Kapitel 4
Ohne das leiseste Zögern beugte ich mich hinab und griff nach dem mysteriösen Gegenstand, den ich sogleich mit meinen Fingern umschloss. Eine Schrecksekunde stoppte ich in der Bewegung, aber nein. Nichts. Keine Regung, keine unheimlichen Vorkommnisse und es schlug auch nicht plötzlich bei dem strahlenden Wetter ein Blitz direkt neben mir ein. Zufälle gibt es eben *hust*. Ich schüttelte meinen Kopf.
Über meine eigene Dummheit selbsverständlich.
Jetzt geschah das erste Mal in meinem Leben einmal etwas scheinbar für mich Unerklärliches und schon dichtete ich diversen Gegenständen magische Kräfte an. Lachhaft. Ganz ehrlich. Zum Glück konnte mich hier keiner sehen.
Mein Blick wanderte wieder hinab. Kühl lag es mit seinem Gewicht in meiner Handfläche und glitzerte mir keck entgegen. Ich begutachtete das Stück genauer. Rundherum glänzend, aber eine Sache war ganz besonders daran. Sanft drehte ich das Armband auf die andere Seite und erkannte feine eingravierte Buchstaben, die doch so viel Liebe auszustrahlen schienen. Für unser Blümchen ♥ Wow, ein Meister muss am Werk gewesen sein, schoss es mir unwillkürlich durch den Kopf und ich strich gedankenverloren darüber. Wieder wurde mir klar, wie klein und zierlich es doch in meiner Hand wirkte. Und das nicht, weil ich etwa so große Pfoten besaß, die waren verhältnismäßig durchschnittlich für mein Alter. Mein Fund musste einem Kind gehört haben, vielleicht 8, oder 9 Jahre alt. Schätzungsweise. Probehalber versuchte ich es mir selbst umzulegen, um nach nicht einmal zwei Sekunden festzustellen, dass das eine aussichtslose Begebenheit war. Ich schaffte gerade einmal 3/4 meines Handgelenkes. Und das auch nur, wenn ich es sehr eng legte.
Was mich aber zu der Frage brachte, was ein Kind hier zu suchen gehabt hatte oder zumindest dessen Armband. Man konnte sich kaum vorstellen, dass jemand dieses Prachtexemplar wahllos an den nächstbesten Ast hängen würde. Wer machte das überhaupt???
Instinktiv schob ich es in meine hintere Hosentasche und fuhr mir durch mein kurzes Haar. Das wurde mir langsam wirklich zu viel. Ich wünschte mir nichts sehnlicher als, dass endlich dieser schreckliche Wald-Alptraum vorüberziehen und ich wieder in mein gewohntes Leben einkehren konnte. Man machte sich doch bestimmt eh schon Sorgen um mich, richtig? Oder war genau das hier etwa mein Plan gewesen? Einen Überlebenstrip im Nirgendwo zu starten? Okay wow, dann hatte ich doch nicht mehr alle Tassen im Schrank gehabt, das wäre einfach nur eine weitere dumme Entscheidung meinerseits gewesen. Ich konnte ja nicht einmal im Notfall ein ordentliches Lagerfeuer machen, und jetzt mir nichts dir nichts in die Einöde umziehen? Wers glaubt wird selig. Ich musste mich anstrengen, um ein Schnauben zu unterdrücken. Das konnte nur ein schlechter Scherz sein, sicher wurde ich gerade von einem Dutzend versteckter Kameras gefilmt, während sich alle Welt über mich totlachte.
Na danke auch, wollte schon immer mal berühmt werden...
Halbherzig drehte ich mich einmal um meine eigene Achse, erwartete schon fast, dass hinter einem der Büsche ein Kameramann hervorspringen würde um mir lachend zu erklären, dass das alles nur ein echt mieser Scherz gewesen sei. Ich bräuchte keine Angst mehr zu haben, oder sowas.
Die hatte ich aber.
Verzweifelt wanderte mein Blick gen Himmel. Die Sonne stand ziemlich mittig, es konnte noch nicht so spät sein, gerade erst Mittag, oder früher Nachmittag vielleicht. Mein Magen fing an zu knurren. Wann hatte ich zuletzt etwas gegessen? Oder getrunken? Ein Mensch konnte ohne Wasser gerade einmal zwei bis drei Tage auskommen aber hier floss weder ein Bach noch stand irgendwo ein Buffettisch zum Selbstbedienen herum... Also war das erstmal meine Hauptsorge. Trinken und Essen auftreiben, verbunden mit einer Straße finden und ab zurück nach Hause.
Ich konnte schlecht warten, bis sich jemand durch Zufall zu mir verirrte, da würde ich lieber orientierungslos allein mitten in der Nacht losstolpern.
Ein Glück war es nur, dass der Tag in seiner vollen Pracht um mich wogte. Somit war ich einer Schwierigkeit weniger ausgesetzt.
Aber wäre es nicht eigentlich extrem dumm, einfach ganz alleine loszugehen? Was, wenn ich statt in Richtung einer Straße nur noch tiefer im Wald verschwände...? So würde ich nicht nur die Hütte als meinen Unterschlupf verlieren sondern auch noch gleichzeitig den einzigen Anhaltspunkt, an dem ich hier noch mit sehr viel Fantasie Menschen vermuten würde und dadurch auch die einzige Hoffnung, gefunden zu werden. Andererseits...Ohne Lebensmittel sah es auf Dauer schlecht für mich aus. Wie auf Kommando begann mein Bauch wieder geräuschvoll zu knurren. Okay...
Dann...
Augen zu und durch?
------------------------------------------
Augen zu und durch?
Oder besser noch warten ob vielleicht doch Hilfe kommt oder ihn bereits jemand sucht?
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top