Reise nach Angband Teil 2
Celebwen saß am Lagerfeuer. Sie hatte sich in ihren Umhang gehüllt und fror trotzdem erbärmlich, dabei war sie doch eine Elbin. Doch den kalten Wind aus den Nordebenen, wo kein Baum oder Hügel Schutz gab und der Wind ungebremst über die Lande brauste, war sie nicht gewohnt.
Die Reiterin Urwen hatte sie kurzerhand als Gefangene erklärt und hinter sich aufs Pferd gezogen. Auf die Frage hin, ob sie nicht Celebwen fesseln wollte, lachte sie nur kalt: „Wie willst du Wurm mir gefährlich werden?"
Den Rest des Rittes waren sie im Schweigen verblieben. Erst in der Dunkelheit der Nacht rasteten sie. Urwen hatte ihr schweigend ein Stück Brot gegeben und ein Lagerfeuer entfacht. Auch jetzt war Celebwen nicht gefesselt worden.
Sie hätte fliehen können vor allen da Urwen abwesend in die Flammen starrte, aber etwas hielt sie zurück, war es die Furcht und das Gewissen, das ihr Gegenüber doch nicht so unaufmerksam war oder das Gefühl, das ihr sagte, dass sie nicht in Gefahr und an dem Ort war, wo sie sein sollte. Celebwen hatte das Gefühl einem Geheimnis auf der Spur zu sein, etwas, was groß und wichtig war.
Ihr wurde das Schweigen zu unangenehm. „Wo wollt Ihr mich hinbringen?", fragte sie Urwen. Die starrte weiterhin in die Flammen. Als die Schwarzhaarige sich keine Antwort mehr erhoffte, regte sich die Rothaarige: „Nach Angband, ich möchte dich meinem Vater vorstellen. Du riehst merkwürdig!"
Die Elbin war erstaunt. Unauffällig roch sie an ihrem Kleid und Haar. Alles normal, sie roch nach Blüten und frischem Kuchen, durch die Reise auch nach Wald, Erde und Pferdefell. Eine komische Mischung aber relativ normal.
Urwen beobachtet das Schauspiel und schmunzelte in sich hinein. Sie fühlte sich zu dieser Elbin hingezogen wie zu einer Verwandten. Sie hatte Celebwen den ganzen Abend beobachtet. Urwen war sich sicher, dass dieses Elbenmädchen noch nie ein Messer in der Hand gehabt hatte aus einem anderen Zweck als Karotten zuschneiden, außerdem war sie nicht ausgebildet für eine Verfolgungsjagd durch die Wildnis. Wenn sie also weglaufen würde, hatte Urwen die eine ausgebildete Kriegerin war, keine Probleme Celebwen wieder einzufangen.
Die Macht die Celebwen umgab erinnerte Urwen an die Macht ihres Vaters und an ihre eigne. Sie musste die Elbin ihrem Vater vorführen. Es war ein Risiko, aber sie hoffte in schlimmsten Fall, ihren Vater beruhigen zu können.
Als Celebwen am nächsten Morgen erwachte war das Lager abgebaut und die Spuren ihres Aufenthalts verwischt. Urwen hatte ihr noch ein Stück Brot in die Hand gedrückt, dann ging es weiter.
Die Landschaft wurde noch trostloser, wenn das überhaupt möglich war. Sie ritten schon eine Weile, man konnte schon die Vulkanberge von Angband sehen, die Thangorodrim. Sie durchquerten die Dor Daedetoth und immer mehr Klippen, Türme und Mauern von Angband wurden erkennbar. Sie ritten zum Südtor, das von Orks bewacht war.
Celebwen hatte von ihnen gehört, aber sie hatte sie noch nicht selbst gesehen. Die Elbin hasste sie vom ersten Augenblick abgrundtief. Sie wurden eingelassen. Von innen war Angband aus schwarzem Stein gehauen.
Ein Mann wartete in der Eingangshalle. Er hatte lange schwarze Haare, die in ein Rot-orange-gelb übergingen, rote glühende Augen und gebräunte Haut. „Wo ist mein Vater, Gothmog?", fragte Urwen sofort. „Ah Deludess, er ist in einer Ratssitzung, selbst du solltest ihn jetzt nicht stören", sagte Gothmog. Urwen oder doch Deludess ignorierte ihn und ging viele Gänge hinunter, durch die Gänge von Angband, die einen Labyrinth glichen. Gothmog und Celebwen eilten ihr nach. Vor einer großen Tür blieb sie stehen und stieß sie auf mit den Worten: „Atar, wir müssen reden."
Deludess = S. junge tödliche Frau
Atar = Q. Vater
Dor Daedeloth = „Land des schrecklichen Schattens", war ein Gebiet, das zu Angband und zum Land Melkors gehörte
Thangorodrim = „Berge der Tyrannei", Vulkanberge die Melkor über Angband auftürmte
Ork = gezüchtet von Melkor aus versklavten Elben
Gothmog = „Grausamer Feind", Fürst der Balrogs im ersten Zeitalter
Angband = „Eisenkerker"; Morgoths Festung im Norden von Mittelerde
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top