Kapitel 14 - Erinnerungen
Lloyd's Sicht
Skylor zögerte noch einmal kurz, bevor sie tief durchatmete und sichtlich konzentriert gerade stehen blieb. Zunächst geschah gar nichts. Dann schossen langsam Bilder durch meinen Kopf...
„Ich bin... älter...", kam es aus meinem Mund, als ich mich aufrichtete. Neben mir richtete sich ein Mädchen mit schwarzen Haaren und braunem Haaransatz auf, und hielt sich den Kopf. Um uns herum ein Chaos.
„Nicht nur du...", sagte sie, leicht benommen.
War das, als ich durch den Tee von Morgen gewachsen bin...?
„Die Erfüllung ist näher gerückt...", begann Wu gerade, doch da wechselten die Bilder schon...
Ich sah ein mir vollkommen fremdes Bild vor mir, offenbar von den Anderen. Auch hier war das schwarzhaarige Mädchen mit dem braunen Haaransatz dabei. Sie wirkte jedoch viel offener, und weniger höflich, als wir sie kennengelernt hatten, trotzdem aber noch recht verschlossen, als würde sie niemanden ihr wahres Ich erkennen lassen wollen.
„Auch sie wird zu eurem Team gehören. Das ist...", hörte ich Wu, als er meinen Freunden offenbar erklärte, dass sie von nun an ein Team waren.
Bei diesem Bild sah ich einen Kampf, den wir gemeinsam gegen Schlangen befochten hatten. Ich hatte ihn eigentlich recht gut in Erinnerung...
Akumi und Nya riefen mahnend zu meinem Onkel: „SENSEI!", als dieser, anstatt zu helfen, Tee trank. Bei seinem erstaunten „Oh, das macht ja Spaß!", verdrehte Akumi nur die Augen. Auch, als er einer Schlange seinen Becher reichte, einschenkte und die Schlange wegtrat, tat sie dies mit einem gemurmelten „Er wird sich nie ändern..."
Dann sah ich den Wettkampf der Elemente vor mir... Chen lief herum und erzählte freudig wer alles da war. Das Mädchen, das wohl Akumi sein musste, saß mit verschränkten Armen und genervten Gesichtsausdruck neben mir und meinem Vater.
„Ja sogar ein-", kam Chen bei uns an, blinzelte, als er Akumi sah und fuhr dann noch begeisterter als vorher fort: „Nein, sogar zwei alte Schüler beehren uns mit ihrer Anwesenheit!"
Akumi verdrehte nur genervt die Augen. Ich meinte sogar ein gemurmeltes „Was mache ich bloß hier?!" zu vernehmen. Ich musste lachen.
Nun kam ein Bild, wo mein Vater und Akumi rausgeworfen wurden. Während mein Vater ein trotziges „Dann warte ich eben hier!" hervorbrachte, warf Akumi Clouse alle möglichen Flüche an den Kopf, die sogar bei meinem Vater einen leicht geschockten Gesichtsausdruck hinterließen.
„Was?!", schnauzte sie, und wandte sich dann wieder Clouse zu: „Und außerdem habe ich sehr wohl Elementarkräfte! Das gibt mir doch das Recht, an diesem blöden Turnier teilzunehmen! Also lass mich gefälligst rein!"
Ich konnte nicht mehr erkennen, was danach geschah...
„AAAAAAH!", schrie Cole, als er durch eine von Chen's Falltüren fiel. Sie musste sich also durchgesetzt haben, denn nun fluchte Akumi, kreidebleich im Gesicht, doch diesmal hielt sie sich ein wenig zurück, was die schlimmeren Worte betraf. Es erinnerte mich ein wenig an Erwachsene, die versuchten, keine 'schlimmen' Wörter in Anwesenheit von Kindern fallen zu lassen.
„Ich hasse seine bescheuerten Falltüren! Ihn und seine blöden Falltüren!", regte sie sich auf. Mein Vater seufzte nur resigniert.
„Sie wird sich nie ändern..."
Wieder veränderten sich die Bilder, und nun konnte ich mich erkennen, wie ich meine Tasche für den Wettkampf der Elemente packte und versuchte meinen Vater, und in dieser Version auch Akumi, abzuschütteln, nur um später feststellen zu müssen, dass sie mir, nach einem gewechselten Blick, folgten...
Bei dem Dampfer warfen sie anstatt nur einen zwei Besatzungsmänner von Bord, was Clouse ein genervtes „Sieht so aus, als wären gerade zwei Plätze frei geworden." entlockte und Akumi ein zufriedenes Grinsen und die Worte: „Geht doch, Clousie!".
Clouse's Augen zuckten einmal, doch dann ließ er sie aufs Schiff.
Damals war sie offenbar dann doch viel offener, was Gefühle betraf. Als hätte es eine Veränderung gegeben...
Dieses Mal sahen wir uns, wie Kai mit Chen's Stab in der Hand gegen uns kämpfen wollte. Akumi schien nicht überrascht, sondern verengte nur leicht ihre Augen und machte sich bereit. Ob sie es bereits erwartet hatte? Als sie auf ihn zustürmte, veränderten sich die Bilder wieder...
Akumi sah mein früheres Ich lächelnd an, während Kai versprach, anstatt meines Vaters auf mich aufzupassen.
„Und denk ja nicht, dass ich das nicht tun werde!", fügte sie seinen Worten hinzu. Dann lachten wir gemeinsam...
Beim nächsten wusste ich sofort, dass es der Tag war, an dem Morro mich besetzt hatte. Aber ich war nicht allein, nicht in dieser Version...
„Kommt dir das auch komisch vor?", fragte ich sie, woraufhin sie nur nickte, und ihre Augen über die Umgebung schweifen ließ...
Wenig später, wie als hätte jemand vorgespult, sah ich, wie sie sich vor mich warf und somit vor Morro schützte. Die Hände am Kopf rief sie:
„Komm nicht näher, Lloyd! Er darf dich nicht bekommen!"
Sie hatte den 'Schlag', die Besetzung auf sich genommen...
„Morro, hör auf!", hörte ich sie bei einem neuen Bild rufen, und Verzweiflung war in ihren Augen zu erkennen.
„Ich bitte dich!", flehte sie weiter.
Bei einem anderen Bild wusste ich ebenfalls sofort, was passiert war.
Sie scheint Morro gekannt zu haben, und konnte mich damals nicht vor ihm schützen...
Morro hielt mir in einer Grotte ein Schwert an den Hals, und drohte mich zu töten, sollten wir ihm den Weltenkristall nicht geben.
„Sieht aus, als läge die Entscheidung bei dir, Kai. Also wähle!", rief er hinab. Akumi stand bei den Ninja, Verzweiflung und Kummer in ihren Augen.
„Hör auf! Bitte Morro!", flehte sie.
„Halt dich da raus! Das hat nichts mit dir zu tun!", rief er wütend, jedoch eine ganze Spur sanfter. Sie schien ihm wichtig, und es wirkte, als steckte hier etwas mehr dahinter, als nur der Wunsch, Stärke zu besitzen. Mehr als den Machthunger, den ich in Erinnerung hatte...
Akumi sah zu Kai und machte sich bereit, als genannter den Kristall warf und Morro mich freigab...
Wie in meinen Erinnerungen stellte ich mich ihm und wurde durch Morro's Wind hinabgestoßen. Diesmal jedoch waren fliegende schwarze Haare, ein geschockter Morro und früheres Ich zu erkennen, als sie mich packte, zu den Anderen warf und an meiner Stelle ins Wasser fiel. Leicht lächelnd kam sie auf, und von allen, selbst von Morro, war ein geschocktes „Akumi!" zu hören.
Trotz Erschöpfung rannte, stolperte ich mit Kai und dem geisterhaften Cole am Fluss hinterher. Anders als ich erwartete, kämpfte Morro nicht nur, um zum Kristall zu gelangen, sondern auch, um zu Akumi zu gelangen...
Wenig später war zu sehen, wie Wu und Akumi versuchten, Morro vor dem Untergang zu bewahren, der ihm durch die Unterwelt drohte.
„Es tut mir leid, Sensei, und Akumi. Danke.", waren seine letzten Worte, als er verpuffte.
„Morro!!", war von beiden zu vernehmen, und Akumi weinte. Offen. Es war das erste Mal, das ich Tränen bei ihr sah.
Offenbar waren sie ebenso befreundet, und nicht nur Bekannte... Doch wenn sie all das für uns und Ninjago verändert hat, wie schwer musste es gewesen sein, ihren Freund als schlechte Person darzustellen, und Wu mit dem Gedanken, ihn allein nicht retten zu können, allein zu lassen?
Das nächste Bild zeigte Akumi und mich in der Verfluchten Welt, wo wir meinen Vater gesichtet hatten. Ein „Clouse, hast du das gesehen?", „Ja Meister.", „Waren das wirklich Lloyd und Akumi?!" und ein weiteres, entnervtes „Ja Meister." war zu hören, während wir beiden zu meinem Vater rannten, der uns natürlich ebenfalls erkannte. Das Gespräch war verschleiert und vage. Doch bevor wir gingen, sah Akumi noch einmal zurück, sagte: „Ich lasse dich nicht zurück!" und berührte seinen Arm, woraufhin er verschwand, ohne dass ich es mitbekam.
Ihr entschlossener Blick genügte, um mir zu zeigen, dass sie es gewesen war, die ihn gerettet hatte. Ich verstand nicht, wie, nur, dass sie ihn freigesetzt haben musste, bevor sie aufgebrochen war...
Ein weiteres Bild zeigte, wie Akumi in dem Schwert von Nadakhan um mich kämpfte, um einen Ausgang und dabei war, zu scheitern. Ein anderes, wie sie versuchte, ihn umzustimmen...
Dann sah ich ein Bild von ihr, in lilanem Anzug mit einer Technoklinge.
Dann einmal mit ihr, wie sie mich anlächelte, und mein Herz wieder einen Sprung machte.
Dann lächelnd und mit uns allen lachend.
Im nächsten Bild stützte sie mich, den Turm zum Kampf gegen das Ultraböse heraufzukommen. Anders als die anderen konnte sie mit der dunklen Energie umgehen und half mir hoch, bis an die Spitze. Auch während dem Kampf wich sie mir nicht von der Seite und stand mir bei, und sprang bei einem Angriff sogar dazwischen.
„Verrätst du etwa deinen eigenen Vater?", grollte das Ultraböse daraufhin, und Akumi antwortet mit gehobenem Kopf, obwohl es ihr nicht leichtfiel:
„Ja, für ihn!"
„Die Grenze zwischen Gut und Böse verschwimmt immer leicht. Es ist unmöglich, die Welt in schwarz und weiß einzuteilen, sie ist kein Schachbrett. Sie ist bunt, geschmückt mit so vielen Meinungen, Ansichten und Absichten wie Farben.", sagte sie zu mir, ein gütiges Lächeln im Gesicht.
Es war, als ich wieder einmal an meinem Tun und meinen Handlungen gezweifelt hatte...
Auch sah ich eine Szene, wo ich in ihr Zimmer kam, und sie komplett aufgelöst mit einem Brief vorfand. Direkt versuchte sie, ihn zu verstecken, doch mein damaliges Ich wollte nicht aufgeben. Daraufhin verließ es wütend den Raum und man konnte nur noch eine unendlich traurige Akumi erkennen.
„Urteile nicht, ohne die Gründe zu kennen, Lloyd! Niemals, ohne die Möglichkeiten zu kennen, zwischen denen eine Person wählen konnte. Sonst tust du vielleicht etwas, was du später bereust.", sagte sie, ihre Augen gefährlich hart.
Zuletzt sah ich eine mir komplett ausradierte Szene vor mir. Unverständnis durchflutete mich dort, die Anderen bereits am Boden liegend. Die Umgebung war offenbar vollkommen zertrümmert.
Was ist da nur passiert?
Akumi schien sich überhaupt nicht gut zu fühlen, Schuld stand ihr ins Gesicht geschrieben.
Kann es sein, dass das war, als sie die Erinnerungen verändert hat? Uns verlassen hat?
„Akumi, warum?", konnte ich meine verzweifelte Stimme hören. Es schien mir vertraut, wie ein Déjà-vu, so als hätte ich es bereits erlebt. Erinnerte mich an den Moment, an dem sie uns verlassen hatte, und mit Schrecken erkannte ich gewisse Parallelen...
„Es geht nicht anders. Verzeih mir, Lloyd!", sagte sie, berührte meine Stirn mit ihrer und wisperte etwas, was ich so nicht mehr verstehen konnte, dafür war ich zu weit weg. Wie vom Winde verweht verschwand sie, mein damaliges Ich fiel ohnmächtig zu Boden.
Von einer Klippe aus sah sie zu uns herab, Tränen in ihren Augen und mit verschränkten Armen.
„Verzeiht mir.", flüsterte sie und verschwand gänzlich...
Es ist alles schon einmal geschehen...
Nun öffnete ich meine Augen wieder, sah in die Runde, tief von den neuen Faktoren erschüttert. Die Erinnerungen waren ein völliges Chaos gewesen, und es war klar, dass sie nicht immer zeitlich korrekt abgespielt wurden, als hätte sie es noch schwerer machen wollen, sie wieder aufzudecken. Skylor stand völlig fertig und schwer atmend in der Mitte.
„Tut mir... leid... Das... ist alles...", brachte sie keuchend hervor.
Neben der Spur schüttelte ich meinen Kopf, um wieder in die Realität zu gelangen.
Akumi... Du tust das alles... für uns?
Ich verspürte wieder Erleichterung, und - ja, ich gebe es zu - Liebe.
„Akumi... Sie war es, die mich damals aus der verfluchten Welt gerettet hat, bevor sie offenbar unterging...", realisierte mein Vater. Skylor nickte.
„Mehr konnte ich leider nicht tun, dafür ist sie zu stark.", entschuldigte sie sich wieder, mit einer gewissen Fassung. Man sah ihr an, dass sie versuchte, stark zu sein, und ihre Tränen unterdrückte. „Damals hat sie dich, so hat sie es mir erzählt, befreit und ist zu ihrem Vater. Dieser hat sie erpresst, zu ihm zu gehen, oder die Menschen zu verletzen, die sie liebt. Aus Liebe entschied sie sich dazu, eure Erinnerungen und die Ninjago's zu verändern. Zum einen, um euch und die Menschen zu schützen, zum anderen, um euch den Abschied zu erleichtern. Auch hatte sie gehofft, Warui Toshi's verändern zu können, doch das hat offenbar nicht so gut funktioniert..."
Plötzlich war ein gigantischer Knall zu hören. Skylor's Augen weiteten sich, Panik war auf ihrem und auch meinem Gesicht zu erkennen, als wir realisierten, dass es vom Schloss kam. Kurz herrschte Stille.
„Sie wird doch nicht?!", brachte Skylor hervor. Angst flackerte in ihren Augen. „Nein...!", wisperte sie.
„Was ist los?! Was passiert da?!", fragte Kai, in dem Versuch, zu verstehen, was passierte.
Skylor war der Schock deutlich anzusehen. „Sie hat sich Warui Toshi gestellt..." Weitere Tränen waren in ihren Augen zu erkennen. „Nein... Bitte nicht...", brachte sie noch hervor, ehe sie losrannte, in Richtung Schloss. Ich rannte hinterher, als ich realisierte, was das heißen musste.
Akumi!!
Akumi's Sicht
„Ich habe dich bereits erwartet.", sprach mein Vater, als ich nun vor ihn trat. Entschlossen sah ich ihm in die Augen, wohl wissend, dass dies wahrscheinlich mein Ende bedeuten würde. Ich hatte es schon einmal gesagt, doch es wirkte einfach richtig. Endgültig. Schicksalhaft. Bedeutend. Meine Gefühle konnten nicht zu hundert Prozent zusammengefasst werden, doch es war, als hätte ich auf gewisse Weise... meinen Frieden damit gefunden.
Zwei Wachen standen neben meinem Vater, der noch immer auf seinem Thron saß. „Du willst dich mir also wirklich stellen, anstatt wie es jeder vernünftige Mensch tun würde, wegzulaufen."
Ich unterbrach den Blickkontakt nicht. Mir war alles bewusst. Mein bevorstehendes Ende. Meine Liebe zu Lloyd und den Anderen. Mein Wille, sie zu schützen und ihnen die Lösung zu geben, war stärker als alles. Ich wusste seit Jahren, dass sich dieser Kampf nicht vermeiden ließ.
Und ich war bereit. Bereit, die zu schützen, die ich liebte. Darum schwieg ich. Ein schmales Lächeln umspielte die Lippen meines Vaters.
„Dann zeig mal was du kannst!"
Und mit diesen Worten jagte er das Schloss in die Luft.
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