Akt XXII - One Of Us
"Mijoo!", meine Großmutter kam auf mich zu gestürmt, als ich in unsere Wohnung eintrat.
Sie wirkte so außer sich zerstreut, dass sie wildes Zeug plapperte, weshalb ich sie nicht verstand.
"Halmi, was ist los? Beruhig dich", besorgt streichelte ich über ihren Rücken.
"Joon-ah packt seine Taschen!"
Jegliche Farbe wich mir aus dem Gesicht. Ich war kreidebleich.
"Er sagte, er hätte einen unverzeihlichen Fehler begangen und kann deshalb nicht mehr bei uns bleiben", erklärte sie mir aufgelöst.
"Habt ihr euch gestritten, Mijoo-ah? Er kann doch nicht einfach so gehen. Es ist schon so spät und dunkel draußen."
Großmutter hing sehr an Namjoon, weil er es das geschafft hatte, was Halmi nie gelungen war. Er wurde für Großmutter fast genauso wichtig wie ich, weshalb ich ihr Benehmen gut verstehen konnte.
"Bitte, mein Kind. Rede doch mit ihm", bettelte sie und nahm meine Hände.
Wortkarg nickte ich und lief durch die Küche zu seinem Zimmer und betrat dieses ohne vorher anzuklopfen.
Namjoon reagierte nicht, sondern stopfte alles was sich in dem Zimmer befand einfach in seine Taschen.
"Was machst du da?", wollte ich kleinlaut wissen, doch er antwortete mir nicht.
"Namjoon, bitte."
Er hielt inne, stellte sich gerade hin und drehte sich dann zu mir.
"Ich werde gehen", sagte er steif und machte dann einfach weiter mit dem was er tat.
"Wenn es wegen mir ist dann-"
"Es ist nicht deinetwegen", unterbrach er mich. "Ich habe die Dinge falsch interpretiert und einen Schaden angerichtet, den ich nicht wieder gut machen kann. Wie könnte ich es dann wagen hierzubleiben."
Schaden angerichtet? Was meinte er damit?
"W-was?"
Das Geräusch des Reißverschlusses seiner Reisetasche verschluckte meine Frage anscheinend. Er hing sich nämlich wortlos die Tasche um die Schulter und dann ohne weiteres an mir vorbei.
"Ich danke Ihnen für alles. Dank Ihnen zwei hatte ich eine wirklich schöne Zeit", hörte ich Namjoon zu meiner Oma sagen.
Mein Körper wurde steif und ich fühlte mich wie eine Statue. Schlimmer konnte es nun nicht mehr kommen.
Halmoni versuchte noch ihn zu überreden, doch es nützte nichts mehr. Für ihn stand es fest, dass er gehen würde.
Ich wollte, dass es ihm gut ging. Deshalb ließ ich ihn gehen.
Als die Tür ins schloss fiel ging ich gelähmt zum Fenster um nach ihm zu sehen. Seine Silhouette verschwand in der Dunkelheit und hinterließ eine leere in mir, die ich bereits kannte. So hatte ich mich gefühlt, als mich meine Eltern verlassen hatten.
Doch diesmal war es anders. Ich war an meinem eigenen Leid schuld.
Mich ließ jedoch das Gefühl nicht los, dass er mich missverstanden hatte.
"Was ist passiert, meine Kleine?", meine Großmutter kam auf mich zu, drehte mich zu sich und legte mir dann ihre schlanken Hände aufs Gesicht.
Mitfühlend sah sie in meine Augen und ich erkannte noch so viel mehr. Doch vor allem konnte ich die bedingungslose Liebe in ihrem Blick erkennen, die sie für mich empfand.
"Halmoni...", wisperte ich traurig, weshalb sie mich auch direkt in ihre Arme schloss.
"Ich hab dich lieb, mein Schatz."
Das war alles, was sie dann noch sagte. Sie fragte auch nicht weiter nach Namjoon. Komischerweise waren es genau die Worte, die ich nun am meisten brauchte.
"Ich dich auch."
Als ich dies sagte, hörte ich ihr leises Schluchtzen. Das hatte sie seit einer halben Ewigkeit nicht mehr von mir gehört.
Sie war meine Familie. Alles was ich noch hatte.
"Ich hab dich lieb, Halmi."
-
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top