Mit zittrigen Händen und Füßen kam ich nach Hause.
Ich hätte nie gedacht dass ich vor ihr irgendjemanden lieben könnte.
Ich hätte davor nie behauptet, dass Liebe wehtun kann.
Denn ich glaubte nicht an wahre Liebe.
Ich wusste vor ihr auch noch nicht dass ich fähig war zu weinen.
Und jetzt stand ich in meiner Wohnung wissend dass es diese unglaublich schöne Liebe gibt, ich sie jedoch für immer verloren hatte.
Nicht so wie viele es behauptet hätten. Denn sie würden das schon meinen wenn sie Schluss gemacht hätten. Ich meinte aber mit für immer verloren. Dass sie weg war. Für immer. Sie kommt nie wieder.
Denn sie war Tod.
Sie starb in meinen Armen.
Vor meinen Augen.
Voller Schmerzen.

Vor wenigen Stunden wusste ich nichts davon.
Ich wusste nicht dass sie sterben würde.
Sie hatte es mir verschwiegen.
Sie hielt es geheim, weil sie es besser fand.

Ehrlich gesagt wüsste ich nicht was besser wäre.
Eigentlich ist es doch nichts von beiden.

Meine Tränen kullerten weiterhin. Sie schienen endlos zu sein.
Meine Nase lief und ich brauchte ein Taschentuch. 
Jedoch hatte ich keine Kraft um mich noch weiter zu bewegen.
Also schluchtzte ich weiter.

Wollte dass der grauenhafte Schmerz aus meiner Brust verschwand, jedoch ging er nicht weg.

In meinen Händen befand sich immernoch der rosige zusammengefaltete Brief.
Der Brief von ihr.
Der Abschlussbrief den ich mich nicht traute aufzumachen.

Trotz meiner volle Nase, spürte ich dass der Brief nach ihr roch.
Nach Zitronen.

Auf dem Abschlussbrief befand sich ein von Hand gemaltes rotes Herz indem mein Name stand.

Schweren Herzes schaffte ich es den Abschiedsbrief zu öffenen.

Für meine erste große und letzte Liebe,

es tut mir Leid, dass ich dir schon am Anfang nicht die Wahrheit gesagt hatte.
Es war nicht fair von mir.
Ab dem Tag an dem du mich küsstest hatte ich keinen Mut mehr um dir alles zu erklären.
Ich hatte Angst dich zu verlieren.
Mir war und ist bewusst dass es egoistisch ist.
Es gibt keine Entschuldigung die es wiedergutmachen wird.

Vielleicht wird es dir leichter fallen mich durch mein selbstverliebtes Verhalten zu hassen.
Mich loszulassen.

Denn wenn du den Brief von mir erhalten hast. Dann weißt du bereits dass ich nicht mehr am Leben bin.
Vielleicht werde ich dir auch den Grund gesagt haben.
Wenn nicht dann verdienst du es jetzt zu erfahren.
Da ich unter Krebs leide.
Ich hatte schon als kleines Kind Krebs, aber damals konnte man ihn bekämpfen.
Heute jedoch nicht mehr, da er zu groß ist.

Die Ärzte meinen dass ich noch einen Monat habe.
Ob es mehr oder weniger ist weiß keiner.
Deshalb will ich mit dir so viel Zeit wie es nur geht verbringen.

Denn du hast es geschafft dass ich mich in dich verliebe.
Ich werde dich für immer lieben.
Egal wo ich bin.
Ich wollte nie gehen.
Ich wollte mit dir bleiben.
Mit dir alt werden.
Mit dir Kinder haben.
Aber so ist das Leben nun mal.
Für mich war es kürzer als für die Meisten, jedoch waren besonders die letzten zwei Monate unheimlich schön und ich glaub' dran dass mein letzter Lebensmonat ebenfalls wunderschön sein wird.
Weil ich ihn mit dir verbringen werde.

Vielleicht kannst du dich auf dein Tod vorbereiten, so wie ich.
Jedoch wirst du nie bereit sein zu gehen und die geliebten Personen auf der Erde zu lassen.
Ich glaube daran dass wir uns wieder sehen.
Ein Funken Hoffnung schwebt.

Du hast die Chance auf dieser Welt länger zu bleiben als ich.
Also nutze sie.
Ergreife das Glück!

Versprich mir, dass du dein Leben weiterleben kannst.
Du sollst mich nicht vergessen.
Aber die Situation akzeptieren.
So wie ich es getan habe.
Es wird nicht einfach sein.
Aber es ist machbar!

Ich will nicht diejenige sein die dein Leben zerstört hatte.
Ich hoffe du kannst jemanden so lieben wie du mich geliebt hast.
Du wirst Zeit brauchen.
Aber gebe dich nicht auf!
Bleibe stark!
Für mich,
wenn du es für dich nicht machen möchtest!
Lebe das Leben so wie ich es nie leben kann.
Für mich!

In Liebe dein schüchternes Zitronenmädchen

💋

Tränenerfüllt laß ih die letzten Zeilen ihres handgeschriebenen Briefes.
Ich streichelte mit meinem Daumen den Kussmund. Du musstest ihn mit dem Lippenstift, den ich dir schenkte und deinen prachtvollen Lippen gemacht haben.

Ich liebte deine Lippen.
Deine braunen Haare die dir in dein lächelndes , lebensfrohes aber auch  aufgeregtes Gesicht fielen.
Ich liebte deine strahlend blaue Augen, die vor unseren Küssen anfingen zu glänzen und danach auh nicht verloren gingen.
Ich liebte dich.
Ich liebe dich.

Ich las den Brief tausende Male und ich wusste immer noch nicht ob ich es lieber gewusst hätte oder nicht.
Was hätte ich gemacht wenn du es mir verraten hättest?
Ich wäre bei dir geblieben.
Ich könnte mich darauf vorbereiten auch wenn es schwer wäre.

Aber trotzdem konnte ich dir keinen Moment böse sein.
Vielleicht deswegen weil der Schmerz dich für immer verloren zu haben viel größer ist.