memories
Ich starrte in die Nacht hinaus.
Es war ungewöhnlich still. Nur wenige Sterne waren zu sehen. Vereinzelte Wolken verdeckten den Himmel. Der Mond schimmerte durch dünne Wolkenfetzen. Der Wald um die Hütte war friedlich. Alles hier war friedlich. Es war als würde die Zeit hier stehen bleiben.
Mein Blick flog auf die Uhr an meinem Handgelenk. Hier, abseits von unserem normalen Stadtleben schien die Zeit wirklich langsamer zu vergehen.
In wenigen Stunden war es soweit: das neue Jahr würde kommen. Für mich bedeutete das alles. 2022 konnte nur besser werden als dieses Jahr. Es MUSSTE besser werden als 2021.
Nachdenklich lehnte ich mich auf der Fensterbank zurück. Mein Kopf stieß an die Holzverkleidung. Mit einem Seufzen umfasste ich mein Handy und starrte auf den Sperrbildschirm. Immer noch war dort das Bild von Wooyoung und mir. Verlegen presste ich meine Lippen aufeinander. Auch wenn er nicht mein Freund war brachte ich es nicht fertig es zu wechseln...
..."Schämst du dich für mich?" Wooyoung schmollte los, als ich ihn leicht von mir schob.
"Nein, Pabo, nur ich will noch was von dem Film sehen", murrte ich nur und sah wieder auf meinen Fernsehr.
"Der Film ist blöd." Mein bester Freund setzte sich ungefragt auf meinen Schoß und blockierte meine Sicht ganz.
"Jung Wooyoung! Runter von mir. Du bist verdammt schwer!", japste ich los und zwickte ihn in die Seite.
"Bin ich nicht... Hast du Eis da?"
"Es ist da wo es immer ist..."
Sofort sprang er auf und eilte in meine Miniküche. Ich holte nur erleichtert Luft, dann widmete ich mich wieder dem Film. Lange hatte ich nicht das Vergnügen. Wooyoung sprang zurück auf das Sofa und schaltete meinen Fernseher ganz aus.
"Woo", beschwerte ich mich nur halbherzig.
"Mund auf."
"Ich will kein Eis."
Er schmollte los. Ich seufzte nur und machte meinen Mund auf. Wooyoung fütterte mich mit dem Schokoeis. Als der kleine Becher leer war stellte er ihn direkt auf den Tisch und umarmte mich dann.
"Was ist heute eigentlich los mit dir?"
"Ich hatte akuten Jisoo-Entzug", murmelte er nur.
Ich begann zu lächeln und erwiderte schließlich seine Umarmung. Momente später holte er sein Smartphone aus der Hosentasche. Wie immer reichte es ihm auch nicht nur ein Bild zu machen...
Kurz musste ich lächeln. Ich liebte meinen besten Freund für all dieses Chaos das er immer in meinem Leben veranstaltete.
Wieder sah ich nach draußen. Es war allerdings nicht der einzige Moment gewesen der mich dieses Jahr zum Lachen gebracht hatte.
...Völlig verpeilt saß ich auf meinem Stuhl und versuchte zu realisieren was mein Studiendekan gerade gesagt hatte. Erst als meine Mutter mich in die Seite stieß stand ich auf.
"Nochmal Lee Jisoo Maria bitte auf die Bühne."
Eilig sprang ich los und eine Helferin deutete mir den Weg auf die Bühne.
"Miss Lee, ich gratuliere ihnen für den besten Abschluss im Semester."
"Vielen Dank", ich verbeugte mich tief und nahm mein Zeugnis entgegen.
"Woohooo, go Jisoo. Go Jisoo!", riefen zwei Personen durch die Menge.
Der Applaus war eben nicht ganz so laut wie Wooyoung und Yeosang zusammen. Ich spürte wie mir die Röte ins Gesicht stieg, aber ich konnte mir das Grinsen nicht verkneifen, als ich winkend wieder von der Bühne lief...
Okay... Yeosang und Wooyoung waren meine besten Freunde und beide waren oft dafür verantwortlich, dass ich wundervolle Momente erlebte. Vor allem verdankte ich beiden, dass ich dieses Jahr etwas gefunden hatte, dass mehr wert war als einen blöden "Honor"-Titel.
...Es war viel zu spät am Abend als Wooyoung mich, in meinem betrunkenen Zustand, mit ins Dorm zog.
"Du gehst nie wieder alleine in eine Bar!", murrte er nur etwas schlecht gelaunt als er mich im Gang losließ.
"Sei nicht so hart zu ihr. Sie hat die Scheidung ihrer Eltern hinter sich und bis jetzt keine Jobzusage." Yeosang kam mir entgegen und umarmte mich direkt fest.
"Urgh, Sangie! Greif nicht in meine Erziehung ein!" Wooyoung schnappte nach Luft.
"Woo, bitte..." Yeosang sprach leise.
"Okay, okay. Ich kann es ja verstehen." Mein bester Freund gab nach, dann umarmte er uns beide fest. "Ich hab dich ja trotzdem lieb. Sind die anderen hier?"
"Nur Jongho und Seonghwa. Alle anderen sind essen... Wobei ich glaube, dass Hongjoong sich heimlich ins Studio geschlichen hat." Yeosang lachte leise.
"Seonghwa? Jisoo Maria, ich glaube ich weiß was dir helfen wird." Wooyoung zog mich von Yeosang weg.
"Sangie...? Hilfe?" Ich schmollte los und streckte meine Hand nach meinem anderen besten Freund aus.
"Schon gut. Ich denke Woo's Idee ist nicht die schlechteste. Seonghwa weiß wie man mir verlorenen Leuten umgeht. Auch wenn du dir erst eine Predigt über's Trinken anhören musst."
Ich schmollte los, aber Wooyoung zog mich dennoch in eines der Zimmer.
"Yah!", rief Woo laut in den Raum. "Hyung, das ist Lee Jisoo Maria. Rede mit ihr... Oh, und sie ist betrunken, also wenn sie dir irgendetwas vorbabbelt, dass du wunderschön bist: ignoriere es. Sie lügt einfach um hier rauszukommen."
"Was...?" Ein Junge mit etwas längeren schwarzen Haaren saß auf dem unteren Bett eines Stockbetts und sah verwirrt von einem Buch auf.
Wooyoung schubste mich nur ins Zimmer. Ich stolperte ungeschickt vorwärts und ließ mich auf den Boden fallen. Woo zog die Tür zu. Völlig überfordert von der Situation begann ich einfach zu weinen. Was sollte das alles?
"Hey... Alles okay?" Der Junge mit den schwarzen Haaren setzte sich langsam neben mich auf den Boden.
"Sorry... Ich bin betrunken", murmelte ich nur und wischte mir die Tränen weg.
"Schon okay." Er schenkte mir ein Lächeln und umfasste meine Hände. "Deine Eltern haben sich getrennt, oder?"
Ich nickte nur leicht.
"Tut mir wirklich leid." Er sprach in einem beruhigenden Ton. "Ich bin Park Seonghwa."
"Lee Jisoo Maria."
"...Maria?"
"Meine Eomma ist aus Deutschland", ich schnappte leise nach Luft.
"Dann hallo, Jisoo Maria, willst du darüber reden?"...
Ich begann zu strahlen. Ja, Wooyoung war vielleicht etwas unfair gewesen, als ich ihn mitten in der Nacht stockbetrunken angerufen hatte und er mich dann einfach in dieses Zimmer geschubst hatte, allerdings war es das beste was mir bislang in meinem Leben passiert war.
"Hey, Jisoo... Kommst du auch wieder runter? Es sind nur noch fünf Minuten. Wooyoung unterstellt mir schon, dass ich dich zurecht gewiesen habe, weil du vorhin wie verrückt mit San und Yunho unten auf dem Sofa getanzt hast..." Seonghwa's Stimme ertönte von der Tür.
"Was? Fünf Minuten? Ich wollte doch nur kurz ein bisschen Ruhe haben vor eurem Chaos..." Erschrocken sprang ich von dem Fensterbrett.
"Macht ja nichts", Seonghwa schenkte mir ein Lächeln und lief auf mich zu.
Sofort umarmte ich ihn und sah verlegen auf.
"Woo spinnt", meinte ich nur amüsiert.
"Er wollte mich mit seiner Aussage auf die Palme bringen, was erwartest du von ihm?" Lachend umfasste er mein Gesicht. "Alles okay?"
"Mhm. Könnte nur noch besser werden wenn ich Hongjoong und Jongho endlich dazu bringe mit mir Blackpink zu tanzen." Ich grinste breit.
"Bei Jongho wirst du mehr Glück haben als bei Hongjoong, aber ich bin jederzeit auf eine Überraschung gefasst."
Ich lachte nur leise, dann stellte ich mich auf Zehenspitzen und küsste ihn sanft.
"Gehen wir runter?", fragte ich nach ein paar Sekunden.
Seonghwa nickte nur leicht, gab mir noch einen Kuss und zog mich dann mit sich. Unten wurde ich von San und Wooyoung gleichzeitig umarmt. Anscheinend hatte ich ihnen besonders gefehlt. Momente später stellte ich mich allerdings neben Yeosang an die Bar in diesem übergroßen Wohnzimmer. Yunho und Mingi verteilten zusammen mit Yunho's Freundin Sooyoung Sektgläser. San's Schwester sprang aufgeregt im Wohnzimmer herum und machte Bilder, San selber setzte sich nur gelassen auf die Rückenlehne des Sofas und Wooyoung war wie so oft dabei einfach nur laut zu sein und sang bei dem Song mit der gerade im Hintergrund lief.
Es dauerte nur wenige Momente, dann stand Seonghwa neben mir und zog mich sanft an sich.
Ich sah mit einem Lächeln auf und nahm nur im Hintergrund wahr wie die Mehrheit von 10 zu 0 zählte.
"Happy new year", flüsterte Seonghwa mir schließlich ins Ohr bevor er mich küsste.
In diesem Moment musste ich mir eingestehen: auch wenn 2021 uns immer noch eingeschränkt hatte und ich einige unschöne Dinge erleben musste hatte es seine schönen Momente gehabt.
"Ich liebe dich", murmelte ich nur gegen Seonghwa's Lippen.
"Ich liebe dich auch", gab er leise zurück.
Park Seonghwa war allerdings der schönste Moment von allen.
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