von gefühlvollen Gesprächen

Langsam verschwindet die Sonne hinter dem Horizont und ich beobachte, wie sich der Himmel innerhalb kürzester Zeit von seinem lieblichen Orange zuerst in ein Dunkelblau und dann in ein tiefes Schwarz verwandelt.

In ein tiefes Schwarz und nach und nach tauchen hier und dort funkelnde Sterne und ein hell leuchtender Halbmond auf.

Ich muss Kade recht geben.
Sonnenuntergänge sind mindestens genauso faszinierend wie Sonnenaufgänge und die Tatsache, dass ich ihn mir mit Kade, der nach einiger Zeit meine Hand behutsam in seine legte, angesehen habe, lässt meine Mundwinkel langsam nach oben wandern.

Der Moment hätte nicht perfekter sein können.

Ich drehe mich zu Kade und will mich bedanken.
Bedanken für diesen unvergesslichen Moment; für diesen einzigartigen Tag mit ihm.

Er betrachtet ruhig unsere ineinander verschränkten Hände und scheint mit sich zu ringen.
Sofort wird mir klar, dass seine Gedanken wieder bei ihr sind.

Wer hat dich bloß so sehr verletzt?
Wer hat dich im Stich gelassen?

Ich ziehe meine Hand aus seinem Griff, um sie an seine Wange zu legen.
Schnell wische ich ihm die kleine Träne weg, die sich ihren Weg nach unten bahnt und lege meine Hand wieder in den Schoß.

Ich bin froh, dass er seine Gefühle nicht zu verstecken versucht.
Nicht so wie vorhin.

Aus dem Augenwinkel kann ich erkennen, wie er seinen Kopf in den Nacken legt und verträumt in den klaren Nachthimmel starrt.

So, als würde er suchen und suchen, jedoch nicht finden, was er zu suchen versuchte.

,,Memento Mori", wispert er in die angenehme Stille, ,,Vergiss nicht, dass auch wir irgendwann sterben werden."

,,Wie bitte?"

,,Memento Mori bedeutet, dass man seinen Tod nicht vergessen soll. Das Leben ist so kurz und die meisten lassen es einfach an sich vorbeizischen, ohne daran zu denken, dass sich der Tod näher als erwartet befindet und zuschlagen wird, wenn wir es am wenigsten erwarten."

Memento Mori, wiederhole ich in meinen Gedanken und lasse mir seine Worte erneut durch den Kopf gehen.
Er hat vollkommen Recht.

Und ich ahne auch, was diese klitzekleinen Worte noch für ihn bedeuten könnten; für mich bedeuten.

,,Ich habe vor etwas mehr als einem Jahr meine Freundin verloren. Ich bin mir sicher, dass wir uns irgendwann getrennt hätten, aber das hätte nicht durch ihren Tod passieren müssen. Und zu diesem Zeitpunkt habe ich sie noch so unendlich geliebt. Und ich liebe sie immer noch. Aber du hast mir jetzt klar gemacht, dass wir weitermachen müssen", fährt er fort.

,,Carry on", flüstere ich.

,,Und wenn wir sterben, werden wir sie wiedersehen. Sie warten dort oben und sehen auf uns hinab. Sie beschützen uns wie Engel und ich bin mir sicher, dass sie uns nicht so gebrochen erleben wollen würden. Deine Mom möchte, dass du glücklich bist. Genauso wie Lia möchte, dass ich glücklich bin, Rayn. Also lass uns nicht vergessen, dass wir bald sterben werden und deshalb weitermachen sollten."

,,Denn wir werden sie wiedersehen."

,,Denn wir werden sie wiedersehen", wiederholt er meine Wort und nimmt meine Hand wieder in seine.

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