Berührung

Er hat mir geschrieben. Ich sehe an der Nachricht, dass es ein langer Text ist. Und der Reiz es sofort zu lesen, genau in diesem Moment, hier während ich noch an der Ampel stehe, kurz vor meiner Wohnung, dieser Reiz ist unglaublich hoch. Ich lese den Beginn, "Liebe Susan...", und sperre mein Handy. Und sofort entsperre ich es wieder, sehe die Zeilen, scrolle und stelle fest dass sie wirklich lang ist, seine Nachricht - und sperre es wieder.

Nein, die Lust auf seine Zeilen werde ich mir aufheben. Ich laufe über die Ampel, es ist rot aber es ist mir egal. Diese Unruhe in mir, diese Neugier und die Lust auf seine Worte, sie lassen mich einfach funktionieren. Die Tür, die Treppen, ich scheine fast zu fliegen. Bin ich tatsächlich vor meiner Tür oder ist es das Stockwerk darüber oder darunter? Die kleine Blüte, dieser ganz kleine Aufkleber neben dem Schlüsselloch zeigt, ich bin vor meiner Wohnungstür. Ich schließe auf, meine Tasche landet im Flur, ich streife meine Schuhe ab und gehe direkt auf meinen Sessel.

Der Sessel steht hinten schräg am Fenster, es ist meiner. Es ist mein Platz, es ist mein Ort, es ist mein Zuhause. Über einige Stationen ist er immer bei mir. Er hat mich getragen, er hat mich in so vielen Situationen erlebt. Es ist mein Zuhause, meine Heimat, mein warmer Ort, es ist wie eine Umarmung. Wenn ich es mir in meinem Sessel mache, wenn ich mich berühre, wenn ich nackt sein will, oder auch nur meine Hände in meinem Höschen verschwinden lasse, dann lasse ich in der Regel vorher den Rolladen ein wenig herunter, dass ich tatsächlich keine Blicke auf mich zulasse, denn der Wohnblock gegenüber könnte mich aus fast allen Wohnungen sehen. Der Reiz es nicht zu tun, mich in meinem Sessel vollkommen zu zeigen, so zu präsentieren, diese Lust und die Unvernunft ist oft groß. Und doch habe ich es nie gemacht. Eigentlich bin ich ja schüchtern. Während ich dies schreibe muss ich lächeln. Ich bin es wirklich. Und ich bin unsicher.

Ich ziehe meine Jeans aus, streife meine Strümpfe ab. Ich steige aus meinem Höschen und lasse den Rolladen ein wenig herunter. Ich entsperre mein Handy, während meine Hand über meinen Bauch streift, den Ansatz meiner Lippen fühlt, ich in mir die weiche Haut wahrnehme und mit dem mittleren Finger leicht angewinkelt meine feuchten Lippen teile, den Finger zwischen meine Lippen lege und mit der Handfläche gegen meine Hügel drücken. Ich lese seine erste Zeile:

"Liebe Susan, als erstes: Zieh den Rolladen hoch..."

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