Kapitel 5

Die Geschichte die ich damals kurz vor meinen Tod gelesen hatte war recht simpel gestaltet. Lira Thomsen war das einzige Kind des Herzog Thomsen, dieser verstarb, als Lira fünf Jahre alt war. Sie kam zu verwandten, wo sie Tag und Nacht schuften musste. Während ihr Erbe verprasst wurde. Also ein klassisches Aschenputtel. An ihrem fünfzehnten Geburtstag jedoch begegnete sie dem Kronprinzen, der sich verkleidet auf dem Markt umgesehen hatte und er verlor sein Herz an ihr. Was für eine Überraschung. Danach machte der Kronprinz einige unangekündigte Besuche bei dem schönen Fräulein Lira und ihre Verwandten waren scheiße freundlich plötzlich zu ihr.
 
Man erhoffte sich schließlich was. Lira wurde anschließen besser behandelt und man erkannte, dass sie gar nicht so dumm war, also durfte sie auch in die Akademie. Lira kam im selben Jahr wie der Kronprinz und Liam an die Akademie, wo sie von Luisa die eifersüchtig auf das gute Verhältnis der dreien hatte, schikaniert wurde.
 
Nach der Akademie Zeit versuchte Luisa dann auch noch Lira zu vergiften und somit werden dann die Antagonistin und ihre Familie, die ihr geholfen hat in den Kerker bis zur Volljährigkeit gesperrt um anschließen mit Erhalt des Herzogstitels den Kopf zu verlieren. Lira und der Kronprinz leben glücklich und zufrieden, während Liam immer an Liras Seite wacht, da er sein Herz ebenfalls an sie verloren hatte. Ende.
 
So die klassische Geschichte Liras, die „Die aufgehende Sonne im Königreich Ammerländer“ hieß. Was für ein Schrott. Selbst damals schon, als ich noch nicht in dieser Dreiecks Beziehung mit hineingeschrieben wurde, war diese Geschichte etwas für den Verbrennungsofen der Bibliothek. Doch nun saß ich in dieser Welt fest und musste irgendwie dem Schicksal als Handlanger entkommen. Wer hätte da schon ahnen können, dass Lira gar nicht so liebenswert war.
 
Die Eröffnungsfeier verlief halbwegs ruhig. So dass wir Zeit hatten uns in der neuen Umgebung zurechtzufinden. Wir genossen den Tag, blieben dicht zusammen, obwohl wir getrennte Zimmer hatten und versuchten uns zumindest mit einigen anderen adligen anzufreunden. Natürlich welche vom niederen Adel. Denn deren Treue war schließlich wichtiger als das verlogene Pack, dass uns ohne zu zögern absäbeln würde.
 
So vergingen zumindest die ersten Tage recht ruhig und schnell. Leider hatte ich Luisa jedoch nicht ständig während des Unterrichtes im Blick, da wir in unterschiedlichen Klassen gelandet waren. Ich hatte peinlichst genau darauf geachtet, dass sie weder mit dem Kronprinzen, Liam oder Luisa in einer Klasse war, leider wurden wir dadurch auch getrennt.
 
Leider teilte ich jedoch weiterhin den Unterricht mit den besagten Personen. Leider war das Schulsystem nicht wie in meiner alten Welt aufgebaut, sondern man wurde doch tatsächlich nach Talenten in Klassen gesteckt. Ich war in Schwertkampf eine Niete, also wurde ich dort zu den Anfängern gepackt. In Wirtschaftswissenschaften und Politik jedoch war mein Wissen gehoben genug, damit ich bei der Elite saß, also beim Kronprinzen und dem zukünftigen Erzherzog.
 
Lira dagegen schien sich nicht für so etwas zu interessieren oder zumindest lagen ihre Stärken nicht in dieser Richtung. Leider waren Hauswirtschaft und der Gesellschaftsunterricht etwas was ich mit Fräulein Thomsen gemeinsam hatte.
 
Ich versuchte nicht einmal mich mit einen der dreien anzufreunden, vor allem weil der Kronprinz und Liam in alte Gewohnheiten verfielen, wenn sie mich sahen. Der eine ignorierte und der andere piesackte mich. Auf dem Schulgelände wurde ich angerempelt, auf eloquente weise verspottet und immer wieder mit gewissen durchdringenden Blicken taxiert.
 
Als alles wie zuvor. Lira dagegen schien erst versucht sich doch tatsächlich mit mir anzufreunden, obwohl ihre Schirmherren eindeutig keinen Kontakt mit mir pflegen wollten.  Sie versuchte Gespräche anzufangen, mir Ratschläge beim Kochen oder Backen zu geben (ob wohl ich das nicht nötig hatte) und schenke mir stehts ein nettes freundliches Lächeln. Zumindest so lange, bis mich beinahe ein Blumentopf erschlagen hätte und Mister-ich-mach-dir-das-Leben-schwer rettete.
 
Es kam wirklich überraschend. Schneller als ich hätte blinzeln können, wurde ich schon an eine Gebäudemauer gedrückt. Der Geruch von Wald, Moschus und Schweiß drangen zu mir durch. Blassblaue Augen fixierten die meinen und ein großer wirklich männlicher Körper presste sich schützend an meinen.
 
Mir blieb die Luft weg, als ich die wohl geformten Muskeln meines menschlichen Schutzschildes unter der Uniform der Akademie spürte. Hitze sammelte sich in meinem Körper und drohte bedrohlich zwischen meine Lenden zu wandern um dort zu verweilen. Rot zierten meine Wangen und Ohren, sowie Nacken, doch mein Gegenüber sah mich nur weiterhin kalt an. Seine Miene verzog sich kein Stück, lediglich etwas in seinen schönen Augen funkelte.
 
Begierde, Verlangen schoss es mir durch den Kopf. Doch bevor sich etwas bei mir regte, stieß sich der große Mann von der Wand ab, trat einige Schritte zurück und trat auf die Überreste des Blumentopfes, der gedroht hatte mich zumindest zu verletzen. Ungerührt von den Scherben, sah er mich ein letztes Mal mit einem überheblich wirkenden Blick an, der mir durch Mark und Bein ging und setzte seine Wege fort.
 
Seit jenem Tag versuchte Lira mir nicht mehr nahe zu kommen, sondern sah mich stehts mit einer Ausdruckslosen Miene an, als würde sie eigentlich durch mich durchsehen wollen. Mir war das ganze ganz recht, zumal ich nun mit unangemessenen Träumen von Liam kämpfte, die immer wieder an dieser Gebäudemauer begannen.

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