Türchen 2 ~ Ewige Rivalen

,,Du scheinst nicht bei Sinnen zu sein, mein Freund", holte ihn aus seinen Gedanken zurück, sodass er gezwungenermaßen aufblickte. Seine rechte Hand war verschwunden, die Sonne strahlte hell in sein Büro. Wie lange hatte er in Gedanken verbracht? Es musste bereits Mittag sein.

Vor ihm ragten Füße empor, die ihm freundlich wanken. An deren anderem Ende erkannte er Guy, der im Handstand vor ihm auf eine Reaktion wartete. Vielversprechend sah er zu ihm hoch, doch mehr als ein Kopfschütteln brachte der Hokage nicht zustande. Seine Gedanken kreisten noch immer und fanden keinen Stillstand. Er wusste nicht einmal mehr, über was er die vielen Stunden nachgedacht hatte. Er erkannte nur, dass er nicht gearbeitet hatte, eher im Gegenteil: Der Stapel war gewachsen.

,,Shikamaru schickt mich", sprach Guy weiter, als er keine Antwort erhielt, während er um den hölzernen Bürotisch stolzierte. ,,Ich soll herausfinden, was dich beschäftigt, damit du deine Arbeit wieder aufnehmen kannst." Das Gewicht seines Kopfes traf auf seine Hand, als er sich auf dieser abstützte und sich zu seinem langjährigen Freund drehte. ,,Die Kraft der Jugend ist aus dir gewichen", stellte er direkt danach unüberrascht fest, als er seinem Rivalen in die dunklen Augen blickte.

Die Augenringe hingen schwer in seinem Gesicht, ließen ihn älter wirken, als er in Wirklichkeit war. Guy wusste von seiner Verfassung, doch er hatte ihn seit Wochen nicht mehr zu Gesicht bekommen. Er erschauderte, als er merkte, dass es um Welten schlimmer geworden war. Guy sah die tiefen Verletzungen auf seiner Seele und er wusste, dass viele Leute diese übersahen oder nicht ernst nahmen. Sein Handstand blieb dennoch unerschüttert.

,,Du konntest es noch nie in Worte fassen und hast es ausgetragen." Kakashi konnte es nicht mehr hören, drehte sich wieder zurück und griff nach einem Stift sowie den ersten Unterlagen. Auf ein Gespräch dieser Art verzichtete er gut und gern. Es war sein eignenes Problem und nicht Guys. Er musste es mit sich selbst klären. ,,Du gehst durch deine persönliche Hölle, das ist mir klar", fuhr der grüne Ninja fort, doch als Kakashi nicht reagierte, musste er andere Mittel ausgraben.

Ein Tritt gegen seinen Stuhl ließ ihn erzittern und herumrollen, doch da landete der Fuß Guys auf seiner Brust und presste ihn in die Lehne. Der Shinobi verdrehte und verrenkte sich, sodass Kakashi sein Gesicht trotz allen Bemühungen nicht sehen konnte. ,,Ignorier mich weiter und ich treff dein Gesicht", warnte er und tapste mit seinen Füßen auf Kakashis Brust herum. Er traf, wenn er wollte und dessen war sich Kakashi bestens bewusst.

So absurd wie die Szenarie auch war, so sehr dankte der Hatake seinem ewigen Rivalen für diese Abnormalität neben all den anderen. Er hätte sogar geschmunzelt, hätte er den Ernst der Lage nicht bemerkt. ,,Wir müssen dir irgendwie die Last von deinen Schultern nehmen, dich gleichzeitig von all deinen Verpflichtungen befreien und dich ablenken", begann er zu grübeln und zog sich ein wenig zurück, sodass sich Kakashi wieder normal hinsetzen konnte.

Diesmal nahm er nicht den Blick von ihm, sondern wartete auf eine Diagnose, die ihm helfen sollte. Wenn Guy sich schon so ein Kopfzerbrechen gab, musste er es mindestens probieren. Das schuldete er ihm.

Guy krümmte sich, um sich auf den Boden zu setzen und verschränkte, nachdem er saß, die Arme vor dem Bauch. Kakashi erwiderte den folgenden Blickkontakt, wartete weiter geduldig, auch wenn seine Augen zu den Unterlagen schielten. Er musste noch vieles erledigen, doch er würde es niemals am heutigen Tag schaffen. Ein Brummen ließ ihn zurückblicken, doch Guy hatte nur eine Denkerpose eingenommen und ließ die Rädchen in seinem Kopf arbeiten.

Er wettete, dass die Glühbirne flackerte, dass die Idee bereits reifte, als er plötzlich das grelle Licht der Lampe aufblitzen sah. Guy schnippte mit den Fingern, rollte sich zurück und landete auf den Händen. ,,Aufstehen und mitkommen", lautete der stumpfe Befehl, weshalb Kakashi nichts entgegensetzte, sondern sich widerwillig erhob und ihm hinterher trottete.

Ihr Weg führte die beiden durch den Turm, die Treppen hinab. Shikamaru, der ihnen mit einem neuen Stapel entgegenkam, musterte das Duo kritisch. Guy deutete ihm jedoch an, dass er sich zu ihm herunterbeugen soll, was der junge Nara nach einem Seufzer auch tat. Kakashi sah die beiden tuscheln, doch er spitzte die Ohren nicht, sondern ließ seinen Freund machen.

Mit einem ,,Ist ja nervig" erhob er sich wieder und stieg den Treppen weiter empor. Guy verabschiedete sich flötend, bis er das Spiel bei Shizune wiederholte. Auch hier hörte Kakashi nicht zu, sondern sah aus dem Fenster auf die gefüllten Straßen des Dorfes. Er beobachtete das rege Treiben, ehe Guy ihn am Hosenbein weiter mit sich zog. Kurz darauf verließen sie das Gebäude und traten an die kalte Luft.

Wie bereits am Morgen überkam dem Hokage eine Gänsehaut, als die Kälte seine Nase umzingelte und in seine Augen stach, doch sein grüner Freund zog ihn weiter. Durch das Dorf, in dem die beiden freudig gegrüßt wurden. Das Dorf, für welches Kakashi die Verantwortung trug. Sie durchquerten die Straßen, mussten sich nicht einmal durch die Massen quetschen, denn dem Hokage gewährten sie bedingungslos den Durchgang. Ganz zu Guys Vorteil, da ihm niemand auf die Finger treten konnte.

Sakura und Tsunade hatten ganze Arbeit geleistet, um den Shinobi wieder mobil zu machen, doch seine Beine hatten sie nicht retten können. Seitdem erkannte er es als persönliches Training, auf den Händen zu laufen, um nicht an seinen Rollstuhl gebunden zu sein.

Apropos Tsunade. ,,Was wollen wir vor Tsunades Wohnung?", erhob der Grauhaarige das erste Mal das Wort und betrachtete seinen Freund. Was auch immer er ausgeheckt hatte, es würde für viel Trubel sorgen. ,,Shizune meinte, sie wäre zu Hause. Also sind wir hier", kam rasch die Antwort, ehe Guy einen Arm hob und an das untere Teil des Holzes klopfte.

,,Ich gehe rein und du wartest hier." Kaum, dass er dies sagte, sprang die Tür auf und eine verwirrte Tsunade blickten ihnen entgegen. ,,Was wollt ihr denn?" Ohne auch nur ein Wort zu sagen, marschierte Guy an ihr vorbei und ließ seinen Kameraden im Flur des Wohnblocks stehen. ,,Ich weiß von nichts", wehrte sich der Hatake und lehnte sich an die Hauswand, sodass Tsunade nichts anderes blieb, als Guy hinterherzueilen.

1025 Wörter

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