❦︎Geheimnis unter Wasser❦︎

„Warum bist du so komisch? Warte doch!”, rief ich während ich ihr hinterher lief.
Sie tänzelte die Straße auf dem Weg zu ihr nach Hause entlang und hörte mich erst nicht.
Doch plötzlich drehte sie sich schnell um, sodass ich fast gegen sie gelaufen wäre.
„Was denn? Ich bin nicht komisch, nur nicht genauso wie du.”, sagte sie mit einer verträumten Stimme und schaute dabei tief in meine Augen. Ihre meerblauen Augen durchdrangen mich auf eine sanfte und liebevolle Art und Weise.
„Ich kenne dich schon so lange, aber kennengelernt habe ich dich nicht. Zeig mir deine Welt, zeig mur deine Geheimnisse.”, fügte ich noch hinzu.
Sie war so komisch, unerreichbar. Ganz in Ihrer eigenen Welt.
Sie nahm vorsichtig meine Hand und zog mich, mehr oder weniger vorsichtig, hinter sich her.
Nach einem schnellen und langen Weg kamen wir an einer Klippe an.
„Was machen wir hier, Evie?”, fragte ich außer Atem und beobachtete verwirrt, dass sie sich ihr Kleid auszog und letztendlich im flatternden Badeanzug vor mir stand.
„Zieh deinen Pullover aus.”, sagte sie und ich tat es gleich.
Dann stellte ich mich neben sie und sah die hohe Klippe hinunter.
Bei der Höhe würde mir ganz mulmig zumute und was dann passierte konnte keiner erahnen...

Sie nahm meine Hand und sprang kurzerhand die Klippe hinunter.
Dann sank sie auf den Meeresgrund. Ich zerrte verzweifelt an ihr und wollte sie zur Oberfläche ziehen, doch ohne Erfolg.
Als sie ihre Augen dann wieder öffnete und mich ansah, sagte sie:„ Hab keine Angst. Ich kann atmen und du gleich auch.”
Ihre helle Stimme schallte Unterwasser.
Sie ist wohl verrückt geworden, Unterwasser atmen?
Hätte ich es nicht selber gesehen, hätte ich es nicht geglaubt.
Sie atmete tatsächlich.
„Stell dich ruhig hin, das ist so viel leichter.”, sagte sie und zog mich auf den Meeresboden.
Feiner Sand kitzelte mich zwischen meinen Zehen und als ich meinen Mund öffnete strömte tatsächlich kein Wasser hinein.
Auch ich konnte Unterwasser atmen, war das nicht unglaublich?
„Folg mir.”, sagte sie und ich nickte.
Mich auf dem Boden zu halten, war leichter als gedacht.

Mit langsamen Schritten, denn das Wasser ermöglichte mir keine schnellen, folgte ich ihr über Korallenfelder und durch Fischschwärme.
Erstaunt beobachtete ich die atemberaubende Vielfalt um uns herum, Korallen und Fische in allen Farben des Regenbogens und kleine und große Krebse.
Ihre sandfarbenen Haare bewegten sich mit der Bewegung des Wassers, es schien als würde sie fliegen.
„So, wir sind da.”, sagte sie feierlich und schloss kurz die Augen, wobei sie ein tiefes Brummen ausstieß.
Viele kleine Schmetterlinge schwammen auf einmal um und herum.
Sie leuchteten in allen Farben des Wassers: blau, lila, rosa, sand und vielen mehr.
Ein Tier schwamm vorsichtig auf mich zu und landete und meiner ausgestreckten Hand.  Dort kuschelte es sich sanft ein und es fühlte sich wie ein Wartebäuschchen an.
„Ich bin eine der letzten Hütern der Unterwasserschmetterlingen.”, sagte sie und streichelte einen Schmetterling.
Nach kurzem innehalten begriff ich es und einige Fragen kamen in mir auf:„Kannst du mit ihnen sprechen? Was ist deine Aufgabe? Warum stehen die Unterwasserschmetterlinge in keinem Lexikon?”
„Ja, ich kann mit ihnen sprechen. Meine Aufgabe ist es die Schmetterlinge vor den Menschen zu beschützen und sie zu tarnen. Das heißt wohl, dass unser Job gut erfüllt wurde.
Es gibt noch viele andere Hüter.”, erklärte sie geduldig.
Ich war in ein so schönes und magisches Geheimnis eingeweiht. Ihr Geheimnis.

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