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Der Anblick, wie seine Frau auf der Couch sitzt und mit seiner Kreditkarte irgendwas bucht, gefällt Inho nicht. "Wir wollen übermorgen eine Buggytour machen, das ist doch okay, oder?", fragt sie ihn freudig.

"Jaja", murmelt er. Sie macht sowieso, was sie will.

"Schön! Wusste ja nicht, ob du da was vorhast."

"Hä? Wie? Ich soll mit?" Schlagartig erwacht er aus seinem apathischen Zustand.

"Ja! Shoppen und sowas ist ja eher Frauensache, aber Buggytour ist doch cool, ich dachte, da magst du vielleicht mit!"

"Aha?"

Sie interpretiert es als Zustimmung und quatscht weiter am Telefon, um die Buchung abzuschließen. Dass sie etwas zu dritt unternehmen ist ja mal was ganz Neues. Irgendwie eine nette Abwechslung, auch wenn er momentan überhaupt keinen Bock darauf hat. Er verzieht sich ins Schlafzimmer und starrt vom Fenster aus aufs Meer.

Ihn packt erneut die Sehnsucht, sein bisheriges Leben hinzuschmeißen und irgendwohin auszuwandern. Er ist einfach nicht glücklich und kann sich nicht erklären, was ihm fehlt, auch wenn er, seit er Hyunuk kennt, eine leise Ahnung davon hat, was es sein könnte.

Und das ist nicht nur der Sex. An dem allein kann es nicht liegen, daran könnte man arbeiten, irgendwann würden seine Frau und er das schon hinkriegen, füreinander erfüllend zu sein. Aber je länger er an Hyunuk denkt, desto weniger ist er gewillt, es zu versuchen. Mit Hyunuk ist alles so einfach. Hyunuk geht auf ihn ein und weiß direkt, was er braucht.

Dahee ist die Frau, in die er sich damals verliebt hat und für die er sich bewusst entschieden hat, indem er sie heiratet. Er denkt immer noch fieberhaft nach, an welchem Punkt in ihrem Leben etwas derart schiefgelaufen ist, dass er nun in diese Lage geraten ist, doch er kommt zu keinem eindeutigen Ergebnis.

Es war ihre Entscheidung, ihre Mutter mitzunehmen und den Sinn und Zweck einer Hochzeitsreise zu ruinieren, und es war seine Entscheidung, sie mit Hyunuk zu betrügen, obwohl es für Untreue seiner Meinung nach nie einen so triftigen Grund gibt, dass man es rechtfertigen könnte. Sie war hinterhältig zu ihm und er hat sie hintergangen, doch noch könnten sie ihre Ehe retten, wenn er Hyunuk einfach vergisst.

Das schafft er aber nicht, auch wenn er versucht sich das einzureden.

"Nur ein Sommerflirt, sonst nichts", murmelt er bitter und geht duschen. Das heiße Wasser tut ihm gut. Nur deswegen macht er das, denn zur Körperreinigung bringt es nicht viel, wenn er danach sein altes Shirt anzieht. Das, das nach Meer riecht. Und nach Hyunuk.

Es ist Kaffeezeit im Restaurant, doch er hat Mittags gut gegessen und in seiner derzeitigen Stimmung keinen Appetit. Daher bleibt er im Zimmer und starrt aus dem Fenster. Irgendwie ist jetzt alles noch viel schlimmer als vor zwei Tagen, als er dank Frau und Schwiegermutter genau dasselbe gemacht hat. Den ganzen Tag lang. Er hätte nie gedacht, dass er sich einmal nach der gehirnzellentötenden Langeweile zurücksehnen würde.

Mit einem genervten Stöhnen rafft er sich auf und verlässt das Schlafzimmer. Die Suite ist leer. Wer weiß, wo die beiden Frauen sich wieder herumtreiben. Sie hätten seinen Vater auch noch mitnehmen und Familienurlaub draus machen können. Dann hätte Inho auch Spaß gehabt. Ach was, Paps Freundin und seine Cousins am besten auch noch alle!

Wenn wenigstens sein bester Freund erreichbar wäre... aber der ist auch im Urlaub und soll seine Zeit genießen. Seinem Vater könnte er schreiben, dem hat er letztens schon sein Leid geklagt, aber bei ihm ist es aktuell mitten in der Nacht.

Hier drinnen fällt Inho die Decke auf den Kopf, daher verlässt er die Suite und steigt aufs Dach, wo ihm der Wind um die Nase weht. Von hier aus sieht er das gesamte Gelände, auch die große Terrasse des Restaurants und die darüberliegende kleinere Terrasse der Cocktailbar. Und dort steht sie und schmeißt sich einem Typen mit hellem Haar und dickem Bauch an den nichtvorhandenen Hals.

Inho glaubt erst, er sieht nicht richtig, doch das ist eindeutig sie, in dem flatternden Kleidchen, in dem er sie heut gef¡ckt hat. Was zur Hölle soll das? Er ballt seine Fäuste so fest, dass die Fingerknöchel weiß hervortreten, und stürmt die Treppe hinunter.

Statt zu ihr zu eilen und sie zur Rede zu stellen, wirft er einen Blick ins kleine Schlafzimmer. Tatsache. Dort liegt ihr Ehering, den sie nicht trägt. Er schnappt ihn sich und läuft zur Bar. Ihr hohes Lachen hört er schon von Weitem.

"Oh hallo mein Schatz! Hier bist du also!", ruft er, als würde er sie eben erst entdecken. Sie erstarrt kurz vor Schreck, fängt sich jedoch binnen eines halben Wimpernschlags wieder und lächelt zuckersüß.

"Du hast deinen Ehering auf dem Nachttisch liegen lassen", meint er und steckt ihn ihr hilfsbereit an den richtigen Finger.

"Ach dankeschön, ich hatte mich schon gefragt, wo der ist, hahaha!" Ebenso zuckersüß lächelt Inho zurück, wohingegen der reich aussehende alte Sack äußerst angefressen scheint.

"Worüber habt ihr denn geplaudert?", erkundigt Inho sich freundlich.

Sie winkt ab. "Ach, nichts Wichtiges."

"Na dann. Ich will mal nicht weiter stören und geh zum Pool. Wir sehen uns später ja?" Winkend und lächelnd verzieht Inho sich und bekommt noch einen Fetzen ihres Gesprächs mit.

"Sie haben ja gar nicht erwähnt, dass sie verheiratet sind!"

"Oh, habe ich das etwa vergessen zu sagen? Achje, ahahaha."

Ihr dümmliches Lachen kann sie sich in den Arsch schieben. Einer Eingebung folgend zückt er sein Handy und sperrt alle seine Kreditkarten, die sie im Besitz hat und die, deren PIN sie kennt. Mal sehen, wie lange sie jetzt noch lacht.

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