🌅 18
Die Sonne brennt ihm im Nacken und erinnert ihn daran, dass er sich zuletzt heute morgen mit Sonnencreme eingeschmiert hat. Er holt es fix nach, wobei er die Tube leert. Für die wichtigsten Stellen reicht es noch.
Außerdem hat er immer noch keine Badehose an, also wird das wohl nichts mit seinem Plan in den Pool zu gehen.
Inho läuft trotzdem hin. Unterwegs löscht er den Fingerabdruck seiner Frau vom Handy und richtet sich eine neue Entsperr-PIN ein. Eine, die sie unter Garantie nicht erraten kann. Sein Geburtstag oder ihrer fällt also aus. Ebenso ihr Hochzeitstag oder irgendein anderes gemeinsames Datum. Naja, ob die ihr überhaupt wichtig sind?
"Vielleicht sollte ich den Geburtstag ihrer Mutter nehmen", denkt er und lacht höhnisch auf. Definitiv nicht. Auch nicht den Geburtstag oder Todestag seiner Mutter, das wär ebenfalls zu offensichtlich.
Gedankenversunken rempelt er jemanden an und entschuldigt sich knapp. Er will weiterlaufen und blickt erst auf, als derjenige ihn an der Schulter festhält. "Jek!"
"Hi Inho. Alles klar bei dir?" Prüfend mustert er Inhos Gesicht, das von einem schelmischen Lächeln geziert wird.
"Wann hat Hyunuk Geburtstag?"
"Äh? Am 26.09., wieso?"
"Welches Jahr?"
"94."
"Ok." Geschäftig tippt er auf seinem Handy herum und grinst Jek dann breit an. Er zieht ihn näher und flüstert ihm ins Ohr: "Mein Schicksal hat sich für Hyunuk entschieden. Weißt du, wo er ist?"
"Was?? Äh, am Pool, aber-"
"Okay, danke sehr." Eilig setzt er seinen Weg fort. Jek starrt ihm zunächst verwirrt hinterher und rennt dann los.
"Inho, warte!"
"Jek. Krieg ich bitte einen Moment allein mit ihm?"
Der quirlige kleine Kerl runzelt die Stirn beim Überlegen. "Du hast Glück, ich muss superdringend aufs Klo, aber ich bin gleich zurück! Du hast eine Minute, klar?"
"Klar!" Jek stürmt davon und Inho macht sich auf die Suche nach Hyunuk. Er hat es nicht schwer.
Hyunuk liegt in der Nähe des Ganges unter einer Palme und starrt auf das unruhige Wasser. Es interessiert ihn nicht, wer an ihm vorbeiläuft oder was um ihn herum geschieht. Sein Gesicht wirkt steinern und ernst, ohne jegliche Spur seines schönen Lächelns.
"Hi, ist hier noch frei?", fragt Inho, als er direkt neben ihm steht. Hyunuk dreht den Kopf langsam in seine Richtung und wirft ihm einen "Ist das dein sche¡ß Ernst?"-Blick zu, eh er aufsteht und wortlos geht. Inho läuft hinterher.
"Hyunuk, warte", bittet Inho. "Ich muss dringend mit dir reden. Bitte. Bleib doch mal stehen. Hyunuk!" Der Angesprochene macht keine Anstalten mit sich reden zu lassen. Im Gehen holt er Kopfhörer aus den Hosentaschen und steckt sie demonstrativ in seine Ohren.
Inho läuft schneller und streckt die Hand nach ihm aus, doch Hyunuk schlägt sie weg wie eine lästige Fliege. "Musst du mir das unbedingt antun?", fragt er und bevor Inho ihm antworten kann, verschwindet er in seinem Hotelzimmer und macht die Tür zu.
Bedröppelt steht Inho davor. Er hebt die Hand und traut sich jeden Moment zu klopfen, als Jek mit finsterem Blick neben ihm auftaucht. "Was hast du angestellt?"
"Gar nichts. Er will nicht mit mir reden. Kannst du bitte mit ihm reden?", fragt er in flehendem Ton.
"Willst du mir erstmal verraten, was in dich gefahren ist?"
Inho winkt ihn näher. "Ich trenn mich von meiner Frau."
Jek runzelt die Stirn. "Du kannst doch nicht..."
"Sie ist eine... sagen wir so: meine Ehe basiert auf einer Lüge und jetzt lasse ich sie annulieren. Aber meine Frau weiß das noch nicht, die soll keinen Verdacht schöpfen und denken, dass ich ihr immer noch auf den Leim gegangen bin. Sie erfährt es, wenn meine Anwältin alles geregelt hat."
Nun ist Jek sprachlos und schluckt.
"Bitte sag ihm, dass ich das, was wir hatten, nicht einfach wegwerfen möchte. Ich will nicht, dass es endet, bevor es angefangen hat. Bitte sag ihm, dass ich die Chance möchte, ihm zu beweisen, dass er mir wichtig ist. Bitte." Eindringlich sieht er Jek an.
"Ich kann es versuchen, aber-"
"Kannst du wenigstens dafür sorgen, dass er mit mir redet?"
"Na gut", seufzt Jek. "Ich sag dir Bescheid."
"Danke!"
Beinah hüpft Inho vor Freude auf und ab, doch je länger er vor dem Zimmer steht, desto schwerer werden sein Herz und seine Beine. Er setzt sich schräg gegenüber der Tür an die Wand, fummelt nervös an seinen Händen und wartet.
Und wartet.
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