Akt XXVIII - My Love, My Life

Ich klingelte Sturm an Taehyungs Zimmertür, hämmerte wild gegen diese, als keiner sofort öffnete.

"Yah!", beschwerte der sich auch, nachdem er mir geöffnete hatte. Doch ich verschwendete keine Zeit dafür mir seine Predigt anzuhören, sondern stürmte blindlings in sein Zimmer.

Keuchend bleibe ich mittendrin stehen und sehe erst Horang, die mich zuversichtlich musterte. Durch diese Genugtuung bestärkt, drehte mein Kopf sich dann entschlossen zu Namjoon.

Er öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen, doch bevor das passieren konnte, griff ich nach seiner Hand und zerrte ihn aus dem Wohnheim. Ohne einen Muchs von sich zu geben, ließ der Ältere es zu.

Als wir in unserem Park angekommen waren, atmete ich geräuschvoll aus, ehe ich ihn losließ.

"Ich schätze mal, dass du was zu sagen hast...", bemerkte Namjoon stirnrunzelnd, als ich mich zu ihm umdrehte.

Blitzmerker, dachte ich mir. Diesen Gedanken verkniff ich mir jedoch lieber.

"Ja", gab ich knapp zurück, dabei entging mir der Erwartungsvolle
Ausdruck in seinem ebenmäßigen Gesicht nicht. Seine Augen leuchteten.

"Deine Mutter wird sterben, Namjoon.    Tu dir selbst den Gefallen und geh sie besuchen."

Das Leuchten erlosch mit den Erwartungen, doch nicht aus dem Grund für den ich erst hielt.

"Das ist es worüber du mit mir reden wolltest?", entkam es ihm enttäuscht, doch kein wenig traurig über meine Verkündung.

"Ich Idiot", Namjoon lachte spöttisch über sich selbst, ließ dabei den Kopf leicht sinken.

"Namjoon. Ich habe dir gerade gesagt, dass deine Mutter stirbt und dich interessiert das nicht?", fragte ich ihn empört, weil ich es wirklich nicht fassen kann.

"Kyungmin ist vielleicht so blöd und läuft dieser Frau heulend in die Arme, aber ich ganz bestimmt nicht. Niemals werde ich vergessen, was sie uns angetan hat." Zum ersten Mal hörte ich solch eine Verbitterung aus seiner Stimme, weshalb sich promt alle Härchen bei mir aufstellten.

"Deine Schwester hat mir erzählt, was passiert ist. Das ist alles ein großes Missverständnis. Du solltest das mit deiner Mutter besprechen."

Er machte ein Gesicht, als hätte ich ihn geschlagen.

"Diese Frau...", seine Hände ballten sich zu Fäusten, während er kurz die Augen schloss. Ich wusste genau, dass es schwer für ihn war, doch er musste einfach die Wahrheit erfahren. "Für mich ist sie schon tot." Seine Stimme war so von Kälte erfüllt, dass ich eine Gänsehaut bekam und schwer schlucken musste.

"Wie kannst du bloß so etwas sagen?", krächzte ich. Namjoon wusste genau, dass ich keine Eltern mehr hatte. Während er diese letzte Gelegenheit aus dem Fenster schmiss, würde ich töten um das Gesicht meines Vaters und das meiner Mutter hautnah nochmal sehen zu können.

"Du hast keine Ahnung, Mijoo."

Diese Leichtfertigkeit, diese Gedankenlosigkeit gegenüber der Welt. Das hatte mich schon im ersten Augenblick an ihm gestört, doch in dieser Sekunde brachte er das Fass zum überlaufen.

"Du bist derjenige, der keine Ahnung hat!", feixte ich laut und spürte wie meine Augen glasig wurden.

Unbeholfen wich Namjoon nach meiner explosiven Reaktion zurück.

"Du kannst nicht mit dieser Einstellung dein gesamtes Leben angehen! Irgendwann wirst du es bereuen!"

"Was interessiert dich das denn, huh?!", meinte dieser entrüstet, was mich entgültig aus der Fassung brachte.

"Ich will nicht, dass die Person, die ich liebe wegen eines solch dummen Fehlers in Selbsthass versinkt!" Tränen quollen nun aus meinen Augen, doch es war mir egal. Er sollte ruhig sehen, was er angerichtet hatte, so wütend war ich auf ihn.

Als ich auf irgendeine Gegenwirkung von ihm wartete und in dieses Sprachlose Mienenspiel starrte, fiel mir plötzlich ein, was ich gerade gesagt hatte.

"Aber du... Ich dachte...", verwirrt blizten sein Augen und ich machte keine Anstalten, darauf etwas zu erwidern.

Denn es ging in diesem Moment nicht um ihn und mich. Schniefend ignorierte ich den Fakt, dass ich ihm gerade meine Liebe gestanden habe.

"Deine Mutter-", ich hielt inne, denn ich sah wie der braunhaarige einige Schritte nach hinten machte.

"Ich werde sie treffen."

Ungläubig zog ich die Augenbrauen zusammen.

"Unter einer Bedingung", fügte er hinzu.

Ein Schatten huschte ihm über das Gesicht.

"Du kommst mit mir."

Er wollte es nicht, doch für mich würde er es tun. Doch das sollte mir recht sein. Der Grund war egal, er hatte zugestimmt.

Erleichtert nickte ich und lächelte sogar, weil mir ein so großer Stein vom Herzen gefallen war.

"Ah, und noch etwas", damit brachte er mich kurz ins wanken und ich befürchtete bereits das Schlimmste.

"Küss mich."

Wieso hatte ich ihn nochmal von mir gestoßen? Mir kam jeglicher Zweifel plötzlich so lächerlich und unbedeutend vor. All das ließ ich jetzt hinter mir und ging im normalen
Tempo auf ihn zu.

Ihn zu treffen hat mein Leben umgekrempelt und völlig auf den Kopf gestellt und ich war froh darüber. Er hat aus dem Zombie, der ich mal war einen richtigen Menschen gemacht. Durch ihn habe ich Gefühle kennengelernt, die ich so noch nie verspürt habe.

Als ich vor ihm stehen bleibe, trommelt mein Herz unkontrolliert gegen meinen Brustkorb. Die Art auf die er mich ansah gab mir so viel Sicherheit.

Vorsichtig hob ich meine Hand und fuhr ihm mit meiner Hand über sein weiches Haar, bevor ich ihm die Hand in Nacken legte und ein Stück zu mir runter zog. Schließlich stellte ich mich auf die Zehenspitzen, schloss meine Lider und legte meine Lippen auf seine.

Und Gott. Nüchtern war es noch so viel schöner. Er legte seine Hände auf meine Taille, atmete zufrieden ein und löste sich dann viel zu schnell von mir.

Als ich nun zu ihm hochsah lag eine solche Zärtlichkeit in seinem Blick, dass ich am liebsten wieder weinen wollte. Sanft wischte er mit den Daumen über meine feuchten Wangen, bevor er bis über beide Ohren anfing zu grinsen.

"Wieso nicht gleich so?", hauchte er froh, doch ich hörte auch den Vorwurf.

"Ich war darauf nicht vorbereitet, deshalb habe ich gelogen...", gab ich kleinlaut zu und starrte stattdessen  auf  meine Hände, weil es mir so unangenehm war.

Ich konnte sein belustigtes Schnauben hören, ehe er mein Kinn mit seinem Zeigefinger vorsichtig anhob.

"Denkst du etwa ich war darauf vorbereitet mich in dich zu verlieben?"

Es dauerte etwas bis dies mein Gehirn erreichte, weil ich es einfach nicht konnte.

"Seit wann?", wollte ich gerührt wissen.

"Es hat angefangen, als ich dich das Erste mal lachen gesehen habe.", offenbarte er mir.
Mir stockte der Atem. Denn ich wusste noch genau, dass es nach dem Tag war, als ich ihm von meinen Eltern erzählt hatte. Und genau da hatte es nämlich auch bei mir angefangen.

"W-wodurch ist dir d-das klar geworden?"

Ein warmes Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus.

"Weil ich dich ab diesem Augenblick nicht mehr ansehen konnte, ohne dich küssen zu wollen."

-

Frohe Weihnachten an euch alle ❤️

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