Ferien

Neville Longbottom legte die Schreibfeder mit den rotbraunen Streifen zur Seite und bewegte vorsichtig seine schmerzenden Finger. Es gehörte zu den lästigeren Pflichten des stellvertretenden Schulleiters, die Briefe an die Erstklässler zu schreiben. Den eigentlichen Text musste er zwar gar nicht schreiben, dazu hatte er eine Diktierfeder, aber schon allein auf hundert Briefen zu unterschreiben, ließ seine Hand schmerzen. Auch die Namen musste er noch ändern, damit nicht wie in seinem ersten Jahr als stellvertretender Schulleiter alle Briefe für die Erstklässler an Josephine Aubrey adressiert waren. Zum Glück hatte Professor McGonagall, oder, wie er sie jetzt nennen sollte, Minerva, noch einmal alles überprüft und es geändert.
Seufzend griff Neville wieder nach der Feder, tauchte sie in die dunkelblaue Tinte und unterschrieb den nächsten Pergamentbogen. Er war erst gestern aus dem Urlaub in Italien mit seiner Frau Hannah wiedergekommen und schon heute saß er wieder hier in seinem kleinen gemütlichen Büro und erledigte seine Aufgaben als stellvertretender Schulleiter, dabei hatte die Schüler noch lange Ferien. Gleich musste er die Briefe auch noch hoch in die Eulerei bringen und danach noch einmal ins Gewächshaus. Sein Mimbulus Mimbeltonia schien endlich Ableger zu bekommen, um die  könnte er sich dann nach den Ferien mit den Sechstklässlern kümmern. An die ursprüngliche Pflanze wollte er keine Schüler heranlassen nicht nur aufgrund ihrer Seltenheit, sondern auch, weil sie ihn an seinen lieben Großonkel Algie, der vor mehreren Jahren an Altersschwäche gestorben war, erinnerte. Und die meisten Schüler hatten halt einfach keinen Respekt vor Pflanzen. Sie empfanden diese Unterrichtsstunden meist als lästige Pflicht und es war nahezu unmöglich sie zu motivieren. Dennoch war er zufrieden mit seinem Dasein als Professor: er selbst liebte es sich um die Pflanzen zu kümmern und zumindest teilweise konnte er diese Begeisterung an seine Schüler weitergeben. Er lehrte sie Respekt vor diesen unscheinbaren Lebewesen ohne die selbst Zaubertränkemeister aufgeschmissen wären. Und es machte ihn glücklich, wenn es zumindest ein paar Schüler gab, denen er anmerkte, dass sie eine ähnliche Beziehung zu Pflanzen hatten oder durch seinen Unterricht bekamen. Fast genauso sehr freute es ihn, wenn er als Hauslehrer für die jungen Gryffindors da sein konnte. Oft kam es zwar nicht of, dass man sich ihm anvertraute, denn obwohl er glaubte zu den beliebteren Professoren zu gehören, war er immer noch ihr Lehrer, was die Jugendlichen verständlicherweise hemmte. Aber schon mit der Berufsberatung im fünften Schuljahr konnte er ihnen helfen und Perspektiven aufzeigen. Und wenn sich doch ein Schüler an ihn wandte, half er gerne. Alles im allen war Lehrer so ziemlich sein Traumberuf, dachte Neville und unterschrieb den letzten Brief.

Ich bin nicht wirklich zufrieden...

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