Hufe im Sand
Prolog:
Laut donnerten Hufe über den Boden als ein kleines Fohlen wie ein kleiner Wirbelwind durch die ganze Herde rannte. Mit nach hinten gedrehten Ohren und langem Hals sprintete es voller Lebensfreude, bremste abrupt um einige spielerische Buckel und Sprünge zu vollführen. Mit seinen langen Beinen trat es in die Luft und wieherte munter. Als es dann müde war, trabte es mit hängendem Kopf zu seiner Mutter und trank an ihren prallen Zitzen. Es verstand nicht, wie es die anderen Fohlen aushalten konnte, den lieben langen Tag faul in der Wiese zu dösen und ab und an von den Stuten zu trinken. Als es fertig war, spitzte es aufgeregt die Ohren und schnaubte. Die Sonne blendete das kleine Wesen, trotzdem lies sein Spieldrang nicht nach. Weitere Bocksprünge wurden gezeigt und wieder wurden die Hinterbeine in die Höhe katapultiert. Verschlafen hob eines der Fohlen den Kopf aus dem Gras, lies ihn aber nach wenigen Minuten wieder sinken. Die Ausgewachsenen Pferde machten auch nicht viel, außer einige Meter zu gehen, um dann wieder den Kopf zu senken um an das leckere Gras zu gelangen. Einige der Jährlinge ließen sich ab und zu zum spielen bewegen, doch auch sie machten meistens nichts anderes als gemütlich zu grasen. Doch das silbergraue Fohlen war immer aktiv, war früher wach als die anderen und legte sich nur hin, wenn es Nacht war und es schlief. Wieder begann es im Renngalopp die anderen zu umkreisen und immer und immer schneller zu werden. Es kam eher nach seiner Mutter, denn ihre Vater war ein rot-brauner Hengst. Wie es sich gehörte durfte nur ein ausgewachsener Hengst die ganze Herde beschützen, wenn die männliche Jährlinge mehr als ein Jahr alt waren, wurden sie meistens von den Stuten vertrieben. Es passierte sehr selten, dass sich Brüder in der selben Herde trafen, da der schwächere von beiden oft vertrieben wurde. Wenn es dann so war, wurde der stärkere oft zum Leittier auserkoren und der andere musste sich einen Platz ganz unten in der Hierarchie suchen. Wenn aber beide ungefähr gleich stark waren, akzeptierte der schwächere in der Paarungszeit seinen niedrigen Posten und deckte die Stuten. Oftmals kam es dabei zu heftigen Streitereien die zu gefährlichen kämpfen ausarteten. Dabei hatten beide die Ohren vollständig nach hinten gelegt, traten nacheinander und bäumten sich auf, ebenfalls wurde gebissen und gezwickt. Dabei schnaubten beide gefährlich und wieherten aggressiv. Wenn keiner aufgab konnte es mehrere Tag dauern oder mit schweren Verletzungen und dem Tod enden. Doch waren die Stuten nicht paarungsbereit, duldeten sie keinen von beide, traten und bissen nach ihnen, bis sie sich zurückzogen. Doch wenn ihre Feinde, wie Hyänen, Wölfe, Wildhunde und Großkatzen die Herde angriffen, verteidigte sie sie gemeinsam. Doch das interessierte das Fohlen nicht, es hatte seine Mutter und viel viel Milch, die es sicher durch die kalten, sowie die warmen Tage nähren, bis es ebenfalls auf den Genuss von Gras kam. Als dem kleinen dann das Fell juckte, weltzte es sich ausgiebig im Staub. Mit halb geschlossenen Augen und schnaubte es zufrieden, bis es gemütlich auf stand, seinen Körper schüttelte und zu seine Mutter galoppierte. Die empfing es mit geweiteten Nüstern und stieß ein kehliges, rollendes Wiehern aus. Das Jungtier antwortete mit dem selben Laut und suchte dann nach den Zitzen seiner Mutter und trank gierige, schnelle Schlücke. Als ihn dann etwas in den hinteren Oberschenke zwickte, trat es nach hinten aus und erwischte ein anderes Fohlen. Schnell drehte das angegriffene seine Ohren nach hinten, drehte sich mit einem übermütigen Sprung zu dem anderen um und bäumte sich spielerisch auf. Das anderen Fohlen, ein feuerrotes folgte seinem Beispiel und beide waren in einen spielerischen Kampf verwickelt. Als sie wieder auf allen Vieren gelandet waren, versuchten beide ihren Gegner mit dem Kopf wegzustoßen und mit den Zähnen in die Beine zu zwicken, damit das andere einknickte. Ebenfalls benutzten sie ihre Hufe, um nach dem anderen zu treten. Als dann beide genug hatten, ließen sie von einander ab und schnaubten müde. Als die Nacht hereinbrach und die Sterne die Felle der Pferde silbern beschienen legte sich nun auch das silbergraue ins Gras, schloss seine schweren Lider und träumte, wie es munter durchs Gebirge preschte. Zufrieden kuschelte es sich an das warme Fell ihrer Mutter und genoss den schönen Traum. Am frühen Morgen wurde es unsanft aus diesem Traum gerissen, alle Pferde hatten die Ohren angelegt und wuselten panisch hin und her. Manche rammten sich gegenseitig, andere hatten die Nüstern gebläht und schnaubten ängstlich. Instinktiv versteckte es sich unter dem schützendem Bauch seiner Mutter, aber auch sie ließ sich schnell von der Panik der anderen anstecken. Nervös tänzelte sie hin und her, suchte verzweifelt nach der Leitstute, die im schnellen Trab die andere zu beruhigen versuchte. Die Junghengste bereiteten sich vor, angeführt von dem Leithengst, die Herde zu beschützen. Die Luft stank nach Angst und Unsicherheit, jedes Pferd suchte die Gefahr, die sich leise in den Schatten versteckt hielt. Schützend hatte die Herd die Fohlen in die Mitte genommen, die männlichen Jährlinge hatten sich Außenrum positioniert, um die Stuten zu schützen. Da nur wenige ausgewachsene Hengste in der Herde bleiben durften, war es die Aufgabe des führenden und ältesten Hengstes, sich dem Angreifer zu stellen und ihn möglichst lange abzulenken. Neugierig war das silbergraue Fohlen unbemerkt aus dem schützendem Ring geschlüpft, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen. Ohne Vorwarnung schoss einer der Berglöwen aus dem Schatten, als es versuchte, so schnell wie möglich wieder in den Schutz der Herde reinzugelangen, musste es schweren Herzens feststellen, dass die Raubkatze ihm ganz nah auf den Versen war. Panisch versuchte es auszutreten, und gleichzeitig so schnell wie möglich zu galoppieren. Mit einem schrillen schmerzhaften Wiehern, gab es Kund, dass der Angreifer sein Bein erwischt hatte. Krampfhaft versuchte das kleine, nicht zu stolpern und auf dem Boden zu landen, wo es nur eine frage der Zeit war, bis es für immer sein leben aushauchte. Von panischer Angst erfüllt fühlte es die großen und scharfen Krallen des Tieres sich in ihre Schulter bohrten und sie beinahe aus dem Gleichgewicht geworfen wurde. Desto schneller sie versuchte wegzurennen, desto langsamer und schwächer wurden ihre Bewegungen. Bald spürte sie die Zähne in ihrem Genick, sah zu, wie ein anderes Fohlen gerade eben zu Tode gekommen war und war kurz davor, sich geschwächt hinfallen zu lassen, um sich ihrem Schicksal zu ergeben. Diesmal war es nicht das kleine Fohlen, sondern das Raubtier, dass schmerzhaft aufschrie. Als es schlagartig von den Pranke und Zähnen des Angreifers frei kam, überschlug es sich ein paar mal, bis es schließlich ausgestreckt auf dem Gras liegen blieb. Nur verschwommen sah es, wie ihr Vater gegen ihren Angreifer wetterte, ihm die Hufen auf den Kopf und den Rücken schlug und es mit heftigen bissen von seiner Tochter weglockte. Als er für kurze zeit mit allen vier Hufen auf dem Boden aufkam, um sich dann wieder aufzubäumen, sprang ihm die Großkatze an den Bauch. Voller Schmerz wieherte er auf, trat nach seinem Angreifer, der sein Maul immer fester schloss. Mit heftigen Tritten bearbeitete er seinen Gegner, doch dieser ließ nicht los, bevor es eine klaffende, blutende Wunde in das rot-braune Fell zu reißen. Mit einem letzten, schmerzhaften Tritt schaffte ihr Vater es, sich von dem Berglöwen zu befreien und ihn endgültig zu vertreiben. Währenddessen kämpften die Junghengste gegen die drei anderen, der fünfte war schon vor längerer Zeit abgehauen. Alle hatten blutende und offenen Stellen, der Rest der Herde hatte sich im schnellen Galopp zur anderen Seite geflüchtet, um möglichst weit weg sein. Als dann alle Raubkatzen abgezogen waren, aber nicht ohne das tote Fohlen mitzunehmen, zogen die Hengste erschöpft und mit hängendem Kopf zu den anderen. Statt den jüngeren zu folgen, blickte sich der Leithengst zu seiner Tochter um, die heftig schnaufen und mit unendlichen Schmerzen auf dem Boden lag. Auch er Wieherte kehlig und rollend, und als dann die Mutter des Fohlens angetrabt war, rief sie mit dem gleichen Laut nach dem kleinen. Die Wunde auf der Schulter, hatte das silbergraue Fell verklebt, doch diese Wunde hatte schon aufgehört zu Bluten, doch die Wunde am Bein entließ noch warmes, salziges, zähes Blut. Schmerz durchfuhr ihren ganzen Körper, als sie mit Hilfe der Nase ihrer Mutter versuchte, sich zu erheben, schwach wieherte sie, bevor sie in schnelle Bewusstlosigkeit wieder auf den Boden viel und mit geschlossenen Augen liegen blieb.
1. Kapitel
Schmerzhaft verzog die Stute ihr Gesicht, als sie versuchte, sich nach dem Schlaf auf die Beine zu kommen. Um sie herum Erhoben sich auch die anderen allmählich auf die Beine, manche gähnten ausgiebig, andere schnaubten und staksten auf und ab. Das schmutzige, silbergraue Fell der alten Stute war mit viel weiß abgedeckt worden, die schmerzen in ihrem Bein ließen nur sehr selten nach. Fast wäre sie zu der neuen Leitstute auserkoren worden, doch durch die Einschränkung wegen ihrem verletzten Hinterbeines, hatten sie eine andere, ältere und stärkere Stute ausgewählt, doch das störte sie nicht, im Gegenteil, sie war froh darüber, in ihren alten Tagen in Ruhe und Frieden ihrem Alltagstrott zu folgen. Fohlen hatte sie keine, da sie den Leithengst ungern an sich ran ließ und, obwohl es schmerzte, nach ihm austrat. Manche in ihrer Herde hielten sie für labil und unberechenbar, da sie in ihren Augen oft ein aggressives verhalten zeigte. Oft stand sie alleine irgendwo außerhalb der Herde, da sie sich selten und ungern bewegte. Doch auch wenn es die Aufgabe der Hengste war, stellte sie sich jedem Gegner, selbst wenn es das letzte war, was sie tun würde. Zu den schmerzen im Bei kamen noch andere Beschwerden, die im alter immer mehr ausgeprägt wurden. Die Fohlen kamen gerne zu ihr, um sich Geschichten anzuhören, da die alte Stute eigentlich nicht in dieser Herde geboren wurde. Sie musste immer wieder erzählen, wie sie Kalteseis, der Leithengst der Sturm Herde im Fohlenalter gefunden hatte und sie die Einladung, sich dieser Herde anzuschließen, gerne eingewilligt hatte. Sie schnaubten immer fröhlich wenn die Fohlen riefen: „Mondnacht, kannst du uns bitte die Geschichte erzählen, wie du hier her gekommen bist.“ Die alte Stute antwortete immer: „Natürlich meine kleinen, last mich nach danken, alles begann so...“ Lavasturm, die Leitstute, schickte die Fohlen oft von ihr weg, da sie oft Beschwerden von den Müttern zu hören bekam, dass sich der Nachwuchs von der “gefährlichen“ Stute fernhalten sollten. Das Fohlen, das immer am meisten protestierte war Funkelnderstern, der hellrote Junghengst lauschte gerne den Geschichten von Mondnacht. Am liebsten hörte er die Geschichten über tapferen Junghengste und ihren Vater, wie er tollkühn gegen die Berglöwen gekämpft hatte, um seine Tochter zu beschützen. Da hatte das Fohlen die Ohren immer besonders aufmerksam gespitzt, danach stolzierte er tagelang durch die Herde und prophezeite, einmal ein starker und mächtiger Leithengst zu werden, der gegen alles und jeden kämpfte und alle vernichtend schlagen würde, die sich ihm und seiner Herde in den Weg stellten. Noch ließ ihn Kalteseis dieses verhalten durchgehen, doch wenn er als Jährling das gleiche arrogante und hochnäsige Verhalten zeigte, dass er dann auch im Erwachsenenalter beibehalten könnte, würde das Leittier ihn in die Schranken weisen müssen. Entweder suchte sich der Junghengst freiwillig eine neue Herde, oder es wurde mit einem heftigen Kampf entschieden, wer von beiden ging, oder wer die Herde führen durfte.
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