🌅 14
Inho steht auf, zieht sich seine Hose an und spaziert ziellos durchs Hotel, so wie jeden Tag. So langsam kennt er das Gebäude und das angrenzende Gelände in- und auswendig. Die Ecke, wo ein ganz bestimmter Kerl mit seinem besten Freund wohnt, meidet er.
"Du hattest schon recht, dass er über mich herfällt, sobald ich mit ihm allein bin", hört er eine sehr bekannte, säuerliche Stimme im Gang vor seinem Zimmer. Sofort macht er kehrt und dreht verärgert eine zweite Runde. Sie war diejenige, die ihr Höschen ausgezogen hat. Mehr als das bisschen Fummeln und Küssen hätte er nicht von ihr verlangt.
Entnervt schmettert er ein winziges Kieselchen durch einen der seltener benutzten Gänge, die zur Poolanlage führen. Die von den Wänden hallenden Klackergeräusche übertönen beinah die sich nähernden Schritte.
"Willst du jemanden erschlagen?", erklingt eine andere sehr bekannte, aber freundlichere Stimme hinter ihm.
"Wenn ich die Gelegenheit bekäme, wär das gerade ein sehr günstiger Zeitpunkt für eine kriminelle Laufbahn", antwortet er Jek.
"Aber du verstehst schon, dass du eigentlich kein Recht hast, wegen Hyunuk sauer zu sein?"
"Es ist nicht seinetwegen. Naja, nur indirekt. Eigentlich bin ich auch weniger sauer, sondern eher... sehr, sehr traurig."
Jek seufzt. "Was denkst du denn, wie es ihm geht? Was denkst du dir überhaupt? Du bist verheiratet, Inho. Es ist nicht in Ordnung, so mit ihm zu spielen."
"Ich wollte nicht mit ihm spielen. Es war eher andersrum... also, nicht falsch verstehen, ich meinte, es war so, dass ich ihn sehr gebraucht habe und ich weiß, ich hätte es nicht annehmen oder darum bitten sollen, aber ich konnte einfach nicht anders. Er ist so lieb!"
"Das weiß ich und ich bin es leid, dass andere das ausnutzen. Ich geb zu, ich mach das auch manchmal, aber nur bei so harmlosen Dingen wie zum Beispiel wenn ich was von seinen Lieblingssnacks abhaben will. Aber ich würde niemals sein Herz oder unsere Freundschaft ausnutzen."
"Ich will ihn auch nicht ausnutzen!"
"Dann halt dich von ihm fern. Du kannst ihm nicht das geben, was er verdient hat."
"Aber..."
"Inho, er will nicht nur ein belangloser Sommerflirt sein, erst recht keine Affäre, ist das klar?" Eindringlich sieht Jek ihn an. Er hält den Blick kaum aus. Sein Herz ist so schwer und drückt ihn zu Boden.
"Das ist klar."
"Das mit mir und der süßen Kellnerin ist was anderes, da wir von vorneherein ausgemacht haben, dass wir nur während meines Urlaubs paarmal ausgehen und eventuell mal knutschen oder mehr, je nach Sympathie. Aber wir werden uns nie wieder sehen, ebensowenig wie Hyunuk und du... ihr habt euch da einfach reingestürzt, ohne über die Konsequenzen nachzudenken..."
"Ich weiß", flüstert Inho. Seine Augen brennen. "Was muss ich denn tun, damit ich ihn verdient habe?"
Wütend schnaubt Isaac. "Du würdest doch nicht ernsthaft für einen unüberlegten Seitensprung deine Ehe aufgeben? Denkst du auch mal an deine Frau? Hat die das verdient?"
Erste Tränen rinnen über seine Wangen.
"Es tut mir leid, Inho. Zu einem gewissen Teil ist es ja auch meine Schuld..."
"Wieso denn deine?", schluchzt er.
"Ich wollte Hyunuk nur ein wenig in Verlegenheit bringen, ich hätte nicht gedacht, dass ihr das wirklich macht mit der Massage."
"Achso. Dafür kannst du nichts, das war doch meine Entscheidung." Es ist alles ganz allein Inhos Schuld.
"Es tut mir trotzdem leid."
"Mir auch. Sagst du ihm das bitte? Halt warte. Willst du bestimmt nicht. Ist sicher besser so."
"Da hast du recht... kommst du klar?"
Inho versucht ein tapferes Nicken.
"Entschuldige, Inho. Ich wollte dich nicht so traurig machen oder zum weinen bringen, ich wollte nur..."
"Schon klar. Du bist ein echt guter bester Freund, wirklich. Hyunuk kann sich glücklich schätzen, dich zu haben. Ich brauch jetzt einen Moment allein, okay?"
"Okay... tut mir leid." Zögerlich entfernt Jek sich und wirft mehrere Blicke zurück. Inho steht immer noch weinend und wie ein Häufchen Elend im Gang. Jek rennt zurück und wirft sich halb auf ihn drauf. Fest drückt er ihn an sich. "Falls du hier niemanden hast, der für dich da ist, sag Bescheid, ja?"
Die Antwort ist ein Schluchzen. Jek tätschelt Inho den Rücken. "Das wird schon wieder", murmelt er zusammen mit anderen beruhigenden Worten, die alle nicht bei Inho ankommen. Irgendwann wischt er sich die Tränen ab, bedankt sich monoton und stakst zum Fahrstuhl. Sorgenvoll sieht Jek ihm nach.
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