Endlos.
Du hast mir gesagt, es würde eine lange Nacht werden. Du hast mir gesagt es würde ein langer Tag folgen. Und Du hast mir gesagt, je nachdem wie es läuft, würde noch einmal eine lange Nacht folgen. Es könne sein, dass ich die Endlosigkeit spüren würde, wenn ich denn bereit wäre, loszulassen, nicht mehr zu hinterfragen, geschehen zu lassen, mich völlig zu öffnen, die völligen Erschöpfung hinter mir zu lassen. Du hast mir gesagt, es würde lang werden, es würde viel sein, doch ich könnte auch unendlich viel erfahren. Und: Ich war unendlich gefangen in der Neugier auf die Endlosigkeit...
Wie schon so oft, begann der Weg mit verbundenen Augen. Die Dunkelheit die mich in den Momenten des Wartens scheinbar umgibt, ist in mir interessanterweise arg hell. Schon kurz nachdem mir die Augen verbunden sind, scheint es, als würde ein besonderes Licht in mir scheinen, ein Licht das Bilder hervorbringt, die manchmal lange vergessen waren, und manchmal Traumbilder, die ich mit offenen Augen nie sehen würde. Ich habe keine Angst vor dieser Dunkelheit, das Gefühl der verbundenen Augen ist für mich auch ein Gefühl von Ankommen und Ruhe finden. Und in den Momenten, in denen ich oft im Stehen warte, ganz oft nur wenig auf meinem Körper trage, manchmal ganz nackt bin, jeden Luftzug über mir spüre, wie eine Bewegung an meinen Brüsten entlang gleitet, wie ein Lufthauch durch meine Schenkel weht, wie Blicke fast spürbar meinen Körper betrachten, in diesen Momenten verbindet sich ein wenig Furcht, ein wenig Angst, die Neugier, die wachsende Lust, die Verunsicherung und das Wissen, dass er da ist. Und in dieser Sicherheit sehe ich mit den verbundenen Augen so viele Bilder, bis mich die erste Berührung, oder die erste Ansprache, oder das erste Geräusch ganz wachsam und aufs Äußerste sensibel aus der Bilderwelt herausholt.
Das Besondere war diesmal, dass die Tür so lange auf war, bis sie wieder geschlossen wurde. Und in der Verbindung einer langen Nacht, und dem Wissen, dass die Tür so lange auf war, ahnte ich bereits, dass es viele sein würden. Nein, ich ahnte es nicht, ich hörte den Atem. Und es war mehr Atem in der Luft, mehr Atmen im Raum, als es sonst der Fall war. Und fast automatisch versuchte ich, den Atem auseinanderzuhalten, herauszufinden, wie viele verschiedene Atemgeräusche im Raum waren. Und ich erwischte mich dabei, dass ich genau das tat, wovon er mir abgeraten hat. Ich sollte genau dies nicht tun, ich sollte nicht versuchen zu ergründen, ich sollte loslassen, völlig, geschehen lassen, mich einlassen auf die Reise in eine Unendlichkeit. Doch so sehr ich es versuchte, und je länger es dauerte, bis irgendetwas geschah, umso mehr scheiterte ich. Es gelang mir nicht, nicht zu versuchen die Situation zu ergründen. Und mir war klar dass ich damit noch nicht auf der Reise war, für die ich vorgesehen war.
Ich war nackt. Es begann daher nicht mit dem Öffnen eines BHs, es begann nicht mit dem herunter streifen eines Trägers, es begann nicht mit dem herunterziehen meines Höschens, es begann mit der Hand, die so direkt zwischen meine Beine griff, und einer anderen Hand die so klar und fest meine Brust umfasste, eine Hand, die die andere griff, eine Hand die in meine Haare packte und meinen Kopf nach hinten zog, und eine Hand, die meinen Po in Besitz nahmen, und eine Hand die mein linkes und eine Hand die mein rechtes Bein auseinander zog, und eine Hand, die mich dabei umfasste, so dass ich in all diesen kraftvollen Berührungen nicht fiel.
Ich war in diesem Moment so sehr angefasst, berührt, in Besitz genommen, beherrscht, betatscht, ergriffen, genommen, dass ich in diesem Moment vergaß sie zu zählen, und ich sollte nicht mehr dazu kommen, diese Kontrolle jemals zurückzuerlangen.
Die Erinnerung an diese Nacht, an den Tag, und an die Nacht darauf, bis zu dem Morgen, an dem ich wach wurde ohne zuvor wirklich geschlafen zu haben, ist mehr, als die Endlosigkeit zu spüren. Die Erinnerung ist voll mit Händen, voll mit Fingern, sie ist voller Atem, sie ist voller Stöhnen, sie ist voller Schwänze, sie ist voller Männer, sie ist voller Lob und voller Geruch. Doch vor allem, ist sie voll unendlicher Müdigkeit und unendlicher Lust, dem Drang wach zu bleiben und gleichzeitig einschlafen zu wollen.
Die Unendlichkeit ist fühlbar. Und die Erfahrung dass etwas nicht endet, und man es zulässt, dass es scheinbar niemals mehr endet, ist unglaublich. Doch so unglaublich es war, am Ende bleibt in der Erinnerung vor allem der Geruch, der Duft von Sex, und demn ersten Moment, in dem Sie alle zugriffen. Alles andere verschwimmt.
Immer mehr.
War es also doch nicht endlos?
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