Dass Inhos Frau zwischendurch die Suite betritt, stört die beiden nicht, solange sie nicht auf den Balkon kommt. Da es drinnen ruhig ist, vergessen sie sie schnell wieder und quatschen weiter.

Irgendwann drückt der Alkohol auf die Blase und Hyunuk verzieht sich kurz ins Bad. Inho leert den Rest seines Glases. Schmeckt schal, da die Bläschen fast alle raus sind. Durch die anregende Unterhaltung hat er ganz vergessen auszutrinken.

Es klopft an der Glasscheibe der offenstehenden Balkontür. Statt dass wie erwartet Hyunuk zurückkehrt, steht dort Dahee mit steinerner Miene.

Ausdrucklos sehen die beiden sich einen Augenblick an. "Deine Anwältin hat mir geschrieben", sagt sie dann leise.

"Okay?", erwidert er. Sie weiß also Bescheid, dass ihre Ehe beendet wird, sobald sie aus dem Urlaub zurückkehren, und warum.

Ohne weitere Worte dreht Dahee sich um und geht.

Sprachlos weiten sich Inhos Augen. "Das war's jetzt?", ruft er ihr dann hinterher.

"Was soll ich dazu noch sagen?", entgegnet sie bitter und verschwindet in ihrem Zimmer. Die Tür lässt sie hinter sich ins Schloss fallen.

Inho fühlt sich wie vor den Kopf gestoßen und weiß nicht, was er davon halten soll. Ein ganz unpassender Moment, dass Hyunuk ausgerechnet jetzt auftaucht.

"Alles okay?", erkundigt er sich bei Inhos Anblick voller Sorge.

Er schüttelt den Kopf und blinzelt, wodurch eine Träne seinem brennenden Auge entkommt. "Sie hat mich eiskalt verarscht", erkennt er erschüttert.

Hyunuk nimmt seine Hand und lässt ihm Zeit, seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Inho klammert immer fester, da seine Hand nicht aufhört zu zittern.

Er kann es einfach nicht fassen. "Sie hätte mir wenigstens vorheulen können, dass das alles gar nicht stimmt und sie mich doch liebt... aber nein. Ich bin ihr völlig egal. All die Zeit", schluchzt er. Und er hatte anfangs noch überlegt, ihre Ehe retten zu wollen und Hyunuk ihr zuliebe fallenzulassen. Er hätte den größten Fehler seines Lebens gemacht!

Sanft streicht Hyunuk ihm über die nassen Wangen. Er ist sich unsicher, was er in dieser Situation sagen soll. "Ich weiß nicht, ob dir das grad weiterhilft... wahrscheinlich nicht... aber... mir bist du nicht egal."

Leise weinend lehnt er sich an Hyunuks Schulter. "Lieb von dir", flüstert er. Sein Körper bebt, Hyunuk nimmt ihn fest in den Arm und vergräbt die Nase in seinen Haaren. Obwohl es Inho so schlecht geht, strahlt dieser Moment Geborgenheit aus.

"Tut mir leid, dass ich so den Abend verderbe. Ich brauche noch Zeit, um das zu verarbeiten."

"Kein Problem. Ich versteh das. Du musst dir deswegen nicht auch noch Sorgen machen", beruhigt Hyunuk ihn.

"Ich dachte, es würde sich befreiend anfühlen, aber in Wahrheit ist es nur niederschmetternd... du kannst auch schon reingehen, wenn es dich nervt..."

"Hä? Nee? Ich lass dich doch nicht im Stich, wenn du mich brauchst!"

"Danke", schnieft Inho ungläubig.

"Wenn du einen Moment für dich benötigst, lasse ich dich in Ruhe, aber du musst das nicht sagen, nur weil du denkst, ich will dein Leid nicht ertragen oder nicht für dich da sein. Das ist grad echt hart für dich, also mach dir jetzt keine Gedanken um mich und nimm dir die Zeit, die du brauchst."

"Mein Gott", flüstert Inho an Hyunuks Hals. Seine Hände zittern immer noch.

Hyunuk blickt verwirrt drein. Inho hebt den Kopf und drückt ihm einen Kuss auf den Mund, in den er all seine Gefühle für ihn steckt. All seine Verwunderung und Dankbarkeit wegen der lieben Worte, und vor allem all seine Liebe. Was ihn am meisten erstaunt, ist, dass Hyunuk mit ebenso viel Liebe erwidert. So einen wundervollen Menschen hat Inho wohl kaum verdient!

Seine sanften Hände streichen über Inhos Seiten. Bei ihm fühlt er sich, als würde alles gut werden.

"Lass uns reingehen", haucht er leise, als er den Kuss schließlich löst.

"Ich werd eventuell noch eine Weile heulen deswegen", warnt er Hyunuk beim gemeinsamen Zähneputzen.

"Ist okay", nuschelt Hyunuk und stupst ihm in die Seite.

"Ist echt seltsam, das vor jemand anderem zu machen."

"Heulen?"

"Mhm."

"Kann ich auch nur vor Jek. Bei anderen ist mir das auch unangenehm. Aber wenn du das mal sehen willst, schneid ich vor dir Zwiebeln oder so."

Leise lacht Inho. "Schon gut, ich möchte dich nicht absichtlich dazu bringen."

"Schön."

Im Bett schmiegt Inho sich an Hyunuks nackte Brust und lässt sich von ihm den Rücken kraulen, bis sie beide einschlafen.