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Ich lernte immer mehr von meiner Umgebung kennen, als Carter, Kira und Koa mit mir weiter in den Wald gingen, weit genug weg vom Dorf, damit ein plötzlicher Ausbruch meiner Magie niemandem Schaden konnte- ihre Worte, nicht meine.

„Wieso seid ihr euch eigentlich so sicher, dass ich das kann? Also Magie...", hakte ich zweifelnd nach, nachdem ich nun schon zum dritten Mal beinahe hingefallen wäre, da ich offensichtlich nicht mal im Stande war, richtig zu laufen.

„Wir glauben an dich, James, das solltest du auch tun" Kira lächelte mich zuversichtlich an und ich seufzte, weil ich ihren Weg erkannt hatte, meinen Fragen aus dem Weg zu gehen. Sie wollten mich wohl nicht überfordern, indem sie mir alles auf einmal mitteilten, aber ich war nun mal neugierig und ich wollte immer mehr über mich und die Welt wissen. Jedes Mal, wenn ich etwas für mich Neues erfuhr, kam es mir so vor, als hätte ich ein neues Teil für ein Puzzle gefunden, das aus meinen Erinnerungen bestand. Ich wollte unbedingt das Bild sehen.

„Okay, das sollte reichen", beschloss Koa und blieb an einer kleinen Lichtung stehen. Carter stellte sich zu ihm, stemmte die Hände in die Hüften und atmete die Luft tief ein. „Ah, das tut gut. Wir sollten öfter mal an die frische Luft gehen, Leute"

Koa ignorierte ihn, Kira verdrehte die Augen, aber ich schmunzelte über seinen unnötigen Witz.

„Was wollen wir denn jetzt hier?", fragte ich dann gespannt. Koa warf Carter eine Tasche hin. Der Inhalt klapperte und die Tasche schien auch ziemlich schwer zu sein. Carter beugte sich ohne Bedenken herab, öffnete sie und holte ein Schwert heraus.

„Schau erstmal einfach zu", meinte Kira zu mir. Ich nickte. Sofort im nächsten Moment griff Carter den unbewaffneten Koa mit gekonnten Schwerttechniken an. Aus einem Reflex heraus wollte ich dazu eilen, um Koa zu beschützen, doch Kira hielt mich fest.

Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass Koa sich nicht wirklich in Gefahr befand. Nein, er verteidigte sich mit bloßen Händen. Jedes Mal, wenn das Schwert auf seine Haut traf und sie einschneiden wollte, verfärbte sich diese Stelle gräulich und schien ebenfalls plötzlich aus einem anderen, festeren Material zu bestehen.

Koa entwaffnete Connor mit einem Schritt, nachdem Kira geschrien hatte: „Okay, das reicht!"

Auf dem Weg zurück zu uns, beschwerte sich Connor darüber, dass er nun mal außer Form war, weil er schon lange nicht mehr mit dem Schwert gekämpft hatte, während Koa ihn mal wieder völlig außer Acht ließ, sich bloß still die Haare aus der Stirn strich und mich dabei irgendwie erwartungsvoll ansah.

„Wie hast du das gemacht?" Erstaunt schaute ich ihn an. Ich war schwer beeindruckt.

Er drehte sich etwas und zog sein Shirt hoch, sodass ich eine Rune auf seiner Schulter stehen konnte. „Das ist eine der wenigen Runen, die nur eine Person tragen kann. Wenn etwas mit einer bestimmten Stärke, Schärfe oder Geschwindigkeit auf meine Haut trifft, verwandelt sie sich an der Stelle für kurz Zeit in Chrom"

Ich sah ihn fragend an.

„Ein sehr hartes und beständiges Metall."

Jetzt nickte ich verstehend, doch musterte ihn dabei weiter. „Tut das nicht weh?"

Sein Blick veränderte sich. Er wirkte verwirrt, so als habe er jede Reaktion erwartet, nur diese nicht. „Du bist der erste, der das fragt..." Es schien nicht wirklich so, als habe er beabsichtigt, das laut auszusprechen. Dennoch hörten wir es. „Ja, es tut weh. Sehr sogar. Aber ich trage diese Rune schon seit 5 Jahren, also habe ich mich daran gewöhnen können"

Ich nickte verstehend.

„Ich frage mich immer noch, wie du Gordon dazu gekriegt hast, dass du so eine Rune mit 15 bekommst" Carter schüttelte darüber den Kopf und verschränkte die Arme.

Kira lachte leicht. „Er ist sein Liebling, deshalb"

„Das ist nicht wahr", brummte Koa unzufrieden und schaute Kira böse an. Sie kicherte bloß weiter.

Schmunzelnd betrachtete ich diese Szene. Kira und Koa schienen gut befreundet zu sein. Kira hatte mir das bereits erzählt, aber wirklich glauben konnte ich das nicht. Je besser ich Koa allerdings kennenlernte, desto mehr sah ich einen weichen Kern hinter seiner undurchdringbaren Fassade.

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