_ Meine Großmutter _

,,Es passierte im Jahre 1948. Das war die Zeit in der alles begann. Ich saß mit meiner Familie am Frühstückstisch und wir lachten über die doofen Witze meines Bruders als die Tür zum Gästezimmer aufschwingt und unsere drei Mitbewohner heraustraten. Juden aus Deutschland" Ich schaue Oma aus großen Augen an. ,,Und warum sind sie aus Deutschland gekommen?" Oma lächelt mich an und streicht mir über den Kopf. ,,Das war nach dem zweiten Weltkrieg. Die Nazi haben Juden und jeden der gegen sie war sehr schlecht behandelt. Deswegen haben wir sie aufgenommen, als sie kamen" ich nicke und warte bis sie weiter erzählt. ,,Nun ja. Du musst wissen, wir lebten schon seit drei Jahren zusammen und Hanna und ich waren sehr gute Freunde geworden. Hanna ist die Tochter und das einzige Kind der Gastfamilie" verträumt schaut Oma die Wand an bevor sie weiterspricht. ,,An dem Tag hat meine Mutter, deine Uroma, uns allem mitgeteilt, dass wir nach Gaza und zu meiner Oma und meinem Opa fahren werden. Sie hat gefragt ob es in Ordnung wäre wenn Hanna und ihre Eltern für einige Wochen alleine im Haus wären. Es war ein schönes Haus. Groß mit zwei Etagen und einem großen Feld Orangen. Mein Vater wollte im Sommer danach einige Olivenbäume einpflanzen. Dazu kam es aber nie" meine alte Oma seufzt schwer und blickt mich traurig lächelnd an. ,,Warum?" frage ich aus Neugierde. Es war lange still. Sehr lange, so lange, dass ich dachte das war es. ,,Wir sind zu Oma und Opa gefahren. Nach Gaza-„ ich unterbreche aufgeregt ,, hier wo wir gerade sind!" stelle ich glücklich fest. Oma lacht. ,,Ja genau, wo wir sind. Damals blieben wir für einen Monat hier. Genau in diesem Haus in dem wir gerade sitzen" sie lächelt mich an und ich sehe mich aus großen Augen um. ,,Als wir zurück kamen, am 31 Januar 1948-„ Oma schaut sich traurig um. ,,-haben sie uns nicht wieder rein gelassen" ihre Stimme zitterte leicht. Ich umarme meine Oma ganz fest. ,,Es war eine Art kleiner Kampf. Mein Bruder und mein Vater versuchten rein zu gehen und ein paar unserer Sachen wenigstes mit zu nehmen. Nichts haben sie uns gegeben. Hannas Vater kämpfte gegen sie und ein paar anderer Ausländer, die zu ihnen eingezogen sind. Nur unser Schlüssel blieb übrig" Oma löst sich von mir, ging zu einem der Schubladen neben dem Esstisch und öffnet das oberste Fach. Sie holt etwas raus und kommt humpelnd zu mir zurück. ,,Das ist er", sie drückt mir einen Schlüssel aus kaltem Metall in die Hand. Er war groß. So groß wie meine zwei 8-jährigen Hände zusammen. ,,Wooow der ist groß" kommentiere ich. Oma lacht, hebt mich hoch und setzt mich wieder auf ihren Schoss. ,,Ja das sind alle Schlüssel damals gewesen. Zurück zur Geschichte?" fragt sie mich. Ich nicke wild und lege den Schlüssel auf Seite. ,,Wo war ich dran? Ah ja! Die Männer kämpften während meine Mutter und ich zurück zum Auto flüchteten. Meine Mutter weinte, während ich nur Wut in mir spürte. Ich konnte es immer noch nicht glauben. Bis Hanna aus dem Haus trat und sich über die Lautstärke des Kampfes beschwerte. Rate mal was? Dieses Mädchen hatte mein Sommerkleid an! Es war mein Lieblingskleid und sie wusste es! Da habe ich es plötzlich gemerkt. Alle ihre bösen Andeutungen. Bevor wir gegangen sind hat mich Hanna gefragt ob sie mein Zimmer haben darf. Sie hat nicht erwähnt das es nur für diesen Monat wäre. Ich dachte es war selbstverständlich. Sie nutze es aber damals als Argument der Zustimmung. Sie meinte ich habe zugestimmt. Hannas Vater hatte gelächelt und nett gesagt sie passen schon gut auf das Haus auf. Er meinte sie behalten es und passen drauf auf, als ihr eigenes. Die ganzen drei Jahre hat Hanna vieler meiner Sachen und Klamotten sehnsüchtig angestarrt. Sie wollte sie als ihre. Ich habe mich so dumm gefühlt. Ich dachte wir waren Freunde. Ich dachte wir verstehen uns super und sind wie eine Familie. Aber als ich sie da am Türrahmen stehend sah, wie sie in meinem Kleid dastand und meinen Bruder anmeckerte er sei zu laut und meinen Bruder schubste und uns zurief wir sollen verschwinden, da habe ich mich so dumm gefühlt" Tränen laufen die Wangen meiner lieben Oma runter. Ich weine mit. Sie wischt mir die Tränen aus dem Gesicht. ,,Weine nicht, denn das war nur der Anfang. Das geht so jetzt seit über vielen Jahren so. Es wurde schlimmer. Wir kehrten zu meiner Oma zurück und erklärten ihr die Situation. Sie sagt wir sind nicht die einzigen. Viele flüchteten nach Gaza und anderen Städten. Es wurde aber schlimmer. Die Flüchtlinge aus Deutschland nutzten auch Waffen und zerstörten über 400 Dörfer. Viele dieser Städte waren dann unbewohnbar, so zerstört war es" ich kralle mich an meine Oma. ,,Jetzt ist es noch viel schlimmer, oder? Sie kommen einfach in unsere Häuser rein und nehmen Jungs und Mädchen, Mütter und Väter mit sich. Oder sie schießen auf der Straße, während wir Kinder spielen, auf uns! So ist Bruder gestorben-„ neue Tränen drohen aus meinen Augen zu brechen. ,,Genau" bestätigt es meine Oma. ,,So schlimm ist es nun geworden" sie seufzt wieder schwer. ,,Wer sind sie?" flüstere ich fragend nach einer Minutenlangen Stille. ,,Zionisten" antwortet Oma mir knapp.

...

Tränen laufen mir über das Gesicht. Erinnerungen meiner Oma kochen hoch während ich auf ihren leblosen Körper starre. Sie ist erfroren. Dieses mal mussten wir alle aus Gaza in den Norden flüchten. Meine Oma ist eine schwache und alte Frau, sie kam nicht mit unseren Schritten mit und blieb zurück. Es ist eine Woche her. Jetzt bin ich den ganzen weg zurück gegangen um sie zu finden. Was ich sehe tut mir aber sehr weh. Mir ist bewusst das in dieser Gegend mehr als ein Israelischer Soldat am Tag herumläuft. Keiner hat ihr geholfen, ihr eine warme Decke gegeben oder ähnliches. Wieder packt mich kalte Wut. Erst treiben sie uns hierher und dann sollen wir wieder fliehen? Sie helfen uns nicht, aber tun uns immer wieder weh. Sie töten uns ohne Rücksicht zu nehmen, sie feiern über unseren Verlust. Es ist schlimmer als je. Sie töten uns in großen Massen, schießen auf uns mit allen Möglichen Mittel und die Welt ist still. Menschen sagen sie wissen nichts. Das sind Ignoranten. Sie glauben jedem und alles und recherchieren nicht selbst. Ich balle meine Hände zu Fäusten. Wie lange müssen wir das noch ertragen?  Diesen Schmerz noch spüren? Ich schließe meine Augen und lasse den Wasserfall laufen. Wir wollen nur Frieden. Freiheit. Rechte. Ein normales Leben. ,,Bitte öffnet die Augen" flüstere ich in die kalte Nacht.

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