Die Nacht des Todes
Es ist dunkel. Ich kann nicht einmal meine Hand sehen und ich halte sie ganz nah ans Gesicht. Als ob ich blind geworden bin. Es ist kalt. Ich weiß, dass ich etwas Warmes anhaben muss, aber ich friere trotzdem heftig. Es ist leise. Es ist so leise, dass mir die Ohren dröhnen und ich das Gefühl habe, dass ich taub geworden bin. Ich weiß nicht, wo ich bin. Vor einer Stunde, als ich aufgewacht bin, lag ich auf dem feuchten Boden. Genauer gesagt, auf der Erde. Meine Rufe und Schreie werden von der Dunkelheit eingesaugt. Ich glaube nicht, dass sie bis nach draußen durchdringen. Ich versuche schon die ganze Zeit mich zu erinnern, was als letztes passiert war. Warum kann ich mich an nichts erinnern? Ah, es ist mir eingefallen!
Ich war mit meiner Freundin draußen. Ich sollte bis zehn wieder zu Hause auftauchen. Aber ich war zwei Stunden zu spät. Durch die Hintertür schlich ich mich in mein Zimmer. Aber auf der Treppe rutschte ich aus und knallte mit dem Kopf auf den Boden, wobei ich laut aufschrie und dann noch eine Weile brauchte, um zu Sinnen zu kommen. Niemand eilte brüllend zu mir. Das wunderte mich, aber mit heftigem Dröhnen im Kopf konnte ich schlecht denken. Immer noch schwankend stieg ich vorsichtig die Treppe doch hoch. Im Spalt unter der Tür vom Schlafzimmer meiner Eltern bemerkte ich Licht. Sie schliefen nicht, haben das Knallen gehört und sind trotzdem nicht rausgekommen? Das ist fies, im Ernst., dachte ich. Ich öffnete spaltbreit die Tür und spähte rein. Die Stehlampe war an, doch ich fand niemanden. Also trat ich ein, um die Lampe auszumachen. Diesmal war die Decke meiner Eltern rot. Hübsch... Das dachte ich zuerst, aber dann trat ich mit dem Fuß - ohne Schuhe - in etwas kaltes, nasses und dickflüssiges. Etwas rotes... Sofort trat ich erschrocken nach hinten. Von der Decke tropfte etwas genauso rotes in die Lache. Mir wurde schlecht als ich verstand, dass die Decke eigentlich nicht rot war, sondern weiß. Mein Atem beschleunigte sich heftig, ich bemerkte den schrecklichen Gestank, mir wurde noch schlechter. Aber! Mit spitzen Fingern zog ich die durchnässte Decke weg. Ich übergab mich ehe ich verstand, was ich wirklich sah. Eine blutige Masse lag auf dem Bett. Muß aus Fleisch, Knochen, Muskeln, Organen und was weiß ich noch was. Nur irgendwo in einem ganz weitem Teil meines Verstandes wusste ich, dass diese rote Masse einmal meine Eltern waren. Ich blickte nochmal hoch und dann wurde auch die ganze Welt um mich schwarz.
Ich fange an, zu weinen. Heftig zu weinen, bekomme kaum noch Luft, mir ist wieder schlecht. Vor meinen Augen ist wieder das Bett und die rote Masse darauf. Ich halte es so gut, ich kann, aber ich übergebe mich trotzdem. Das Bild des Passierten verschwindet nicht aus meinem Gedächtnis. Doch... Wie kam ich hierher? Wo bin ich überhaupt? Plötzlich ging das Licht an. In folgender Sekunde erkannte ich, dass ich mich in einer Art Keller befand. Vor mir stand ein Mann, doch ich sah ihn nur bis zur Brust, weil ich auf den Knien stand und nicht nach oben blickte. Er hielt einen Messer auf meine Brust gerichtet. Ich schaute zu ihm hoch, auf Mitleid flehend. Doch dann stach er zu. Ich spürte einen heftigen Schmerz, sah das Blut und spürte, wie ich zu Boden fiel und langsam starb...
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