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Grinsend machte ich den Abwasch. Ja, ich grinste! Ich grinste, weil ich glücklich war. Ich fühlte mich gut. Durch den gestrigen Abend, an dem Woojin die Zeit mit mir verbrachte, hatte ich das Gefühl, ich konnte entspannen. Er hörte mir zu. Er redete sehr viel. Wir lachten. Wir küssten uns... Kurz gesagt. Wir harmonierten einfach! Es war schön. Doch so sehr, wie ich mich freute, umso mehr freute sich mein bester Freund für mich. Er wusste, wie schwer ich mich tat mich mal mit einem Typen zu entspannen. Dass es nun Woojin war, das beruhigte ihn. Seit seiner plötzlichen Ankunft stand Felix sowieso auf Woojin's Seite. Eine Beziehung mit Woojin stellte für Felix somit kein Problem dar. Das machte er mir indirekt klar. Hätte er nämlich ein Problem mit ihm gehabt, hätte er sich schräg verhalten. Aber es war alles cool! Felix hatte immer ein ganz gutes Gefühl für die Jungs, wobei ich ihm dabei vertraute. Und, ja. Ich holte mir die Einverständnis von ihm, so, wie er sich meine Einverständnis holte. Wir beide waren nun mal schräg miteinander. Mehr konnte ich dazu nicht sagen... Leider war er heute nicht da, damit wir gemeinsam darüber lachen konnten. Er lag krank im Bett. Kam davon, wenn er frisch geduscht mit seinem Hund Gassi ging. Wie auch immer. Ich fühlte mich so gut, dass ich den Abwasch freiwillig tat. Mein Nachteil. Ich musste heute alles alleine machen. Aus diesem Grunde musste ich mich beeilen, damit ich wieder Bestellungen aufnehmen konnte. Aber die Hektik machte mir nichts aus, denn wie bereits erwähnt. Ich war gut drauf! Sorglos warf ich ein trockenes Tuch auf das Geschirr, was ich gleich nutzen würde, um es zu trocknen. Vorerst lief ich erstmal mit Notizblock und Stift wieder auf meine Kunden zu. Enthusiastisch stellte ich mich an einen Tisch, an dem mehrere Jungen saßen.
„Was darf's sein?", fragte ich.
Schließlich sprach einer von ihnen zu mir. Ich notierte mir eine große Bestellung, da sie zu sechst hier waren. Sie gehörten zu unseren Stammkunden. Für meinen Geschmack hatten sie keine Manieren und waren teilweise zu laut. Nur störte mich das heute ausnahmsweise mal nicht. Zumindest bis Folgendes geschah...
„Hey, sieh mal einer an. Sie lächelt heute.", hob einer von ihnen die Augenbraue.
Da ich mir von den Typen öfter schon mal was anhören musste, wandte ich bloß den Blick ab.
„Du hast recht...", stimmte ihm ein anderer zu.
Innerlich rollte ich die Augen. Proleten...
„Weshalb das Lächeln, Süße?", fragte derjenige, der die freche Erkenntnis machte.
Von meinem Notizblock wieder aufgesehen, fiel mein Lächeln. Das, welches ich heute stolz trug, dieses wurde mir soeben genommen. Einfach, weil sich Jungs in ihren Gruppen immer so besonders fühlen mussten. Richtige Opfer- das waren sie.
„Ihre Bestellung dauert dann ca 5-10 Minuten.", nickte ich und wollte gehen, als der Typ plötzlich nach meiner Hand griff.
Auf der Stelle zog ich meine Hand aus seinem Griff. Etwas überrascht sah ich zu ihm. Also... Ich wusste ja, dass die Typen etwas aufdringlicher waren, aber so? Das hatten sie doch nicht wirklich nötig.
„Wieso unterhalten wir uns nicht ein bisschen, hm?", nickte er neben sich. „Wir haben genügend Platz."
„Ich muss arbeiten.", sagte ich, wobei ich im Kopf ein „Idiot" zufügte.
„Ach. Komm schon. Blondie ist doch sicherlich auch da."
Meine Augenbrauen schossen in die Höhe. Blondie? Er hatte nicht etwa Felix gemeint, oder?
„Blondie?", ich lachte auf. „Nein. Nein, Blondie ist krank. Ich arbeite alleine. Schwachkopf."
Mit aufeinander gebissenen Zähnen drehte ich mich schließlich von ihm. Verärgert wollte ich mich von ihnen wegbewegen, aber der aufdringliche Typ? Er war schneller. Ich fühlte plötzlich, wie sich ein stechender Schmerz auf meinem Hintern breit machte. Ja! Er schlug mir auf meinen Hintern!
„Hey!", fuhr ich umher und hob mit hochrotem Kopf einen Finger.
Die Wut schoss mit einem Mal durch meinen Körper. Ich war bereit ihm eine reinzuhauen, aber leider kam er mir mal wieder zuvor.
„Hi!", sprang er belustigt auf, worauf er nach meinem Handgelenk griff.
Frech, wie er nun mal war, zog er mich an sich ran. Meine Augen funkelten böse. Das Arschloch hatte einen festen Griff. Dazu erlaubte er sich ganz schön viel, wenn man bedachte, dass wir uns in einem Café aufhielten. Mein Chef könnte jeden Moment aus seinem Zimmer stürmen.
„Lass. Mich. Los.", zischte ich.
„Oder... Was?", traute er sich tatsächlich zu fragen.
Gut... Er wollte es nicht anders. Ich atmete aus und stellte mich drauf ein ihm gleich so richtig weh zu tun. Meine Mission: Ich wollte mein Knie in seine Weichteile rammen. Der Typ hatte aber Glück! Soweit kam es nicht. Nun... Ich wusste nicht genau, ob's als Glück definiert werden konnte, denn... Statt ein Knie in seine Weichteile, bekam der Gute eine Faust ins Gesicht. Das kam so überraschend und wie aus dem Nichts, dass ich erschrocken zurückwich. Vor allem, weil die Faust von links von uns kam. Dadurch, dass ich dem Typen zu nahe stand, fühlte es sich an, als hätte die Faust beinahe mich getroffen. Tat sie jedoch nicht. Sie traf wirklich den Typen. Dabei... Nicht nur einmal. Es wurde ein weiteres Mal ausgeholt und zugeschlagen. Daraufhin folgte noch ein Schlag, worauf der Typ dann zu Boden fiel. Seine Nase haltend, lag er da nun. Mit offenem Mund drehte ich mich zu meiner Linken. Ein Gefühl sagte mir bereits, dass er da stehen würde. Mein Herz hatte es mir gesagt. Nicht, dass ich gerettet werden musste. Ich hätte das gut alleine hinbekommen. Aber... Ich hatte gehofft, dass er es war...
„Woojin...", hauchte ich, während er verärgert die Augenbrauen zusammenzog.
„Wenn sie sagt, dass du sie loslassen sollst, lässt du sie gefälligst los!", er streckte die Hand nach mir aus, die ich wie von selbst umgriff.
Er schob mich hinter sich. Mein Herz machte einen Hüpfer. Woojin... Er... Setzte sich gerade für mich ein... Woojin, der sehbehinderte Junge...
„Und weshalb guckt ihr nur so doof zu?", fragte er an die Freunde des Typen gerichtet.
Ich war erschrocken. Das gab ich zu. Woojin war blind. Dennoch hatte er gerade jemanden zu Boden gehauen. Mein Mund stand noch immer offen, als er ausatmete und sich zu mir drehte.
„Du...", bekam ich nur raus.
Sobald er mit dem Körper zu mir stand, bildete sich ein Lächeln auf seinen Lippen. Wie ausgewechselt stand er da nun. Direkt vor mir. Bereit, sich ein erneutes Mal für mich einzusetzen. Das, während er früher genau das Gegenteil getan hätte. Aus irgendeinem Grunde ließ das meine Knie weich werden...
„Also... Ja...", er lachte. „Ich bin eigentlich nicht hier, um mich zu prügeln..."
Er unterbrach sich selbst. Im nächsten Moment stopfte er sich die Hand in die Hosentasche, weil er offensichtlich nach etwas suchte. Als er es fand, nickte er und nahm es schlagartig hervor. Egal wie weit mein Mund offen stand, nun kippte mir die Kinnlade zu Boden.
„Deine Schleife. Ich wollte zu dir, weil ich deine Schleife gefunden habe!"
Die Schleife von damals! Von meinem rosafarbenen Kleid! Diese erschien gerade vor meinen Augen. Nach acht ganzen Jahren! Ich war erschrocken und beeindruckt zugleich. Ich wusste gar nicht, was ich dazu sagen sollte...
„Woojin..."
Ich guckte auf den Boden. Woojin's Opfer hustete, während Woojin mir hier meine alte Schleife hochhielt! Ich meinte... Klar. Der Typ verdiente es! Nur... Irgendwie überforderte mich die ganze Situation.
„Sie gehört dir.", reichte er es mir.
Verwirrt nahm ich es an. Gerne hätte ich gewusst, wie er es gefunden hatte und wieso er es aufbewahrte. Dabei landete mein Blick wieder auf den Jungen auf dem Boden.
„Du...", fing ich fassungslos an, doch kam nicht weiter, weil ich vom Typen zu sehr abgelenkt war.
Er hielt sich das Gesicht. Etwas sagte mir, er wollte sich nicht aufsetzen, weil er gerade geschlagen wurde. Von einem Blinden, was ihm peinlich war. Hinzu kam, dass er Blinde gerade so tat, als hätte er gerade niemanden zu Boden gehauen. Nein... Er reichte mir stattdessen meine steinalte Schleife...
„Ja?", harkte Woojin jedoch nach, wodurch ich zu ihm aufsehen musste.
„Du hast gerade einen Typen zu Boden geschlagen!", flüsterte ich.
Das ließ ihn herzerwärmend lachen.
„Ja! Und dir deine Schleife von vor acht Jahren gebracht.", lachte er.
Wieder machte mein Herz einen Hüpfer. Woojin musste mir nicht erklären, dass er den Typen schlug, weil er es erstens verdiente und zweitens, weil er mich schützen wollte. Ich verstand das schon. Das war so süß. Vor allem der Fakt, dass er mir meine Schleife brachte. Ich musste lächeln, als ich es entgegen nahm. Der Stoff fühlte sich rauer an und die Farbe war nicht mehr dieselbe, wie sie es einst schien. Trotzdem empfand ich seine Geste als aufmerksam. Lächelnd stellte ich mich auf und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
„Danke...", fügte ich bei, was ihn eine Augenbraue heben ließ.
„Was. Nur ein Kuss auf die Wange?"
Ich rollte die Augen. Ohne es zu überlegen, stellte ich mich wieder auf. Dieses Mal küsste ich Woojin aber auf den Mund. So, wie ich es gestern Abend tat...
„Und jetzt sag mir wieder etwas. Habe deine Stimme vermisst.", sagte er, als wir voneinander abließen.
Meine Hände umfasste er fest, was mich dahin schmelzen ließ.
„Hm...", legte ich spielerisch den Kopf schief. „Ich muss arbeiten."
„Und?", wollte er mehr wissen.
Ich zuckte die Achseln.
„Ich muss den Typen rausschicken, den du für mich zu Boden gehauen hast..."
Ich musste lachen. Es laut aussprechen klang einfach viel zu witzig.
„Ja...", gestikulierte er.
„Und ich werde von dir verlangen, dass du dich an den Tisch setzt."
Meine Stimme schien klar. Absichtlich. Ich wollte mich nicht mehr schüchtern oder ruhig verhalten, wenn er bei mir war.
„Warum?", fragte er nach, was mich die Achseln zucken ließ.
„Damit du mich beobachten kannst.", wackelte ich mit den Augenbrauen.
„Beobachten?", zog er die Augenbrauen zusammen.
Währenddessen bemerkte ich erst, dass ich übers Sehen sprach.
„Ich meine...", musste ich kichern. „Damit du bei mir bist."
Ohne ihn aufgefordert zu haben, legte er seine Arme um mich.
„Mhm... Du vermisst mich also schon, wenn ich nicht mehr bei dir bin?"
„Tue ich."
Er seufzte erfreut.
„Perfekt", gab er mir einen Kuss auf die Stirn. „Das klingt wie Musik in meinen Ohren..."
Ich schloss sorglos die Augen, genoss dabei die Sekunden in seinen starken Armen... Leider nur solange, bis gebrüllt wurde...
„Y/N! Wo bleibt Felix! Warum bedient keiner die Kunden? Und... Wieso liegt da jemand auf dem Boden?!"
Ich riss die Augen auf. Oh, nein. Mein Chef... Der alltägliche Stress ging wieder los! Aber zumindest war Woojin hier... Der, der meinen täglichen Ausgleich darstellen konnte... Der, der meine Stimme gerne hatte... Der, bei dem ich glaubte... Ich könnte mich in ihn verlieben...
The End!
———
Ja... Und schon ist es wieder vorbei 🙊
Im Nachhinein wünschte ich mir, ich hätte einiges ausgeführt oder längere Kapitel geschrieben, weil einiges zu schnell ging. Aber auf der anderen Seite hätte sich die Story für mich unnötig in die Länge gezogen...
Wie fandet ihr es?
Najaaaaa. Ich verabschiede mich hiermit und wünsche mir, dass wir uns in meinem nächsten Projekt begegnen könnten!
Stay healthy.
In love, N ❤️🐥
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