14.-15.06.2020
Deine Sicht:
Überglücklich lief ich um 22:00 die Treppen hinunter, der heutige Tag war echt gelungen und jetzt war meine Mutter noch im Nachtdienst. Der einzige Grund, wieso ich jetzt noch runterlief war der Hunger, denn immer wenn ich YouTube schaute, wurde ich noch gefräßiger als normalerweise. Als ich unten ankam saßen meine Onkel an dem Esstisch und tranken zusammen Wein, Wodka und was sonst noch alles im Haus war. Meine 12 jährige Schwester saß bei ihnen, machte durch die Musikbox laute Musik an, wie zum Beispiel von Yung Hurn Ponny oder Blume und lachte mit der Zeit immer öfter. Einer von meinen Onkeln wünschte sich Lieder, die langsam waren und tanzte dann mit meiner Schwester Walzer. Mein zweiter Onkel war schon so betrunken, dass er kaum stehen konnte, aber wollte trotzdem tanzen. Als ich ihm beim aufstehen half bekam ich Flashbacks von damals. Mein Vater konnte kaum noch stehen, weil er betrunken war und ich mit elf Jahren half ihm die Stufen hoch und brachte ihn sicher ins Bett. Er wollte sich noch seine Zähne putzen, aber ich hatte zu große Angst, dass er umkippen und sich verletzen würde. Deshalb redete ich es ihm aus. „Ich liebe dich Mäuschen.", meinte er schmunzelnd, ich antwortete: „Ich dich auch Papa.", legte mich zu ihm und kuschelte mich in seine Arme. Das alles kam mir zu dem Zeitpunkt wieder in den Sinn und danach war ich wieder in der Realität, wo ich mit meinem betrunkenem Onkel tanzte. Wegen dieser Erinnerung stiegen mir Tränen in die Augen und meine Sicht verschwamm. Ich betete, dass mich niemand weinen gesehen hatte und konzentrierte mich nur aufs tanzen. Es ging so weiter bis 1:00, bis mein Onkel sich einbildete, dass er mich etwas trinken wollte, obwohl sie alle Flaschen schon ausgetrunken hatten. Meine Schwester hatte wahrscheinlich auch mitgetrunken, denn sie lachte nur noch, konnte nicht mehr richtig stehen und sagte: „Ja, hol Wodka." Also zog er sich an und ging los. Ich ging mit, damit er nicht alleine ging, denn ich hatte solche Angst, dass ihn jemand überfährt oder er reglos auf der Straße liegen bleibt. Er hatte kein Geld mitgenommen und die Verkäufer hätten ihm dann sicher nichts verkauft, das hieß dass er ausgerastet wäre. Deswegen nahm ich mein Taschengeld und lief ihm hinterher. Auf dem Weg zur Tankstelle zog ich ihn immer wieder von der Straße auf den Gehsteig und bettelte ihn an, damit er auch dort blieb. Er lachte mich nur aus und sagte immer wieder: „Wenn mir was passiert ist es auch egal." Jedesmal widersprach ich ihm und hatte Tränen in den Augen. Endlich ging er mit mir auf dem Gehsteig und wir waren fast angekommen. Als wir paar Meter vor uns einen Polizeiwagen und zwei Rettungswägen sahen. Als wir an ihnen vorbeigingen konnte ich erkennen, wie drei 16-18 jährige Mädchen vollkommend benebelt von den Drogen die sie konsumiert hatten, in dem Kreisverkehr saßen und von den Rettungskräften behandelt wurden. Ihre leeren Blicke schienen tot und schrieen gleichzeitig nach Hilfe. Das Gefühl war einfach erdrückend. Zwanzig Meter daneben war schon die Tankstelle, zu der mein Onkel wollte, aber die Lichter waren aus. „Kann es sein dass es zu hat, weil heute ein Feiertag ist?", fragte ich ihn und er begann zu fluchen und meinte, dass er seinetwegen auch die Scheibe zerschlagen würde. Ängstlich nahm ich ihn am Arm, als wir an der Polizei wieder vorbeigingen senkte ich meinen Blick, damit ich nicht die vorwurfsvollen Blicke sehen musste, die ich aber sowieso im Rücken spürte. Erleichtert kamen wir wieder zu Hause an und meine Schwester stolperte zu mir mit den Worten: „Wo ist das Wodka?" „Die Tankstellen haben zu, weil es Feiertag ist." Sie begann zu meckern und machte die Musik noch lauter. Nach zwanzig Minuten waren meine Onkel müde und wollten sich schlafen legen. Meine Schwester hatte das allerdings nicht vor, deshalb hob ich sie hoch und wollte sie hochtragen. Aber naja. Sie war fast genauso groß wie ich und wog mehr als ich, deshalb ließ ich sie wieder auf den Boden und sie folgte mir widerstrebend. Ich legte sie ins Bett, nahm ihr das Handy weg und legte es auf ihren Schrank. Dann verließ ich das Zimmer. Paar Minuten später kam ich wieder rein und sie war wieder am Handy. Deshalb nahm ich es ihr ganz weg. Sie jammerte, begann zu weinen und klammerte sich an mich fest. Es wurde mir zu viel und ich gab es ihr wieder zurück. Müde legte ich mich in das Bett meiner Mutter und wollte mit meiner Katze und meinem Hund kuscheln. Die Katze kratzte mich, weil ich sie an mich gedrückt hatte und der Hund hasste es zu kuscheln. Deshalb lag ich paar Minuten später alleine auf der Bettseite meines Vaters. Ich fühlte mich so alleine und wollte nur seine Umarmung spüren, aber dieser Wunsch wurde mir nicht gewährt...
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