Evocative Jane (2)
Jane hatte zwar Angst, aber nachdem sie erfuhr, was für eine "Krankheit" sie hatte, war sie für die Operation. Und in zwei Wochen war es soweit. Aber nicht alles lief nach Plan. Wie der Arzt gesagt hatte, gab es Nebenwirkungen. Leider schlimme.
Jane spürte, dass sie wach wurde. Aber alles um sie herum war schwarz. Ist jetzt Nacht?, überlegte Jane für sich. Dann hörte sie leises Schluchzen. "Ist hier jemand?", rief sie "Kann jemand das Licht anschalten?"
"Jane, Schätzchen,", hörte sie ihre Mutter sagen. Sie weinte. "Es ist noch Nachmittag."
"Aber ich sehe ja nichts. Überhaupt nichts."
Sie verstummte. Ihr wurde plötzlich alles klar. Aber sie wollte es nicht zugeben. Jane wurde umarmt.
"Es tut mir leid.", sagte der Vater. Auch seine Stimme wirkte sehr traurig, weinerlich.
"Heißt das, ich bin blind? Für immer?"
In ihren - von nun an - weißen Augen bildeten sich Tränen, die sofort ihre Wangen hinunterliefen.
"Aber du bist gesund.", ertönte die Stimme der Mutter.
"Ich bin nicht gesund! Wozu soll ich leben, wenn ich nichts sehen kann? Besser wäre es, zu sterben!"
"Sag das nie wieder. Du bist uns wichtig. Egal, ob du uns siehst oder nicht. Wir brauchen sich, Jane.", meinte der Vater. "Du bist unser Leben."
Auch er umarmte seine Tochter.
In zwei Wochen wurde Jane aus dem Krankenhaus entlassen.
"Ich will in die Schule!"
"Jane, wie willst du das anstellen?!"
"Mama, ich will nicht mein ganzes Leben zu Hause verbringen! Auch wenn ich blind bin, ich werd nicht mein ganzes Leben lang in meinem Zimmer rumsitzen!"
"Ich habe für dich schon eine neue Schule gefunden."
"Für Blinde? Ich will da nicht hin! Ich will zu meinen Freunden! Am Montag bringst du mich in meine Klasse. Bitte. Bitte Mama, bitte..."
"Hey, zieh die an."
Der Vater drückte seiner Tochter eine Sonnenbrille in die Hände.
"Wofür?"
"Eh... Deine Augen... Sie sind... etwas gruselig."
"Ja? Welche Farbe? Nicht grün?"
"Weiß, Süße..."
"Das hab ich geahnt.", seufzte das Mädchen, zog die Brille an, lächelte. "Sehe ich schön aus?"
"Anders kannst du es nicht."
Jane errötete. Ihr Vater öffnete die Tür des Autos und half ihr rein.
"Dann wünsch ich euch beiden einen schönen Tag."
Der Mann schloss die Tür und Jane fuhr mit ihrer Mutter weg.
"Mama, ich hoffe, du willst nicht mit mir in der Schule bleiben...?"
"Na doch."
"Nein! Vika wird auf mich aufpassen. Ich schaff das auch ohne dich."
"Wirklich?"
"Ja, natürlich."
Die Frau führte ihre Tochter noch in die Schule, wo sie neben einem Mädchen stehen blieb. Ohne etwas zu sagen, verließ sie die beiden Mädels. Vika umarmte Jane.
"Jane, wir haben dich vermisst! Vor allem ich. Ich dachte, du wurdest noch Mittwoch rausgelassen..."
"Eigentlich schon. Aber..."
Sie befreite sich aus der Umarmung der Freundin und zog die Brille etwas runter. Vika zog die Luft erschrocken ein.
"Was ist passiert?!"
In James Augen bildeten sich Tränen, welche sie sofort mit dem Handrücken wegwischte.
"Du Arme. Kann ich dir irgendwie helfen?", meinte Vika leise.
Aber Jane schüttelte den Kopf.
"Jane, gibt es einen Grund, weshalb du nicht mitschreibst?", fragte der Mathrlehrer.
"Ja. Und wenn Sie so nett wären, ins Klassenbuch zu schauen, würden auch Sie ihn wissen.", antwortete diese frech.
Erstmal wollte der Lehrer etwas entgegnen, doch er entschied sich, Janes Worten zu folgen. Er entschuldigte sich sofort. Jane lächelte in sich hinein. Das war ein kleiner Sieg für sie.
"Das war richtig cool von dir, Jane.", sagte Vika mach dem Unterricht.
"Danke. Der hat's verdient."
"Sag mal, wirst du jetzt jeden Tag zur Schule kommen?"
- Das hatte ich vor. Ja, ich weiß, es gibt spezialisierte Schulen und so, aber... Ich will da nicht hin. Ich will einfach weiterleben."
Plötzlich konzentrierte sich Jane.
"Was ist?"
"Vika, was hast du heute an?"
"Jeans und das New-York- Shirt. Warum fragst du?"
"Einfach so, für mich."
Das ist unlogisch. Woher wusste ich das?, fragte sich Jane in Gedanken. In dem kurzen Moment schien es ihr so, als ob sie ihre Freundin schwarz-weiß sehen konnte. Aber sie war doch völlig blind! Und die Rede war nur über Vika. Jane hatte nur sie gesehen. Aber trotzdem, das geht doch nicht!
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