachte auf. „Törichtes Kind, denkst du wirklich, dass du mir mit deinen Kräften gewachsen bist? Ich bin das pure Böse, die geballte Dunkelheit. Ich stehe über allem Bösen, das je existiert hat, und trotzdem willst du gegen mich kämpfen?"
Ich antwortete nicht laut, denn meine Antwort war in meinen Augen zu lesen. Erneut lachte er auf.
„Du bist genauso dumm, wie deine Mutter es war. Letztendlich hat es ihr nichts gebracht sich mir zu stellen." In seinen Augen blitzte pure Mordlust auf. „Und schon bald wirst du dasselbe Schicksal erleiden, wie sie."
Ich begab mich in Kampfposition. Mein Vater schoss auf mich zu, das Schwert in der Hand. Ich parierte, hielt stand. Er war stark, sodass ich unter seiner Kraft zitterte. Meine Augen funkelten, ich war definitiv nicht bereit dazu, nachzugeben. Der Gedanke an Lloyd und die anderen gab mir Kraft, sodass ich ihn zurückwarf und den linken Arm hob. Beinahe sofort erhoben sich Geister aus dem Boden, und manifestierten sich zum Teil durch meine ausgelassene Dunkelheit.
Für einen Moment wanderten meine Gedanken zu Morro. Er war nicht unter den Geistern, immerhin hatte er bereits durch die Verfluchte Welt sein Ende gefunden, indem er sich ins Wasser hatte ziehen lassen. Und ich hatte ihn nicht schützen können, sagte etwas in mir, ließ mich Schuld empfinden. Ich biss auf meine Lippe. Das würde mir nicht noch einmal passieren.
Die Vergangenheit kann weder verändert werden, noch ohne Folgen bleiben. Man kann nur aus ihr lernen..., hörte ich Wu's Stimme in mir.
Schnell schüttelte ich den Gedanken an sie ab und konzentrierte mich auf den Kampf. Die Geister umringten meinen Vater und griffen ihn an, doch er konnte sie mühelos abwehren. Ich beschwor weitere, und machte mich nun daran, meine mächtigste Waffe zu rufen.
Ich hob auch meinen zweiten Arm ein wenig. Innerhalb einer Sekunde manifestierte sich der Griff meiner Sense. Die Klinge kam ebenfalls hinzu, und ich umfasste den Griff fester. Diese Beschwörungen hatten mich einiges an Kraft gekostet, doch mein Wille trieb mich an.
Es ist zum Besten aller...
Entschlossen richtete ich meine Sense auf meinen Vater. Sein Gesicht verfinsterte sich leicht, er wusste, dass ich mit dieser Sense beinahe unbesiegbar war. Dennoch war ich ihm unterlegen, und auch das wusste er.
Mit einer einfachen Armbewegung verschwanden die Geister um ihn herum. Nun beschwor er sein Schwert, eine Klinge, dessen Wunden sich nie schlossen. Es gab nur eines, was sie heilen konnte; wahre Liebe eines Elementarmeisters. Meine Lippen verzogen sich zu einer Grimasse. Mein Tod war so gut wie sicher. Eine bittere, bittere Ironie durchdrang meine Gedanken daran.
Ich hatte meinen eigenen Tod herbeigeführt, durch meine Taten und alles, was ich sie hatte vergessen lassen. Auch er richtete seine Waffe nun auf mich.
Gleichzeitig schossen wir auf den Anderen zu, so schnell, dass es für normale Menschen und Elementarmeister nur als Blitz wahrzunehmen war. Die Waffen klirrten, als sie aufeinandertrafen. Auch hier zitterte ich vor Anstrengung, doch der Gedanke an die wichtigsten Menschen meines Lebens gab mir wieder Kraft. Wir stießen den Anderen gleichzeitig zurück, landeten einige hundert Meter weiter entfernt und schossen wieder aufeinander zu.
Druckwellen entstanden und zerstörten die umliegenden Trümmer noch mehr. Immer wieder prallten unsere Waffen aufeinander, und schon bald keuchte ich. Mein Vater besaß unglaubliche Kraft, das wusste ich schon immer, ohne je gegen ihn gekämpft zu haben. Im Gegenzug zu mir, war er noch nicht außer Atem.
Wieder Schlagabtäusche, das Klirren von Waffen und mein Keuchen. Keiner von uns war gewillt, aufzugeben, und so kämpften wir. Meine Haare fielen mir in mein Gesicht, nur schwer konnte ich mich noch auf den Beinen halten.
„Mutig bist du ja. Das muss man dir ja lassen, Tochter!", bemerkte er, wobei er das letzte Wort mit Abscheu ausspuckte. Seine Worte trafen mich gegen meinen Willen. Obwohl er nie für mich da gewesen war und mich hatte foltern lassen, war er immer noch mein Vater. Doch sollte Familie nicht zusammenhalten? Füreinander da sein? Wollte er mich dadurch nur stärker machen? Selbstgefällig grinste er, als er meine aufkommenden Zweifel bemerkte. „Außerdem, wozu Menschen schützen, die es dir eh nie danken werden?", fuhr er fort. Meine Entschlossenheit sank wie ein Schiff, das langsam unterging.
Er hat recht... Sie werden nie wissen, was ich alles für sie getan habe... Sie werden mir das alles wohl nie danken...
Ein Bild, wo wir alle glücklich gemeinsam lachten ging mir durch den Kopf, und Lloyd.
Selbst wenn... ich für sie sterbe... Selbst wenn...
Ich fasste den Stab meiner Sense fester.
Ich werde nicht aufgeben!
Meine Augen flammten auf.
Selbst wenn ihr mich hasst, ich werde trotzdem alles für euch tun! Es wird zwar niemals mehr werden wie früher, aber dennoch, ich werde für euch durch die Hölle gehen!
Neue Entschlossenheit stieg in mir auf, und ich hob meinen gesenkten Kopf wieder, sodass er meine funkelnden Augen erkennen konnte.
Ja, Familie sollte zusammenhalten... Aber es liegt an den Eltern, dies herbeizuführen, und ihren Kindern beizustehen. Niemals sollten sie ihre Kinder verletzen. Die Ninja - sie waren meine Familie. Sie standen mir bei. Und nun liegt es an mir, es ihnen zurückzugeben.
Beunruhigt bemerkte mein Vater dies und zischte verärgert.
„Um ein Haar hätte ich mich von deinen Worten trügen lassen! Aber ich werde nicht aufgeben, sondern für die Menschen, die ich liebe, kämpfen! Egal was kommen mag, ich werde immer alles für sie tun!", warf ich meinem Vater wütend zu. „Es ist mir egal, ob sie mir danken oder nicht! Denn ich liebe sie!", rief ich und hieb mit meiner Sense nach ihm. Bei jedem Hieb sprach ich weiter: „Selbst, wenn sie mich hassen... Mich verachten... Mich verletzen... Oder mich beleidigen... Sie.... sind... meine... Familie!"
„Dann stirb!", schrie mein Vater erbost, hieb er ebenfalls nach mir. Schmerz durchzog meine Seite, kurz taumelte ich. Dann brüllte ich einmal wütend auf, warf ihm meine gesamte Dunkelheit entgegen, alles, was ich an Kraft aufbringen konnte, und mit einem Schlag meiner Sense ging er zu Boden. „Tse!", machte er noch, und verschwand, wie vom Winde verweht, durch die Schatten. Schmerzerfüllt hielt ich meinen Bauch, und ein letztes Mal tauchte mein Vater hinter mir auf. „Du bist genauso unfähig und nutzlos wie deine Mutter.", sagte er kalt, und stieß mir sein Schwert durch den Rücken, seine Worte beinahe noch verletzender.
Unter Schmerzen schrie ich auf. Alles verschwamm vor meinen Augen, und, wie in Trance, warf ich ihm ein weiteres Mal alles zu was ich noch an Kraft hatte, während ich mich noch in der Luft drehte. Fühlte es sich so an, wenn man starb? Wo war das Licht, von dem alle redeten, die Ruhe und die Wärme? Die Erlösung von allem Übel?
„Du... wirst... nicht... gewinnen... Um nichts... in der Welt... werde ich dich einfach so... gehen lassen...", keuchte ich, und mit diesen Worten schoss ich Dunkelheit auf seine Brust.
Wie in Zeitlupe verging alles, eine weitere Fähigkeit von mir, die ich nutzte, um ihm so viel Dunkelheit zu entziehen, wie ich konnte. Doch nach einiger Zeit hörte meine Fähigkeit auf zu wirken, und er durchschnitt die Verbindung, durch welche ich ihm seine Kraft entzog. Das Schwert zerbrach ich mit allerletzter Kraft. Zumindest er sollte leben...
„Ugh...", war das Einzige, was ich noch hervorbrachte, bevor ich zu Boden fiel. Meine Augen flatterten. Mein Vater verschwand, und mit ihm auch langsam meine Sinne.
„Akumi!!", hörte ich einige Stimmen, wie durch Watte und einige Entfernung. Es waren die Stimmen meiner Freunde und die von Lloyd. Ich brachte ein leichtes Lächeln zustande, ehe ich das Bewusstsein verlor.
„Es tut mir leid, Leute..."
Lloyd's Sicht
Skylor stürmte voran, ich direkt hinter ihr. Mit Panik in den Augen nahm ich den Wald und die zerstörte Umgebung kaum noch war.
„Was denn, Lloyd? Geschockt? So ergeht es denen, die die Befehle missachten. Sie werden vernichtet, denn sie haben keinen Nutzen für uns.", tönten mir Akumi's Worte durch den Kopf, die mir nun wie eine Warnung, ein Hilferuf vorkamen. Mein Herz klopfte. Bitte, bitte nicht!
Kampfgeräusche waren zu hören, und das Aufschlagen von einem Körper. Ein Schatten verschwand, und nun erkannten wir Akumi am Boden. Ich schrie ihren Namen, die anderen hinter mir.
Nein! Das darf nicht wahr sein!
Akumi hatte uns offenbar gehört, denn auf ihren Lippen bildete sich ein leichtes Lächeln.
„Es tut mir leid, Leute.", flüsterte sie, doch ich konnte es laut und deutlich verstehen, als hätte sie es nur für mich gesagt. Akumi verlor das Bewusstsein. Tränen schossen mir in die Augen.
Schlitternd kam ich kurz vor ihr zum Stehen, rutschte auf Knien zu ihr, Skylor auf der anderen Seite, meine Freunde um uns.
„Nein...", flüsterte ich, fühlte ihren Puls. An der Seite war eine tiefe Wunde, und in ihrer Brust ein Loch. Blut breitete sich bereits am Boden aus, Verzweiflung stieg in mir auf. „Nein...Bitte...Bitte nicht, Akumi...", brachte ich flüsternd und stockend hervor.
Skylor legte ihre Hände auf Akumi und schien konzentriert, doch dann fluchte sie. Tränen in ihren Augen, brachte sie erstickt hervor: „Es geht nicht! Er hat sie mit dem Schwert verletzt!"
Ich zog Akumi auf meinen Schoß, flüsterte immer wieder: „Nein...Akumi...Nicht..." Mein Vater legte mir die Hand auf die Schulter und wollte mich beruhigen, doch es half nichts. In mir tobte ein Sturm aus Schmerz, Angst, Verzweiflung und Trauer. Mein Herz brach. Sie durfte nicht sterben! Nicht, nachdem ich sie endlich wiederhatte! Meine Erinnerungen wiederhatte...
Skylor versuchte weiterhin verzweifelt ihr zu helfen. „Es geht nicht...", brachte sie mit gebrochener Stimme hervor. Ihre Wangen waren feucht vor Tränen, wie meine eigenen. Ich umarmte Akumi vorsichtig, weinte leise an ihrer Schulter.
Warum? Warum nur?
„L-Lloyd...?", vernahmen wir genauso leise Akumi's Stimme.
„Ich bin hier...", antwortete ich. Gebrochen. Leise. Unfähig, mehr zu sagen, ohne noch mehr zerstört zu werden. Ein leichtes Lächeln bildete sich bei ihr. Dort ist meine Erlösung..., spürte ich sie denken. Sie sah zu Skylor.
„Du... kannst... aufhören... Es... bringt... nichts mehr...", sagte Akumi zu ihr, doch Skylor wollte nicht hören und schüttelte den Kopf, nicht in der Lage, aufzugeben. Ninja geben niemals auf...
„Ich lass dich nicht im Stich!", sprach Skylor unter Tränen.
Akumi lächelte leicht. Dann musste sie husten. „Er... hat... mich mit dem... Schwert... getroffen... Du weißt... was das... heißt..."
„Hör auf zu sprechen, wir schaffen das!", sagte Skylor, doch alle wussten, dass dem nicht so war. Es war so offensichtlich, so furchtbar offensichtlich... Aber es hielt uns nicht davon ab, es zu versuchen.
„Skylor... Danke... Und offenbar... hast du... die Katze... aus dem... Sack gelassen... hm? Es tut... mir Leid... Leute... Ich konnte damals... nicht anders...", sprach Akumi mit schwerer Stimme.
Skylor nickte. Ihre Augen waren trüb, und ihre Sicht vermutlich verschleiert, sodass sie nicht einmal den Anblick ihrer besten Freundin sehen konnte. „Gerne."
„Gebt... nicht... auf... Ich konnte... ihn... schwächen... Also... nutzt eure... Chance...", sprach sie weiter. Ein weiteres Mal lächelte sie. Es tat weh. So, so furchtbar weh... „Ihr seid... mir... das Wichtigste... Vergesst das... nie... Ich hoffe ...ich konnte... wenigstens... etwas... helfen... Wenigstens... einmal..."
Alle Umstehenden nickten. Mittlerweile hatte es angefangen zu regnen. Der Himmel weinte mit uns.
Schwächen... Zu was für einen Preis? Wir hätten es zusammen geschafft...
„Ich... hätte es dir... gerne... unter anderen... Umständen gesagt... Nicht... in dem Moment... in dem ich sterbe... aber... Lloyd... Es tut mir... Leid... Ich... liebe... dich...", sagte Akumi. Ihr Kopf kippte zur Seite. Ungläubig sah ich sie an. Sie kann doch nicht...
„Verdammt, Akumi! Bleib bei uns, hörst du?! Bleib hier! Lass mich nicht allein, hörst du?! Ich liebe dich... doch auch...", rief ich, was immer mehr in einem Wimmern endete. Sie erwiderte meine Gefühle... Warum also... Musste sie sterben...? Gerade jetzt? Wo alles gut werden könnte? „Bitte..." Tränen rannen mir ungehindert über die Wangen und vermischten sich mit dem Regen. Es brachte nichts.
Wimmernd hielt ich sie im Arm, und wiegte sie, wie ein Kind, als würde sie davon wieder aufwachen, doch das Mädchen, das ich liebte, hatte aufgehört zu atmen...
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