Hilfslos in der Wildnis

Prolog:

Es stürmte, am dunklem Himmel türmten sich schwarze Wolken, vollgeladen mit Sturm und Gewitter. Dröhnend und wütend lies das Unwetter seine gefährliche Finger durch die Wolken blitzen und brüllte seine Warnung. „Schreie nicht meine Kleine, ich werde immer auf dich aufpassen“, war das eine Lüge oder die Wahrheit? "Ich will das nicht, dass können wir ihr nicht antun!, sie ist doch noch so klein..." Was soll ich denn tun?!", war die niedergeschlagene Antwort.  Müde ließ der Mann den Kopf auf die Brust sinken und schaute seine Frau risigniert an. Schließlich seufzte er und seine mit Tränen gefüllten Augen strahlten tiefes Verständnis aus. Schluchzend gaben die Beine der Frau nach, doch rechtzeitig wurde sie von ihm aufgefangen. Zärtlich küsste er ihre bleiche Stirn und legte schützend seine Hand auf deren kurz vor der Schwangerschaft stehenden Bauch. "Beruhig dich. Wir haben keine andere Wahl, dass weist du." Ihre Augen funkelten ihn wütend an, doch auch sie waren tränenverschleiert. Undeutlich murmelte sie etwas, doch so leise, dass er es nicht verstehen konnte. Lange hing die Frau schlaff in seinen Armen, doch ein plötzlicher Ruck ließ ihn runter gucken. Ihr blau-grauer Blick hielt den seinen fest, tiefe und unerschütterliche Entschlossenheit sprühte förmlich aus ihnen. Seine Antwort bestand darin, mutlos zu nicken. Schnell packte er notwendige Habseligkeiten zusammen, nahm das schlafende Baby hoch und gab es ihr. Verschlafen reckelte es sich und ein verzweifelte Lächeln schlich sich in ihr müdes Gesicht, während seines starr geworden war.                                                                                Fluchtartig  verließen sie da Haus, ließen es aber offen stehen, da fürs zu schließen keine Zeit mehr war. Wie gehetzte Tiere schauten sich die beiden um. Wilde Panik stieg in ihnen auf und ihre hektischen Atemzüge wurden von schweren Stiefelschritten erstickt. Mühevoll konnte sie einen verzweifelten Angstschrei unterdrücken, doch rechtzeitig hielt er ihren Mund zu. Schneller und immer schneller rannten sie durch den Wald, stolperten, rappelten sich wieder auf, rannten weiter, fielen wieder hin, halfen sich gegenseitig aufzustehen und hörten nichts anderer ihren trampelden Schritten. "Ist er weg?". " Nein, riechst du das nicht?". Doch, jetzt roch sie es. Ein beißender Rauchgeruch stieg beiden in die Nase und brannten in ihren Lungen, während das kleine Kind herzzerreißend anfing zu husten. Fast wäre es ihr aus den Armen gefallen, da ihr langes, jetzt zerschlissenes, Kleid an einem aus dem Boden ragenden Ast hängen blieb. Schützend legte er ihr seinen Arm um ihre Schulter, während sie ihre sinnlose Flucht fortsetzen. Währenddessen vergaßen sie völlig die Tiere des Waldes, die je nach Rasse erschreckt und überrascht davon stoben oder neugierig den beiden komischen Gestalten hinterher blickten. Diese hatten fast keinen Atem mehr, strauchelten immer öfter und spürten immer deutlicher die Entkräftung ihrer Muskeln. Stockend wurden ihre Lungen mit Luft versorgt, ihre Augen begannen zu tränen, was ihre Sicht gefährlich verschleierte. Dazu kam noch, dass die Luft langsam kälter wurde und der Himmel sich verdunkelte.    Müde erreichten sie eine kleine Lichtung, die schützend von Bäumen und Sträuchern umgeben war. Heilfroh über dieses gefundene Versteck stürzten sie sich hinein, ließen sich erschöpft auf den Waldboden sinken und schauten sich ängstlich um. Schreiend erwachte das Baby. Natürlich spürte es die Unruhe der Eltern, die seine kleine Seele erzittern ließ. Tränen liefen der Frau die Wangen hinunter, als sie versuchte das kleine, hilflose Wesen zu beruhigen, während ihr eigenes Herz voll Kummer schmerzte. Schwach lächelnd starrte sie der Mann an, versuchte krampfhaft seine eigenen Gefühle vor ihr zu verbergen und machte sich große Sorgen um das ungeborene Kind. Doch die unbarmherzige Müdigkeit ließ ihre Augen zufallen. Erschöpft fielen sie auf den Boden und schliefen auf der Stelle ein. Wachsam wurden sie von den Tieren der Nacht beobachtet. Leise schlichen sie hin zu der kleinen Familie, hielten aber schützend Abstand. Witternd nahmen sie den Duft in ihre feinem Nasen auf und speicherte sie. Besonders an dem kleinen Geschöpf hegten sie großes Interesse, doch warum, war ihnen nicht bekannt und trotzdem beobachteten sie die Bewegungen der kleinen Gliedmaßen. Ab und zu zuckten sie kurz zurück, wenn es die typischen Babylaute von sich gab, doch ganz verschwanden sie nicht. Erwachend von den leichten Fußtritten der Tiere gähnte es herzhaft und blinzelte zufrieden in den Sternenhimmel. Quietschend schaute es sich auf der Leichtung um, bemerkte aber nichts von den verborgenen Gestalten. Munter geworden fing das Kleinkind an, sich aus den schlaffen Armen der Mutter zu befreien, um krabbelnd die Waldlichtung zu erkunden. Übermütige Wolfskinder verließen schüchternd die Deckung und sogen den Geruch des Babys auf. Als es die Tierjungen erblickte, taumelte es auf sie zu, mit einem erfreuten Grinsen im kleinen Gesicht. Schützend sprang die Wolfsmutter vor ihre Welpen und startete das Kind drohend an, das hielt nur kurz inne und krabbelte dann mit neuem Elan auf das Wildtier zu. Schnuppend senkte dieses die Schnauze, zog sie aber knurrend zurück als sich die kleinen Finger in dessen Nasenlöcher bohrten. Erschrocken über diesen kehligen Laut fing das kleine Geschöpf an zu schluchzen, was wiederum die Tiere erschreckte. Doch die Jungtiere waren zu neugierig, um sich wie die Mutter wieder ins Gebüsch zu verziehen. Erst vorsichtig, dann immer wilder verwickelten sie das Menschenkind in ihr turbulentes Spiel, dass in einer wilden rauferrei eskalierte.

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