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Ally hatte natürlich den Aufruhr bemerkt, der die letzten Tage im Palast herrschte. Walter hatte viele Gefangene gemacht auf seiner Suche nach James. Sie wusste nicht, ob ihre Eltern dabei waren oder, ob sie bereits getötet worden waren, sie wusste aber sicher, das war ihre Gelegenheit, dem armen Jungen zu helfen.

Walter war nun schon seit zwei Tagen nicht mehr hier gewesen. Der Junge hatte kaum mehr etwas von der Flüssigkeit abgegeben und Walter war zu sehr mit seinen Folterungen beschäftigt. Daher entschied Ally, dass es an der Zeit war, ihm zu helfen. Wie so oft schlich sich sie hoch, tat dabei so, als putzte sie nur ihre gewöhnliche Runde. Keiner interessierte sich für sie. Zum ersten Mal betrat sie den Raum vollständig und ging zu dem Jungen ans Bett. Er sah nach wie vor aus, als würde er einfach nur sehr unruhig schlafen, doch diesmal blasser, lebloser. Ally war klar, dass sie sich beeilen musste, sobald sie irgendetwas tat, denn diese Geräte waren dazu da, um den Jungen zu überwachen. Eine Kamera gab es nicht, das war ihr einziger Vorteil. 

Zuerst nahm Ally das goldene Etwas, das abgesondert worden war, an sich, verschloss das Behältnis und verstaute es in ihrer Jacke. Danach versuchte die den Jungen aufzuwecken, doch das schien unmöglich. Sie erkannte einen weiteren Schlauch, welcher direkt in seinen Arm führte. In dem Glauben, dieser sorgte dafür, dass der Junge so fest schlief, zog sie ihn aus seinem Arm. Er blutete sofort und sie presste das Bettlaken auf die Stelle, während sie mit der anderen Hand in dem Schrank neben dem Bett nach Verbandsmaterial wühlte. Sie fand keines und war gerade dabei zu fluchen, als sie plötzlich ein tiefes Einatmen von rechts hörte und hinsah. Der Junge hatte die Augen aufgerissen und sah sich panisch um. 

Sofort lag Allys Aufmerksamkeit auf ihm. „Ganz ruhig, ich tue dir nichts", versicherte sie ihm. „Ich will dir helfen"

Trotzdem wich er zurück und musterte sie misstrauisch. „Wer bist du?"

„Ally. Und du?", stellte sie sich vor.

„Eddi", antwortete der Junge und sah verwundert zu seinem Arm, an dem Ally durch das darauf pressen des Lakens die Blutung gestillt hatte.

„Wo bin ich?", fragte er weiter. Er schien dem Mädchen zu vertrauen, denn er wurde etwas ruhiger.

„Im Palast des Ratsvorsitzenden. Er hat dir irgendetwas angetan. Wir sollten jedoch schnell abhauen, bevor noch jemand mitbekommen, dass du wach bist. Danach klären wir deine Fragen, ja?"

Eddi nickte einverstanden und machte die Kabel von sich, die seine Vitalfunktionen überwachen sollten, sodass der Bildschirm plötzlich eine Nulllinie anzeigte. Er stieg aus dem Bett, doch krachte sofort auf dem Boden zusammen. Ally zerrte ihn auf die Beine, legte seinen Arm um ihre Schultern und schleppte ihn mit sich. Sie wusste, dass ihre Aktion nicht gut durchachte war. Der Junge konnte kaum selbst laufen und lange stützten würde sie ihn auch nicht können. Jedoch fiel ihr etwas ein. 

Sie versteckte sich mit dem Jungen in einem schmalen Flur, der raus zu einem kleinen Balkon führte. Dort hatte sie sich immer versteckt, als sie Walter beobachtet hatte. Sie nahm die goldene Flüssigkeit aus ihrer Jacke und zeigte sie Eddi. „Das hat er dir weggenommen"

Eddi sah es aus großen Augen an, nahm es an sich und schnaubte schließlich höhnisch. „Natürlich. Das ist alles, was er jemals wollte"

„Was ist das?" Ally sah es fasziniert an.

„Magie", antwortete Eddi und öffnete das Behältnis in Form eines Reagenzglases. Das Gold war nicht flüssig. Es war eher wie Nebel, lebendig, eigenständiger Nebel. Eddi erwartete, dass seine Magie zurück zu ihm kam, doch das passierte nicht. Der Nebel flog langsam weg.

„Das kann nicht sein", hauchte Eddi kopfschüttelnd. Es war seine Magie, glaubte er. Er wusste nicht, dass jemand hier war, dem sie mehr Zustand als ihm.

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