Ich werde es nicht essen!
Diese Story ist auch eine der gelungensten
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"Ich werde es nicht essen!", schrie sie und Tränen liefen in Strömen über ihre Wangen.
Der schwarzgekleidete Maskierte schob den Teller schweigend näher an sie ran.
"Nein!", wiederholte sie.
Schluchzend umfasste sie ihre Beine stärker mit den Armen und vergrub das Gesicht in dem freien Bereich zwischen Knien und Brust.
Nur, um mehr Abstand zum Teller zu haben. Nur, um den Teller nicht zu sehen.
"Nein... Nein..."
Immer wieder schüttelte sie den Kopf.
"Ich werde es nicht essen...", flüsterte sie weiter.
Als der kalte Teller ihre nackten Füße berührte, kreischte sie schrill auf. Das Mädchen sprang sofort auf und lief zu der anderen Wand, wo sie sich genauso wie vorhin niederließ. Der Maskierte ging weiterhin schweigend um den Teller herum und schob ihn wieder in ihre Richtung.
"Ich werde es nicht essen!", schrie sie ihn verzweifelt an. "ICH WERDE ES NICHT ESSEN!"
Doch den Maskierten kümmerten ihre Worte nicht und der Teller bewegte sich immer näher an sie ran.
"NEIN!!", heulte sie.
Trotz der sehr schlechten Beleuchtung wusste sie, was auf dem Teller lag, obwohl sie es nicht sah.
Sie war sehr hungrig und, als der Maskierte vor zehn Minuten kam, probierte sie es. Ein Stück rohen Fleisches.
Höchstwahrscheinlich eines Menschen.
Den sie sogar kennen könnte.
Als ihr das bewusst wurde, erbrach sie das Gegessene. Und jetzt war sie sich sicher: Wie hungrig sie auch war oder werden würde, sie würde nie im Leben etwas essen, was man ihr hier anbot. Nie im Leben. Sie würde sogar lieber sterben als das zu tun.
Wieder berührte der Teller ihre Füße. Und wieder sprang sie kreischend auf und lief zur anderen Wand, wo sie sich wieder niederließ.
"Lassen Sie mich in Ruhe!"
Der Maskierte hielt inne. Sie merkte das, als das Scharren plötzlich aufhörte. Dann bewegten sich die Schritte des Maskierten von dem Mädchen weg und die Tür wurde abgeschlossen. Sie hob den Kopf und sah sich mit verweinten Augen um.
Er war nicht mehr da. Doch der Teller stand in der Mitte des Raumes. Jetzt hatte sie Zeit nachzudenken.
Wo war sie?
Wie war sie hier angekommen?
Wie lange war sie schon hier?
An nichts von dem konnte sie sich erinnern. Sie wusste auch nicht, wer und wie alt sie war. Sie konnte sich überhaupt an nichts erinnern.
Doch irgendwas verriet ihr, dass das Fleisch auf dem Teller wirklich von einem ihrer Bekannten stammte. Ihr Bauch knurrte laut.
"Ich werde es nicht essen.", wiederholte sie für sich selbst. "Auf keinen Fall. Nie im Leben."
Nach einer gefühlten Ewigkeit kam der Mann zurück und tauschte den Teller aus. Unter Bauchschmerzen sah das Mädchen dem zu und schlief letztendlich ein.
Irgendwann nach ihrem Aufwachen wurde der Teller wieder ausgetauscht. Immer wieder verlief das so.
Immer wieder stand der Teller etwas näher an ihr.
Immer wieder knurrte ihr Bauch.
Ihr Hals war trocken wie die Wüste und sie hatte schon vergessen, wie es war, wenn man keine Bauchschmerzen hatte.
Sie spürte, wie die Kräfte sie langsam verließen.
Doch der Lebenswille setzte sich durch!
Sie kroch wackelig die paar Schritte zum Teller mit blutigem Fleisch. Fischte ein Stück in die Hand und steckte es in den Mund. Mit Brechreiz kaute sie und schluckte die Masse runter. Sie dachte, es würde wieder hochkommen, aber das passierte nicht. Ihr Magen begann zu arbeiten.
"Ich werde es nicht essen...", flüsterte sie unter Tränen.
Ihre Hände zitterten, als sie das nächste Stück nahm und in den Mund legte. Sie selbst zitterte, als sie es durchkaute und runterschluckte.
"Ich werde es nicht essen...", weinte sie und nahm ein drittes Stück.
"Auf keinen Fall..."
Und ein weiteres Stück.
"Nie im Leben..."
Und noch eins.
"Nein..."
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