Blogeintrag 3 - Von der Idee zur Geschichte
(Achtung: bringt auch dieses Mal genügend Zeit mit, der Eintrag ist mal wieder etwas länger geworden. Damit meine ich über 4.000 Wörter. Was unter anderem daran liegt, dass ich euch ein paar Textstellen und sogar einen ganzen Entwurf mitgebracht habe.)
In diesem Blogeintrag möchte ich zusammen mit euch ein bisschen tiefer in die Materie meiner neuen Kurzgeschichte eintauchen, um euch die Zeit bis zur Veröffentlichung etwas zu versüßen bzw. zu verkürzen. Oder euch noch mehr auf die Folter zu spannen. Je nachdem. In jedem Fall möchte ich euch die tiefere Bedeutung zu dem, was ich geschrieben habe, mit auf den Weg zu geben. Und wo könnte ich das besser, als in meinem Blog?
Was habe ich eigentlich geschrieben? Im Grunde kann ich es auf drei Sätze runterbrechen: Zum einen ist es eine Liebeserklärung an die Musik (die ich höre). Dann ist es ein Zukunftsszenario, das so oder so ähnlich durchaus möglich ist. Und ich habe eine weitere Idee aus meiner Entwurfsschublade „abgehakt". (Was sehr grob die Hintergedanken meiner Geschichte zusammenfasst, die einem beim Lesen nicht unbedingt ins Auge springen.) Wobei die Idee – wie ich bestimmt schon mal irgendwo erwähnt habe – nicht allein aus meiner Feder stammt. Bevor ich also wirklich näher auf das eingehe, was ich geschrieben habe, möchte ich euch erstmal zeigen, was zuerst da war:
13.06.2031, Freitagabend, 19:34 Uhr
Es ist mal wieder ein schwüler, stickiger Tag gewesen. Ich bin völlig ausgelaugt, hungrig und müde. Dennoch muss ich Nahrung finden, um nicht zu verhungern. Ich gehe gleich los und suche erneut, wie eigentlich jeden Tag Lebensmittel, Trinkwasser und einen einigermaßen sicheren Platz zum Schlafen. Ich stehe auf, schnappe mir 15 Patronen für das Gewehr und lade drei davon gleich nach.
Ich steige aus dem Laderaum eines relativ großen LKWs, der vermutlich einmal der US Army zum Transport von Waffen und Munition gedient hat, aus und mache mich auf den Weg.
Ich laufe gerade aus, auf einer ziemlich porösen Straße. Nach einigen hundert Metern bleibe ich an einem Ortsschild stehen, ich starre es an und versuche angestrengt den Namen der Stadt zu entziffern. Doch mehrere Einschusslöcher, tiefe Kratzer und jede Menge Staub sowie abgelöster Lack lassen nicht mehr als die Buchstaben C und O übrig ...
Ich gebe es auf, den Namen der heruntergekommenen Stadt anhand des Schildes herausfinden zu können und laufe weiter.
Autos, die auf der Straße liegen geblieben sind, versuche ich gekonnt auszuweichen oder darüber zu klettern, um nicht unnötigen Weg laufen zu müssen.
Ein stickiger heißer Wind wirbelt eine Menge Staub und Dreck auf. Um nicht zu viel davon einzuatmen, hole ich eine Maske mit Staubfilter aus meinem Rucksack und setze sie auf, presse sie an mein Gesicht und atme ruhig weiter.
Einige Minuten später bleibe ich vor dem alten Supermarkt stehen, an dem ich in der letzten Woche oft vorbeikomme, um Konserven zu holen.
Doch seit heute scheinen die Elektromotoren, die dafür sorgen, dass sich die Türe automatisch öffnet, nicht mehr zu funktionieren. Also muss ich einen anderen Weg in das Innere des Ladens finden. Ich überlege, ob ich die Scheiben einfach einschlagen soll, doch dann fällt mir ein, dass der Laden durch die täglichen Stürme von innen völlig verwüstet werden würde. Die wertvolle Nahrung würde vor Dreck strotzen und überall auf dem Boden verteilt werden. Also muss ich einen anderen Weg in meinen persönlichen „Essensbunker" finden ...
Da fällt mir ein, dass die Türen des alten Ein-Dollar-Ladens nebenan immer offen stehen.
Die Sonne küsst langsam den Horizont und der Himmel färbt sich in einem trüben rot, der Staub legt sich langsam. Es würde eine ruhige Nacht werden. Nach einigen Minuten bin ich einmal um den Block gelaufen, um in das angrenzende Geschäft des Supermarktes zu gelangen.
„Die Luft müsste nun wieder sauber genug sein ..." Ich hasse es, mit mir selbst zu reden, auch wenn mir nichts anderes übrig bleibt.
Mit einem saugenden Geräusch, wie von einem Pömpel, ziehe ich die Maske aus meinem Gesicht und atme tief die kühler werdende Luft ein.
Schritt für Schritt laufe ich behutsam über die am Boden verstreuten Billigartikel und bleibe an der Hintertür stehen. Langsam packe ich das Gewehr auf meinen Rücken und ziehe leise die Pistole aus meinem Holster. Mit der Pistole in Schussstellung, öffne ich die Türe schnell und schaue mich um.
Vor mir steht ein hölzerner Schreibtisch mit einem alten Laptop und einem Bürostuhl, an der Wand hängen einige Bilder von Frauen und Männern in Arbeitskleidung mit den Untertiteln „Mitarbeiter des Monats".
Ich wühle ein wenig in den Schubladen und sehe einen geladenen 357er Revolver mit etwa 30 dazugehörigen Kugeln, in einer kleinen Box daneben.
Wofür der Chef den wohl brauchte? Aber in Amerika ist Waffenbesitz seit jeher kein Verbrechen. Ein wenig zittrig gleiten meine staubigen Hände über den verchromten Revolver, dann verstaue ich ihn in meinem Rucksack. Erst jetzt fällt mir wieder ein, warum ich hier bin, ich wollte mein Abendessen holen.
Langsam schreite ich weiter zur nächsten Tür. Ich öffne sie ähnlich behutsam wie die vorige und finde einen Raum mit einem Aschenbecher und Zigarettenautomaten vor. Die Neonröhre an der Decke ist völlig zersplittert und eindeutig kaputt. Ein widerlicher Gestank steigt mir in die Nase und ich suche nach der Geruchsquelle. Hinter einer Ledergarnitur im Raucherraum erblicke ich einen menschlichen Kadaver, bei dem der Verwesungsprozess noch in Arbeit ist.
Die Haut ist schon aufgelöst und das Fleisch löst sich auch langsam von den Knochen.
Zwischen den schwarzen Zähnen befindet sich eine abgebrannte Zigarette, „Rauchen ist tatsächlich tödlich ..." Doch ich bin verwundert, dass der Körper noch nicht ganz verwest ist. Er kann noch nicht allzu lange tot sein. Ich ziehe den Teppich unter dem Körper ein Stück vor und rolle seine übrigen Gebeine darin ein.
Mein Magen macht mich darauf aufmerksam, dass ich ein ganz bestimmtes Ziel habe. Er meldet sich mit einem tief erklingenden Grollen und ich durchschreite schließlich die Hintertür zum Supermarkt.
Ich laufe geradeaus, auf das Konservenregal zu und will gleich nach der ersten Dose Multi-Shake greifen. (Die Multi-Shakes ersetzen Nahrungsmittel und sind leichter zu transportieren, dazu sind sie sehr nahrhaft und lange haltbar, sehr praktisch im Krieg. Es gibt drei Geschmacksrichtungen: Breakfast, Lunch und Dinner.)
Plötzlich höre ich ein kratzendes Geräusch, das von direkt hinter mir kommt. Ich erstarre und schiebe die Dose langsam zurück ins Regal. Lautlos schnellt meine Hand zu meinem Oberschenkel hinunter und ich ziehe die Pistole aus dem Holster. Blitzschnell drehe ich mich um und richte die Waffe auf die Lärmquelle ...
„Entwarnung ...", stoße ich erleichtert hervor, als mein Blick auf eine kleine weiße Maus fällt, die am Verschluss einer aufgeplatzten Dose am Boden leckt. Ich packe die Pistole weg, schnappe mir vier Dosen und mache mich auf den Weg zurück zum LKW.
13.06.2031, Freitagnacht, 22:29 Uhr
Wieder im Laderaum des LKWs angekommen, schließe ich die Türen ab und trinke in hastigen Schlucken die Dosen leer. Ich lege mich auf eine Rettungstrage, die zurzeit als mein Bett fungiert. Meinen Rucksack und die Waffen lege ich neben mir ab.
Mit den Armen hinter meinem Kopf verschränkt, starre ich sehnsüchtig an die Decke. Mir gehen tausend Gedanken durch den Kopf. Ich bin doch nicht der einzige, der die Katastrophe überlebt hat, es gibt dort draußen noch Leben. Es gibt noch Hoffnung, in einer Welt, die nur noch aus Staub und Dreck zu bestehen scheint. Dieser Gedanke gibt mir Mut und Kraft, ich werde weitersuchen. Ich werde nicht aufgeben. Ich werde es finden, und sei es das Letzte, was ich tun werde. Schließlich schließe ich meine Augen. Morgen ist ein neuer Tag.
Das einzige, was mein Bruder (ja, richtig gelesen – das ist NICHT von mir) je in Sachen Prosa zustande gebracht hat. Er interessiert sich eigentlich nicht für Bücher und alles, was damit zu tun hat. Dennoch hat er diese Idee aufgeschrieben. Noch Jahre später sollte sie mich nicht loslassen, bis ich etwas daraus gemacht habe. Ich habe übrigens die Erlaubnis meines Bruders, die Idee zu verwenden, weil er sowieso nie etwas daraus gemacht hätte und bis heute auch nicht getan hat. Allein bei dieser einen Idee ist es letzten Endes nicht geblieben. Es waren mehrere, die in meine Kurzgeschichte eingeflossen sind: Der „Titelsong" zum Beispiel, „I'm Afraid Of Americans" von BONES UK.
https://youtu.be/FaSu3aE7czk
(Es gibt auch ein Original Video, das ist aber seeehr zweideutig. Womit ich normalerweise kein Problem habe, aber hier soll es tatsächlich nicht darum gehen, deshalb ein neutrales Video. Wer mag, kann sich das Original privat gern mal anschauen.)
Ein (gut möglich, dass es zwei waren – da bin ich mir nicht mehr ganz sicher) Plot aus der App „Plot Generator – Random":
(Die Screenshots dienen nur als Beispiel, damit ihr seht, von welcher App ich rede.)
„Mitten in der Wüste, die Hände des Charakters sind mit fremdem Blut befleckt, der Charakter muss herausfinden, wie er hierhergekommen ist oder wer er ist. Schrei in der Ferne, Zettel mit Datum und Zeitangabe, Sträfling, der sich an seine Tat nicht mehr erinnern kann." (Sehr stichpunktartig, ich weiß, und nicht der genaue Wortlaut, aber so ähnlich habe ich es übersetzt, da die App nur auf Englisch verfügbar ist.)
Die Bedrohung, die von einer nuklearen Katastrophe ausgeht (Stichwort: der Krieg mit Russland und der Ukraine). Das Wüstensetting. Und das sind nur die größeren Einflüsse, die ich unbedingt unterbringen wollte, und die etwas ganz eigenes, individuelles und einfach mehr aus der Idee meines Bruders haben entstehen lassen.
Knüpfen wir doch an dieser Stelle gleich mal an das Wüstensetting an. Schon lange wollte ich endlich mal über eine Wüste schreiben. Ich liebe das Setting. Keine Ahnung, woher genau diese Faszination kommt. Vielleicht von zahlreichen Urlauben auf der kanarischen Insel Gran Canaria mit den Dünen von Maspalomas.
(Die Fotos sind im März diesen Jahres entstanden, nicht von mir selbst geschossen, weil ich seit 2018 nicht mehr im Urlaub war, aber innerhalb meiner Familie.)
Oder das Buch „Der dunkle Kuss der Sterne" von Nina Blazon
(das ich sehr empfehlen kann – da wird einem richtige Fantasy geboten, nicht wie in „Crave" von Tracy Wolff, das ich erst letztens beendet habe, aber dazu in einem anderen Blogeintrag mehr).
Wüsten haben etwas Magisches, aber auch Urgewaltiges und Erbarmungsloses an sich. Ich weiß, wie es ist, wenn man einem Sandsturm ausgeliefert ist. (Wenn auch nicht so einer, wo eine riesige Wand auf einen zukommt, sondern eher „harmlose" Varianten, bei denen vielleicht 1-2 Meter Sand aufgewirbelt wird – was trotzdem scheiße wehtut, wollte ich an dieser Stelle nur mal erwähnt haben.) Leider konnte ich davon nur recht wenig einfließen lassen, weil ich am Ende einen Plot hatte, der allein schon die (eigentlich maximalen) 6.000 Wörter voll und ganz in Anspruch genommen hat. Deshalb musste ich mich auf wenige Details zum Thema Wüste beschränken. Mit den Beschreibungen dazu hätte ich locker nochmal 1.000 - 2.000 Wörter mehr gehabt.
Das Thema nukleare Katastrophe hängt unmittelbar mit der Abkürzung „PA" zusammen, die ich meinem Projekt gegeben habe, und die nichts anderes als „Postapokalypse" bedeutet. Jetzt ist es endlich raus. Mann, tut das gut. (Den bzw. die Titel meiner Geschichte, von denen ich im letzten Eintrag schon gesprochen habe, habe ich am Ende dieses Eintrags übrigens auch noch für euch parat.) Ich schreibe ja eigentlich (düstere) Fantasy, aber insgeheim bin ich offen für so ziemlich jedes Genre, und dieses Zukunftsszenario ist neben dem Wüstensetting unheimlich faszinierend wie bedrückend, dass ich meine Gedanken dazu in einem Text freigelassen habe. Wie gesagt, das Thema bzw. die Idee hat mich nicht losgelassen, sie hat immer irgendwo in meinem Kopf herumgespukt. Gerade in Anbetracht des aktuellen Weltgeschehens. Dabei hat die Frage „Was wäre, wenn ...?" eine entscheidende Rolle gespielt.
Für meine Kurzgeschichte habe ich mich gefragt was wäre, wenn irgendwo auf der Welt nochmal eine Atombombe hochgehen würde (mit einem besorgten Seitenblick auf Russland). Was würde danach passieren? Wie beeinflusst die Strahlung die Umwelt und das Leben? Und was wäre, wenn ich meine Figur genau da hinein verfrachten würde? Mit Gedächtnislücken, wohlgemerkt. (An den Gedächtnislücken habe ich mir übrigens die Zähne ausgebissen. Damit habe ich es mir so verdammt schwer gemacht. Aber ich denke, ich habe eine ganz passable Lösung gefunden, das aufzuarbeiten.) Das war der Grundgedanke. Darum geht es: Meine Figur versucht herauszufinden, wer sie bzw. er ist, in einem postapokalyptischen Setting, und wie er in diese Situation geraten konnte. Vor allem wie er das herausfindet, das könnt ihr ab dem 01.07.2023 in „Sommerregentänze" lesen. (Sorry für diese klischeehafte, ja geradezu aufdringliche Werbung, aber die hat sich hier perfekt angeboten.) Am 12.06. gibt es übrigens das Coverreveal, haltet also die Augen offen.
Die Sache mit dem Plot hat sich ein bisschen anders entwickelt. Ich habe ihn nicht eins zu eins aus der App übernommen, sondern mich lediglich davon inspirieren lassen. Deshalb kann ich an dieser Stelle nur sagen, dass gewisse Elemente daraus in meiner Geschichte vorkommen werden, aber nicht alle. Lasst euch einfach überraschen, welche das sein werden. (Das gilt auch für die Elemente, die ich von der Idee meines Bruders übernommen habe.) Zumal es ja gar kein vollständiger Plot ist, sondern eher den Anfang beschreibt. Da ist noch eine ganze Menge dazugekommen.
Und damit zu meinem wichtigsten Element – der Musik. Ohne das Lied „I'm Afraid Of Americans" gibt es keine Geschichte. Das Lied ist fest mit dem Glaubenssatz und dem inneren Konflikt meiner Figur verbunden. Hört ihr es euch vor dem Lesen an und achtet ihr auf den Songtext, so werdet ihr definitiv Anspielungen darauf im Text wiederfinden.
Apropos Anspielung. Wie bei „Das Ticket zum jüngsten Gericht" habe ich wieder ein Zitat vor den Text gestellt, das eine einzige Anspielung ist. Das Zitat stammt aus meinem ersten Entwurf, und wie in „Kaminfeuerabende" hat es dieser Satz nie in die finale Version geschafft. Ich fand es zum einen cool das zu wiederholen und zum anderen ist der Satz nicht ganz unwichtig für die Geschichte.
Allgemein kann ich sagen, dass mein Text vor Anspielungen und Rätsel strotzt. Gut möglich, dass man das alles beim ersten Mal lesen gar nicht in seiner Gänze begreift. Vielleicht hab ich mich auch übernommen und nur ich begreife es, weil ich den Durchblick habe. Ich wollte einen Text, bei dem man mitdenken und -rätseln kann. Ob ich das geschafft habe, so wie ich mir das vorgestellt habe – keine Ahnung. Ich hoffe es aber.
Auf Instagram stelle ich parallel zu diesem Blogeintrag einen Post online, der weitere Inspirationsquellen zeigt. So ist auch die Trilogie „Unsterblich" von Julie Kagawa
und das Game „Resident Evil – Revelations" dabei.
Beide Titel haben da ein Element in ihrer jeweiligen Story, auf das ich auch in meiner Geschichte eingehe. Meine Zukunftsvision lässt sich von der Stimmung her also gut zu der in diesen beiden Titeln einordnen.
„Unsterblich" habe ich bereits in meinem Blog „Ich und die Welt der Bücher" vorgestellt und kann ich wie gesagt sehr empfehlen. Um nochmal kurz auf „Crave" zurückzukommen; in der Reihe geht es ja um ein Internat in Alaska mit übernatürlichen Schülern. Unter anderem auch mit Vampiren. Weshalb ich mich eigentlich auf das erste Buch gefreut habe. Schließlich hat Julie Kagawa meine Liebe für Vampire und allgemein düstere Szenarien mit „Unsterblich" entfacht. Meiner Meinung nach kommt einfach nichts an diese Trilogie heran (zumindest in Sachen Vampiren – aber auch so zählt sie zu meinen absoluten Lieblingsbüchern).
Warum? In „Unsterblich" werden die Vampire so verdammt realistisch dargestellt. Nicht romantisiert (bzw. wenn dann nur minimal). Das ist so herrlich erfrischend. Und was ich das Beste finde: es ist mal kein männlicher Vampir, der mehrere hundert Jahre alt ist und einen Menschen (weiblich) liebt – sondern ein Mensch (weiblich), der Vampire hasst und mehr oder weniger freiwillig zum Vampir wird, dann (kurze Zeit später und keine Jahrhunderte) einen Menschen (männlich) kennenlernt, der ebenfalls Vampire hasst, dann aber sieht, dass in ihr noch etwas menschliches steckt. Wie die Protagonistin um ihre Menschlichkeit kämpft, habe ich so hart mitgefiebert, als wäre ich an ihrer Stelle gewesen. Dass sich die beiden ineinander verlieben, ist auch schon das einzig schnulzige an dieser Trilogie. Der Rest ist actionreich, spannend, hier und da mit humorvollen Szenen/Bemerkungen gespickt und sehr, sehr düster – genau nach meinem Geschmack. Dazu die postapokalyptische Stimmung und vor allem die genialen Antagonisten (die mir teilweise echt sympathisch waren), machen es zu dem besten, was ich zu Vampiren kenne und deshalb jedem nur empfehlen kann. Aber ich schweife schon wieder ab. Über diese Trilogie könnte ich echt stundenlang reden. „Crave" hat mich in dieser Hinsicht sprachlos zurückgelassen (und das nicht im positiven Sinne).
Um Vampire soll es primär aber gar nicht gehen. Das war nur etwas, was ich am Rande einfach mal erwähnen wollte. Bevor ich jetzt noch anfange so richtig über „Crave" herzuziehen (das hebe ich mir für einen anderen Blogeintrag auf), weil ich den Hype so gar nicht nachvollziehen kann, gehen wir schnell zum nächsten Tagesordnungspunkt über: den versprochenen Szenen aus meinem ersten (und ein wenig fortgeschrittenen) Entwurf mit ein paar Einblicken, was euch so erwartet.
Gelöschte Szenen/Absätze
Es war an einem Dienstag, als ich C.O. City erreichte. Zumindest hatte ich aus irgendeinem Grund das Gefühl, dass heute Dienstag sein müsste. Vielleicht war aber auch schon Freitag ... oder ein anderer beliebiger Tag in der Woche.
Was spielte das noch für eine Rolle? In dieser gottverlassenen Welt, die nur aus Wüste zu bestehen schien und in der ich offenbar weit und breit die einzige Person war, die es juckte.
Dabei juckte es mich nicht mal.
Oder sagen wir es so: Ich wollte nicht, dass es mich juckte.
Der Sand auf meiner Kopfhaut, unter meinem schweißgetränkten Achselshirt und in meinem Schritt juckte, ja, und das war schon länger nicht mehr lustig.
Auf mehr Juckreiz konnte ich also gut und gern verzichten.
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Es war an einem Dienstag, als ich C.O. City erreichte. Vielleicht war aber auch schon Freitag ... oder ein anderer beliebiger Tag in der Woche.
Ich wusste es nicht. Seit dem Sandsturm fehlte mir jeder vernünftige Grund, warum ich mich überhaupt in eine Wüste begeben sollte. Als hätte er einige meiner wichtigsten Schlüsselerinnerungen, die mich davor als menschliches Individuum ausgemacht hatten, aus meinem Hirn gefegt. Obwohl es sich wie ein Dienstag anfühlte, juckte es mich nicht, wie weit fortgeschritten die Woche war. Der Sand auf meiner Kopfhaut, unter meinem schweißgetränkten Achselshirt und in meinem Schritt juckte mich hingegen schon.
(Da ist übrigens eine Anspielung auf meine Kurzgeschichte „Das Ticket zum jüngsten Gericht" dabei.)
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Nachdem ich keine Ahnung wie viele Stunden – vielleicht auch schon Tage – in ein und dieselbe Richtung gestapft war – gegen Ende traf »kriechen« wohl eher auf meine Fortbewegungsmethode in der prallen Sonne zu –, war der Wunsch nach einem Erfrischungsgetränk tatsächlich gar nicht mehr so abwegig.
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Schweren Schrittes machte ich mich auf. Immer schön gegen den Wind, der es nicht lassen konnte, eine Fuhr heißen Sand nach der anderen in meinem Gesicht abzuladen. Bis die Ruinen stetig höher über mir aufragten und ich die ersten liegengebliebenen Autos passierte.
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In der Hoffnung, dass sich irgendwo zwischen den Überresten einer nicht mehr vorhandenen Zivilisation etwas Ess- und Trinkbares auftreiben ließ. Vorzugsweise eine eisgekühlte Cola-Dose.
Hätte ich noch Spucke übrig gehabt, wäre mir wohl allein bei dem Gedanken das Wasser im Mund zusammengelaufen. So aber herrschte, wie um mich herum, auch in meinem Mund staubtrockenes Klima.
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Mit einem unheimlichen Heulen pfiff mir der nie abreißende Wind um die Ohren und fing sich in den löchrigen Wänden. Die antworteten wiederum mit einem langgezogenen Ächzen und Knarren, als wären sie kurz davor, endgültig zu kapitulieren. Solange ich nicht darunter begraben wurde oder sie mir den Weg versperrten, konnten sie das meinetwegen tun.
Freies Recht für alle. Auch für seelenlose aufeinandergereihte Ziegelsteine, gegossenen Beton und Stahlträger, dreimal so breit wie einer meiner Oberschenkel.
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»Egal, wer oder was dir das angetan hat – ich werde dafür sorgen, dass derjenige dafür bezahlen wird. Darauf kannst du dich verlassen.«
Mit einem bekräftigenden Nicken knallte ich das angelaufene Glas auf den staubigen Holztresen. Der Bourbon schwappte über den Glasrand und lief erst meinen Handrücken und dann meinen Unterarm entlang. Zurück blieb eine nasse, leicht brennende und gleichzeitig kühlende Spur auf meiner gereizten Haut. Aber ich nahm es kaum zur Kenntnis.
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Es war einfach nicht fair, dass er hatte sterben müssen, während ich nur wenig später im Begriff war, mir in einer privaten Bar die Kante zu geben.
Das sind (fast) alles Szenen/Absätze von meinem Anfang, bei dem sich einiges getan hat. Allgemein hat sich viel seit dem ersten Entwurf getan, was ich in einem direkten Szenenvergleich gleich mal demonstrieren möchte (aber nicht mit dem Anfang, sondern mit einer anderen Szene):
Szenenvergleich
Erste (selbst überarbeitete) Version
Durch puren Zufall war mein Tritt ein paar Straßen weiter ins Leere gegangen. Zwischen mehreren umgekippten Pfeilern hatte eine schmale Treppe in die Tiefe geführt. Ich hatte mit allem gerechnet: von einem Lager bis hin zur Folterkammer, und das auch nur geplündert und stark verwittert.
Als ich dann aber die spröde Holztür am Ende der Treppe eingetreten hatte, weil sie mit einem Vorhängeschloss verriegelt gewesen war, hatte ich im flackernden Schein des Feuerzeugs nicht schlecht gestaunt: Ich hatte doch tatsächlich inmitten einer Bar gestanden.
Bier- und Weinfässer waren an einer der vier Klinkersteinwände aufgestapelt. In einer deckenhohen Glasvitrine hinter dem Tresen standen unzählige Flaschen mit Spirituosen. Jede Menge rustikale Holzmöbel, ein Billardtisch, eine Dartscheibe und eine Jukebox sorgten dafür, dass ich mir wie in einem urbanen Western vorkam. Hinter dem Tresen hatte ich sogar einen Notstromgenerator und einen Sicherungskasten gefunden.
Wie man hier sehen kann, habe ich diese Szene im Plusquamperfekt (also der Vorvergangenheit) geschrieben. Was nichts anderes als eine Rückblende ist/war. Zum Vergleich nun die finale Version und damit eine Mini-Leseprobe:
Finale Version (nach Testleser, Lektorats- und Korrektoratsfeedback)
Eine Querstraße weiter ertastete ich ein mannshohes Loch in der Fassade. Sand und Wind ließen meine Augen tränen. Den verschwommenen Schleier wegblinzelnd übersah ich die an der Mauer angrenzende Treppe und verfehlte die erste Stufe. Unsanft landete ich auf meinem Steißbein. Dass sich ein erschrockener Schrei aus meiner Kehle löste, konnte ich beim besten Willen nicht verhindern. Mir den schmerzenden Hintern reibend, rappelte ich mich wieder auf. Dann humpelte ich Stufe für Stufe die Treppe nach unten, die zwischen mehreren Schutthaufen in die Tiefe führte.
An ihrem Ende verwehrte mir eine Holztür den Zugang zu den dahinterliegenden Räumlichkeiten. Sie war mit einem Vorhängeschloss verriegelt. Ein Tritt reichte aus und das spröde Holz gab nach. Abgestandene und kaum merklich kühlere Luft schlug mir entgegen. Das Feuerzeug gezückt machte ich einen Schritt in den Kellerraum. Nach und nach wurden Bier- und Weinfässer, eine Glasvitrine mit Spirituosen und ein rustikaler Tresen sichtbar. Mit dem Zeigefinger fuhr ich über verwitterte Tischplatten und Stuhllehnen. Die fingerkuppendicke Staubschicht zerstob im flackernden Feuerschein. Ich kniff meine gereizten Augen zusammen und unterdrückte einen Niesanfall, der alles nur noch verschlimmert hätte.
Ein Billardtisch, eine Dartscheibe und eine bogenförmige Jukebox kreuzten meinen Weg zum Tresen. Dahinter befanden sich ein Notstromgenerator und ein Sicherungskasten.
Na? Wer hat's erkannt? Es ist auch ein super Beispiel für Show don't tell. Denn die finale Version ist doch gleich viel aktiver/lebendiger, oder? Was sagt ihr?
Jedenfalls habe ich mich dazu entschlossen, die Rückblenden auf ein Minimum zu reduzieren, sodass man nun nicht mehr von Szene zu Szene und Ort zu Ort springt, sondern mit der Figur mitgeht und miterlebt, was sie bzw. er erlebt. (Ja, ich betone das so, weil in meiner ersten Version tatsächlich kaum rübergekommen ist, dass meine Figur männlich ist. Noch so ein Punkt, den ich geändert habe.) Machen wir mit der nächsten und letzten Szene weiter, die ich euch zeigen möchte:
Erste (selbst überarbeitete) Version
Nachdem mir das Gekritzel auf die Sprünge geholfen hatte, wo ich war, hatte ich nur den Sandsturm abwarten müssen, bis ich mich zurück in die Straßen meiner Heimatstadt mit ihrem unheimlich stillen Getümmel stürzen konnte. Über den sandverwehten »[...] Expressway«, vorbei an Fahrzeugen, die unter den eingestürzten Brücken wie Blechdosen zerquetscht worden waren, den verrosteten Gleisen entlang der »[...] Avenue«, bis zum Football- und Baseballfeld des Universitätsgeländes der »[...]«, hatte ich es hier rein geschafft.
Finale Version (nach Testleser, Lektorats- und Korrektoratsfeedback)
Die Wegbeschreibung lotste mich zu einer eingestürzten Brücke. Auf der ehemaligen Schnellstraße darunter waren die Fahrzeuge wie Blechdosen zerquetscht worden. Zwischen den Betonpfeilern und -trägern erfasste ich ausgebrannte Wracks. Rechts und links von der Brücke hatten sich noch mehr Karosserien in sechs, teilweise sieben Reihen je Fahrtrichtung ineinander verkeilt.
[...]
Über die Autodächer hinweg kletterte ich zu den Bahngleisen am anderen Ende der Brücke und erreichte schließlich ein weitläufiges Gelände, das mit kastenförmigen Ruinen gespickt war. Es war seltsam, dass Glasscherben, Schutt und jede Menge Sand unter meinen Sohlen knirschten, wo einst hohe Bäume Schatten gespendet sowie Rasenflächen und Bänke die Wege gesäumt hatten.
[...]
Stattdessen starrte ich auf die Überreste einer Zuschauertribüne, die zu einem Footballfeld gehörte [...].
Meine finalen Versionen sind nicht eins zu eins übernommen, sondern etwas gekürzt und abgeändert, damit die Spannung noch erhalten bleibt (hoffe ich zumindest). Zwischen den Absätzen, wo die Platzhalter stehen, befindet sich in der richtigen Version die Gedankenwelt meiner Figur und somit der (emotionale) Bezug zu dem, was er da sieht. Weil die Szenen nicht komplett sind, dachte ich mir, dass ich sie hier super als Beispiel hernehmen kann und damit auch rechtlich auf der sicheren Seite bin. Immerhin machen diese beiden Szenen nur einen kleinen Teil meiner Geschichte aus.
Was ich auch mit der zweiten Szene verdeutlichen wollte: Ich hatte in meinem ersten Entwurf Straßennamen/Eigennamen stehen für das, was meine Figur sieht bzw. an was er vorbeikommt. Auch das ist Tell. Und auch das habe ich geändert, sodass man sich mehr darunter vorstellen kann, es bildlicher vor Augen hat.
Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich habe das Gefühl, dass es bisher so rübergekommen ist, dass meine Geschichte ziemlich bedrückend ist. Zum Teil ist sie das, das will ich nicht von der Hand weisen, es gibt aber auch lustige Szenen und insgesamt habe ich mal wieder einen Charakter erschaffen, der recht sarkastisch ist. Diesmal wird das sogar direkt aufgearbeitet. Es hat also einen tieferen Sinn, dass mein Charakter sarkastisch ist. Was ich bis zum letzten Überarbeitungsdurchgang selbst nicht wusste, aber ganz cool finde, dass ich mich intuitiv dafür entschieden habe.
Bevor ich zum Schluss und damit zu den Titeln komme, möchte ich noch einmal das Thema Wortbegrenzung ansprechen. Es sieht nämlich so aus, als würde ich keine Probleme damit bekommen, dass ich etwas über das eigentliche Ziel hinausgeschossen bin, ihr also knapp 2.000 Wörter mehr von mir lesen dürft als ursprünglich geplant. Im kommenden Projekt der Cinnamon Society (Winterbuch – für das man sich übrigens noch bis zum 14.06.2023 bewerben kann) ist die maximale Wortbegrenzung auf 5.000 runtergesetzt worden. Beim Sommerbuch waren es hingegen noch 6.000. Warum zum Teufel habe ich also eine Geschichte mit fast 8.000 Wörtern? Ist das nicht unfair?
Ja, schon. Ich hab deswegen auch ein richtig schlechtes Gewissen.
Allerdings ist die Sache die, dass wir in „Sommerregentänze" so wenig Autoren wie noch nie in einem Projekt sind. Während der Schreibphase und danach sind ein paar ausgestiegen, und obwohl es für den einen oder anderen Ersatz gab, sind wir diesmal insgesamt „nur" 20. Somit war ein bisschen mehr Spielraum möglich. Wäre ich jetzt an einem Projekt beteiligt gewesen, das deutlich mehr Autoren hat, hätte ich meine Geschichte niemals so umsetzen können.
Was mich gleich zum nächsten Punkt bringt. Ich kann es noch nicht komplett ausschließen, aber wahrscheinlich wird „Sommerregentänze" mein letztes gemeinsames Projekt mit der Cinnamon Society gewesen sein. Erstmal werde ich mich für keines der kommenden Projekte bewerben, aber weiterhin noch Mitglied bleiben und mich intensiver um die Schreibtipps auf Wattpad kümmern. (Heißt im Umkehrschluss für einen Autor/eine Autorin, der/die unbedingt in die Cinnamon Society aufgenommen werden möchte, wäre dieser Platz frei, den ich vielleicht bekommen hätte.) Dass „Sommerregentänze" wahrscheinlich mein letztes Projekt mit der Cinnamon Society gewesen sein wird, liegt hauptsächlich an der Wortbegrenzung, aber auch daran, dass ich aktuell keine neuen Ideen habe, die ich unbedingt umsetzen möchte. Vielmehr möchte ich mich an ältere Ideen und längere Projekte in eigener Sache binden. Ich will nicht mehr ständig darauf achten müssen, dass ich keine bestimmte Wortanzahl überschreite. Das saß mir bei meinem PA-Projekt ununterbrochen im Nacken und hat mich schier wahnsinnig gemacht.
Um euch mit meinem schier endlosen Gelaber nicht auch noch in den Wahnsinn zu treiben, beende ich jetzt diesen Blogeintrag und präsentiere euch nun den Titel meiner Geschichte und welcher es nicht geworden ist.
*Trommelwirbel*
Meine Kurzgeschichte in „Sommerregentänze":
„Gnadenschuss im Feuerregen"
Und dieser Titel ist es nicht geworden:
„Nippen oder Abnippeln, das ist hier die Frage"
Ich bin sehr gespannt darauf, wie ihr beide Titel findet. Und ob euch aufgefallen ist, dass der zweite eine Anspielung auf ein berühmtes Zitat ist.
„Gnadenschuss im Feuerregen" ist mal wieder eine Kreation von Nadine Koch.
Ich hab sie nach dem Testlesen gefragt, ob sie mir nicht vielleicht wieder einen Titel brainstormen könnte, und sie hat es gemacht. Tausend Dank an dieser Stelle für deine Zeit und dein Talent, die perfekten Titel zu finden. 🖤🖤🖤
Diesmal war es Liebe auf den zweiten Blick, weil ich erst meinen Titel nicht ändern wollte. Dann habe ich aber eingesehen, dass er schon sehr über die Stränge schlägt und mich schließlich in „Gnadenschuss im Feuerregen" verliebt.
Wenn ihr jetzt denkt, ich hätte damit alles zu meiner Geschichte gesagt, irrt ihr euch. Ein bisschen was hebe ich mir noch für weitere Blogeinträge auf. Seid gespannt.
Gern könnt ihr mir in die Kommentare schreiben, was euch von hinter den Kulissen noch so interessiert. Das kann ich dann mit aufnehmen. Macht es gut bis dahin. Wir lesen uns.
Fr, 09.06.2023, 17:50 Uhr, Sam Jackson (Diesmal wieder mit Datum, das hab ich im letzten Eintrag voll vergessen.)
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