Nach dem Unfall

Das ist jetzt keine gewöhnliche Gruselgeschichte. Sie ist nämlich nicht gruselig, sondern traurig.
***

Ein Krankenhaus... Krankenhaus? Warum bin ich hier? Ich liege in einem Bett, unter warmen Decken. Wie bin ich hierher gekommen? Ich betaste meinen Kopf. Ein Verband? Was war passiert? Ich... kann mich an nichts erinnern. Mein Kopf dröhnt. Immer heftiger... Bilder. Viele Bilder. Geräusche. Ein Wirr-warr. Ich weiß nicht, wann was war. Ein Kinderlachen. Ein lächelnder Mann. Ein Familienfoto. Ein Grab. Ein Auto. Meine Stimme. Ein Schrei. Nein, mehrere. Zwei. Scheinwerfer. Die Tränen eines Jungen. Halt, wo ist der Junge? Ich stehe auf und mache mich auf den Weg. Ich muss den Jungen finden. Er... Ich weiß jetzt, er ist mein Sohn. Er muss doch irgendwo in der Nähe sein. Nur wo? Hinter dem Vorhang... Da ist noch ein Bett. Der Junge liegt dort, kaum 6 Jahre alt. Ich erinnere mich nicht an seinen Namen. Ich stehe vor dem Vorhang, er muss mich bemerken. Doch er starrt nach oben. Er lächelt traurig.
"Mama, hörst du mich?", flüstert er. "Ich weiß, du kannst mich hören. Was werde ich jetzt ohne dich tun? Ohne Papa. Ich will zu dir. Aber ich werde nicht kommen, es tut mir leid. Ich werde für uns drei weiterleben. Damit ihr nicht vergessen werdet. Mama, du wolltest Papa zurück. Hast du ihn getroffen? Du hast es verdient. Ich werde dich vermissen... Ich vermisse dich jetzt schon. Ich liebe dich."
Was redet er da? Ich lebe doch. Ich lebe! Mein Sohn dreht den Kopf zur Seite und blickt mir direkt in die Augen. Doch gleichzeitig auch dadurch. Kann er mich nicht sehen? Ist er blind geworden? Bitte nicht. Ich will ihm sagen, dass ich da bin, doch es kommt kein Wort heraus. Ich will ihn trösten. Ich lege meine Hand auf die Seine. Aber... Ich kann ihn nicht anfassen. Ich nehme meine Hand weg und mustere sie. Sie ist durchsichtig. Ich... bin tot? Ich bin tot... Entsetzen breitet sich in mir auf. Doch da, in der Tür! Da steht mein Mann. Und mein Herz beruhigt sich. Er winkt mir zu. Ich sehe zum letzten Mal auf unseren Sohn herab, beuge mich vor und küsse ihn auf die Stirn. Obwohl ich seine Haut kaum spüre.
"Ich bin immer da.", flüstere ich.
Eine Träne läuft über seine Wange, er lächelt. Und ich gehe zu meinem Geliebten.

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