Der Ölprinz
Produzent: "Um was ging es im letzten Film noch einmal?
Assistent: "Um einen Siedlertreck, mit Old Surehand statt Old Shatterhand"
Produzent: "Ok, lass uns das ein zweites Mal machen"
Assistent: "Klingt wie eine grandiose Idee"
Der Ölprinz von 1965 ist der nächste Winnetou Film und ein gemischter Haufen. Einige Dinge sind gut, andere eher weniger.
Dieser Film ist interessanterweise nach dem Bösewicht benannt, dem Ölprinzen. Im Film geht es um einen Siedlertreck, der sich in einem Gebiet niederlassen will, bei dem der Ölprinz gerade eines seiner betrügerlichen Geschäfte durchzieht und deshalb versucht, den Treck loszuwerden.
https://youtu.be/sfZ1a7ACRbQ
Protagonisten:
Grosse Überraschung, in diesem Film kommt Winnetou vor, gespielt von Pierre Brice, da niemand anderes diese Rolle gut übernehmen könnte. (Bis auf eine einzige Ausnahme, auf die ich ein anderes mal zu sprechen kommen werde.) Brice quetschte sich bei den Dreharbeiten den rechten Zeigefinger und verdeckte den Verband für die folgenden Dreharbeiten mit einem Tomahawk.
Da Lex Barker im Moment mit den Verfilmungen der Karl May Orient-Filme beschäftigt war, war er nicht für diesen Film verfügbar und wurde ein zweites Mal durch Stewart Granger als Old Surehand ersetzt. Seine Rolle hat sich nicht viel verändert. Er hat so wenig vertrauen in Old Wabble, dass ich es beinahe als Mobbing bezeichnen würde. Wenn Wabble tatkräftig etwas tun will, sagt Surehand praktisch immer, das kriegst du sowieso nicht hin. Und ja, Wabble ist ein praktisch nutzloser Comic Relief, aber deshalb muss er ihn auch nicht gleich so behandeln.
Old Wabble, Surehands Begleiter und Comic Relief ist ebenfalls wieder am Start und vermutlich in seiner besten Darstellung. In Unter Geiern ist er ebenfalls sehr gut, aber in diesem Film werden einige Dinge zu seinem Charakter hinzugefügt, die ich wirklich mag. Als die Banditen den Siedlertreck überfallen wollen und Wabble, von den Banditen umzingelt, sich vor ihnen verstecken muss, will er einen Schuss abfeuern, um die Siedler zu warnen, auch wenn er so von den Banditen entdeckt werden würde. In einer anderen Szene versucht der Ölprinz, Wabble zu bestechen, damit er ihn freilässt und bietet 10'000 Dollar an, was Wabble überhaupt nicht interessiert, was zeigt, wie sein Moralkompass funktioniert.
Wichtigste Person des Siedlertrecks ist wohl Campbell, gespielt von Walter Barnes, der mit Surehand befreundet ist.
Mario Girotti ist wieder am Start, wobei er in diesem Film den Falschspieler Richard Forsythe spielt. Dieser fliegt als Falschspieler auf, als er mit den Banditen pokert. Der Ölprinz lässt ihn nur am Leben, wenn er den Siedlertreck begleitet und so Informationen erfahren kann, die er weitergeben soll. Allerdings lernt er dort Lizzy, gespielt von Macha Méril kennen, in die er sich verliebt und gibt den Banditen falsche Informationen.
Der deutsche Komiker Heinz Erhardt hat im Film eine Rolle und spielt Kantor Hampel in einer Comic Relief Rolle, die gut funktioniert. Er bringt den Kindern des Trecks bei, zu singen und spielt Klavier. Während dem Film schreibt er ein Stück, dass er beendet, kurz bevor der Treck vermutlich komplett ausgelöscht wird und spielt es, bevor der Angriff passiert. Dazu sagte er ein sehr eindrückliches Zitat.
"Mutter sagte immer, wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen."
Es gibt noch weitere Siedler, aber ich werde auf diese jetzt nicht eingehen.
Mokaschi ist der Häuptling der Utahs, dem das Gebiet gehört, auf dem die Siedler leben werden. Er will sie zuerst willkommen heissen, bevor er vom Ölprinzen manipuliert wird und die Siedler töten will. Was etwas speziell ist, ist dass es in Winnetou II darum geht, dass Indianer und Weisse Frieden schliessen wollen, aber in praktisch jedem folgenden Winnetou Film Indianer eine antagonistische Rolle spielen.
Antagonisten:
Der Bösewicht in diesem Film ist der Ölprinz, gespielt von Harald Leipnitz, ein interessanter Schurke der Reihe, da er sich ziemlich vom Rest abhebt. Um ehrlich zu sein, ich habe das Gefühl, dass die Antagonisten dieses Filmes ein wenig von James Bond inspiriert wurden, besonders der Handlanger, aber dazu komme ich noch.
Der Ölprinz ist ein Geschäftsmann. Er fackelt die Ölfelder seiner Konkurrenz ab, um sie zu ruinieren und verkauft falsche Ölquellen für eine Menge Geld. Weil die Siedler sein nächstes Geschäft stören würden, will er sie zuerst mit einem falschen Scout zum falschen Ziel führen und lässt sie dann von einigen angeheuerten Banditen angreifen. Als das fehlschlägt, geht er zu den Utahs und bringt sie dann dazu, die Siedler anzugreifen.
Da er die Verbrecherbande nicht selbst befehligt, sondern lediglich bezahlt und ansonsten keine Verbrecherbande unter sich hat, hebt er sich ziemlich von den anderen Bösewichten der Reihe ab. Ausserdem versucht er, andere die Drecksarbeit erledigen zu lassen und will sich mit Geld aus einer kniffligen Lage herauskaufen. Allerdings hat er kein Problem damit, auch selbst Leute umzubringen.
Knife, gespielt von Slobodan Dimitrijević, ist der Leibwächter von Ölprinz, dessen markante Waffe das Messer ist. Er ist gut im Messerwerfen und ist der einzige Antagonist, der ständig für den Ölprinzen arbeitet. Knife ist stumm, redet also nicht, weshalb ich ein bisschen vermute, dass er von Oddjob aus James Bond Goldfinger inspiriert wurde, da dieser auch nicht redet und ebenfalls eine markante Mordwaffe hat.
Er ist dem Ölprinzen loyal ergeben, beschützt ihn und erledigt dessen Aufträge bedingungslos. Sicherlich einer der aussergewöhnlichsten und besten Handlanger der Filmreihe, der einem sicherlich im Gedächtnis bleibt.
Butler ist der Anführer der Banditen, die der Ölprinz angeheuert hat. Er existiert und ist in einigen Szenen anwesend. Mehr kann ich zu ihm nicht wirklich sagen.
Kampfszenen:
Was das angeht, ist dieser Film vermutlich der enttäuschendste der Filmreihe, auch wenn es noch einen weiteren Film geben wird, dessen Kampfsszenen absolut schrecklich sind.
Es gibt eine grössere Schiesserei ungefähr in der Mitte des Filmes, bei der die Banditen sich Nachts an den Siedlertreck anschleichen, um ihn anzugreifen. Die Schiesserei ist nicht sehr spektakulär, es passiert kaum etwas und dauert nicht lange. Die Verbrecherbande, die sowieso eine der kleineren der Filmreihe ist, zieht sich zurück und die Überlebenden werden später vom Ölprinzen in einer Höhle eingeschlossen.
Die Utahs wollen den Siedlertreck am Schluss angreifen, aber das wird von Old Surehand gestoppt.
Ansonsten gibt es hier und da einige kleinere Szenen, aber nichts, dass heraussticht, bis auf eine Ausnahme. Old Surehand und Knife haben gegen Ende des Filmes einen Kampf, der noch interessant ist, aber nicht sehr lange dauert und Surehand hat mehr oder weniger die ganze Zeit die Überhand, was nicht wirklich für Spannung sorgt.
Musik:
Martin Böttcher hat für diesen Film wieder den Soundtrack gemacht und um ehrlich zu sein, in diesem Film fällt mir die Musik wohl am wenigsten auf. Die Musik, die der Ölprinz (der Charakter) erhalten hat, gefällt mir gut, ansonsten ist es nicht allzu spannend.
https://youtu.be/ZFYAXNnjosc
https://youtu.be/U-hn2WJJAPs
Weiteres:
Die Flossszene ist definitiv die beste Szene des Filmes. Als klar wird, dass die Utahs die Siedler angreifen werden, wollen sie die Frauen und Kinder auf die andere Seite des Flusses bringen. Allerdings geht etwas schief und die Seile lösen sich, bevor sie bereit sind. Winnetou, Richard, Lizzy, eine weitere Siedlerin und ein Kind treiben auf dem Floss den Fluss herunter, der eine sehr starke Strömung hat, direkt auf einige Wasserfälle zu. Old Surehand, der den Ölprinzen finden muss, um den Angriff der Utahs zu verhindern und unter ziemlich Zeitdruck steht, muss deshalb zusätzlich noch alle Siedler vom Floss retten.
Die Szene ist toll und eindrücklich und definitiv ein Höhepunkt des Filmes.
Old Shatterhand und Sam Hawkens hätten gegen Ende des Filmes in einem kurzen Cameo auftauchen sollen, aber zum einen reichte das Budget der Szene nicht für zwei Weltstars und zum anderen passten die Drehtage nicht. Deshalb trafen sich Surehand und Shatterhand nie in den Filmen.
Der Film beginnt damit, dass der Ölprinz und Knife die Ölfelder eines Konkurrenten abfackeln, wobei die meisten Aufnahmen offensichtlich von Winnetou II übernommen worden sind.
Die Atmosphäre während der Nacht vor dem Angriff der Utahs gefällt mir sehr. Es herrscht Untergangsstimmung und Anspannung, ob Old Surehand es schaffen wird, den Ölprinz rechtzeitig zu finden, um das Massaker zu verhindern. Die Dialoge zwischen den Charakteren während dieser Szenen finde ich sehr interessant.
Spoiler:
Das hier war der erste Film mit Old Surehand, den ich sah. Er hatte am Anfang zwei Begleiter, Old Wabble und Bill Forner. Da ich nicht wusste, was Surehand normalerweise für eine Begleitung hatte, nahm ich an, dass diese beiden seine Begleiter für den ganzen Film wären. Bill trennte sich dann von den anderen, da er der Scout der Siedler war und den Treck führen sollte, während Surehand, Wabble und Winnetou zu den Indianern ritten, um über das Gebiet zu verhandeln. Sein Tod, als die Banditen ihn abfingen und durch einen falschen Scout austauschten war eine ziemlich grosse Überraschung für mich, da ich überzeugt war, dass er überleben würde.
Schurkentod:
Der Ölprinz hat den wohl brutalsten Tod der gesamten Filmreihe. Habe ich nicht bereits das gleiche zu Brinkley in Schatz im Silbersee gesagt? Ja, das habe ich. Wieso sage ich es dann noch einmal? Nun, der Tod des Ölprinzen ist zwar brutaler, aber er stirbt im Film nicht. Man weiss, dass er sterben wird und wie er sterben wird, aber es wird erst später off-screen passieren.
Als Mokaschi die Siedler töten wollte, hatte er gesagt, 50 Leben für ein Leben. Da sich herausstellt, dass der Ölprinz ihn hereingelegt hat, wird dieser nun stattdessen 50 Mal sterben und das wird ziemlich offensichtlich am Marterpfahl passieren. Da eine Folterszene am Marterpfahl für diese Filme zu brutal wäre, sehen wir es nie, aber es wird offensichtlich passieren und das wird sehr schlecht für den Ölprinzen enden.
Neben dem Bösewicht in 'Old Shatterhand' ist der Ölprinz der einzige Antagonist, der den Film überlebt, aber hier ist klar, dass er danach definitiv ins Gras beissen wird, während es beim Bösewicht in 'Old Shatterhand' unklar bleibt.
Auf die eine Art und Weise ist es etwas enttäuschend, nicht zu sehen, wie er stirbt, aber zu wissen, dass er zu Tode gefoltert werden wird, genügt in diesem Fall auch. Was Schurkentode der Winnetou-Filme angeht wäre es jedenfalls nicht der schlechteste, nur weil wir es nicht sehen. Es gibt Kandidaten für schlechtere Schurkentode.
Fazit:
Für mich ist der Film eher in der unteren Hälfte, bei einem Ranking. Es geht hier zwar ebenfalls um einen Siedlertreck, aber der Film fühlt sich deshalb nicht wie Unter Geiern an, die Filme sind unterschiedlich genug. Allerdings schwächelt der Film hier und da mit bestimmten Dingen, die ihm etwas schaden.
Dafür sind die Charaktere gut und da der Siedlertreck gross ist, lernen wir dabei auch mehrere Charaktere kennen. Der Ölprinz und Knife sind Klasse und Old Wabble und Mario Girotti sind immer gut. Beim Charakter von Heinz Erhardt bin ich etwas zwiegespalten, ob es nicht vielleicht ein bisschen übertrieben mit dem Humor war, aber da habe ich nicht eine klare Meinung.
22.02.21
So, der nächste Winnetou Film ist einer der besten und ausserdem der Film, bei dem ich am emotionalsten werde. Vermutlich werde ich dazwischen noch einige andere Reviews dazwischenwerfen, aber das werden wir sehen.
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