George & Esteban

Mein lieber Dank geht an luisaakainsane :-*
Heute kann ich euch ein neues Kapitel Präsentieren. ^-^ 
Ich hab damals ja geschrieben, das ich dieses Buch aus reinen Spaß und zum Vergnügen Schreibe. Einfach um mal zu Lachen oder um mal runter zu kommen.
Und man soll nicht alles ernst nehmen, was ich Schreibe. =D
Und trotzdem ist mir ein wenig Handlung wichtig. Hier in dem Kapitel werden Dinge angesprochen, die in den Sozialen Medien sehr populär sind. Deswegen habe ich es nicht erwähnt. In meinen Augen passte es zu den beiden. 
Und mir ist eben wichtig, das jeder so sein darf und soll wie er möchte. Egal in welchem Körper. :-*

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„Ich finde immer noch, dass ich Schneewittchen sein sollte."

„Aber ich habe schon die schwarzen kurzen Haare. Wir brauchen nur noch die schönen roten Lippen. Und die helle Haut."

„Du bist Franzose, du bist schon von Natur aus so hellhäutig. Und Lippenstifte gibt es ja in vielen knalligen roten Farben."

Lachend nickte Esteban, strich sich durch die Haare, während er das Kleid an sich glattstrich. Es war sehr komisch, als Mann ein Kleid zu tragen. Dabei wusste Esteban, dass dies nur ein Vorurteil war. Es gab nicht nur hetero, homo oder bi. Es gab auch diverse andere Sexualitäten.

„Ich habe so schöne lange Wimpern und Beine. Und du musst doch auch zugeben, dass ich eine wirklich schlanke Figur habe. Mir würde das Kleid sicher auch gut stehen."

Fast schon etwas neidisch musterte George seinen Kollegen, der auf einem kleinen Hocker stand und sich im Spiegel seines Kleiderschrankes betrachtete. Das Kostüm war unglaublich gut geworden und George beneidete die Mutter von Esteban schon um diese Fingerfertigkeiten.

„Warum müssen wir eigentlich so geschlechtsspezifisch leben? Kann es nicht egal sein, wenn sich ein Mann weiblich fühlt? Oder eine Frau gerne etwas männlicher? Wieso werden Männer blaue und Frauen pinke Farben zugesprochen? George, du sieht unglaublich gut aus. Deine Gesichtszüge sind sehr weich, fast feminin. Deine Figur ist unglaublich schlank und deine langen Beine sind beneidenswert."

George musste sich eingestehen, dass ihn dieser plötzliche Umschwung des Themas schon überraschte. Gerade eben diskutierten sie noch, wer nun Schneewittchen darstellen durfte und auf einmal sprach Esteban von Geschlechtsidentitäten.

„Wie kommst du jetzt darauf?"

„Na ja. Als Frau hätte ich es leichter", nuschelte Esteban leise, während er immer wieder das Kleid glattstrich. Noch nie hatte er gegenüber einem anderen dieses Thema angesprochen, schämte er sich doch für diese Gedanken. Aber irgendwie verbarg er schon so lange seine Gefühle, dass Esteban einfach nicht mehr konnte. Sein Herz war schwer und er litt schon viel zu lange unter diesem blöden Liebeskummer.

Nachdenklich kratzte sich George am Kopf. Ob er den anderen auf seine Vermutung ansprechen sollte? Oder würde er Esteban damit verschrecken? Aber umsonst hatte dieser nicht diese Aussage getätigt. Vielleicht war es eine Art Hilferuf und es war nun an George, die helfende Hand zu reichen.

„Ich möchte dir nichts unterstellen, aber ich habe eine Vermutung. Kann es sein, dass du in einen Mann verliebt bist? Und da du unbedingt das Kleid tragen möchtest, nehme ich an, dass du glaubst, als Frau wäre es für dich einfacher, den Mann anzusprechen, in den du verliebt bist."

Traurig zuckte Esteban mit den Schultern, senkte den Kopf. Sein eigenes Spiegelbild war gerade zu viel. Außerdem schämte er sich dafür, dass er es mochte, wie er in dem Kleid aussah.

„Als Frau würde ich nicht verurteilt werden, wenn ich dem Mann sage, dass ich in ihn verliebt bin."

„Hm. Willst du eine Frau sein? Hast du das Gefühl, im falschen Körper geboren worden zu sein?"

„Nein. Ich denke nur, dass es einfacher wäre. Oder ich dürfte eben kein Mensch des öffentlichen Lebens sein. Wenn ich einen normalen Beruf hätte, wäre es sicher einfacher, einen Mann anzusprechen, für den man was empfindet."

Etwas umständlich umrundete George den Hocker, stellte sich direkt vor Esteban und suchte dessen Blick. Sie beide verband sicher nicht so eine tiefe Freundschaft, aber er mochte den jungen Franzosen, obwohl dieser oft ohne triftige Gründe schlecht gemacht wurde. George fühlte einfach, dass er jetzt für den Älteren da sein musste.

„Egal in welchem Job du arbeitest, in welcher Gehaltsklasse zu lebst. Sich zu outen, ist ein großer Schritt. Sich schon einzugestehen, auf das gleiche Geschlecht zu stehen, ist schwer. Ich denke, das hat nichts damit zu tun, dass du es als Bankkaufmann vielleicht einfacher gehabt hättest."

Aus guten Gründen konnte George die Ängste des Älteren nachvollziehen, weswegen er nach den Händen von Esteban griff und diesen so dazu brachte, ihm Aufmerksamkeit zu schenken.

„Wieso machst du dir so einen Kopf, Esteban? Ist es wegen der Öffentlichkeit? Wegen den Anfeindungen und dem Hass, der wohl aufkommen könnte?"

„Mit Hass kenne ich mich aus. Ich weiß, dass ich nicht der beliebteste Fahrer bin. Aber ich möchte einfach nicht angespuckt werden, wenn herauskommt, dass ich einen Mann liebe. Immer muss man sich umschauen, kann nie in Ruhe die Zeit mit dem Freund genießen. Es wird immer Menschen geben, die auf einen zeigen würden, die angewidert das Gesicht verziehen würden. Ich will das nicht."

„Ich kann es wirklich schwer verstehen, wieso es auch heute noch solche Vorurteile gibt. In den frühen sechziger und siebziger Jahren haben so viele Homosexuelle gelitten. Sie wurden geschlagen, bespuckt, bestraft und ausgegrenzt. Man hat ihnen das Leben zur Hölle gemacht und trotzdem haben sie gekämpft. Gekämpft für alle Homosexuellen, für alle Gender, für die LGBTQ-Bewegung. Und trotzdem ist es uns auch heute teilweise noch unmöglich, normal leben zu können. Auch heute gibt es noch das feste Weltbild von Mann und Frau. Ich beneide jeden, der seine wahre Liebe frei ausleben kann, der mit dem Partner harmonisch in einer Beziehung lebt und die auch offen zeigen kann."

Mit großen Augen blickte Esteban den Jüngeren an. Er war sich sicher, ob er richtig verstanden hatte. Sollte er George fragen? Aber wenn er sich täuschte?

„Ja, ich bin schwul. Und ich habe einen Freund. Seit fünf Jahren."

Okay, so viel dazu, dass er George vielleicht doch nicht richtig verstanden hatte. Das spitzbübische Lächeln ließ Esteban etwas entspannen, sodass er selbst leicht lächelte. Dass er mit seiner Sexualität nicht allein dastand, war klar. Wäre es doch sehr weitab von der Realität.

„Und wenn ich jetzt petzen würde? Wenn ich dich damit erpressen würde?"

„Wirst du nicht."

„Wieso bist du dir so sicher? Ich bin doch neben Lance auch echt unbeliebt. Und ganz ehrlich, Freunde sind wir beide auch nicht. Kollegen. Aber auch nicht mehr."

„Weil ich dich nicht so einschätze. Du denkst als Frau wäre es einfacher, dem Mann die Liebe zu gestehen, die du für ihn empfindest. Das hättest du nicht nur aus Spaß gesagt. Und ich wage sogar zu behaupten, dass ich weiß, für wen dein Herz schlägt."

Heftig schüttelte Esteban den Kopf, riss die Hände fast schon panisch an sich und sprang vom Hocker. George durfte das nicht wissen – nicht mal ahnen. Das ging einfach nicht. Auch wenn er sich sicher war, dass seine Eltern etwas ahnten, hatte er noch nie richtig über diese Sache geredet.

„Es ist wie bei mir. Du bist in deinen besten Freund verliebt. In Lance. Ich erkenne mich in vielen Momenten in dir wieder. Damals war ich noch jünger als du jetzt und ich habe Alex genauso angeschaut wie du Lance. Zum Glück für mich war Alex nicht so feige wie ich selbst und hat es mir gesagt. Ich war fast 18, als ich mit Alex zusammengekommen bin."

Tief atmete er durch, versuchte zu verstehen, was George gerade einfach so offenbart hatte. Der junge Engländer hatte ihm gerade einen wichtigen Moment seines Lebens erzählt. Aber das war nicht alles. George hatte sich ihm gegenüber geoutet. Auch wenn Esteban davon ausging, dass bei George wohl einige wussten, dass dieser mit Alex zusammen war, fühlte es sich schön an, so ein Vertrauen entgegengebracht zu bekommen – und das, wo sie beide wirklich nicht viel miteinander zu tun hatten.

„Wenn du magst, rufe ich Alex an."

„Wird er nicht sauer, weil du euch beide geoutet hast?"

Schmunzelnd schüttelte George den Kopf, näherte sich wieder Esteban und legte diesem die Hände behutsam an die Wangen.

„Ich vertraue dir, Esteban. Und ich sehe, wie sehr dich das alles beschäftigt und kaputt macht. Du hast noch nie mit jemandem darüber geredet, oder?"

Beschämt schüttelte Esteban den Kopf.

„Glaubst du, deine Eltern würden dich verstoßen?"

„Ich glaube, meine Eltern ahnen was. Als meine Mom das Kleid genäht hat, war sie so seltsam. Sie hat immer wieder Andeutungen in Richtung Lance gemacht. Sie meinte, dass Lance schon blind sein müsste, wenn er nicht sehen würde, wie hübsch ich bin. Und dann meinte sie, dass mein Dad und sie mich über alles lieben. Ich habe nicht verstanden, wieso sie das gesagt hat."

Manchmal glaubte George, dass es doch eine höhere Gewalt gab. Oder wieso sollte er ausgerechnet Esteban als Partner zugelost bekommen haben? Wahrscheinlich hat das einfach so sein sollen, damit er dem Franzosen helfen konnte.

„Weißt du was? Du wirst Schneewittchen machen und ich deinen Prinzen. Und auf der Feier wirst du dann deinen richtigen Prinzen bekommen."

Traurig ließ Esteban den Kopf hängen. Wenn es doch nur so einfach wäre. Obwohl es wirklich fast einfach wäre, da Esteban ja wusste das Lance sich zu Männern hingezogen fühlte. Aber deswegen musste sein Freund sich ja nicht ausgerechnet zu ihm hingezogen fühlen und vielleicht auch noch Gefühle empfinden. Diese Vorstellung war weitab seiner eigenen Vorstellungskraft.

Außerdem hatte er Lance nie gesagt, dass er Männern wohl auch nicht ganz abgeneigt war. Wie würde der Jüngere Reagieren, wenn dieser nach der langen Zeit die sie sich nun kannten Erfahren würde, das er nie die volle Wahrheit bezüglich seiner Neigung erzählt hatte? Lance wäre sicher schrecklich enttäuscht und vielleicht sogar wütend.

Esteban konnte und wollte einfach nicht daran glauben das Lance seine Gefühle erwidern könnte. Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass es wie bei George und Alex sein könnte? In seinem Kopf war diese Chance sehr gering und Esteban wollte aus Angst einfach nichts unnötiges riskieren.

„Lass dir eins gesagt sein, Esteban. Lance ist genauso verschossen wie du. Alex und ich wissen genau, worauf wir achten müssen. Und ich kann deine Ängste und Sorgen verstehen. Es ist ja nicht nur das Versteckspiel vor der Öffentlichkeit. Lance ist dein bester Freund und du möchtest eure Freundschaft nicht riskieren. Richtig?"

+

Zum Glück war Alex nicht zu eifersüchtig. Für George gab es Eifersucht und Eifersucht. Aber sein Freund wusste, dass er sich auf ihn verlassen konnte. Und genau deswegen konnte er Alex auch per Facetime anrufen, während der Kopf von Esteban auf seiner Brust ruhte und er durch dessen schwarzen Haare strich.

„Oh je. Wieder jemand deinem Charme erlegen?"

Lachend schüttelte George den Kopf, blickte Alex verliebt an.

„Bist du bei Valtteri?"

„Ja. Wir besprechen unsere Kostüme. Und wie ich sehe, scheint euer Film ja sehr langweilig zu sein, wenn Esteban schlafen kann."

„Hm. Unser Film ist schon großartig. Wir hatten nur einige Diskussionen bezüglich der Rollenverteilung und wie wir es schaffen, Lance davon zu überzeugen, dass Esteban eine super Partie ist. Oder eher, wie wir beide dazu bekommen, sich auszusprechen."

„Ah. Wir hatten Recht?"

„Hatten wir."

„Du siehst aber nicht sehr glücklich mit dem Wissen aus. Was ist los, Babe?"

„Esteban geht es mit seiner Sexualität nicht so gut. Ich habe versucht, mit ihm zu reden. Ich habe ihm von uns erzählt und dass es natürlich immer ein Restrisiko gibt, jemanden seine Liebe zu gestehen. Gerade wenn es sich bei diesem jemand auch noch um den besten Freund handelt. Meinst du, es wäre möglich, dass wir beide mal zusammen mit ihm reden?"

„Sicherlich. Ich reise heute noch nach England zurück. Du bist bei Esteban?"

„Bin ich. Aber ich frag' ihn nachher mal, ob er morgen mit mir zurückfliegt. Dann könnten wir uns treffen. Irgendwie glaube ich, dass es ihm gut tun würde, noch eine weitere Meinung zu hören."

„Dann steht das mit morgen. Ich muss jetzt auch auflegen. Valtteri will mir irgendwas Finnisches andrehen. Sollte ich morgen nicht zu dir kommen, hat mich Valtteri auf dem Gewissen."

Lachend legte George auf, nachdem er sich ausgiebig mit Liebesbekundungen verabschiedet hatte. Außerdem war Valtteri hinter Alex aufgetaucht und hatte drohend den Finger gehoben, während er todernst versicherte, dass Alex seine finnischen Kochkünste lieben würde.

Jetzt musste er nur noch Esteban dazu bekommen, am morgigen Tag mit ihm zurückzufliegen. Aber nach dessen emotionalem Zusammenbruch und der Erkenntnis, dass der junge Franzose auf seiner Brust lag und schlief, war George guter Dinge, dass Esteban dem kleinen Ausflug zustimmen würde.

TBC ...


https://youtu.be/BMna5mm9CO4

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