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Am nächsten Morgen saßen Carter, Kira, Koa und ich beim Essen wieder zusammen. Diesmal setzte sich jedoch auch Gordon zu uns. Er erkundigte sich, wie es uns ging und schmunzelte über Carters Müdigkeit, da dieser wohl nochmal eine Portion Schlaf vertragen konnte. Außerdem bat er Koa und mich, später in seine Bibliothek zu kommen. Ohne wirklich etwas gegessen zu haben, stand er wieder auf und verließ die Halle.

Kira kicherte immer wieder, wenn Carter die Augen zufielen oder er mit dem Essen seinen Mund verfehlte. Schließlich erbarmte sie sich, ihn in sein Haus zu bringen, da man ihn in diesen Zustand ja nicht allein lassen konnte.

„Danke", meinte ich zu Koa, als wir allein waren.

Er sah mich verwirrt an.

„Dass du mich dein Bett belagern lassen hast... und fürs Reintragen..."

Er begriff schnell, dass ich die Intelligenz besaß, mir zu denken, dass nicht Kira mich die Treppen hoch in Koas Zimmer gebracht haben konnte.

„Nicht der Rede wert", wiegelte er dann ab und lächelte leicht, doch das eher unbeabsichtigt. Ich vergaß sogar zu kauen, als ich ihn dabei musterte. Wenn er lächelte, kam er mir so unglaublich bekannt vor. Dann konnte ich nachvollziehen, wie wir einmal befreundet gewesen sein konnten.

Nach einer lagen, doch viel zu kurzen Zeit räusperte er sich und löste den Blick von mir. „Wir sollten zu Gordon, er wartet bestimmt schon"

Ich nickte zustimmend. Wir brachten also unsere Teller weg und gingen dann in Gordons Haus. Er wartete tatsächlich bereits in seiner Bibliothek und empfing uns erfreut.

Der Grund dafür erklärte sich schnell.

„Während ihr weg wart, habe ich Kontakt zu Moira aufgenommen... Oder sie zu mir, das könnt ihr sehen wie ihr wollt. Jedenfalls haben wir uns auf ein Treffen geeinigt. Morgen Mittag, ein wenig von hier entfernt, sodass wir am Morgen aufbrechen sollten..."

Gordon sah mich an, als erwartete er Freudensprünge von mir. Ich jedoch schluckte nur heftig und spürte Nervosität in mir aufkommen. „Ich werde also meine Mutter sehen?"

„Sie freut sich schon sehr auf dich", bestätigte Gordon nickend und lächelte mich weiterhin an.

Ich konnte es nicht ändern, doch in mir tobte gerade alles. Außer Freude. Sie würde eine Fremde für mich sein und ich hatte ihr nichts vorzuweisen. Keine Erinnerungen, keine Magie, nichts...

Koa bemerkte, dass meine Reaktion in die gegensätzliche Richtung polarisierte als geplant. Er legte den Arm um meinen Rücken und drückte mit der Hand meine Schulter. „Deine Mutter ist ein sehr lieber Mensch, James. Du musst keine Angst haben"

Ich knetete meine Finger und schüttelte den Kopf. Ich hatte keine Angst vor ihr, sondern davor, sie zu enttäuschen.

Das Thema schwebte plötzlich wie ein Damoklesschwert über mir, daher war ich sehr erleichtert, dass Gordon über etwas anderes zu sprechen begann.

„Ich habe ebenfalls die Notizen studiert", begann er. „Und ich denke, ich weiß, worum es hier geht."

Erwartungsvoll, hoffnungsvoll, dass er es rausgefunden hatte, sah ich ihn an.

„Reinkarnation"

Erleichtert atmete ich durch und nickte.

„Du bist also die Reinkarnation desjenigen, der das Schreiben des ersten Magiers übernommen hat?" Wieder nickte ich.

„Wieso?", stellte Gordonn sich und uns die Frage. „Reinkarnation hat der Mythologie meistens etwas mit Bestrafung zu tun..."

„Ich denke, das ist es nicht", unterbrach ich ihn. „Ich denke, es geht um eine Aufgabe, die ich zu erfüllen habe und wenn ich das getan habe, wird der Zyklus aufhören."

Gordon nickte verstehend. „Hier steht noch etwas von sehr negativen Entwicklungen?", meinte er. Klar kamen ihm die Notizen rätselhaft vor, doch ich hatte alles notiert, was ich konnte. Die schwere meines Schicksal musste ich für mich behalten. Dabei konnte es für die anderen so viel erklären. Die Herkunft der bösen Runen zum Beispiel. Doch dieses Wissen war nicht für sie bestimmt. Und ich war mir sicher, wenn sie es wissen würden, würden sie es nicht wissen wollen.

Daher konnte ich nichts anderes tun, als Gordon bedauernd anzusehen. Er nickte verstehend und lächelte mich dann zuversichtlich an. „Ich bin sicher, du bekommst das hin, James. Ich glaube an dich"

Er meinte es gut, doch das machte es nicht einfach für mich. Ganz und gar nicht. Ich hatte nie darum gebeten, so viel Verantwortung zu tragen und dennoch musste ich es tun. Es war unfair. Ich hatte nie darum gebeten, eine solch wichtige Rolle zu spielen. Dafür war ich doch gar nicht gemacht. Doch ich schätze, ich konnte nichts gegen die Pläne tun, die ein göttliches Wesen mit mir hatte, oder? 





Hallo und herzlich willkommen zu einer kleinen Lesenacht, ich hoffe ihr habt Spaß:)


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